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Was ist Urgeschichte: Definition und Bedeutung


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Die Urgeschichte, auch Vorgeschichte oder Prähistorie genannt, ist die älteste Zeit der Menschheitsgeschichte. Sie wird von Archäologen studiert, die sich auch als Prähistoriker bezeichnen. Die Prähistorische Archäologie, im Deutschen auch Ur- und Frühgeschichte oder Vor- und Frühgeschichte genannt, studiert dabei die Hinterlassenschaften der ersten Menschen bis zum Übergang zur geschichtlichen, d.h. historischen Zeit.

Dem liegt die klassische Unterscheidung in Geschichte und Vorgeschichte zugrunde: Die geschichtliche Zeit als Zeit der Schrift und die Vorgeschichte, in der es keine Schrift gab. Historiker studieren deswegen geschriebene Texte. Wir wissen, dass Julius Caesar existierte, weil es Texte über ihn gibt. Wir wissen auch, dass die Römer glaubten, dass ihr erster König Romulus Augustulus hieß und im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte. Wir können dies aber nicht belegen. In der vorgeschichtlichen oder urgeschichtlichen Zeit gibt es gar keine Texte. So finden Prähistoriker oft Gräber von Menschen, können aber nicht sagen, wer genau diese bestattete Person war oder welchen Status sie hatte.

Wann war die Urgeschichte

Die Urgeschichte beginnt, archäologisch, mit dem Auftauchen der ersten Vormenschen vor knapp 7 Millionen Jahren. Die ältesten nachweisbaren, vom Menschen hergestellten Objekte datieren um 2.6 Millionen vor heute. Nach oben hin ist die Urgeschichte zeitlich offen. Neue Funde erweitern unser Wissen, was die Vormenschen jener Epoche über ihre Umwelt wussten und was sie daraus nutzten. Nicht immer sind Annahmen wirklich belegt. So wissen wir nicht, ob der frühe Homo erectus schon vor 2 Millionen Jahren das Feuer kannte.

Die ältesten Belege dafür sind nur 1.8 Millionen Jahre alt. Nach unten hin ist die Urgeschichte durch den Übergang zur Geschichte begrenzt, wie oben bereits ausgeführt. In Mitteleuropa ist das die Zeit zwischen Völkerwanderungs-, Merowinger– und Karolingerzeit. Im Hochmittelalter besitzen wir so viele Texte, dass wir auch ohne die Archäologie ein gutes Verständnis darüber haben, wie sich die Menschen entwickelt haben.

Urgeschichte und Vorgeschichte versus Geschichte

Diese Begriffe sind im Alltag, aber auch bei den Wissenschaftlern nicht immer gleichwertig gebraucht. So hat sich der Begriff Urgeschichte in den letzten 200 Jahren auch erheblich gewandelt. Früher umfasste er den gesamten Zeitraum seit der angenommen Erschaffung der Welt, wie sie in der Bibel geschrieben steht, bis zur Geschichte.

Im englischen Sprachraum gibt es noch eine Erinnerung daran, denn prehistoric umfasst dort auch das Zeitalter der Dinosaurier. Diese sind im deutschen Verständnis von Ur – oder Vorgeschichte ausgenommen (Dinosaurier werden von Paläontologen studiert). Vorgeschichte bedeutet aber, dass die Vor– und Frühmenschen außerhalb von Geschichte existieren, während Urgeschichte immerhin suggeriert, dass diese in einer Geschichte existieren, die wir aber eben nicht kennen können. Deswegen existieren diese beiden Begriffe nebeneinander und zeigen, welches Verständnis das jeweilige Institut bzw. der/die Forscher/in mit sich bringt.

Ein Gedankenexperiment zur Urgeschichte und Geschichte

Um den Gegensatz Geschichte – Vorgeschichte/Urgeschichte zu verstehen, hilft ein einfaches Beispiel. Wir alle kennen die Namen unserer Eltern und Großeltern. Wir können sie auch fragen, wie deren Eltern und Großeltern hießen. So können wir unsere Familiengeschichte bis zu den Ur-Ur-Ur-Großeltern rekonstruieren. Wollen wir mehr wissen, müssen wir als Historiker arbeiten und in Kirchenregistern nach Namen forschen.

Die meisten Register gehen bis ins 15./16. Jh. zurück: Wir können also die historische Familiengeschichte bis dahin kennenlernen. Und was davor ist, wäre Ur- bzw. Vorgeschichte, je nachdem, ob wir der Meinung sind, ob ein Vorfahr, sagen wir, des 11. Jahrhunderts, Teil einer Geschichte ist oder nicht. Wir werden aber niemals dessen Namen, dessen Beruf oder andere Informationen über diesen Vorfahren ermitteln können. Die Urgeschichte arbeitet ähnlich, nur dass sie nicht Jahrhunderte, sondern Jahrmillionen umfasst.

Die Vorzeit: die Zeit der Vormenschen

Die unterschiedliche Auffassung zu den Definitionen der Vorgeschichte schlägt sich auch in den Erkenntnissen nieder. Wir wissen heute, dass wir Jetzmenschen nicht immer da waren. Der Homo sapiens entstand vor knapp 200,000 Jahren und hatte seinen Durchbruch vor knapp 50,000 Jahren. Seitdem ist er die alleinige und führende Menschenform, nachdem der Neandertaler ausgestorben ist (der als Frühmensch bezeichnet wird).

Vor 200,000 Jahren gab es noch andere Formen, wie zum Beispiel der Homo erectus, Homo habilis und die Urmenschenformen wie Australopithecus. Sie alle hatten Anteil am Werden der Menschheit und sind in mehr oder minder größerem Umfang unsere Vorfahren. In den letzten Jahren hat sich unsere Vorstellung drastisch verändert. Wir gehen nicht mehr von einem einfachen Entwicklungsstrang aus, sondern von einer sehr komplexen Dynamik in den letzten 2 Millionen Jahren.

Stein, Metall, Keramik – wichtige Quellen aus der Urgeschichte

Prähistoriker studieren die Urgeschichte anhand der Hinterlassenschaften der Menschen. Das sind im Gegensatz zu den Textdokumenten der Historiker Sachdokumente. Sie sind Objekte aus Stein, Metall oder anderen Materialien. Es können aber auch Spuren im Boden sein oder Daten, die aus naturwissenschaftlichen Analysen gewonnen werden. Sie erzählen uns, wie das Leben in der Urgeschichte ausgesehen haben mag. Die Urmenschen nutzten dabei Steinwerkzeuge, die wir heute im Boden finden.

Deswegen nennen wir die älteste Zeit „Steinzeit“, weil Stein die wichtigste Quelle ist. Später entdecken Menschen, wie man Metall gewinnt – Bronze und Eisen. Um Eisen zu gewinnen, bedarf es schon einer hoch entwickelten Kenntnis der Umwelt, sodass sie oft der letzte Abschnitt ist, den die Urgeschichte kennt. Die Eisenzeit geht parallel mit den ersten Staaten und diese münden, aufgrund staatlicher Bürokratie, in der Schriftlichkeit und damit in der historischen Zeit.

Das Ende der Urgeschichte ist fließend

Wie oben beschrieben ist die Urgeschichte jene Zeit, in der es keine schriftlichen Dokumente gibt. Mit dem Aufkommen von Schrift und der Überlieferung von Textdokumenten geht die Menschheitsgeschichte in die historische Zeit über. Historiker übernehmen die Aufgabe, diese Zeit zu studieren. Da Schrift nicht überall auf der Welt gleichzeitig aufkommt, ist der Übergang von der vor- zur vollgeschichtlichen Zeit fließend. So haben die Ägypter sehr früh die Schrift gebraucht, während die Germanen und Kelten Mitteleuropas die Schrift zwar kannten, aber nicht nutzten. In Mitteleuropa beginnt die Geschichte erst mit dem Mittelalter, d.h. vor allem den Dokumenten der Karolingerzeit.

Die Zeit von der Völkerwanderungszeit bis ins 9. Jahrhundert wird hier als Frühgeschichte bezeichnet: Es gibt schon Texte, aber die Archäologie ist immer noch die wichtigste Quelle unseres Wissens über diese Zeit. In vielen außereuropäischen Gebieten herrscht die Urgeschichte noch weit bis in die Neuzeit vor. Erst die europäischen Entdeckungsfahrten öffnen hier die Fenster in die Geschichte. Auf den Philippinen zum Beispiel beginnt die Geschichte im 16. Jahrhundert. Weitere Regionen mit frühem Übergang von der Vorgeschichte zur Geschichte sind der Nahe Osten, Indien und China.


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