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Warum waren die Urmenschen geschickte Jäger


warum war der urmensch ein geschickter jäger

Der Begriff „Urmensch“ ist nicht genau definiert. Es gab zwischen den 1970er- und 1990er-Jahre eine fünfstufige Einteilung für die Entwicklungsstufen des Menschen, die im Großen und Ganzen allgemein anerkannt war:

Dennoch gab es immer auch eine ungenaue Anwendung der Bezeichnungen. Beispielsweise werden der Frühmensch und der Urmensch schon seit den 1960er-Jahren häufig synonym verwendet. Trotz der verschiedenen Versuche, eine Regelung und Abgrenzung bei den Bezeichnungen der verschiedenen Menschenarten zu finden, ist es heute nach wie vor üblich, den Frühmenschen mit dem Urmenschen sprachlich gleichzusetzen.

Der Urmensch Homo erectus als geschickter Jäger

Es ist nicht datierbar, wann der Homo erectus ausgestorben ist. Er ist der Urmensch, aus dem sich unabhängig voneinander in Europa der Homo heidelbergensis und der Homo neanderthalensis entwickelt haben. In Ostasien war es vermutlich der Homo floresiensis und in Afrika entwickelt sich aus ihm der anatomisch moderne Mensch, der Homo sapiens. Der Urmensch Homo erectus ging in die anderen Arten der Gattung Homo über. Daher gibt es für ihn kein „Aussterbezeitraum“.

Der Urmensch war die erste hominine Art, die das Feuer zu nutzen wusste. Der Homo erectus war außerdem die erste Art der Gattung Homo, die die Jagd zur Sicherung der Nahrungsversorgung einsetzte. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Homo erectus „der aufgerichtete Mensch“. Die Art existierte vor etwa 1,9 Millionen Jahren bis vor etwa 70.000 Jahren. Dieser Urmensch existierte länger als alle anderen Hominidenarten. Der Homo sapiens entwickelte sich beispielsweise erst vor etwa 200.000 Jahren.

Der Urmensch eignet sich zum Jäger

Der Unterschied des Homo erectus zu den älteren Hominiden war seine spezielle und neuartige Anatomie. Während bei dem älteren Frühmenschen, Homo rudolfensis, die Arme noch länger waren als die Beine, war es beim Homo erectus anders. Ältere Frühmenschen waren an das Leben auf Bäumen und in dichten Wäldern angepasst. Sie konnten sich von Ast zu Ast hangeln, ganz ähnlich wie die modernen Schimpansen.

Homo erectus hingegen konnte aufgrund seines aufrechten Ganges und seinen langen Beinen längere Strecken gehen und größere Distanzen überwinden. Das ist auch der Grund, weshalb sich in Afrika, der Wiege der Menschheit, Fossilfunde nicht nur in Ostafrika, sondern auch in Süd- und Nordafrika fanden. Er wanderte nach Südeuropa und von da aus Richtung Ostasien.

Der Homo erectus lernte das Feuer zu beherrschen

Wie Homo erectus das Feuer sich zunutze machte, ist unklar. Möglicherweise wurde er mit Bränden nach einem Blitzeinschlag konfrontiert und es gelang ihm, eine kleine Flamme am Leben zu erhalten. Irgendwann ist es ihm gelungen, selbst Feuer zu machen. Das wiederum erleichterte dem Urmenschen die Besiedelung kühlerer Regionen nach seinem Auszug aus Afrika.

Eine weitere Frage ist die, wie Homo erectus dazu kam, Fleisch im Feuer zu garen. Es könnte beispielsweise so gewesen sein, dass nach Buschbränden verbrannte Tiere zurückblieben, deren Fleisch länger genießbar war als das von gewöhnlichem Aas. Auf jeden Fall hatte im Feuer gegartes Fleisch mehrere Vorteile. Es war besser zu verdauen und frei von gefährlichen Bakterien. Das Feuer selbst bot zudem Schutz vor Raubtieren.

Die Jagd auf große Tiere

Der Urmensch jagte vor etwa 780.000 Jahren im heutigen Israel Damwild. Vor gut 370.000 Jahren erbeutete er im heutigen Thüringen Elefanten und Nashörner. Vor etwa 300.000 Jahren jagte er im heutigen Niedersachsen Pferde. Als Jagdwaffe diente der Speer. Speerspitzen konnten schon vor 500.000 Jahren aus Stein sein. Eine Ausgrabungsstätte in Südafrika beförderte Hunderte von etwa sieben Zentimeter langen Speerspitzen aus Stein zu Tage.

Es gab aber auch Speere komplett aus Holz. Bei Ausgrabungen in Thüringen wurden sieben Speere gefunden, die jeweils 2,50 Meter lang und komplett aus Holz waren. Diese Speere ähneln den heutigen Wettkampfspeeren und waren mächtige Jagdwaffen, mit denen der Homo erectus auf Großwildjagd gehen konnte. Faszinierend an den „Mehrkomponentenspeeren“ ist die Tatsache, dass sie aus verschiedenen Materialien geschaffen sind und eine mächtige Durchschlagskraft hatten. V

erbunden wurden die Steinspitzen mit den Rundhölzern mithilfe von Tiersehnen und Akazien-Harz.
Archäologen erprobten diese Jagdwaffen des südafrikanischen Urmenschen und schossen Modellspeere mit einer Armbrust auf schon erlegte Springböcke. Die Versuche waren erfolgreich. Die Speere drangen in die Tierkörper ein und überstanden dies unbeschadet. Diese aufwendig hergestellte steinzeitliche Jagdwaffe war also wiederverwendbar.

Die Werkzeuge und Jagdwaffen des Urmenschen

Der Faustkeil war das Standardwerkzeug des Homo erectus. Damit konnten die erlegten Tiere zerlegt werden. Es fanden sich entsprechende Schnittspuren an den Knochen. Vermutlich wurde der Faustkeil auch als eine Art Wurfgeschosse verwendet und war somit ebenso wie der Speer eine Jagdwaffe. Als leichte Messer dienten lange, scharfe Knochensplitter.

Bevor sich der Urmensch zum Jäger entwickelte, war er ein Sammler pflanzlicher Nahrung. Sie war der Grundstock frühmenschlicher Ernährung. Während der Entwicklung des Homo erectus wurde die Jagd auf Wild immer wichtiger. Seine Wanderungen führten ihn aus seiner tropischen Stammheimat weg. Die Tropen kennen keine Jahreszeiten. Pflanzliche Nahrung stand ganzjährig zur Verfügung. Je weiter sich der Urmensch vom Äquator entfernte, desto deutlicher wurden die jahreszeitlichen Unterschiede, was die Verfügbarkeit pflanzlicher Nahrung angeht. Wenn sie nur noch ein Sommerhalbjahr gesammelt werden konnte, musste die Jagd den Mangel ausgleichen.

Steinzeitliche Jagdgemeinschaften

Die anatomischen Vorteile des Urmenschen, die ihn zu einem der erfolgreichsten Hominiden werden ließen, zwangen ihn aber gleichzeitig, sein Verhalten zu verändern, sich Schwierigkeiten zu stellen und Lösungen zu finden. In den europäischen Kältesteppen der Zwischeneiszeiten folgten die Urmenschen den riesigen Tierherden, um sie zu jagen. Dies taten sie mit sehr viel Geschick. Um Kräfte zu sparen und den Jagderfolg zu maximieren, trieben sie die Tiere in Fallen. Dazu war es aber notwendig, dass sich mehrere Homo erectus-Horden zu einer Jagdgemeinschaft zusammenschlossen.

Der Urmensch lebte in verstreuten Horden. Wenn sich die Tiere aber zu ihren großen Wanderungen aufmachten, schlossen sich die Horden zusammen und trieben die Tiere mit Gebrüll und gezielt gelegte Buschfeuer in sumpfiges Gelände oder zu Abhängen, die sie hinunterstürzten. Hier konnten die Tiere dann getötet und zerlegt werden. Archäologen haben in Spanien eine solche Schlachtstätten ausgegraben. Vor etwa 300.000 Jahren wurden hier 30 Elefanten, 25 Pferden, 25 Hirschen, zehn Wildrindern und sechs Nashörnern geschlachtet. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass der Homo erectus zu Ausdauerjagden von bis zu 5,5 Stunden fähig war, ohne Wasser mitzuführen (dazu hätte es Behältnisse gebraucht) und unter Bedingungen, wie sie heute in der Kalahari vorherrschen.

Ein solches gemeinschaftliches Jagdereignis diente auch zum Austausch von Informationen oder von Werkzeugen, vielleicht auch von Frauen. Das ist deswegen anzunehmen, weil eine solche Jagd geplant und organisiert werden musste. Der Homo erectus konnte sich also zu dieser Zeit schon sprachlich ausdrücken. Ohne Sprache ist eine Kooperation dieses Ausmaßes nicht denkbar. Nach der Jagd, der Zerlegung und Verteilung der erlegten Tiere, gingen die Urmenschen wieder auseinander und lebten bis zur nächsten Tierwanderung ein Jahr später wieder als nomadische Sammler und sporadische Jäger.


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