Analer Charakter
Als analer Charakter bezeichnet man, laut Psychoanalyse, Menschen – welche einen übertriebenen Ordnungsdrang folgen, extrem sparsam leben, einen Putzzwang unterliegen oder perfektionistisch veranlagt sind.
Laut frühkindlicher Sexualitätstheorie, welche ein Grundkonzept der Psychoanalyse darstellt, werden die Grundlagen dieser Persönlichkeit in der analen Phase gelegt, einer Entwicklungsphase zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr.
Während dieser analen Phase neigen Kinder dazu, sich zu beschmutzen. Dazu wühlen sie im Dreck, spielen im Sand und erleben großen Lustgewinn dabei, sich und andere zu beschmutzen.
In dieser Phase finden allerdings auch die Erziehungsmaßnahmen zur Reinheit durch Eltern und andere Bezugspersonen statt. Die kindliche Psyche, welche bis dahin lediglich triebgesteuert (Spieltrieb, Esstrieb, Nuckeltrieb, Schmutztrieb) agierte, wird nun mit Normen und Wertvorstellungen aus der Umgebung konfrontiert.
Dadurch entsteht im Inneren des Kindes ein Konflikt, welcher als schlechtes Gewissen erlebbar wird.
Das schlechte Gewissen ist demnach ein Machtkampf im Inneren zwischen den angeborenen Trieben, welche lediglich Lust befriedigen wollen und den auferlegten Wertvorstellungen von außen. Werden diese Kämpfe nicht eindeutig gelöst, bleibt das schlechte Gewissen der analen Phase, was bei Schmutz entsteht, haften.
Menschen mit analen Charakter glauben deshalb unbewusst, dass sie nur wertvoll sind, wenn sie sauber und reinlich sind. Jedes Mal, wenn sie dieses auferlegte Maß für sich selbst nicht erfüllen, stellt sich unbewusst das schlechte Gewissen ein, weshalb sie es nicht ertragen – unsauber oder unreinlich zu sein.
Da es kein Lob von außen bei Reinlichkeit gibt, ist dieses Maß zudem niemals voll. Das innere Kind will gelobt und bestätigt werden, weshalb Waschzwang und Putzwahn weiter zunehmen.
Und da die menschliche Psyche immer nach Bestätigung im Außen für innere Angelegenheiten sucht, finden Menschen mit analen Charakter enorm viele Beispiele, weshalb der Putzzwang tatsächlich angebracht ist.
Denn wer suchet, wird auch finden. Und dadurch werden die innerliche Unzufriedenheit und der auferlegte Drang weiterhin bestätigt, weshalb die Tendenz weiter zunimmt.