13 Gründe, Warum Märchen wichtig für Kinder sind

Märchen sind eines der wohl ältesten Unterhaltungsformen, die bis heute überliefert wurden. Einige lassen sich viele tausende von Jahren zurückführen, wurden dabei meist nur mündlich weitergetragen und erst sehr viel später aufgeschrieben. Aus Deutschland kommen mit Märchensammlern wie den Gebrüdern Grimm oder dem Autor Hans Christian Andersen sehr bekannte Märchen. Teilweise haben sich Märchen auch aus früheren Mythen und Sagen abgeleitet, die ähnliche Werte und Moral vermitteln.
Besonders für Kinder sind Märchen wichtig, da sich anhand dieser Erzählungen eine Einteilung in gut und böse, in richtig oder falsch spielerisch vermitteln lässt. Außerdem bewirkt das Erzählen von Märchen, eine Steigerung von kognitiven Fähigkeiten wie Vorstellungskraft, Sprache, Gedächtnistraining und Denken, es werden Beziehungen geknüpft und Rituale als Ablaufstrukturen erprobt. Deshalb werden Märchen bereits im Kindergarten vermittelt und in der Grundschule ausgiebig durchgesprochen.
- Einfache Sprache, die für jedermann verständlich ist
- Einfachheit auch in der Geschichte
- Märchen in anderen Sprachen lesen
- Fantasy für die Kleinen
- Fantasie als Kulisse, aber nicht als Problemlöser
- Märchen und ihre Darstellung von Gegensätzen
- Klare Trennungen
- Symbolik in Märchen
- Tiere und Symbole in Märchen
- Zahlen und ihre Bedeutung
- Die Moral von der Geschichte
- Erziehung durch Märchen
- Das Vorlesen von Märchen als Pfeiler einer Beziehung
Einfache Sprache, die für jedermann verständlich ist
Märchen zeichnen sich vor allem durch ihren einfachen Sprachstil aus. Heute sind sie speziell an Kinder gerichtet, die sie entweder vorgelesen bekommen oder schon selbst lesen. Dabei sind sie einfach verständlich, verwenden keine Fremdwörter und setzen auf das Vokabular, was den Kindern bereits bekannt ist. Dies hilft dabei, die Geschichten für jeden verständlich zu machen. Zudem sind Märchen oftmals seit vielen Jahrhunderten im Umlauf und können an die jeweiligen sprachlichen Gegebenheiten angepasst werden. Aber auch altertümliche Schreibweisen lassen sich heute noch gut und verständlich lesen.
Einige Bausteine bleiben jedoch in den meisten Fällen gleich. Ein Anfang mit „Es war einmal …“ ist nur allzu oft von einem Märchen bekannt. Dasselbe gilt für das Ende mit einem Satz wie „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“, der ebenfalls ein Märchen signalisiert. Diese Sätze sind bereits in unseren Wortschatz eingebrannt, sind einfach zu verstehen und zeigen an, um welche Art von Geschichte es sich handelt. Auch viele weitere Redewendungen und Sprichwörter lassen sich in Märchen wiederfinden.
Einfachheit auch in der Geschichte
Auch der Inhalt selbst ist in den meisten Fällen einfach strukturiert und folgt einem ähnlichen Ablauf. Märchen sind hierbei keine kompletten Bücher, sondern eine Art der Kurzgeschichte. Die meisten reichen nicht über viele Seiten hinweg, fassen die Handlung kurz und knackig zusammen. Das hilft wiederum beim Verständnis und dem Aufbau der Geschichte.
Märchen beginnen oft damit, dass ein bestimmter Status Quo durchbrochen wird. Dies geschieht oftmals durch das Einwirken einer anderen Person oder Gruppe, die dem eigentlichen Helden der Geschichte etwas Böses wollen. Im Mittelteil geht es dann darum, denjenigen ausfindig zu machen und zu besiegen. Am Ende ist dann alles wieder gut, der vorherige Status wurde wiederhergestellt oder sogar verbessert.
Dies ist nur ein grober Rahmen und kann auf viele verschiedene Arten umgesetzt werden. Bei Märchen geht es vor allem darum, komplexe Probleme so einfach wie möglich darzustellen. Sie sollen Kindern dabei helfen, diese Probleme auf einem einfachen Level zu verstehen und dann später auf größere Geschichten oder reale Probleme anwenden zu können.
Märchen in anderen Sprachen lesen
Märchen sind in vielen Kulturen der Welt fest verankert. Selbst in Deutschland tragen wir Kindern Märchen vor, die eigentlich aus anderen Ländern stammen. Mittlerweile gibt es hier viele Überschneidungen, was nicht zuletzt an der Globalisierung und dem Austausch verschiedener Bräuche liegt. Märchen zählen zu den reinsten Formen der Literatur und fallen durch ihre simple Struktur und Sprache auf, die sich so in jeder Kultur wiederfinden lassen.
Durch ihre einfache Sprachstruktur sind Märchen ein guter Einstiegspunkt, um andere Sprachen zu lernen. Sie sind leicht verständlich, die Geschichte ist nicht zu kompliziert und kann von jedem verstanden werden. Sprache durch Märchen zu lernen ist schon im Kindesalter gut und wird an Schulen genutzt. Aber selbst als Erwachsener kann man durchaus einen Nutzen daraus ziehen.
Fantasy für die Kleinen
Eine Stärke der Märchen ist es, eine fantastische Welt darzustellen, diese aber trotzdem in der Realität zu verankern. Magie und Zauberei sind ein großer Teil der Märchen und können dabei helfen, die Fantasie der Kinder anzuregen. In den meisten Fällen beziehen sich Märchen vor allem auf die Gegebenheiten im Mittelalter, was zur Simplifizierung der Geschichte beiträgt.
Eine solche Darstellung löst bei den Kindern ein Kopfkino aus und hilft, die Geschichte in einer gut dargestellten Welt zu verankern. Dass hier oftmals auf das klassische Mittelalter zurückgegriffen wird, liegt einerseits am Alter der meisten Geschichten, aber auch an der Einfachheit der Darstellung. Wenn ein Märchen in unserer heutigen Zeit spielen würde, wäre es schwer, diese auf simple Art herunterzubrechen.
In Kombination mit der einfachen Sprache und Satzstruktur sind die Kulissen leicht vorzustellen und setzen sich in den Köpfen der Kinder fest.
Fantasie als Kulisse, aber nicht als Problemlöser
Jedoch wird in den meisten Märchen nur selten Magie genutzt, um das eigentliche Problem zu lösen. Das ist ein wichtiger Unterschied zu einigen Fantasy-Romanen. Oftmals ist es das Köpfchen des Helden selbst, der das Böse bezwingen kann. Das fantastische Setting ist dabei nur im Hintergrund und dient der Kulisse, aber nicht der Überwindung des Problems. Für das Verständnis und die Moral ist dieser Punkt durchaus wichtig, denn es zeigt, dass selbst in magischen und fantastischen Welten die Menschen an sich zählen. Zudem regt es auch die eigene Fantasie an und kann Kindern dabei helfen, eigene Geschichten zu entwickeln.
Märchen und ihre Darstellung von Gegensätzen
Durch ihre Einfachheit gelingt es Märchen, komplexe Probleme für Kinder darzustellen. Diese können dann aber wiederum auf die reale Welt angewandt werden und helfen dabei, ein Verständnis für gewisse Dinge zu schaffen. Dabei gibt es immer eine bestimmte Assoziation, die sich in vielen Märchen wiederfinden lässt. Das hilft dabei, eine allgemeine Gleichheit zu schaffen und Moral zu untermalen. In Märchen werden oftmals die gleichen Konzepte aufgegriffen, aber anders verpackt.
Klare Trennungen
Eine dieser Trennungen, die sich in so gut wie jedem Märchen wiederfinden lässt, ist Gut gegen Böse. Den Kindern wird schon früh vermittelt, wofür diese Worte stehen und welchen Schaden es anrichten kann, wenn das Böse Überhand gewinnt. Auf der guten Seite steht immer ein Held oder eine Heldin, mit der sich das Kind assoziieren kann. Anders als in Romanen gibt es eine klare Linie zwischen den beiden Seiten, es gibt keine moralische Grauzone. Das Gute gewinnt immer und das Böse verliert.
Märchen zeigen, dass es sich immer lohnt, zu kämpfen und gegen das Böse anzutreten. Oft ist dies sehr simpel ausgedrückt, zeigt aber schon früh, wie einige Teile der Welt funktionieren. Grauzonen darzustellen könnte zwar auch helfen, Menschen und deren Intentionen zu differenzieren, würde aber viele Kinder überfordern. Zuerst sollten wirklich klare Trennungen geschaffen werden, die dann im späteren Leben durch reale Erfahrungen gefestigt und ausgebaut werden.
Andere Beispiele für solche klaren Linien sind der Unterschied zwischen Arm und Reich oder Jung und Alt. Diese werden in Märchen oft verwendet und zeigen einerseits den Umgang mit Geld und andererseits Altersunterschiede und die dadurch entstehenden Probleme. Auch hier gibt es immer deutliche Unterschiede und kaum Grauzonen, die Kinder verwirren könnten. Aber die gelernten Lektionen lassen sich trotzdem auf das Leben übertragen, wo es genau diese Unterscheidungen gibt.
Symbolik in Märchen
Des Weiteren lassen sich noch andere Symbole in Märchen finden, die bei vielen Geschichten wiederkehrend sind. Zum Beispiel werden Themen wie Prinzen und Prinzessinnen immer wieder verwendet und stehen oftmals stellvertretend für das Gute im Märchen. Ihrer Liebe steht etwas im Wege, was beseitigt werden muss. Einerseits wird so gezeigt, welchen Stellenwert diese Verbindung in unserer Welt hat und auch, was sich dem entgegenstellen kann.
Eine weitere immer wiederkehrende Märchenfigur ist die der alten, verbitterten Frau, der bösen Stiefmutter oder sogar einer Hexe. Diese stellen oft den Neid auf die jungen Frauen dar. Sie wollen etwas haben, was ihnen nicht mehr zusteht und versuchen, es mit allen Mitteln zu erlangen. Im Gegensatz dazu gibt es auch das Bild der alten und weisen Oma oder des Opas, die dem Helden dabei helfen, das Abenteuer zu bestreiten. Auch diese Symbolik lässt sich in vielen Märchen wiederfinden.
Tiere und Symbole in Märchen
Tiere spielen hier eine ganz spezielle Rolle und werden oft personifiziert dargestellt. Sie stehen stellvertretend für die Menschen und ihnen ist ebenfalls eine gewisse Symbolik inne. Der Fuchs ist zum Beispiel eines dieser Tiere, die gerne verwendet werden. Er wird als schlau, aber hinterlistig gesehen. Schildkröten werden wegen ihrer Langsamkeit und ihres Alters als alte, aber weise Wesen gezeigt. Rehe stehen oft für die Einheit und die Unschuld der Natur.
Zahlen und ihre Bedeutung
Als wiederkehrende Symbole in Märchen zählen auch bestimmte Zahlen. Hier sind unter anderem die drei, sieben und dreizehn zu nennen, die immer wieder auftauchen. Drei wird vor allem bei der Märchenstruktur verwendet, da sie sich gut für die Form der Kurzgeschichte eignet und einen runden Abschluss bietet. Die Sieben steht oftmals für das Glück und die Dreizehn im Gegensatz dazu für Pech. Die Kombination von Zahlen und deren Bedeutung gibt es in vielen Kulturen der Welt, hat teilweise auch deutliche Überschneidungen. Märchen sind ein erster Weg, um diese Symbolik an Kinder weiterzutragen.
Die Moral von der Geschichte
Märchen zeichnen sich immer durch ihre Moral am Ende der Geschichte aus. Diese wird oftmals besonders hervorgehoben und soll der Erzählung einen richtigen Abschluss geben. Die bekannteste Moral ist, dass das Gute gewinnt und das Böse verliert. Märchen haben demnach immer ein gutes Ende, das den Kindern zeigen soll, dass alles gut ausgehen wird. Eine weitere Moral ist außerdem, Fremden nicht zu trauen oder immer auf der Hut sein zu müssen, um Gefahren aus dem Weg zu gehen.
Erziehung durch Märchen
Ein weiterer Effekt von Märchen ist die Weitergabe von Werten und Tugenden, die seit vielen Jahrhunderten in unserer Kultur verankert sind. Dazu gehören vor allem Werte wie Empathie, Mut, Offenheit und Hilfsbereitschaft zu zeigen. Diese werden in Märchen oft in ihren reinsten Formen dargestellt und lassen sich so auf das normale Leben übertragen. Kinder wissen zwar auch, dass Märchen nur Erzählungen sind, aber sie nehmen sich diese mehr zu Herzen. Deshalb ist die Vermittlung von Werten so wichtig und hat demnach auch einen erzieherischen Hintergrund.
Das Vorlesen von Märchen als Pfeiler einer Beziehung
Das Vorlesen von Geschichten hat eine lange Tradition und ist etwas, was fest in der Erziehung von Kindern verankert ist. In einem jungen Alter ist es noch nicht möglich, die Märchen selbst lesen zu können. Eltern oder Großeltern müssen dabei als Zugang zu diesen Unterhaltungsformen dienen. Es ist eine Möglichkeit, die Bindung zu einem Kind zu stärken. Das Vorlesen, vor allem vor dem abendlichen Schlafengehen, trägt eine tiefe Bedeutung und Geborgenheit in sich. Es zeugt von Vertrauen und von Sicherheit. Zudem kann sich das Kind so besser auf die Geschichte an sich fokussieren.