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Die 15 Merkmale von Märchen, ihre Bedeutung und Kennzeichen


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Bei Märchen handelt es sich um mündlich überlieferte Geschichten aus der vornehmlich ärmeren Bevölkerung. Sie ähneln sich in vielen Merkmalen, auch wenn sie für ihre heutige Form über Jahre in mehreren Ländern erzählt wurden. Um ein Märchen zu sein, muss eine Geschichte aber nicht alle Merkmale besitzen.

Merkmale von Märchen

Märchen ähneln sich in inhaltlichem und sprachlichem Aufbau. Zudem existieren verschiedene Motive, die immer wieder vorkommen und ähnliche Aufgaben in ganz unterschiedlichen Märchen haben.

Insgesamt werden im Folgenden 15 Merkmale von Märchen behandelt, durch die sich Texte eindeutig dem Genre „Märchen“ zuordnen lassen. Diese Merkmale beziehen sich nicht auf Kunstmärchen. Kunstmärchen sind Märchen, die nicht lange Zeit mündlich überliefert wurden, sondern einen sicheren Autor besitzen. Die Merkmale müssen zudem nicht alle in einem Märchen vorkommen.

Sprachliche Formeln

Märchen sind eindeutig an bestimmten sprachlichen Formeln zu erkennen. Ein Märchen beginnt meist mit den Worten „Es war einmal“ und endet mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“.

Darüber hinaus sind Märchen sprachlich wenig anspruchsvoll. Sie bestehen aus einfachen, kurzen Sätzen, sodass sie gut verständlich sind. Vermutlich hat das mehrere Gründe. Zum einen sollen Märchen Kinder unterhalten. Kindern fällt es leichter, einer Geschichte mit kurzen Sätzen zu folgen.

Zum anderen wurden Märchen lange Zeit nicht niedergeschrieben, sondern mündlich weitergegeben. Kurze Sätze eigneten sich dafür besser und ließen sich einfacher merken.

Magische Sprüche oder Reime

Viele Märchen enthalten magische Sprüche, Zauber, Reime oder Lieder. Diese können im Verlauf der Geschichte wiederholt werden oder nur einmalig aufgesagt werden.

Beispiele für solche sprachlichen Mittel sind „Spieglein, Spieglein an der Wand“ (Schneewittchen), „Kantapper kantapper“ (Der dicke, fette Pfannkuchen), „Ich sprang nur über Gräbelein, und fand kein einzig Blättelein“ (Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack), „Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“ (Aschenputtel) und „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter“ (Rapunzel).

Diese Sprüche und Reime sorgen dafür, dass man sich das Märchen besser merken kann. Zusätzlich lassen sie die Geschichte fantastischer wirken, bzw. erfüllen für diese einen Zweck. Sie bedienen daher zwei ganz verschiedene Zwecke: sie helfen dabei, das Märchen zu verbreiten, und können notwendig für die Geschichte sein.

Unbestimmter Zeit und Ort

Der Einleitungssatz „Es war einmal“ geht häufig mit „in einem weit entfernten Königreich“ oder ähnlich weiter. Weder der genaue Zeitpunkt noch ein wirklicher Ort werden dabei benannt. Die Geschichte spielt in der Vergangenheit, aber wie weit, bleibt offen. Der Handlungsort ist ein kaum beschriebenes Königreich. Je nach Märchen kann es auch ein Bauernhaus, eine Mühle oder ein Wald sein. Genauer geht das Märchen auf seinen Handlungsort nicht ein.

Dadurch ist sichergestellt, dass sich jeder mit dem Märchen identifizieren kann. Märchen wurden mündlich über viele Ländergrenzen hinaus getragen. Damit die Menschen die Geschichte hören wollten, mussten sie das Gefühl haben, der Handlung nah zu sein.
Daher bleiben Zeit und Ort so ungenau wie möglich. Der Leser oder Zuhörer grenzt beides von selbst so ein, wie er es möchte.

Figuren bleiben meist unbenannt

Dieser Punkt ähnelt stark dem vorherigen. Nicht nur Zeit und Ort bleiben ungenau, auch die Figuren werden neutral gehalten. So besitzen die wenigsten Märchenfiguren einen Namen. Stattdessen werden sie mit ihrer Berufsbezeichnung (Müller, Schneider, Schmied, etc.) oder ihrem Stand (König, Prinzessin, Stiefmutter, Bettler, etc.) angesprochen.

Häufig wird dieser Bezeichnung noch eine Eigenschaft hinzugefügt. So handelt es sich überwiegend um eine „böse Stiefmutter“ oder eine „gute Fee“.

Diese kaum vorhandene Beschreibung der Figuren dient ebenfalls der einfachen Identifikation. Zudem stellte sie sicher, dass der Adel sich nicht durch ein in der Bevölkerung beliebtes Märchen angegriffen fühlte.

Figuren haben einfache und gegensätzliche Charaktereigenschaften

Die Helden und Bösewichte in Märchen haben stets einfache Charaktere. Sie sind in den meisten Fällen eindeutig Gut oder Böse zuzuordnen. Dieser Gegensatz findet sich in fast allen Märchen. Daneben kommen noch weitere Gegensätze vor, die für die Handlung einzelner Märchen wichtig sind. Bei Frau Holle sind es das fleißige und das faule Mädchen. Während das fleißige Mädchen belohnt wird, geht das faule nicht nur leer aus, sondern wird auch noch bestraft.

In „Der Arme und der Reiche“ geht es um besagte Personen. Der Arme erfährt Wohlstand durch Bescheidenheit und der Reiche verliert durch Habgier und Missgunst seine Möglichkeit auf noch mehr Wohlstand.

Allgemein sind Prinzessinnen stets wunderschön, während Stiefmütter, Hexen und andere Antagonisten als hässlich beschrieben werden.

Märchen teilen ihre Figuren eindeutig in Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Das trägt ebenfalls zur einfachen Verbreitung und Verständlichkeit über Ländergrenzen (und damit möglicherweise durch Sprachbarrieren erschwert) hinaus.

Prüfungen im Märchen

In vielen Märchen muss der Held eine oder mehrere Prüfungen bestehen. So warten bei Frau Holle Brote im Ofen, Äpfel an Bäumen und Betten, die ausgeklopft werden wollen. In „Die goldene Gans“ warten ebenfalls drei Prüfungen auf den Dummling: er muss die Prinzessin zum Lachen bringen, jemanden finden, der einen Keller Wein leertrinkt und ein Boot beschaffen, das auf Wasser und Land fahren kann.

Solche Prüfungen gibt es noch in vielen weiteren Märchen. Auffällig ist, dass es sich überwiegend um drei handelt.
Diese Prüfungen sind häufig auf den ersten Blick unlösbar.

Beispielsweise erhält die kluge Bauerntochter aus dem gleichnamigen Märchen die Anweisung, zum König zu kommen. Dabei soll sie weder nackt noch angekleidet sein, weder reiten noch fahren sowie weder auf dem Weg noch außerhalb des Weges kommen. Sie löst die Aufgaben, indem sie sich nackt in ein Fischernetz wickelt, das Ende am Schwanz eines Esels befestigt und sich von diesem zum König ziehen lässt. Dabei bewegt sie sich teilweise auf dem Weg, teilweise abseits des Weges und erfüllt somit alle Anweisungen.

Der Trommler aus dem gleichnamigen Märchen soll mit einem Fingerhut einen Fischteich leer schöpfen, einen ganzen Wald mit dafür ungeeignetem Werkzeug abholzen und das Holz anschließend verbrennen. Jede der drei Aufgaben soll er innerhalb eines Tages erfüllen. Mittags kommt ihm an jedem Tag ein Mädchen zur Hilfe. Er schläft auf ihrem Schoß ein und erwacht, als die Aufgaben mithilfe des Wunschringes des Mädchens erfüllt sind.

Ähnliche Handlung

Neben den Prüfungen, denen sich der Held stellen muss, ähneln sich viele Märchen auch in ihrer weiteren Handlung. Häufig geht es darum, Liebe zu finden oder Reichtum zu erlangen. Beides wird oftmals gleichzeitig durch eine eigentlich unmögliche Heirat außerhalb des eigenen Standes erreicht.

Darum, Liebe zu finden, geht es beispielsweise in „Dornröschen“. In „Aschenputtel“, „Schneeweißchen und Rosenrot“ und „Die goldene Gans“ sind Liebe und Wohlstand durch die Heirat miteinander verbunden.

Gold und die Farbe Gold

Gold als wertvolles Metall und als Farbe spielt in vielen Märchen eine wichtige Rolle. Haare der Hauptfiguren, wenn sie blond sind, werden meist als „golden“ beschrieben. Zusätzlich gibt es immer wieder Gegenstände, die golden gefärbt oder komplett aus Gold sind. So beispielsweise bei der goldenen Gans aus dem gleichnamigen Märchen, dem aus Stroh gesponnenen Goldfäden in „Rumpelstilzchen“, der goldenen Spule in „Frau Holle“ oder der goldenen Kugel in „Der Froschkönig“.

Die goldenen Gegenstände gehen im Verlauf des Märchens häufig verloren. Manchmal werden sie auch erst am Ende vergoldet, während sie vorher gewöhnlich waren.

Gold oder Reichtum im Allgemeinen kommt ebenfalls in den meisten Märchen vor. Besiegt der Held eine Hexe, einen Drachen oder einen anderen Widersacher, findet er in dessen Unterschlupf Reichtümer vor. Selbst das Lebkuchenhaus der Hexe aus „Hänsel und Gretel“ ist voll mit Perlen und Edelsteinen.

Im Zusammenhang mit Gold gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit, die viele Märchen teilen: Das Erlangen des Reichtums geschieht häufig nebenbei und ohne Intension. Hänsel und Gretel wollen nach dem Tod der Hexe flüchten und finden die Schätze zufällig vor. Die Goldmarie aus „Frau Holle“ tut die Arbeit aus Fleiß, nicht weil sie großzügige Bezahlung erwartet.

Das Erkennen der wahren Braut

In vielen Märchen gibt sich die Braut (in einigen Fällen auch der Bräutigam) erst gegen Ende zu erkennen. Zuvor stand sie dem Helden der Geschichte helfend zur Seite. So geschieht es beispielsweise in „Der Trommler“. Bei seinen unlösbaren Aufgaben hilft ihm die Prinzessin, die er heiraten möchte. Er weiß allerdings nicht, dass sie es ist.

In „Brüderchen und Schwesterchen“ sind der König und das Schwesterchen bereits verheiratet, als Schwesterchen „verloren“ geht. Die böse Stiefmutter lässt dieses töten und durch ihre eigene Tochter ersetzen. Der König bemerkt die Tat jedoch bald und die getötete Königin erwacht wieder zum Leben.

In „Der liebste Roland“ vergisst Roland seine Geliebte und will eine andere Frau heiraten. Erst als er ihren Gesang hört, erinnert er sich und entscheidet sich stattdessen, die „Richtige“ zu ehelichen.

Magische Zahlen 3, 7 und 12

In vielen Märchen spielen Zahlen wichtige Rollen. Meist handelt es sich dabei um 3, 7 und/oder 12. Die 3 ist dabei am wichtigsten.
Die 3 ist mit dem Christentum als Dreifaltigkeit Gottes verbunden.

Sie ist aber auch aus anderen Kulturen nicht wegzudenken. In der griechischen Mythologie vereinen Zeus, Poseidon und Hades die Herrschaftsreiche der menschlichen und göttlichen Welt. In der nordischen Mythologie gibt es drei Schicksalsfrauen, die für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen.

Die 3 kommt größtenteils in Form von drei Brüdern, drei Prüfungen oder drei Wünschen in Märchen vor. Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass es sich bei Schwestern normalerweise um zwei handelt, weil die 2 in der Zahlensymbolik für das Weibliche steht.

In „Aschenputtel“ ist die Symbolik doppelt gelöst: insgesamt gibt es drei Schwestern, allerdings sind zwei davon die Stiefschwestern von Aschenputtel.

Bei drei Brüdern geht es in dem Märchen um den jüngsten, der seine älteren Brüder übertrumpfen muss. Bei den drei Wünschen sind die ersten beiden häufig unwichtig oder sogar töricht gewählt. Der dritte ist jedoch sehr weise und bringt eine Wendung in die Geschichte. Bei den drei Prüfungen kann es sich um drei unterschiedlich schwierige oder gleichermaßen unmögliche Aufgaben handeln.

Beispiele für die Zahl 3 in Märchen sind die drei Brüder in „Die goldene Gans“, das dreimalige Goldspinnen in „Rumpelstilzchen“ und die drei Wünsche in „Der Arme und der Reiche“.

Ein besonderer Fall ist das Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Darin kommt das Zahlenmotiv dreimal vor: Der König versucht dreimal, einen Jungen zu töten. Nachdem die ersten beiden Versuche scheitern, trägt er ihm auf, dem Teufel drei Haare auszureißen. Er hofft, dass der Junge bei dem Versuch stirbt. Als dieser die Aufgabe erfüllen möchte, stellt man ihm drei weitere unlösbar erscheinende Rätsel.

Die Zahl 7 steht für Vollkommenheit. Sie setzt sich aus der 3, dem Göttlichen, und der 4, dem Symbol für Ordnung, zusammen.
Vermutlich spielt zusätzlich mit rein, dass eine allgemeine Bevorzugung der 7 existiert. Bittet man Menschen darum, eine Zahl zwischen 1 und 9 zu nennen, entscheiden sich diese überdurchschnittlich oft für die 7.

Die Zahl 7 kommt meist in Form von sieben Personen vor. So ist es bei „Die sieben Raben“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ und „Die sieben Schwaben“. Das tapfere Schneiderlein aus dem gleichnamigen Märchen erledigt „sieben auf einen Streich“. Die sieben Zwerge aus „Schneewittchen“ leben hinter den sieben Bergen. In „Der Bärenhäuter“ darf sich ein Soldat sieben Jahre lang nicht waschen.

Die Zahl 12 ergibt sich als wichtige Zahl für Märchen aus dem Ergebnis von 3 × 4. Sie stellt etwas Vollkommenes dar. Dieses Vollkommene wird häufig dadurch zerstört, dass noch etwas, etwas Dreizehntes, hinzukommt. Das Dreizehnte ist daher häufig ein Fluch, so etwa bei Dornröschen. Die Prinzessin erhält Geschenke von zwölf Feen. Die dreizehnte Fee verflucht das Kind.

In „Der Gevatter Tod“ kommt der vermeintliche Fluch durch die Geburt eines dreizehnten Kindes. Der schließt einen Packt mit dem Tod, um seine zwölf Söhne vor der verfluchten, dreizehnten Tochter zu schützen.

Blumen

Rosenranken oder allgemein Blumen spielen in vielen Märchen wichtige Rollen. Schneeweißchen und Rosenrot sind nach den Rosenstöcken im elterlichen Garten benannt. Dornröschen trägt ebenfalls einen von Blumen inspirierten Namen und schläft in einem von Rosenranken umschlungenen Schloss.

Blumen stehen in Märchen für Verletzlichkeit, Romantik und möglicherweise auch für Sexualität. In einigen Märchen, beispielsweise in „Der liebste Roland“, verwandeln sich Mädchen in Blumen. Das symbolisiert einerseits ihre Verletzlichkeit und Wehrlosigkeit, kann aber auch für Jungfräulichkeit stehen. So finden sich in mittelalterlicher Literatur immer wieder Verse, die „Blumen pflücken“ oder „Blumen brechen“ beinhalten. Beides meint eigentlich das (möglicherweise auch gewaltsame) Nehmen der Jungfräulichkeit.

Blumen sind auch in Kunstmärchen beliebt. Hans Christian Andersens Däumelinchen entspringt einer Blume und heiratet am Ende einen Prinzen, den sie ebenfalls in einer Blüte findet.

Brunnen

In mehreren Märchen kommen Brunnen vor. Das Bauwerk steht dabei für etwas Unbekanntes, Bedrohliches oder stellt sogar eine Verbindung zur Unterwelt dar.

Er kann auch eine nahende Begegnung vorhersagen. So ist es beispielsweise in „Der Froschkönig“. Die Prinzessin lässt ihre goldene Kugel in einen Brunnen fallen und begegnet gleich darauf dem verzauberten Prinzen. In „Frau Holle“ ist der Brunnen das Portal, durch das die beiden Mädchen zu Frau Holle gelangen. In „Der Wolf und die sieben Geißlein“ erlöst der Brunnen die Geißlein von dem bösen Wolf. Dieser fällt hinein und ertrinkt.

In „Das Wasser des Lebens“ entspringt einem Brunnen ein besonderes Wasser, das heilende Fähigkeiten besitzt. Dieser Brunnen ist zwar nicht bedrohlich, besitzt aber eindeutig eine Verbindung zur Unterwelt.

Fantastische Wesen, magische/besondere Gegenstände und sprechende Tiere

Kaum ein Märchen kommt ohne fantastische Wesen wie Zwerge oder Drachen aus. Auch verzauberte oder besondere Gegenstände (beispielsweise die goldene Gans, der sich selbst deckende Tisch, Tränen mit Heilkräften und gläserne Schuhe) sind Teil vieler Märchen.

Zusätzlich gibt es oftmals einzelne Tiere, die vermenschlicht dargestellt werden und sprechen können. Das ist beim bösen Wolf in „Rotkäppchen“ und der Ziege in „Tischlein deck dich“ der Fall.

Die Fantastischen Wesen erfüllen häufig ähnliche Rollen. Zwerge stellen Rätsel oder verhelfen zur Lösung eines Problems. Drachen bewachen Schätze und müssen bekämpft werden. Die besonderen oder magischen Gegenstände nehmen oft eine wichtige Rolle im Märchen ein. Erst durch sie ist das Märchen so, wie es existiert, überhaupt möglich.

Die sprechenden Tiere können unterschiedliche Rollen übernehmen. So sind Füchse meist klug und listig, Wölfe gelten als böse.
Helfer können ganz unterschiedliche Tiere sein. In „Aschenputtel“ sind es die Tauben, die den Prinzen über die List der Stiefschwestern informieren. Die Gänsemagd aus dem gleichnamigen Märchen wird vom abgeschlagenen Kopf eines Pferdes daran erinnert, dass sie eine Prinzessin ist.

Das Gute siegt

So gut wie alle Märchen, ausgenommen Kunstmärchen, gehen gut aus. Egal, mit welchen Schwierigkeiten die Helden kämpfen, am Ende übertrumpfen sie ihre Widersacher und bekommen, was sie sich wünschen.

Um das zu erreichen, ist es nicht ungewöhnlich, dass verstorbene Charaktere spontan wieder zum Leben erwachen. Das Böse wird häufig sehr hart bestraft.

Die böse Stiefmutter von Schneewittchen tanzt in glühend heißen Schuhen, bis sie stirbt. Der böse Wolf in „Der Wolf und die sieben Geißlein“ ertrinkt in einem Brunnen. Hexen werden oftmals verbrannt und zuvor hoch angesehene Personen stehen mit nichts da, wenn sie sich dem Helden in den Weg gestellt haben.

Daher enden Märchen auch häufig mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“. Mehr gibt es über die Hauptfiguren nicht zu sagen. Allein der Tod kann ihnen noch etwas anhaben. Vor allen Schwierigkeiten im Leben scheinen sie nach dem Ende des Märchens gefeit.

Moral

In vielen Märchen steckt eine Moral. Wer Böses tut, wird bestraft. Ehrlichkeit und Fleiß zahlen sich aus (beispielsweise in „Frau Holle“ oder „Das Wasser des Lebens“). Neid lohnt sich nicht („Schneewittchen“ und „Aschenputtel“).

In einigen Fällen ist die Moral aber nicht so leicht zu erkennen. So lügt der Müller in „Rumpelstilzchen“ den König an und bringt dadurch seine Tochter in eine gefährliche Situation. Am Ende wird trotzdem alles gut, obwohl die Tochter das Rumpelstilzchen nur durch eine List bezwingen kann.

„Rotkäppchen“ soll junge Mädchen vor Übergriffen durch Männer warnen. Dabei wird das Rotkäppchen jedoch von der eigenen Mutter auf den gefährlichen Weg zur Großmutter geschickt.

Perrault, ein französischer Schriftsteller des 17. Jahrhunderts, lässt das Märchen enden, als Rotkäppchen vom bösen Wolf gefressen wird. Die Gebrüder Grimm fügen eine Befreiung durch einen Jäger hinzu. Dadurch geht die Moral, sich vor Fremden fernzuhalten, weil diese gefährlich sein könnten, stark verloren. Rotkäppchen wird schließlich trotzdem, ohne eigenes Zutun, befreit.

Zusammenfassung

  • Märchen wurden über Jahre mündlich weitergegeben.
  • Märchen werden durch 15 verschiedene Merkmale miteinander verbunden, wobei ein einzelnes Märchen nicht alle Merkmale enthalten muss.
  • Märchen beginnen häufig mit den Worten „Es war einmal“ und endet mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“.
  • Märchen werden in einfacher Sprache gehalten, damit man sie leichter verbreiten und Kindern erzählen kann.
  • Märchen arbeiten mit Sprüchen, Reimen, Zaubern und Liedern, durch die man sich das Märchen besser merken kann.
  • Märchen spielen an einem unbestimmten Ort zu einer unbestimmten Zeit, um neutral zu bleiben und in vielen Ländern erfolgreich verbreitet zu werden.
  • Märchenfiguren tragen selten Namen, sondern lediglich Titel oder Berufsbezeichnungen (König, Stiefmutter, Müller, …).
  • Märchenfiguren sind von Grund auf gut oder böse und haben weitere, einfache Charaktereigenschaften, die gern in Gegensätzen benutzt werden (arm und reich, fleißig und faul, …).
  • Viele Märchen enthalten (unlösbare) Prüfungen, die der Held bestehen muss und in der Regel dabei auch erfolgreich ist.
  • In den meisten Märchen geht es um Prüfungen, Liebe und darum, Reichtum zu erlangen, wobei letzteres häufig nebenbei durch Heirat oder das Finden eines eigentlich nicht gesuchten Schatzes passiert.
  • Gold als Farbe und Wertmetall spielt in vielen Märchen eine große Rolle.
  • Häufig sind einfache Alltagsgegenstände aus Gold.
  • In einigen Märchen ist der Held auf der Suche nach seiner Braut und erkennt erst am Ende, dass diese ihn die ganze Zeit über begleitet hat.
  • Die Zahlen 3, 7 und 12 spielen in vielen Märchen wichtige Rollen.
  • Die 3 ist in Form von Brüdern, Prüfungen und Wünschen wichtig.
  • Die 7 tritt in Form von Gegenständen, Tieren oder Jahresangaben auf.
  • Die 12 stellt das Vollkommene dar, was durch etwas Dreizehntes, was hinzukommt, zerstört wird.
  • Blumen stehen für Verletzlichkeit, Sexualität, Romantik und Jungfräulichkeit.
  • In Märchen und Kunstmärchen kommt es vor, dass Mädchen sich in Blumen verwandeln oder diesen entspringen.
  • Brunnen stehen für etwas Bedrohliches oder stellen ein Portal in die Unterwelt dar.
  • In fast allen Märchen kommen fantastische Wesen, besondere oder verzauberte Gegenstände und/oder sprechende Tiere vor.
  • Die fantastischen Wesen treten in sich ähnelnden Rollen auf.
  • Um die verzauberten Gegenstände dreht sich häufig das ganze Märchen.
  • Sprechende oder vermenschlicht dargestellte Tiere können Helfer oder Feind sein.
  • Märchen gehen in den allermeisten Fällen gut aus und unterscheiden sich dadurch eindeutig von vielen Kunstmärchen.
  • Die Bösewichte werden in Märchen hart bestraft.
  • Endet das Märchen, haben die Helden keine weiteren Schwierigkeiten in ihrem Leben mehr zu erwarten.
  • Märchen wollen eine Moral lehren, auch wenn diese manchmal nicht direkt erkennbar ist.

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