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Alle guten Dinge sind drei: Herkunft, Ursprung und Bedeutung


Mit dem Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“ rechtfertigt jemand einen dritten Versuch nach zwei Niederlagen. Sein Ursprung findet sich bei der mittelalterlichen Volksversammlung namens „Thing“. Erschien ein Angeklagter dreimal nicht dazu, wurde er in Abwesenheit verurteilt.

Was bedeutet die Redensart „Aller guten Dinge sind drei“?

Geläufig ist dieses Sprichwort als Mutmacher nach Niederlagen oder Fehlversuchen. Scheitert jemand zweimal an einer Aufgabe oder zieht Nieten bei einem Gewinnspiel, sagt er sich selbst möglicherweise „Aller guten Dinge sind drei“. Damit rechtfertigt er einen dritten Versuch, auch wenn dabei seine Gewinnchancen nicht unbedingt steigen.

Vor allem, wenn dieser dritte Versuch zum Erfolg führt, wird diese Redensart gern nachträglich genutzt. Dadurch erweckt es den Anschein, dass eine Aufgabe im dritten Anlauf tatsächlich häufig gelingt.

Im Alltag begegnen uns die drei Versuche an verschiedenen Stellen. Wir dürfen dreimal zur theoretischen Fahrprüfung antreten oder auch dreimal dieselbe Prüfung im Studium ablegen. Das dürfte ein Grund dafür sein, warum wir dieses Sprichwort bis heute gern nutzen.

Mögliche Herkunft des Sprichworts

Das Sprichwort ist schon sehr alt. Dennoch ist sein Ursprung ziemlich eindeutig geklärt.

Das „Thing“ im Mittelalter

Ein Thing war eine Volksversammlung im germanischen Mittelalter. Das Thing fand auf einem speziellen Thingplatz statt, der häufig auf einem Hügel lag. Es war außerdem üblich, dass auf dem Thingplatz ein Gerichtsbaum stand, bzw. der Platz um diesen Baum errichtet wurde.

Gerichtsbäume waren Eichen, Ulmen, Fichten, Eschen und Linden. Letztere wurden mit Abstand am häufigsten als Gerichtsbäume ausgewählt. Zugutekam ihnen dabei ihr schnelles Wachstum, ihre Höhe und lange Lebensdauer sowie Robustheit. Außerdem soll die Linde, dem Aberglauben nach, vor Blitzeinschlägen schützen. Bis heute stehen in mehreren deutschen Städten alte Gerichtslinden, die zum Teil über 1000 Jahre alt sind. Beispiele sind Städte wie Göttingen, Bordesholm, Wermsdorf und Schaumburg.

Der Gerichtsbaum musste einzeln oder in einer Gruppe aus wenigen Bäumen auf einem Hügel stehen. Außerdem musste er alt und hoch sein. Gelegentlich hatten diese Bäume bereits vorher eine besondere Bedeutung. Manche stellten beispielsweise den alten Mittelpunkt eines Dorfes dar. Die synonyme Bezeichnung „Linde“ für „Gericht“ ist durch die Gerichtsbäume bis heute in einigen Teilen Deutschlands üblich.

Zu diesem Thing kamen die Menschen dreimal jährlich zusammen. Sie besprachen dort wichtige Entscheidungen und berieten sich. Ein Thing war demnach ein rudimentär demokratische Zusammenkunft. Wurde jemand eines Verbrechens beschuldigt, war das Thing außerdem ein Gericht.

Um beim Thing verurteilt zu werden, musste der Beschuldigte anwesend sein. Blieb er fern, wurde sein Fall zum nächsten Thing verschoben. Das passierte zweimal. War er auch beim dritten Thing nicht anwesend, wurde er in Abwesenheit verurteilt.

So kam es höchstwahrscheinlich zunächst zu dem Sprichwort „Aller guten Thinge sind drei“. Später glich sich diese Redensart der veränderten Sprache an.

Die Zahl 3 im Christentum

Einfluss auf das Sprichwort nahm sicherlich außerdem die besondere Stellung der Zahl 3 im Christentum. Sie steht für Vollkommenheit und finden sich an vielen Stellen in der Bibel. So gibt es die Heiligen Drei Könige, die Dreifaltigkeit und die drei göttlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Außerdem hatte Jesus drei Jünger, die ihm besonders nahe standen: Petrus, Jakobus und Johannes. Während er am Kreuz starb, verdunkelte sich laut der Bibel für drei Stunden der Himmel. Das geschah, obwohl es mitten am Tag war. Schließlich stieg Jesus am dritten Tag von den Toten wieder auf.

Dies ist nicht der Ursprung der Redewendung „Aller guten Dinge sind drei“. Aber die Tatsache, dass diese Zahl im christlichen Mittelalter allgegenwärtig war, hat sicherlich zu seiner regen Nutzung beigetragen.


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