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Was ist ein Schildbürgerstreich: Bedeutung, Beispiele, Geschichte


Schildbürgerstreich

Der Schildbürger ist in der Darstellung der deutschen Literatur-Historie eng mit Sammlungen an Geschichten verbunden, die bereits im Mittelalter aufgezeichnet wurden. Im klassischen Sinne handelt es sich dabei um die Bürger der fiktiven Stadt Schilda, die nicht nur durch Schabernack und skurrile Geschichten auffielen, sondern allerlei Geschichten erlebten. Die Geschichten der damaligen Zeit haben es bis in die Moderne überlebt und wurden im Laufe der Jahrhunderte durch immer neue Erzählungen ergänzt. Heute ist vor allem der Schildbürgerstreich noch immer als eine gängige Floskel bekannt. Aber was hat es damit genau auf sich?

Was sind Schildbürgerstreiche?

Um zu verstehen, was genau ein Schildbürgerstreich ist, braucht es zumindest einen Hinweis über die Herkunft der Geschichten. So sollen die Bürger des fiktiven Städtchens Schilda aufgrund ihrer Klugheit und Gerissenheit gerne als Berater an die Höfe der mittelalterlichen Königshäuser bestellt worden sein.

Dadurch leerte sich aber das kleine Dorf schnell – ein klassischer Braindrain, wie man es wohl heute nennen würde. Um eine weitere Entwicklung in diese Richtung zu verhindern, gaben sich die Bürger des kleinen Ortes künftig als besonders dumm oder eher närrisch. Ihre Vorschläge führten in der Regel zu Chaos oder zumindest zu Kopfschütteln in der allgemeinen Bevölkerung.

Auch heute steht der Schildbürgerstreich daher in der allgemeinen Mundart noch für besonders kuriose Regulierungen oder für Auswüchse in der Bürokratie. Da werden beispielsweise vollkommen unnötige Regelungen erlassen, die es in der Realität schwieriger machen, ein Problem umzusetzen. Oder eine bürokratische Richtlinie führt dazu, dass es bei der Umsetzung am Ende zum Chaos kommt.

Der Schildbürgerstreich ist damit ein Hinweis darauf, dass es auf den ersten Blick so scheint, als hätte sich hier jemand absichtlich auf Paragraphen gestützt, ohne auch nur einen Blick dafür zu haben, wie die tatsächlichen Auswirkungen sind.

Darüber hinaus wird der Begriff Schildbürgerstreich aber auch dafür genutzt, dass jemand besonders ironisch agiert – beispielsweise, wenn eine Regierung, die für besonders klimaschädliche Politik bekannt ist, plötzlich auf harsche Gesetze zum Klimaschutz in einem sehr bestimmten Fall besteht. Zuletzt kann auch eine besonders dumm anmutende Handlung als ein Schildbürgerstreich bezeichnet werden.

Was sind die typischen Merkmale eines Schildbürgerstreichs?

Im Laufe der Jahrhundert hat sich die Definition eines Schildbürgerstreichs immer wieder verändert. Daher gibt es, wie im ersten Teil beschrieben, heute keine allgemeingültige Erklärung mehr. Stattdessen gibt es unterschiedliche Ansätze dafür, was genau in diese Definition fallen kann. Es gibt jedoch einige Eckpunkte, die darauf hinweisen könnten, dass es sich tatsächlich um einen Schildbürgerstreich handeln könnte:

  • Absurde Regularien und Vorschriften, die sich außerhalb einer Blase der Bürokratie nicht erklären lassen.
  • Besonders ironische oder dumm-anmutende Handlungen, die eine gute Geschichte abgeben.
  • Ironische oder zynische Handlungen innerhalb der Eliten und der regierenden Kaste.
  • Absichtlich falsches Verhalten von Experten und Bürgern, das kleine Unannehmlichkeiten aber keinen großen Schaden anrichtet.

Am Ende geht es bei einem Schildbürgerstreich aber immer darum, dass kein wirklicher Schaden entsteht – jedenfalls nicht für einzelne Personen. Moderne Schildbürgerstreiche, besonders der Bürokratie, gehen nicht selten mit erheblichen Kosten für die Steuerzahler einher. Einzelne Personen und ihr Privatleben sollten bei einem solchen Streich aber keine Schäden davontragen, sofern diese nicht in irgendeiner Form selbst verschuldet sind.

Wie ist die Idee vom Schildbürgerstreich entstanden?

Die genaue Herkunftsgeschichte des Schildbürgerstreichs ist heute zumindest umstritten. Klar ist, dass es bereits im 16. Jahrhundert die ersten Geschichten über die Bürger aus Schilda gegeben hat. Diese entstanden in der Regel aus mündlichen Überlieferungen, die meist überspitzt erzählt wurden und beispielsweise das abendliche Thema in den Tavernen waren.

Selbst der genaue Ort des berühmt-berüchtigten Ortes Schilda lässt sich bis heute nicht nachweisen – besonders im Osten Deutschlands gibt es eine Vielzahl von Orten, die aufgrund ihres Namens und der Geschichte in Frage kamen.

Im Laufe der Jahre sind unterschiedliche Orte und Szenarien für bekannte Schildbürgerstreiche entstanden. Sicher ist jedoch, dass die Geschichten der Schildbürger über beinahe 400 Jahre zu einem festen Bestandteil der deutschen Sagen, Legenden und Erzählungen geworden sind. Dass der Begriff sich bis heute gehalten hat, ist vergleichsweise selten – in der Regel sind die meisten Geschichten aus der damaligen Zeit verschwunden. Der Gedanke, dass die Obrigkeit durch, für den Großteil der Bevölkerung unsinnige, Regularien aufgefallen ist, scheint allerdings ein zeitloser Klassiker zu sein, der sich bis in die Moderne hält.

Bekannte Beispiele für einen Schildbürgerstreich

Eine der bekanntesten Geschichten, die schon aus dem Mittelalter überliefert wurde, handelt von der Kuh, die die Bürger auf die Mauer hieven wollten. Dort wuchs nämlich Gras und sie bekamen die Aufgabe, eben jenes von einer Kuh auffressen zu lassen. Um die Kuh jedoch auf die Mauer zu bekommen, legten sie ihr ein Seil um den Hals und zogen sie nach oben. Leider strangulierte das die Kuh und als sie die Zunge nach draußen streckte – ein klares Zeichen für ihren Tod – riefen sie, dass sie bereits anfing zu fressen.

Natürlich ist das nur eines von vielen Beispielen. Auch der Bau einer Brücke für eine Landstraße über eine Zugstrecke, die 50 Millionen gekostet hat, gilt bis heute als ein typisches Beispiel. Warum? Weil die dazugehörige Landstraße nie gebaut wurde. So entstand eine Brücke ohne Zugang über die Bahnstrecke, die teuer für den Steuerzahler wurde, allerdings mehrere Millionen Euro an Kosten mit sich gebracht hat.

Der Ankauf von zu breiten Regionalzügen in Frankreich ging ebenfalls in die Geschichte ein. Ambitioniert versuchte man möglichst viele Passagiere in den Zügen unterzubringen – nur um festzustellen, dass die neuen Wagen für diverse Gleise, Brücken und Tunnel zu groß waren. Enorme Kosten entstanden, weil sich niemand vorher Gedanken um etwaige Auswirkungen gemacht hat.

Alles in allem sind Schildbürgerstreiche also vor allem lustige Geschichten für die Allgemeinheit – die aber einen interessanten historischen Kern haben.


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