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So führst du eine Quellenanalyse durch


Die Quellenanalyse fragt danach, warum die Quelle so ist wie sie ist. Sie beleuchtet die Entstehungsbedingungen. Die Analyse umfasst die enthaltenen Informationen, Herkunft, Perspektive, Kontext, Publikum und Motiv. Auf die gedankliche Analyse folgt ihre schriftliche Darstellung.

Was ist eine Quellenanalyse?

Eine Quelle ist ein literarisches oder materielles Zeugnis aus der Vergangenheit (Primärquelle) oder eine historische Quelle über diese (Sekundärquelle).

Die Quellenkritik klärt, ob eine Quelle für eine Fragestellung nützliche und glaubwürdige Informationen liefert. Und die Quellenanalyse ist der erste Schritt der Quellenkritik. Sie fragt, warum die Quelle ist wie sie ist. Sie beleuchtet die Entstehungsbedingungen der Quelle.
Danach entscheidet die Quelleninterpretation, ob die gefundenen Informationen nützlich sind. Ist dies der Fall, untersucht die Quelleninterpretation, ob diese Informationen zuverlässig sind. Dies geschieht, indem der Historiker die Gegenstände der Quellenanalyse auf ihre Zuverlässigkeit prüft.

Quellenanalyse: Die Untersuchung der Quelle

Die Gegenstände der Quellenanalyse sind Information, Herkunft der Quelle, Perspektive, historischer Kontext, Publikum und Motiv.

Information

Unter Information fallen alle Aussagen, die der Quelle entnommen werden können. Dies können explizite und implizite Aussagen sein. Explizite Aussagen sind alle Inhalte, die die Quelle offen anspricht. Implizite Aussagen sind die versteckten Botschaften, die man zwischen den Zeilen herauslesen kann.

Zur Untersuchung des Inhaltes gehört auch die Frage, ob die Aussagen der Quelle durch andere Quellen bestätigt oder widerlegt werden. Eine Quelle, die durch andere Quellen widerlegt wird, ist allerdings nicht automatisch nutzlos. Im Gegenteil. Gerade die Tatsache, dass der Autor wissentlich oder unwissentlich falsche Angaben macht, kann für den Historiker aufschlussreich sein.

Herkunft

Zur Untersuchung der Herkunft der Quelle gehören Nachforschungen zum Autor wie zur Quellenart.
Wer war der Autor? Wen hat er gekannt? Was hat er erlebt? In welchen Verhältnissen hat er gelebt?
Um was für einen Text handelt es sich? Eine Urkunde? Ein Tagebuch? Einen Brief? Viele andere Textarten sind denkbar. Ähnliche Fragen lassen sich an materielle Quellen wie Gebäude, Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände stellen.
Sie leiten über zu den folgenden Gegenständen, die von der Quellenanalyse untersucht werden.

Perspektive

Die Sicht des Autors auf die Ereignisse bestimmt seine Schilderung. Eine Bewertung der Demokratie wird sich stark unterscheiden, je nachdem ob ein Befürworter oder Gegner dieser Regierungsform spricht.

Kontext

Vieles vom historischen Kontext wird schon bei den Überlegungen zum Autor aufgedeckt. Doch stellen diese Erkenntnisse nur einen Ausschnitt der geschichtlichen Dimension dar, die die Entstehung der Quelle beeinflusst hat. Der Historiker kann im Rückblick Zusammenhänge zwischen der Zeit des Autors und der Zeit zuvor und der Zeit danach erkennen. So kann er Einflüsse vergangener Ereignisse auf die Entstehung der Quelle erkennen. Oder den Einfluss der Quelle auf künftige Ereignisse.

Durch die Untersuchung des historischen Kontextes macht sich der Historiker aber auch den Unterschied zur eigenen Zeit bewusst. Dies verhindert, dass er die falschen Fragen stellt. Die Frage etwa, ob Gladiatorenspiele moralisch vertretbar sind, hat für den Großteil der antiken Autoren keine Rolle gespielt.

Publikum

Das Publikum hat mehr Einfluss auf die Aussagen einer Quelle als Du vielleicht vermutest. So äußert sich ein Autor offener in einem Tagebuch als in einer Lobeshymne an den Herrscher. Ein Fachmann wird sein Thema gegenüber einem Laien nicht so detailliert darstellen wie gegenüber anderen Fachleuten.

Motiv

Eng mit der Frage nach dem Publikum verbunden ist die Frage nach dem Motiv. Hier klärt der Historiker, welche Wirkung der Autor mit seinem Werk erreichen wollte. Dies hat großen Einfluss auf die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen. Wer sein Volk zum Krieg bewegen möchte, wird die Stärken eines überlegenen Gegners nicht im Detail schildern.

Die Quellenanalyse deckt also die Entstehungsbedingungen der Quelle auf. Sie untersucht dazu alle Umstände, die direkt oder indirekt Einfluss genommen haben könnten. Dies erfordert historische Nachforschungen, die über die Quelle selbst hinausgehen. Z. B. zu Ereignissen vor der Entstehungszeit oder allgemeinen gesellschaftlichen Verhältnissen zu dieser Zeit. Vor deren Hintergrund werden dann die Einflüsse auf die Quelle analysiert.

Quellenanalyse: Die schriftliche Darstellung

Die Ergebnisse der Quellenanalyse müssen schriftlich festgehalten werden. Dies geschieht in der schriftlichen Quellenanalyse. Es handelt sich dabei um eine Aufsatzform. Diese muss verschiedene Vorgaben erfüllen. So gliedert sie sich notwendig in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Diese Teile wiederum müssen bestimmte Inhalte aufweisen.

Einleitung

In die Einleitung gehören Angaben zu:

  • Autor
  • Titel
  • Datum und Ort der Veröffentlichung
  • Textart (Tagebuch, Brief, Urkunde etc.)
  • Publikum
  • Motiv
  • Quellenart (Primärquelle oder Sekundärquelle)
  • Thema

An dieser Stelle beschränkst Du Dich auf die Benennung dieser Inhalte. Ihre Analyse erfolgt im Hauptteil.

Hauptteil

Der Hauptteil gliedert sich in:

  • Inhaltsangabe:
    Hier fasst Du die Aussagen des Textes kurz zusammen.
  • Analyse:
    Hier untersuchst Du den Text, indem Du Fragen zu verschiedenen Aspekten der Quelle stellst:

    • Argumentation
    • Einsatz der Sprache (rhetorische Mittel, Schlüsselbegriffe, Wortwahl, etc.)
    • Sprachstil (gehoben, umgangssprachlich, Fachsprache, etc.)
  • Historischer Kontext:
    Hier ordnest Du die Quelle in das Geflecht von Personen und Ereignissen ein. Du fragst nach Ursachen, Auslösern, Wirkungen und Folgen. Dabei unterscheidest Du zwischen:

    • innerem historischen Kontext: Kontext zum Entstehungszeitpunkt der Quelle;
    • äußerem historischen Kontext: Kontext vor und nach dem Entstehungszeitpunkt der Quelle;

Schluss

Der Schluss der Quellenanalyse fasst die Ergebnisse der Analyse so zusammen, dass sie für die Quelleninterpretation bereit stehen. Diese wird nach Nützlichkeit der Quelle für die Fragestellung des Historikers fragen. Falls dies bejaht wird, fragt die Quelleninterpretation weiter nach der Zuverlässigkeit der Quelle. Zum Schluss der Analyse urteilst Du daher darüber,

  • wie gut die Quelle die Sache erhellt;
  • wie wichtig die Quelle für die Geschehnisse ihrer Zeit ist;
  • wie wichtig die Quelle mit Bezug auf die Gegenwart ist;
  • wie nützlich die Quelle für die Rekonstruktion der Vergangenheit ist;
  • wie zuverlässig die daraus gewonnen Informationen sind;

Du beschließt Deine Quellenanalyse mit einer persönlichen Stellungnahme. Eine Quellenanalyse erfordert also erst das Nachdenken, dann das Schreiben über die Quelle. Für beides gibt es strenge Vorgaben.


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