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Was ist Frühgeschichte: Definition und Bedeutung


Mit Auftreten der ersten Schriftzeugnisse folgte die Epoche der Frühgeschichte auf die der Urgeschichte. Da schriftliche Aufzeichnungen regional und kulturell unterschiedlich auftraten, kann der Beginn der Frühgeschichte nicht allgemein festgelegt werden, sondern muss je nach Kulturraum gesondert betrachtet werden. Und die geschichtlichen Entwicklungen in Nordamerika, Afrika, Australien und im Fernen Osten werden von Archäologie und Geschichtswissenschaft in eigenständigen Disziplinen außerhalb der Frühgeschichte behandelt. Daher liegt der Fokus dieser Geschichtsepoche auf Europa und deren Einflussgebiete, im Nahen Osten und Mittleren Osten, in Nordafrika und dem restlichen Mittelmeerraum. Historische Zeugnisse oder Biografien zu Personen aus der Vorgeschichte, welche erst später aufgeschrieben wurden, werden den Sagas und der Mythologie zugeschrieben.

Frühgeschichte in Südeuropa

Mit dem Einsetzen der sogenannten Archanesschrift um 2000 v. Chr. begann im südeuropäischen Raum die Frühgeschichte. Diese Schrift entstammte der frühesten Hochkultur Europas, der minoischen Kultur, welche die bronzezeitliche Kultur Kretas war.

1450 v. Chr. wurde die minoische Kultur von der mykenischen Kultur abgelöst, welche sich nach Entstehen auf dem griechischen Festland auch nach Kreta ausbreitete. Die südeuropäische Frühgeschichte findet mit den Kulturen der Römer und Griechen ihr Ende und geht in die Archaik über, welche Gegenstand der Klassischen und Provinzialrömischen Archäologie ist.

Mitteleuropa

Die Frühgeschichte Mitteleuropas setzt deutlich später als jene in Südeuropas ein. Die ersten römischen Schrifterzeugnisse über die „Barbaren“ (Germanen und Kelten) vor allem von Caesar und Tacitus läuteten diese Epoche im mitteleuropäischen Raum im ersten Jahrhundert vor Christus ein. Mitunter wird die römische Kaiserzeit im Barbaricum (die mitteleuropäischen Gebiete unter römischer Herrschaft) jedoch auch als eigenständiger Zeitabschnitt zwischen Vor- und Frühgeschichte eingeordnet.

Die mitteleuropäische Frühgeschichte wird allgemein in drei Abschnitte untergliedert: Auf die römische Kaiserzeit im Barbaricum folgte die Völkerwanderungszeit (hiermit gemeint ist die Zeit der Migration insbesondere germanischer Gruppen im Zeitraum zwischen dem Einbruch der Hunnen in Europa 375/376 und dem langobardischen Einfall in Italien 568). Geschlossen wird die frühgeschichtliche Epoche Mitteleuropas durch das Frühmittelalter, welches sich entsprechend seiner dominanten fränkischen Königsgeschlechter in Merowinger– und Karolingerzeit unterteilt wird.

Nordeuropa

Im nordeuropäischen Raum dauerte die Frühgeschichte sogar noch länger als in Mitteleuropa. Hier zählen die Vendelzeit (550 bis 800 n. Chr.) sowie die Wikingerzeit (in Skandinavien bis 1050 n. Chr.) zur frühgeschichtlichen Epoche. Die heutigen Überlieferungen, welche vor der Frühzeit entstanden, werden der Mythologie und nicht der Geschichtsschreibung zugerechnet. Denn diese wurden lediglich aus mündlichen Überlieferungen (den Sagas) zusammengetragen und später (im Mittelalter) aufgeschrieben. Und deshalb werden, nach heutigen Erkenntnisstand, die Personen aus dieser Frühepoche der Sagenwelt zugeordnet.

Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten und der Mittelmeerraum

Relevante frühgeschichtliche Hochkulturen in Nordafrika sind vorrangig die Alten Ägypter, deren Besiedlung im Nildelta circa 4500 v.Chr. begann. Im Nahen Osten waren die Phönizier die erste Schriftkultur, welche Kolonien in Nordafrika (Karthago, heute Tunis) bildeten. Die Karthager gingen während der Römischen Expansion ins Römische Reich über. All diese Kulturen wirkten großflächig im Mittelmeerraum. Im Mittleren Osten ist vor allem Mesopotamien zu erwähnen.

Ebenso wie der Beginn der Frühgeschichte nicht allgemeingültig festlegbar ist, verhält es sich mit dem Ende und dem Übergang in die darauffolgende Epoche, dem Mittelalter.

Warum gibt es keine eindeutige Definition von Frühgeschichte

Insgesamt wird deutlich, dass die geschichtliche Einteilung in Epochen nicht pauschal vorgenommen werden kann, sondern zwischen den verschiedenen Kulturräumen differiert und sich weniger nach Jahreszahlen als nach kultureller Verbreitung richtet. Dies liegt daran, dass Geschichtsepochen erst im Nachhinein von Historikern bestimmt werden. Und die Historiker machen die Einteilung an einem bestimmten Merkmal oder an einem Ereignis, welche die Lebensweise des Menschen dauerhaft veränderte, fest.

Bei der Frühgeschichte ist dieses Ereignis: die Erfindung der Schrift, wodurch historische Texte erstellt werden konnten, welche heute als Geschichtsquelle dienen. Und da die Einführung der Schrift nicht auf allen Kontinenten zur gleichen Zeit erfolgte, kann man die Frühgeschichte der Menschheit lediglich als regionale Frühgeschichte verstehen.

Und deshalb begannen die gleichen Epochen in verschiedenen Kulturräumen zu einem anderen Zeitpunkt, dauerten unterschiedlich lang und werden dennoch zu einem Oberbegriff (Frühgeschichte) zusammengefasst, da lediglich die Einführung der Schrift als gemeinsames Kriterium für die Bezeichnung dient.

Mit zunehmender Verbreitung der Schriftsprache war die Einführung der Schrift abgeschlossen und so ging die Frühgeschichte in die nächste Epoche der Menschheitsgeschichte über. Je nach Kulturraum war dies dies Antike oder das Mittelalter.


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