Warum heißt es Schnitzeljagd: Wortherkunft und ursprüngliche Bedeutung
Schnitzeljagd ist ein weit verbreitetes Kinderspiel. Der eigentümliche Name, welcher auf die Jagd nach einem Stück Fleisch hindeutet, wird heute anders verwendet als zur Zeit, als das Spiel erfunden wurde. Denn das Wort Schnitzel hatte ursprünglich eine komplett andere Bedeutung als das heutige Fleischgericht. Dazu gleich mehr.
Inhalt
Worum geht es bei einer Schnitzeljagd?
Eine Schnitzeljagd ist ein Geländespiel. Es wird somit meistens im Freien gespielt. Das kann in einem Waldgebiet oder auch in der Stadt sein.
Bei der klassischen Variante werden zwei oder mehrere Gruppen gebildet. Sollten zwei Gruppen ivolviert sein, bekommt die erste Gruppe einen zeitlichen Vorsprung, um sich zu verstecken. Die zweite Gruppe fungiert als suchende Gruppe. Sie muss sich also auf die Suche begeben und die erste Gruppe im Gelände aufspüren.
Dabei muss sie den Hinweisen nachgehen, welche die erste Gruppe für sie hinterlässt. Diese Hinweise können auf verschiedene Arten gegeben werden. Die klassischen Spuren wären Sägespäne oder Papierschnipsel. Es können aber auch andere Zeichen vereinbart werden. Etwa Kreidezeichen, kleine Zettelchen mit Rätseln oder auch Pfeile aus Holzstöcken und Steinen. Allerdings ist dabei Vorsicht geboten. Die erste Gruppe kann die Sucher nämlich durchaus in die Irre führen. Gelingt es den Suchern, die anderen einzuholen, ist das Spiel zu Ende oder die Rollen werden getauscht.
Neben der klassischen Variante kann das Spiel natürlich nach Belieben abgewandelt werden. Es muss nicht immer nach einer Gruppe oder Person gesucht werden. Möglich wäre auch die Suche nach einem versteckten Schatz oder das Stellen kleiner Zusatzaufgaben auf dem Weg. Die Suche kann auch unter ein bestimmtes Motto gestellt werden.
Falls Nachbarn oder Freunde sich bereit erklären, den Spaß mitzumachen, können sie den Suchern kleine Hinweise mit auf den Weg geben. Gerade für Kinder sollte das Spiel dabei altersgerecht angepasst werden. Auch Geocoaching, also eine Art Schatzsuche mit GPS-Daten, ist im Grunde nichts anderes als eine Schnitzeljagd mithilfe des Internets.
Seit wann gibt es die Schnitzeljagd?
Wusstest Du, dass es in den USA sogar einen Tag der Schnitzeljagd gibt?
Am 24. Mai wird dort der „National Scavenger Hunt Day“ gefeiert. Übersetzt heißt das nichts anderes als „Nationaler Tag der Schnitzeljagd“. Zurück geht der kuriose Feiertag auf die Boulevardjournalistin Elsa Maxwell, deren Geburtstag auf den 24. Mai fällt.
Jene Elsa Maxwell soll auch die Begründerin des heute allseits beliebten Spiels gewesen sein. Angeblich hat sie es nämlich in den 1940er Jahren als Partyspiel eingeführt. Sicher belegt ist diese Geschichte allerdings nicht.
Schnitzeljagd: Wortherkunft und ursprüngliche Bedeutung
Wieso heißt die Schnitzeljagd jetzt also Schnitzeljagd? Falls Du Dich jetzt nach einer erfolgreichen Suche auf ein paniertes Schnitzel mit Pommes freuen solltest, wirst Du leider enttäuscht werden. Wie Du Dir aber sicher schon denken kannst, hat die Schnitzeljagd nichts mit dem Gericht zu tun.
Bei der Suche nach der Wortherkunft hilft ein Blick ins Wörterbuch. „Schnitzel“ steht nämlich nicht nur für die panierten Fleischstücke, sondern beschreibt erst einmal nur ein abgeschnittenes und kleines Stückchen von etwas. Damit kann zwar auch ein Stück Fleisch gemeint sein, aber eben nicht nur.
Das Wort „Schnitzel“ kommt dabei vom spätmittelhochdeutschen Wort „snitzel“. Das wiederum ist die Verkleinerungsform des Wortes „sniz“. „Sniz“ bedeutet so viel wie „Schnitt“. Ein „snitzel“ ist also etwas Abgeschnittenes. Meistens war damit ein Stück Obst gemeint. Zum Beispiel ein Stück von einem Apfel.
Vielleicht ist Dir die Bezeichnung „Apfelschnitz“ schon einmal zu Ohren gekommen. Dieser Begriff ist ja durchaus heute noch geläufig. Ein Apfelschnitz ist demnach ein kleines, von einem Apfel abgeschnittenes Stück.
Übrigens: Auch das Sprichwort „sich einen Schnitzer leisten“ hat hier seinen Ursprung. Es bedeutet so viel wie „sich verschneiden, einen falschen Schnitt machen“. Verwendet wird es meistens als Umschreibung für einen Fehltritt oder einen peinlichen Fauxpas, also eine etwas unangenehme Entgleisung.
Warum heißt Schnitzeljagd Schnitzeljagd?
Nach welchen Schnitzeln haben wir als Kinder denn nun immer eifrig im Gelände gejagt? Wenn es nicht die Fleischstücke waren, was dann? Dazu solltest Du wissen, dass die Schnitzeljagd alternativ auch Schnipseljagd genannt wird. Damit wird die Sache schon etwas klarer, oder?
Es wird also nicht etwa nach Wiener Schnitzeln gejagt, sondern nach Schnipseln oder eben Schnitzeln. Nur das „Schnitzel“ hier für kleine, abgerissene Stückchen steht. In der klassischen Variante des Spiels war es nämlich üblich, keine Zettelchen oder Kreidezeichen zu hinterlassen, sondern Schnipsel oder eben Schnitzel von irgendetwas. Gemeint sind damit jene kleinen abgerissenen Stückchen, die im eigentlichen Wortsinn mit „Schnitzel“ gemeint sind.
Das konnten Papierschnipsel oder auch Holzspäne oder Ähnliches sein. Auch heute wird eine Schnitzeljagd klassischerweise noch auf diese Art gespielt. Vor allem im Wald oder auf Wiesen hat diese Variante so ihre Vorteile gegenüber Kreidezeichen.
Du siehst, die Schnitzel bei der Schnitzeljagd haben nichts mit dem Fleischgericht zu tun. Falls Du Dich als Kind schon mal gefragt haben solltest, wo denn nach dem Spiel die Wiener Schnitzel bleiben oder warum Du einem Schnitzel hinterher jagen sollst, hat diese Erklärung hoffentlich etwas Licht ins Dunkel gebracht.