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Homo erectus: Steckbrief, Körperbau, Gehirn und Lebensweise


Illustration zur Veränderung der Schädelformen bei Früh- und Vormenschen

Illustration zur Veränderung der Schädelformen bei Früh- und Vormenschen


Der Homo erectus gilt, laut heutigen Wissensstand, als direkter Vorfahre des Jetztmenschen. Mit dem modernen Menschen hatte der Homo erectus bereits einige Gemeinsamkeiten. So sprach diese Menschenart bereits eine primitive Lautsprache, benutzte Werkzeuge, ging aufrecht und beherrschte das Feuer.

Homo erectus: Steckbrief

  • Bedeutung: aufrechter Mensch, aufrechtgehender Mensch
  • Weitere Namen: Frühmensch, Java-Mensch
  • zoologische Gattung: Homo
  • zoologische Art: erectus
  • Vorgänger: homo ergaster
  • Nachfahren: Homo sapiens (früher: homo sapiens sapiens), Homo heidelbergensis und Homo neanderthalensis, Homo floresiensis
  • Zeit: lebte vor 2 Millionen Jahren bis vor circa 40.000 Jahren
  • Größe: circa 1,40 m bis 1,60 m
  • Gewicht: etwa 50 bis 60 kg
  • Größe des Gehirns: 850-1225 cm³
  • Körperbau:
    • breiter Rumpf
    • größeres Skelett als seine Vorfahren
    • breiter Schädel mit dicken Schädelknochen
    • kräftige Wülste über den Augen
    • flache Stirn
  • Lebensraum:
    • Ursprung in Afrika: Dort entwickelte sich die Homo sapiens Linie
    • Wanderung nach Europa: Dort entwickelte sich der Homo neanderthalensis (Neandertaler-Linie)
    • Wanderung nach Vorderasien: Dort entwickelte sich der Homo floresiensis
  • Nahrung: Pflanzen, Wurzeln, Tiere
  • Besondere Merkmale:
    • benutzte Werkzeuge
    • Menschenart, welche als erstes das Feuer nutzte
    • erster komplett aufrechtgehender Mensch
    • erste Menschenart, welche jagte
    • Menschenart, welche am längsten überlebte (etwa 1,6 Millionen Jahre)
  • Heutige Bedeutung: Erste Kulturrevolution der Menschheitsgeschichte, da das Feuer unterworfen, Tiere bejagt und der Übergang zum aufrechten Gang vollständig vollzogen wurde

Wer war Homo erectus: Definition und Bedeutung

Homo erectus bzw. der aufgerichtete Mensch (lateinisch: erigere = „aufrichten) ist eine ausgestorbene Art aus der Gattung Homo. Zu dieser Gattung zählen alle Menschenarten. Heute umfasst diese Gattung nur noch den Homo sapiens. Der Homo erectus entwickelte sich vor 2 Millionen Jahren in Afrika im Erdzeitalter des Pleistozän. Von Afrika aus wanderten einige Populationen nach Asien aus und vermutlich starb Homo erectus vor circa 40.000 Jahren aus.

Nachfolger des Homo erectus sind Homo neanderthalensis, Homo sapiens bzw. Jetztmensch, Homo floresiensis und der Homo heidelbergensis. Die Nachfolger entwickelten sich vermutlich fließend, in dem sie sich an Lebensbedingungen in Afrika und Asien anpassten, evolutionär stark veränderten, so dass neue Arten hervorgingen. Mit vielen Nachfolgern lebte der Homo erectus über Jahrhunderte zusammen.

Was bedeutet Homo erectus: Wortherkunft und Bedeutung

Der Begriff Homo erectus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt: aufrechtgehender Mensch, aufgerichteter Mensch.

Dabei setzt sich die Bezeichnung aus zwei Wörtern zusammen. Erectus bezeichnet demnach eine Art, in diesem Fall eine Menschenart. Das lateinische Wort erectus stammt vom Verb erigere (lat. aufrichten) ab und bildet das Partizip (Mischform Verb und Adjektiv). Demnach ist erectus gleichbedeutend mit aufrichtend bzw. aufgerichtet.

Homo ist ebenfalls lateinisch und bedeutet Mensch. Alle Menschenarten werden in dieser Gattung zusammengefasst. Demnach ist der heutige Mensch Homo sapiens ebenfalls eine Art (in diesem Fall: sapiens) aus der Gattung Homo.

homo erectus: biologische Systematik

Der Homo erectus hatte bereits viele Namen, was beweist – dass der Erkenntnisstand zur Affe-Mensch-Abstammung sehr lange Zeit falsche Annahmen verfolgte.

  • 1. Anthropopithecus erectus (aufgerichteter Mensch-Affe) war der ursprüngliche Name, als man fossile Überreste entdeckte
  • 2. Pithecanthropus erectus (aufgerichteter Affe-Mensch) wurde ab 1894 verwendet
  • 3. Seit 1950 Homo erectus

Lange Zeit glaubte man, dass der Mensch vom Affen abstammt. Dies ist falsch, da Menschen und auch Menschenaffen die höchst entwickelte Stufe ihrer eigenen Evolutionsleiter sind. Menschen und Affen teilen sich lediglich einen gemeinsamen Vorfahren.

Als Eugene Dubois 1891/92 Schädelknochen auf der Insel Java fand, ordnete man dieser dem
Anthropopithecus erectus
zu. Anthropopithecus war damals der Gattungsname für Schimpansen. Und da man annahm, dass der moderne Mensch eine Weiterentwicklung des Schimpansen wäre – passte diese Zuordnung ins damalige Verständnis. Heute gehören alle Schimpansen-Arten zur Gattung pan und stellen somit ebenfalls das Ende ihrer eigenen evolutionären Leiter dar.

1894 benannte Dubois seine entdeckte Art in Pithecanthropus erectus (aufgerichteter Affen-Mensch) um. Demnach war das Fossil auf jeden Fall schon einmal menschlich, galt allerdings als Übergangsform zwischen Affen und Menschen. Heute nimmt man an, dass sich Mensch und Schimpanse (nächster Verwandter) vor circa 6 Millionen Jahren genetisch trennten.

Ab diesen Zeitpunkt entstanden frühe Formen des Menschen, welche wir heute als Frühmensch, Urmensch oder Vormensch kennen. Die Schimpansen entwickelten ihre eigene Linie und wurden zu den Tieren, welche heute noch in Afrika leben.

Gorillas und Orang-Utan, als weitere Menschenaffenarten, trennten sich wahrscheinlich bereits vor circa 11 Millionen Jahren von der Schimpansen-Menschen-Linie, weshalb der Verwandtschaftsgrad geringer ist.

Erst 1950 einigten sich Paläoanthropologen darauf, alle direkten Vorfahren und den modernen Menschen in der Gattung Homo zusammenzufassen und demnach erhielt der Homo erectus seinen endgültigen Namen.

Homo erectus: Fossile Funde und der Java Mensch

Die Erstfunde gehen alle auf den niederländischen Arzt und Anatom Eugene Dubois zurück, welcher 1893 eine Erstbeschreibung unter dem Titel „Paleontologische onderzoekingen op Java“ veröffentlichte. Dort erwähnt er drei Knochenfunde:

  • August 1891: Entdeckung eines Backenzahns auf der Insel Java
  • Oktober 1891: Entdeckung des Schädeldachs auf Java
  • August 1892: Entdeckung des Oberschenkelknochens auf Java

Anhand des Aufbaus des gefundenen Oberschenkelknochens schloss Dubois darauf, dass dieser Urahne des Menschen bereits aufrecht stehen und gehen konnte. Wie bereits oben erwähnt, glaubten die Forschung damals, dass Menschen eine Weiterentwicklung des Affen wären, weshalb Dubois die gefundenen Überreste als anthropopithecus erectus (aufgerichteter Mensch-Affe) klassifizierte.

Durch Radiocarbonmethoden konnte man das Alter der Fossilien herausfinden. Solche Methoden basieren darauf, dass radioaktive Strahlung in der Umwelt stets und ständig stattfindet. Diese radioaktive Strahlung geht mit organischer Materie eine Verbindung eingeht. Sobald ein Körper dann stirbt, zerfällt das gebundene Radiokarbon in einem festen zeitlichen Ablauf, welcher sich über Millionen Jahre erstreckt. Anhand des derzeitigen Zerfalls können Wissenschaftler dann messen, wie alt ein Fossil ist.

Die gefundenen Überreste auf Java datierten die Wissenschaftler auf 1 Millionen Jahre zurück, wobei es allerdings zu zeitlichen Abweichungen – aufgrund des Zerfalls kommen kann.

Der Javamensch blieb allerdings nicht der einzige Fund.

  • 1920: Der sogenannte Peking-Mensch (Sinanthropus pekinensis) wird 40 km südwestlich von Peking gefunden. Durch die Gemeinsamkeiten zum Javamenschen wird später die Zuordnung zum Homo erectus gesichert.
  • 1930: Auf Java, nahe dem Ort Sangiran, wird ein weiteres Fossil gefunden. Es handelt sich dabei um ein fast vollständiges Schädeldach vom Homo erectus bzw. Javamenschen

Viele weitere Fossilien wurden gefunden, aber erst später festgestellt – dass es sich um Knochen und Überreste des Homo erectus handelte. Denn, wie bereits beschrieben, wurde die systematische Eingliederung erst 1950 vorgenommen.

Deshalb bezeichnete man die Fossilien erst einmal nach ihrer Fundstelle oder der Finder gab ihnen einen eigenen Namen. Denn noch war unklar, dass es sich um ein und dieselbe Menschenart bzw. die selbe Chronospezies handelte.

Durch moderne Untersuchungen konnten ab 1990 verschieden Fossilien dem Homo erectus zugeordnet werden. Darunter:

  • Telanthropus capensis (Zielmensch aus Südafrika)
  • Atlanthropus mauritanicus (Atlasmensch aus Algerien)
  • Homo soloensis (Solomensch): Überreste von 14 verschiedenen Individuen wurden am Solo-Fluss in Java geborgen

Herkunft des Homo erectus

Ernst Haeckel, ein Zoologe im 19. Jhd., stellte die Hypothese auf – dass die Menschheit aus Asien stammen musste. Denn man hatte damals indigene Völker in Asien finden können und glaubte, dass diese Menschen lediglich unterentwickelte Vorfahren des modernen Menschen sind.

Man muss dazu sagen, dass die Menschheit des 19. Jahrhunderts keine Ahnung von Genetik hatte. Und anstelle von genetischen Untersuchen und der Feststellungen von Verwandtschaftsgraden, verglichen die Wissenschaftler die indigenen Völker mit Menschenaffen. Aufgrund ihres Erscheinungsbildes, Körperbehaarung, Lebensweise, ihrer scheinbar primitiven Sprache und Kultur stellten sie Übereinstimmungen zwischen Menschenaffen und den Völkern fest.

Diese Vorstellung führte dazu, dass Eugene Dubois vermutete, dass der Mensch in Asien entstand und sein gefundenes Fossil eine Brückenform zwischen Mensch und Tier darstellen musste. Der Java-Mensch wurde somit zu eine Übergangsform mit Mensch-Anteilen und Affen-Eigenschaften erklärt.

Bereits 1871 publizierte Charles Darwin sein Werk „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“. In diesem Werk stellt Darwin seine menschliche Evolutionstheorie dar. Demnach stammt der Mensch aus Afrika, da dort die nächsten Verwandten (Gorillas und Schimpansen) immer noch leben.

Die Funde aus Algerien (Atlanthropus mauritanicus) und Südafrika (Telanthropus capensis) stützten die Afrika-Theorie. Aber tatsächlich waren es nur Zufallsfunde, da niemand ernsthaft die Wiege der Menschheit in Afrika suchte.

Erst 1961 gab es gezielte archäologische Ausgrabungen in Afrika, nachdem man den afrikanischen australopithecus als ersten Ahnen der Menschheit anerkannte. Vorher glaubte die Forschung, dass es sich bei den fossilen Funden um einen Vorläufer des Pavians handeln müsse.

Durch die genetische Zuordnung des australopithecus richtete sich der Blick zurück nach Afrika, da die Fossilien dieses Vorläufers zwischen 2 Mio. und 4 Mio. alt und somit weitaus älter waren, als die Funde in Java.

Jetzt war der wissenschaftlichen Forschung klar – dass die Wiege der Menschheit in Afrika liegen musste und der homo erectus einer Abstammungslinie folgte, welche ihren Ursprung beim australopithecus hatte.

Zeitliche Einordnung des Homo erectus

Homo erectus trat zum ersten Mal im Pleistozän auf. Dieser Zeitabschnitt der Erdgeschichte begann vor circa 2,5 Millionen Jahren und endete vor circa 12.000 Jahren. Da man aufgrund der Funde davon ausgeht, dass der Homo erectus vor circa 2 Millionen zum ersten Mal auftrat, wurde er demnach direkt ins Pleistozän hineingeboren.

Charakteristisch für diesen Zeitabschnitt sind der Wechsel von Warm- und Kaltzeit, wobei die Temperaturunterschiede enorm waren. Das Pleistozän endete mit einer großen Eiszeit, welche vor circa 115.000 Jahren ausbrach, 100.000 Jahre andauerte und vor 12.000 Jahren endete. Danach erwärmte sich die Erde und der Zeitabschnitt des Holozäns begann, welcher heute noch andauert.

Nahrung und Lebensweise des Homo erectus

Im Pleistozän existierten bereits einige Tierarten, welche heute immer noch leben. In Afrika, der Ursprungsheimat des Homo erectus, gab es beispielsweise Elefanten, einige Antilopenarten, das Spitzmaulnashorn oder Wasserböcke.

Der Homo erectus beherrschte, im Gegensatz zu seinem Vorgänger dem Homo ergaster das Feuer. Dadurch war es ihm möglich größere Raubtiere abzuwehren, Brandrodungen zu betreiben und nachts zu jagen. Der größte Vorteil bestand allerdings in der Zubereitung von Nahrung. Denn durch das Erhitzen werden Bakterien im erbeuteten Fleisch getötet, die Nahrung wird leicht bekömmlich und kann schneller verzehrt werden.

Gleichzeitig verstand Homo erectus, wie auch Homo ergaster, den Gebrauch von Werkzeugen. Somit konnten Knochen aufgeschlagen werden, um an Knochenmark zu gelangen – nachdem größere Raubtiere gefressen hatten.

Skelett und Körperbau weisen außerdem daraufhin, dass große Strecken zurückgelegt werden konnten. Beim Homo ergaster – welcher über einen ähnlichen Körperbau verfügte – geht man heute davon aus, dass diese Konstitution notwendig war, um als Aasfresser zu den Beuteplätzen großer Raubtiere zu gelangen – nachdem diese fraßen.

Homo erectus, welcher das Feuer besaß, wurde wahrscheinlich zum Spitzenprädator in seinem Lebensraum. Denn durch die Anatomie eines Langstreckenjägers, der Tatsache – dass Fleisch verzehrt wurde und dem Vorteil des Feuers – konnte man es auch mit größeren Tieren aufnehmen und ans Ende der Nahrungskette rutschen.

Was war der Unterschied zwischen Homo erectus und Homo sapiens

Homo sapiens denkt vorausschauend, wodurch Kultur möglich wurde. Zudem veränderte sich die Jagd bei Homo sapiens. War die Jagdweise des Homo erectus noch eine Ausdauerjagd, wurden beim Homo sapiens auch Waffen benutzt. Die Sprache entwickelte sich von einer einfachen Lautsprache in eine höhere Form weiter. (Siehe Hauptartikel: Homo erectus und Homo sapiens im Vergleich)


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