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Wer war Iwan der Schreckliche bzw. Iwan IV. von Russland


wer war ivan der schreckliche

Porträt von Prinz Ivan der Schreckliche. Souverän, Großherzog von Moskau und ganz Russland, der erste gekrönte Zar von ganz Russland.


Iwan IV. war ein russischer Zar und lebte von 1530 bis 1584. Er unternahm mehrere Eroberungsversuche nach Osten und Westen und erweiterte sein Reich dabei durch Sibirien. Seinen Beinamen „der Schreckliche“ hat er vielen Grausamkeiten zu verdanken, die er während seiner Regentschaft beging.

Jugend und Herkunft

Iwan IV. Wassiljewitsch stammt aus dem russischen Fürstengeschlecht der Rurikiden. Er wurde am 25. August 1530 in Kolomenskoje, einer Zarenresidenz in der Nähe von Moskau, geboren. Seine Eltern waren der Großfürst Wassili III. und Helena Glinskaja. Die erste Ehe von Wassili III. mit Solomonija Saburowa war kinderlos geblieben. Iwans Mutter war etwa 24 zum Zeitpunkt seiner Geburt (ihr genaues Geburtsdatum ist unbekannt), sein Vater bereits 51.

Als Iwan drei Jahre alt war, starb sein Vater. Stellvertretend für den zu jungen Thronerben übernahm Helena die Regentschaft. Sie entledigte sich einiger Männer, die ihre und die Stellung ihres Sohnes gefährdet hätten. Juri von Dmitrow, Wassilis Bruder und damit Iwans Onkel, kam sofort in den Kerker. Zwei Jahre später wurde er getötet. Ähnlich erging es Machail Glisnki, einem Onkel Helenas, und Andrei von Stariza, einem weiteren Bruder Wassilis.

Am 4. April 1538 starb Helena überraschend mit etwa 32 Jahren. Obwohl ihr Regierungsstil dem ihres verstorbenen Ehemannes entsprach, wurde sie wohl von Vertrauten vergiftet. Sicher weiß man das jedoch nicht.

Damit war Iwan mit nicht ganz acht Jahren Vollwaise. Es entbrannte ein Machtkampf unter den Bojaren, den Adligen Russlands. Sie strebten nach dem Thron und der Vormundschaft über Iwan.

Er selbst verbrachte seine Kindheit im Terem-Palast des Kremls. Die Bojaren behandelten ihn schlecht. Er wuchs in Angst auf, was seinen Charakter nachhaltig formte.

So beging er mit 13 Jahren Rache an Andrei Schuiski, einem Bojaren, der kurz zuvor die Macht an sich gerissen hatte. Iwan erkannte in diesem Alter, dass er nicht so machtlos war, wie er dachte. Er befahl der Kremlwache, Andrei Schuiski ausgehungerten Jagdhunden zum Fraß vorzuwerfen. Durch ähnliche und weit grausamere Taten in seinem späteren Leben verdiente Iwan sich den Beinamen „der Schreckliche“.

Iwan als Zar

Am 16. Januar 1547, im Alter von 16 Jahren, ließ Iwan sich zum Zaren krönen. Die Grausamkeiten der Bojaren hatte er nicht vergessen. In einem Zug rächte er sich an ihnen und festigte gleichzeitig seine Stellung als Zar.

Eigentlich war der Zar zu dieser Zeit nicht viel mächtiger als die ihm unterstehenden Adligen. Diese besaßen fruchtbares Land, eigene Armeen und fungierten als Richter in ihren Bezirken.

Iwan enteignete die Bojaren und wandelte das fruchtbarste Land Russlands in Staatseigentum um. Die Bojaren erhielten stattdessen unfruchtbare Ländereien an den Staatsgrenzen. Manche ließ er direkt in Klöster bringen, wo sie keine Gefahr mehr waren.

1549 ernannte Iwan sich zum Zaren von ganz Russland. Er reformierte die Gesetzgebung und gründete das erste russische Parlament. Die Palastgarde stattete er mit Musketen aus. Damit schuf er ein solides Fundament, das Russland in der Zukunft außenpolitische Erfolge bescheren würde.
1553 begannen Handelsbeziehungen zwischen England und Russland. 1555 wurde dafür die Moskauer Kompanie gegründet, eine Handelsgesellschaft. In den folgenden Jahren ließ Iwan in Archangelsk, einer Küstenstadt in Nordrussland, etwa 1000 km nördlich von Moskau, den ersten Handelshafen Russlands bauen.

Eroberungen

Iwan IV. nahm bestehende Kriege während seiner Regentschaft auf und begann eigene Feldzüge, die zur Reichserweiterung dienten.
Die Moskau-Kasan-Kriege wüteten bereits im vorherigen Jahrhundert. Das Khanat Kasan war ein tatarischer Nachfolgestaat. Khanate nennt man Staaten, die von einem Khan geführt werden. Mongolische und türkische Staatsgebilde trugen in der Vergangenheit diesen Namen.

Von dem Khanat Kasan aus fielen immer wieder die Tataren in Russland ein. Iwan unternahm mehrere Versuche, die Hauptstadt Kasan einzunehmen, scheiterte jedoch 1547 und 49. 1551 startete er einen dritten Versuch. Etwa ein Jahr lang wurden Pläne ausgearbeitet und ein starkes Heer aufgestellt. Am 16. Juni 1552 begann der dritte Feldzug Iwans gegen die Tataren.

Er schlug den Feind erfolgreich zurück, sodass er am 30. August mit der Belagerung der Hauptstadt beginnen konnte. Am 2. Oktober fiel Kasan. Gleichzeitig sicherte er Russland damit im Nordosten gegen Angriffe aus Asien ab. Ohne Kasan hatten mögliche Angreifer es deutlich schwerer, nach Europa zu gelangen.

Das Khanat von Astrachan fiel 1556. Iwan gewann dadurch Ländereien und konnte vermehrt Handel mit Persien betreiben. Beides half ihm dabei, später nach Sibirien vorzudringen.

Gleichzeitig mit den Eroberungen der Khanate trieb Iwan die Missionsarbeit der Orthodoxen Kirche voran. In den eroberten Gebieten sowie in weiteren heidnischen Gebieten Russlands wurden Klöster gegründet und Bischöfe eingesetzt.

Der Livländische Krieg war ein unter Iwan IV. gestarteter Krieg. Ziel war, Russland bis zur Ostsee zu erweitern. Dafür fiel er 1557 mit 40.000 Mann in Livland ein. Livland entspricht etwa dem heutigen Estland und Lettland. Innerhalb von zwei Jahren eroberte Iwan das Land fast vollständig. Anschließend ruhte der Krieg, weil König Sigismund II. August von Polen sich einschaltete.

Erst 1562 gingen der russische Vormarsch weiter. 1570 ernannte Iwan Prinz Magnus von Dänemark zum König von Livland und trug ihm auf, die Eroberungen weiterzuführen. Magnus spielte jedoch ein doppeltes Spiel mit Iwan und dem polnischen König, sodass Iwan ihn kurz darauf selbst angriff. Der dänische Prinz entkam jedoch.

Etwa gleichzeitig flammten die Kämpfe mit den Tataren wieder auf. Unter Khan Devlet Giray gelangten die Reiter am 24. Mai 1571 bis nach Moskau und legten Feuer. Im darauffolgenden Jahr wollten sie diesen Erfolg wiederholen, scheiterten jedoch. Ihre Verluste schwächten sie so sehr, dass sie die eigentlich regelmäßigen Raubzüge nach Russland für längere Zeit einstellen mussten.

Von Herbst 1575 bis Winter 1576 gab Iwan das Amt des Zaren ab. Er übertrug die Regierung an einen Vasallenkhan, Sajin Bulat, welcher 1573 zum Christentum konvertiert war. Bulat hatte Iwan bereits während des Krieges mit Livland zur Seite gestanden.

1577 versuchte Iwan erneut, ganz Livland einzunehmen. Deutschland, Litauen und Schweden stellten sich jedoch vereint gegen Russland und schlugen ihn zurück. Am 15. Januar 1582 unterzeichnete Iwan den Vertrag von Jam Zapolski und beendete damit den Krieg. Zuvor hatte er schwere Verluste verzeichnen müssen. Sein Vorhaben, das Reich bis zur Ostsee zu erweitern, war damit endgültig gescheitert. Außerdem hatte der seit 1557 andauernde Krieg Russlands Wirtschaft stark geschwächt.

Nach der Niederlage im Westen wandte Iwan sich nach Osten. Er wusste von den Bodenschätzen in Sibirien, weil die russische Kaufmannsfamilie Stroganow ihm davon berichtet hatte.

Er stellte eine Expedition zusammen, welche von der Familie geleitet wurde. 1582 erreichte diese das Khanat Sibir, welches noch im selben Jahr fiel. Diese Eroberung war wichtig, den die besiegten Tataren versorgten Iwan mit unzähligen Zobelpelzen, welche unglaublich wertvoll waren. Ab diesem Zeitpunkt nannte Iwan sich selbst auch Zar von Sibirien.

Familie

Iwan IV. war sechs oder sieben Mal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er direkt nach seiner Krönung mit Anastassija Romanowna Sacharjina. Sie war etwa acht Jahre älter als er.

Das Paar hatte sechs Kinder, drei Mädchen und drei Jungen, wobei die ersten drei Kinder sowie das fünfte Kind im Alter zwischen eins und drei verstarben. Lediglich die beiden Prinzen Iwan und Fjodor erreichten das Erwachsenenalter.

Anastassija brach im Juli 1560 plötzlich zusammen und erholte sich nicht mehr. Sie starb am 7. August im Alter von etwa 37 Jahren. Der Verlust traf Iwan schwer. Er soll Anastassija sehr geliebt haben. Hinzu kam, dass sie vorher völlig gesund gewesen war und er vermutete, dass sie jemand vergiftet hatte. Er beschuldigte mehrere russische Adlige und ließ diese sogar hinrichten, obwohl er keine Beweise hatte.

Jahrhunderte später bestätigten Forensiker Iwans Verdacht. Sie wiesen in den sterblichen Überresten der Zarin hohe Mengen an Quecksilber, Arsen und Blei nach. Anastassija wurde demnach tatsächlich vergiftet.

Ein Jahr später, am 21. August 1561, heiratete Iwan Maria Temrjukowna von Tscherkessien. Diese soll außerordentlich schön gewesen sein. Iwan war von ihr so hingerissen, dass er sie zur Frau nahm.

Am 21. März 1563 bekam sie einen Sohn, der den Namen Wassili erhielt. Der Säugling ertrank jedoch am 3. Mai desselben Jahres, weil sein Kindermädchen ihn fallen ließ. Maria starb am 1. September 1569 infolge einer Krankheit.
Am 28. 1571 schloss Iwan seine dritte Ehe mit Marta Wassiljewna Sobakina. Nur zwei Wochen später, am 13. November, war die Frau tot. Vermutlich wurde sie vergiftet.

Anna Iwanowna Koltowskaja heiratete er am 28. April 1572. Die Ehe wurde ein Jahr darauf geschieden. Iwan entledigte sich seiner vierten Ehefrau, indem er sie in ein Kloster bringen ließ. Dort starb sie am 5. April 1626.

Ähnlich erging es Anna Grigorjewna Wassiltschikowa, die Iwan 1575 ehelichte. Ein Jahr später verstieß der Zar auch sie und ließ sie in ein Kloster bringen. Vier Jahre später starb sie.

Wassilissa Melentjewa war möglicherweise die sechste Ehefrau Iwans. Die beiden könnten allerdings auch nur eine Affäre gehabt und nie geheiratet haben. In jedem Fall endete sie ebenfalls im Kloster, weil sie einen Liebhaber hatte. Den Liebhaber ließ Iwan pfählen.

1580 heiratete Iwan zum letzten Mal. Seine sechste oder siebte Frau wurde Maria Fjodorowna Nagaja. Sie gebar ihm am 19. Oktober 1583 einen Sohn, der acht Jahre später vermutlich ermordet wurde. Maria überlebte ihren Ehemann und starb am 20. Juli 1612. Nach Iwans Tod am 18. März 1584 wurden sie und der Junge nach Uglitsch verbannt. Uglitsch liegt etwa 200 km nördlich von Moskau.

Gerücht um die Tötung des eigenen Sohnes

Antonio Possevino, päpstlicher Legat und Jesuit Moskaus, behauptete, Iwan IV. habe seinen Sohn Iwan erschlagen. Der Zar soll am 16. November 1581 in die Gemächer von Jelena Iwanowna Scheremetjewa, der Frau seines Sohnes, gekommen sein. Dort fand er seine Schwiegertochter seiner Meinung nach zu leicht bekleidet vor. Obwohl er nicht eingeladen war und wohl überraschend eintrat, war er darüber so wütend, dass er die Frau schlug. Jelena erlitt dadurch eine Fehlgeburt.

Iwan suchte daraufhin seinen Vater auf und sprach ihn auf den Vorfall an. Der Streit eskalierte, sodass der Zar seinem Sohn mit seinem Herrscherstab auf den Kopf schlug. Dieser Stab war mit Stahl verstärkt und verletzte den Zarewitsch schwer. Er fiel ins Koma und starb am 19. November.

Es könnte auch sein, dass der Streit zwischen Vater und Sohn andere Gründe hatte. Zu der Zeit musste Russland Rückschläge im Livländischen Krieg hinnehmen. Möglicherweise waren sie sich über das weitere Vorgehen uneinig. Darüber hinaus sprechen andere Quellen von einer tödlichen Krankheit, an der der Prinz litt.

Die genaue Todesursache konnten auch forensische Untersuchungen 1963 nicht herausfinden. Man wies hohe Werte von Quecksilber, Arsen und Blei nach, was bedeuten könnte, dass Iwan vergiftet wurde. Sein Schädel war jedoch bereits zu Staub zerfallen, sodass dieser nicht mehr auf Verletzungen untersucht werden konnte. Die nachgewiesenen Gifte könnten auch für eine selbst durchgeführte Immunisierung sprechen, wie es einige Herrscher taten. Diesen Vorgang nennt man Mithridatisation. Dabei nimmt die Person geringe Dosen Gift zu sich, um eine Toleranz dagegen aufzubauen. Da Vergiftung zur Zeit Iwan IV. eine häufige Todesursache war, könnte sich der Prinz so zu schützen versucht haben.
Die meisten Historiker vertreten die Meinung, dass Iwan IV. seinen Sohn getötet hat. Darüber, wie es zu dem Streit kam, sind sie sich nicht einig.

Iwan IV. in Kunst und Kultur

Iwan IV. ist durch seine grausamen Taten und seine Außenpolitik ein beliebtes Ziel unterschiedlicher Künstler. Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow, ein russischer Komponist aus dem 19. Jahrhundert, widmete dem Zaren gleich zwei Opern. Auch Theaterstücke und Romane, die ihn thematisieren, existieren aus dieser Zeit.

Der Regiesseur Sergei Michailowitsch Eisenstein bearbeitet Iwans Leben in einem zweiteiligen Historienfilm von 1944 und 1958.
Pavel Lungin griff das Thema 2009 erneut auf. In seinem Film „Tsar“ geht es vor allem um die Grausamkeiten, die Iwan befahl und wie sie das Land beeinflussten.

Zusammenfassung

  • Iwan IV. Wassiljewitsch wurde am 25. August 1530 geboren und starb am 18. März 1584.
  • Seine Mutter übernahm die Regentschaft, als Iwan drei Jahre alt war.
  • Mit sieben Jahren wurde Iwan Vollwaise und litt unter der schlechten Behandlung der russischen Adligen.
  • Mit 13 beging er die erste Rache, indem er einen der Adligen durch Jagdhunde zerreißen ließ.
  • Nach Iwans Krönung am 16. Januar 1547 enteignete er die Bojaren und ließ sie in Klöster bringen.
  • Iwan IV. reformierte die Gesetzgebung und gründete das erste russische Parlament.
  • Iwan beendete die Moskau-Kasan-Kriege zugunsten der Russen 1552.
  • Der Livländische Krieg fand zwischen 1557 und 1577 mit Unterbrechungen statt und endete mit einer Niederlage Iwans.
  • 1582 besiegte Iwan das Khanat Sibir und gewann dadurch Ländereien in Sibirien sowie Reichtum in Form von Zobelpelzen.
  • Iwan war sechs, bzw. sieben Mal verheiratet und hatte insgesamt acht Kinder, wovon sechs im Kindesalter starben.
  • Iwan soll seinen eigenen Sohn, den Zarewitsch Iwan, im Streit getötet haben.
  • Grund für den Streit könnte eine durch den Zaren ausgelöste Fehlgeburt bei der Frau seines Sohnes sowie Uneinigkeiten über das Vorgehen im Livländischen Krieg gewesen sein.

Warum war Iwan der Schreckliche so schrecklich, wieso kam es zum Beinamen

Warum war Iwan der Schreckliche so schrecklich

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Wie ist Iwan der Schreckliche gestorben: Tod und Vermächtnis

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