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5 Bedeutungsebenen der Geschichte


Geschichte ist ein Unterrichtsfach an der Schule, welches ab der 5. Klasse unterrichtet wird. In diesem Zusammenhang bedeutet Geschichte: Eine Rekonstruktion der Vergangenheit der Menschheit.

Geschichte findet allerdings auch auf anderen Bedeutungsebenen statt, welche ich dir im Folgenden vorstellen möchte.

Was ist Geschichte im weitesten Sinne?

Im weitesten Sinne umfasst Geschichte die komplette Zeitlinie von Anbeginn bis heute. Dieser weitgefasste Geschichtsbegriff:

  • beginnt beim Urknall,
  • macht dann weiter bei der Erdgeschichte,
  • dann folgt die Naturgeschichte und die Entstehung des Lebens
  • und endet bei der Menschheitsgeschichte.

Es werden somit alle Zusammenhänge des gesamten vergangenen Geschehens untersucht. Dabei wird jeder Ablauf in Raum und Zeit dimensioniert. Fragen, welche sich die Geschichtswissenschaft dann stellt, umfassen somit mehr als die Menschheit. Es fließen demnach weitere Wissenschaften, wie die Biologie, die Geologie, die Chemie und Physik in den Erkenntnisprozess mit ein.

Die Menschheitsgeschichte, welche im Geschichtsunterricht behandelt wird, ist die zeitlich kleinste Spanne in diesem Geschichtsbegriff und beinhaltet vornehmlich die letzten 8.000 Jahre, wobei die Erdgeschichte mehrere Millionen Jahre umfasst.

Was ist die Geschichte der Menschheit?

Dies ist der am häufigsten verwendete Geschichtsbegriff. Die Menschheitsgeschichte beginnt vor circa 2 Millionen Jahren. Dieses Terrain wird allerdings hauptsächlich von Biologen untersucht. Diese Naturforscher beschreiben die Evolutionsgeschichte des Menschen, seinen nahen Verwandten (Neandertaler) und den Veränderungen durch Umwelteinflüsse, Genpool oder Evolutionsfaktoren.

Die gesellschaftliche Geschichte oder auch Schulgeschichte genannt – beschreibt, welche Verhaltensweisen, Erfindungen oder Neuerungen dazu führten, dass sich moderne Menschen entwickeln konnten. Es geht somit vielmehr um Veränderungen in der menschlichen Gesellschaft, welche durch neues Handeln oder Denken eingeleitet wurde. Diese gesellschaftlichen Veränderungen können durch ganze Bevölkerungsgruppen oder durch Einzelne eingeleitet werden.

Geschichte wird demnach durch Veränderungen beschrieben. Hinter jeder Geschichtszahl steht immer ein Ereignis, welches das bestehende Denken der gesamten Menschheit oder einer bestimmten Bevölkerung verändert hat.

Es wird klar….
Geschichte wird immer nur durch Veränderungen vorangetrieben.

Die ersten 1,8 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte sind für den Geschichtsunterricht lediglich ein Einstieg. Denn in diesen Jahren kam es kaum zu Änderungen, weshalb diese Zeit schnell zusammengefasst werden kann. Der eigentliche Geschichtsunterricht beginnt dann 6000 v. Chr. mit der neolithischen Revolution.

Unter Neolithikum versteht man, den Übergang von Jäger und Sammler zu Hirten und Bauern. Menschen wurden sesshaft und zu Produzenten. Anders als der Jäger und Sammler mussten der Bauer seine Felder anbauen, Wissen und Erfahrungen über Ackerbau und Viehzucht lernen. Weiterhin mussten Gesetze die Verteilung von Landflächen regeln.
Das Handeln, das Denken und die Sichtweise der Menschheit veränderte sich komplett, weshalb hier die eigentliche menschliche Kulturgeschichte beginnt.

Geschichte auf wissenschaftlicher Bedeutungsebene

Geschichte kann als Wissenschaft verstanden werden. Anders als im Geschichtsunterricht werden in der wissenschaftlichen Geschichte hauptsächlich Primärquellen genutzt. Primärquellen können Archäologische Funde, alte Schriftquellen oder Bilder sein. Diese Quellen dienen der Wissenschaft dazu, eine Rekonstruktion der Vergangenheit zu aufzustellen.

Nachdem diese Rekonstruktion aufgestellt wurde, wird das neue Wissen in Büchern, Zeitschriften oder Schulbüchern veröffentlicht. Diese Quellen, welche neues Wissen verteilen, nennt man Sekundärquellen.

Geschichte ist demnach auch eine Wissenschaft, welche aus Primärquellen die Menschheitsgeschichte rekonstruiert und dieses neue Wissen in Sekundärquellen verbreitet.

Geschichtsschreibung als weitere Ebene des Geschichtsbegriffes

Neue Quellen müssen für die Nachwelt angefertigt werden. Deshalb benötigt man Geschichtsschreiber, welche in einem festgelegten Verfahren, geschichtliche Daten und Ereignisse niederschreiben. Dieses Feld ist somit Teil der Geschichtswissenschaft, wobei der Geschichtsbegriff etwas abgewandelt wird.

Die Wissenschaft versteht unter Geschichte das Sammeln von Daten, Quellen und Artefakten – um die Vergangenheit zu rekonstruieren. Die Geschichtsschreibung versteht unter dem Geschichtsbegriff das Darstellen der Forschungsarbeit.

Abgrenzung des Geschichtsbegriffes in der Literatur

Die Literatur fasst etwas ganz Anderes unter dem Begriff Geschichte zusammen. Hier ist die mündliche oder schriftliche Erzählung gemeint, welche auf wahre oder fiktive Ereignisse beruht. Das tatsächliche oder erdachte Ereignis wird in eine logische Handlung eingebettet, wodurch die Geschichte einen Sinn erhält.

Geschichtenerzähler können ihr eigenes Leben oder das Leben von anderen Personen schildern. Diese Ereignisse müssen nicht an die Menschheitsgeschichte angelehnt sein, können Geschehnisse sogar verändert darstellen, weglassen oder neue hinzufügen.


Literatur und Quellen

  • John H. Arnold: Geschichte. Eine kurze Einführung, ISBN 978-3-15-017026-7*
  • Jörg Baberowski: Der Sinn der Geschichte: Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52793-0*
  • Marc Bloch, Peter Schöttler, Jacques Le Goff, Wolfram Bayer: Apologie der Geschichtswissenschaft oder Der Beruf des Historikers. (Neudruck) Klett-Cotta, Stuttgart 2002, ISBN 3-608-94170-3*
  • Lutz Raphael: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München 2003, ISBN 3-406-49472-2*
  • Vandenhoeck und Ruprecht: Historische Vernunft: Die Grundlagen der Geschichtswissenschaft, ISBN 978-3525334829*
  • Vandenhoeck und Ruprecht: Rekonstruktion der Vergangenheit: Die Prinzipien der historischen Forschung, ISBN 978-3525335178*
  • Vandenhoeck und Ruprecht: Lebendige Geschichte: Formen und Funktionen des historischen Wissens, ISBN 978-3525335543*

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