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Geschichtliche Quellen: Bedeutung, Arten, Beispiele & Einteilung


Geschichtliche Quellen sind historisches Material, welches Aufschluss über die Vergangenheit ermöglicht. Oder anders gesagt: Quellen sind im Rahmen der Geschichtswissenschaft alle Bilder, Texte, Gegenstände oder Überlieferungen, welche eine Rekonstruktion der Vergangenheit zulassen.

Historische Quellen und ihre Bedeutung für die Wissenschaft

Die Geschichtswissenschaft erforscht und rekonstruiert die Vergangenheit der Menschheit. Die entsprechenden Ergebnisse dieser Forschungsarbeit werden, im Rahmen der Geschichtsschreibung, aufgeschrieben, dargestellt und veröffentlicht.

Um dies zu erreichen, bedarf es geschichtlicher Quellen, wie: Urkunden, Bilder, Texte oder archäologische Funde. Nur aus diesen Überresten kann dann eine Erkenntnis über die Vergangenheit der Menschheit gewonnen werden. Ohne diese geschichtlichen Quellen gibt es keinen Erkenntnis- bzw. Wissensgewinn. Demnach sind Geschichtswissenschaft und Geschichtsschreibung ohne das Studium von Quellen nicht möglich.

Die heutigen Erkenntnisse der Geschichte, jedes Ereignis, jede Geschichtszahl basiert auf Quellenarbeit von Historikern. Dazu werden die Quellen untersucht, mit anderen Quellen verglichen, deren Glaubhaftigkeit überprüft und neue Erkenntnisse werden abgeleitet oder bereits bestehendes Wissen wird gestützt.

Eigenschaften einer historischen Quelle

Ob ein gefundener Gegenstand als Quelle dienlich ist, hat etwas mit dem Forschungsschwerpunkt zu tun. Wird beispielsweise der Übergang von Jäger und Sammler zu Ackerbau und Viehzucht erforscht, dient ein Behälter zur Vorratsaufbewahrung aus dieser Zeit ideal als Quelle. Denn dieser beschreibt die Umstände der Zeitepoche, als Menschen vor 8000 Jahren begannen, Vorräte zu produzieren. Ein Behälter, in welchem Essensvorräte zu Zeiten des kalten Krieges (1947 – 1991) aufbewahrt worden, ist keine ideale Quelle für diese Zeitepoche.

Im Falle des 8000 Jahre alten Aufbewahrungsbehälters stützt diese Quelle die bereits bestehende Theorie, dass Menschen zu Ackerbau und Viehzucht übergegangen sind. Andere Sachquellen können eine bereits bestehende Theorie auch entkräften oder lassen weitere Sichtweisen zu.

Ob eine gegenständliche Quelle einen Erkenntnisgewinn liefert, hat mit dem geschichtlichen Ereignis bzw. Epoche zu tun, welche die Quelle belegen soll. Denn Geschichte orientiert sich größtenteils am Wandel. Jedes Ereignis der Menschheitsgeschichte, welches eine Bedeutung hatte, vollzog diesen Wandel. Dies äußerte sich daran, dass der Mensch seinen Glauben, sein Handeln, seine Sichtweisen oder Denken reformiert hat.

Im Falle des Aufbewahrungsbehälters ist dieser Wandel für den Übergang von Ackerbau und Viehzucht durch die Quelle belegbar.

Einteilung geschichtlicher Quellen in Überreste und Traditionen

Anhand ihrer Beschaffenheit und ihrer äußeren Form teilt man Quellen in vier Arten ein.

  1. Gegenständliche Quelle
  2. Bildquelle
  3. Textquellen
  4. abstrakte Quellen

Diese vier Quellenarten lassen sich weiterhin nach ihrer Absicht unterteilen. Denn historische Quellen können unbeabsichtigt hinterlassen worden sein. Dann spricht man von Überresten. Dies können zum Beispiel alte Bauwerke, Münzen, Urkunden oder Bilder sein.

Traditionen sind, im geschichtlichen Kontext, beabsichtigte Hinterlassenschaften. Dies sind üblicherweise Biografien, Chroniken oder Annalen.

1. Sachquellen in der geschichtlichen Wissenschaft

Sachüberreste werden auch als Sachquelle, dingliche Relikte oder gegenständliche Quellen bezeichnet. Dies sind alle Überreste, welche einen Gegenstand darstellen. Zum Beispiel: ein Haus, eine Statue, Gräber, Münzen, Gerätschaften oder Geschirr.

Durch die Untersuchung dieser Gegenstände lassen sich Rückschlüsse auf die Zeit ziehen, als diese gebraucht wurden oder entstanden sind. Somit dienen diese Gegenstände als Quelle für den geschichtlichen Erkenntnisgewinn.

2. Abstrakte Quellen und deren Bedeutung

Abstrakte Überreste werden auch als Tatsachen in der Geschichtsforschung bezeichnet. Dies sind Sprachen, Institutionen, Sitten, Gesetze oder Bräuche. Diese Quellenform ist nicht greifbar, man kann sie nicht anfassen und dennoch ist diese existent.

Zum Beispiel kann die Untersuchung der Gebräche einer Region Aufschluss geben, wann und wieso diese Gebräuche entstanden sind. Mit Hilfe dieses Brauchs lässt sich dann die Vergangenheit rekonstruieren, weshalb man von einer historischen Quelle spricht.

3. Bildquellen als Beleg der Geschichte

Bildquellen sind Bilder, Gemälde und heutzutage auch Videoaufzeichnungen, welche eine Rekonstruktion der Vergangenheit zu lassen. Ein Gemälde eines berühmten Malers dient allerdings nur dann als geschichtliche Quelle, wenn dieses Bild gesellschaftliche Umstände darstellt.

Dabei kann der Begriff relativ weit gefasst werden. So sind nicht nur Bilder vom Krieg, Revolution und die Darstellung gesellschaftlichen Wandels gemeint. Auch ein Porträt gibt Aufschluss über Kleidung und Haltung des Abgebildeten und lässt dadurch Rückschlüsse auf die damalige Zeit zu.

Du siehst…
Der Forschungsschwerpunkt entscheidet, ob ein historisches Gemälde eine Quelle ist oder nicht. Bildquellen können unbeabsichtigt zurückgelassen werden. Dann spricht man von Überresten. Oder sie werden für die Geschichte angefertigt. Dann spricht man von Traditionen.

4. Schriftliche Quellen als geschichtlicher Beleg

Schriftliche Überreste sind unbeabsichtigt zurückgelassene Schriftstücke, wie Akten, Briefe, Gesetze oder Urkunden.

Wieso unbeabsichtigt?
Deren Verwendungszweck hatte eine gewisse Absicht, jedoch sollte dieser nicht der Geschichtsschreibung dienen. Anders verhält es sich mit Biografien oder Chroniken. Diese wurde für die Geschichtsschreibung angefertigt und stellen somit eine Tradition dar.

Wieso gibt es einen Unterschied zwischen Traditionen und Überresten?

Tradition sind absichtlich zurückgelassen worden. Somit können jede Bildquelle, jede gegenständliche Quelle und jede Schriftquelle auch eine Tradition sein. Allerdings sollte der Quellenanalyst entscheiden, ob es sich um einen Überrest oder eine Tradition handelt – bevor er die Quelle analysiert und Rückschlüsse auf die Vergangenheit zieht.

Denn Chroniken, Analen und Biografien als klassische Traditionsquelle wurden vom Verfasser oftmals zurückgelassen, um das geschichtliche Augenmerk in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. So konnten die Verfasser ihr eigenes Wirken besonders herausstellen, um so im Glanz der Geschichte zu erscheinen.

Diese Quellen sind mitunter nicht zuverlässig. Und deshalb soll der Forschende immer angeben, ob es sich bei der Quelle um eine Tradition oder ein Überrest handelt.

Am Beispiel….
Hitlers Biografie „Mein Kampf“ ist eine Quelle, um die Umstände im Dritten Reich darzustellen. Da Hitler dieses Werk bewusst geschrieben hat, um sich in den Vordergrund zu drängen und gesellschaftliche Umstände zu seinen Gunsten auszulegen, muss dieses Schriftstück als Tradition angesehen werden. Einen objektiven Einblick in die tatsächliche Geschichte gewehrt diese Quelle nicht. Stattdessen wird die Geschichte des Dritten Reiches verschoben dargestellt.

Würde die Wissenschaft die Abgrenzung zwischen Überrest und Tradition nicht vollziehen, würde „Mein Kampf“ wohlmögliche eine ganz andere Wichtung erhalten. Und ein objektiver Erkenntnisgewinn wäre, ohne diese Abgrenzung, gefährdet.

Einteilung geschichtlicher Quellen in Primär- und Sekundärquelle

Um den objektiven Erkenntnisgewinn möglichst hochzuhalten, unterteilt man geschichtliche Quellen weiterhin in Primärquellen und Sekundärquellen.

Eine Primärquelle stellt die Ursprungsquelle zu einem geschichtlichen Ereignis dar. Dies können Korrespondenzen, Berichte oder Gesprächsprotokolle sein. Der Aussagewert dieser Quellenform ist sehr hoch, da diese als unverfälscht eingestuft werden.

Sekundärquellen ergeben sich aus Primärquellen. Denn sobald über einen Bericht, eine Korrespondenz oder ein Protokoll geschrieben wird, handelt es sich um eine Sekundärquelle. Der Verfasser dieser zweiten Quelle könnte den Inhalt verfälschen, falsch interpretieren oder unter Einwirken seiner derzeitigen Lebens- und Gesellschaftsumstände (Gesellschaftsform, Moralische Norm) anders bewerten. Dadurch könnten wichtige Aspekte der Primärquelle wegfallen, anders gedeutet und gegebenenfalls subjektiv beurteilt werden.

Bei der Analyse einer Quelle soll allerdings ein hoher objektiver Erkenntnisgewinn das Ziel sein. Bei einer bereits verfälschten Sekundärquelle als Grundlage wäre dies kaum möglich. Deshalb ist es notwendig, dass in der wissenschaftlichen Forschung angegeben wird – ob sich die entstandene Theorie auf eine Primär- oder Sekundärquelle stützt.

Zusammenfassung:

  • Geschichtliche Quellen sind Belege für die Vergangenheit der Menschheit. Anhand von Quellenarbeit lässt sich die Menschheitsgeschichte rekonstruieren.
  • Um die Glaubwürdigkeit von historischen Quellen abzusichern, unterteilt man diese in Primär- und Sekundärquellen, sowie in Überreste und Traditionen.
  • Quellen lassen sich weiterhin nach ihrer äußeren Form bestimmen. Man klassifiziert Gegenstandsquellen, bildliche Quellen, abstrakte Quellen und Textquellen.

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