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Erwerbsarbeit und Arbeitsstress: Bedeutung, Stress-Modelle und Folgen


Wenn man sich über den Begriff „Arbeit“ Gedanken macht, so kommt einem doch meist die Erwerbsarbeit in den Sinn. Der Bürojob. Die Arbeit auf dem Bau. Die Pflegetätigkeit im Krankenhaus.

Was haben diese Tätigkeiten alle gemeinsam?
Sie werden entlohnt. Branchenabhängig mehr oder weniger gut. Doch es gibt auch andere Formen von Arbeit, zu denen auch häusliche oder gemeinnützliche Tätigkeiten gehören. Alles, was sich zu Hause abspielt, sei es die Pflege von Angehörigen, das Versorgen der Kinder, der Haushalt oder die Gartenarbeit ist per Definition Arbeit.

Ebenso wie Aufgaben, welche im Rahmen gemeinnütziger Tätigkeiten wie etwa in Vereinen übernommen werden. Der Unterschied zur Erwerbsarbeit ist eben, dass für all diese Arbeiten kein Geld am Monatsende winkt.

Im Folgenden wollen wir uns der Erwerbsarbeit widmen und zwar aus psychologischer Sicht. Hierbei sollen besonders arbeitsbedingter Stress und der Umgang damit im Fokus stehen.

Was heißt Erwerbsarbeit: Bedeutung und Definition von Erwerbsarbeit

Erwerbsarbeit ist eine Tätigkeit, welche eine Person für ein Unternehmen, eine Organisation oder einer anderen Person nachgeht und zu einem bestimmten Zeitpunkt regelmäßige Entlohnung – in Form von Geld – dafür bekommt. Demnach ist eine Nichterwerbsarbeit eine Tätigkeit, welche ohne Entlohnung stattfindet.

Aber die Entlohnung in Form von Geld muss nicht zwingend der Grund sein, weshalb diese Person ihrer Erwerbstätigkeit nachgeht. Denn Arbeit kann auch der Strukturierung und Sinnstiftung dienen.

Weitere Funktionen und Sinnhaftigkeit der Erwerbsarbeit

Erwerbsarbeit hat einige vorteilhafte Eigenschaften, welche sich nicht nur auf das Geldverdienen beschränken. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Marienthal-Studie. Dabei handelte es sich um eine Arbeitersiedlung, welche aufgrund von Fabrikschließungen zum Ende der 1920er Jahre von starker Arbeitslosigkeit betroffen war.

Mit dieser Arbeitslosigkeit ging eine Resignation der Menschen einher und neben dem Einkommen brach auch die Struktur des Alltags weg. Auch die täglichen Aktivitäten nahmen immer mehr ab. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie entwickelte die Soziologin Maria Jahoda in den frühen 1980er Jahren ein Modell der manifesten und latenten Funktionen von Erwerbsarbeit.

Zu den manifesten Faktoren zählte sie das schon angesprochene Einkommen. Erwerbsarbeit ist vordergründig dafür da, den Lebensunterhalt sicherzustellen. Die latenten Funktionen sollten die Ursachen der Folgen sein, die sich in der Marienthal-Studie im Zuge der Arbeitslosigkeit zeigten. Neben der zeitlichen Strukturierung und der Aktivierung, entfielen auch soziale Kontakte, welche sich außerhalb der eigenen Familie abspielten.

Auch das Selbstbild leidet unter Erwerbslosigkeit. Denn weitere latente Faktoren sind Sinnstiftung und Identitätsbildung. Mit dem Beruf geht ein gewisser Status einher, welcher in das Selbst integriert wird. Fehlt die Sinnstiftung, geht das Gefühl verloren, etwas zu einem größeren Ziel oder Zweck beizutragen.

Der Individualpsychologe Alfred Adler stellte schon zu Beginn des 20 Jahrhunderts einen Zusammenhang zwischen Gemeinschaftsgefühl und Selbstwert her. Demnach kann ein Selbstwertgefühl nur existieren, wenn das Individuum seinen erbrachten Wert für die Gesellschaft selbst sieht bzw. begreift. Und diese gesellschaftliche Wertschöpfung geschieht durch Arbeit.

Das Modell von Jahoda legt weiterhin nahe, dass ein Wegfall der latenten Faktoren die psychische Gesundheit des Einzelnen beeinträchtigen kann. Neuere Studien bestätigen, dass sowohl manifeste als auch latente Faktoren für das persönliche Wohlbefinden von Bedeutung sind.

Allerdings ist das Modell von Jahoda nicht allumfassend. Es gibt weitere Faktoren, welche sich auf die Funktionen von Arbeit beziehen. Dabei handelt es sich beispielsweise um das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Kompetenzerleben. Außerdem könnte die Aktualität des Modells in Frage gestellt werden, da mittlerweile der Ablauf von Arbeitsalltag und -prozessen sich aufgrund des technologischen Fortschritts stark gewandelt hat.

Emotionaler Stress als Folge der Erwerbarbeit

Die positiven Funktionen von Arbeit sind nur die eine Seite der Medaille.
Denn nicht jede Form von Arbeit geht mit gesundheitsförderlichen Aspekten einher. Ein Hauptproblem stellt mittlerweile der Punkt „Stress“ dar.

Wegweisend für dessen Erforschung waren tierexperimentelle Studien von Selye in den 1950ern. Die damalige Definition von Stress beschränkte sich auf eine nicht spezifische Körperreaktion auf verschiedene Arten von Anforderungen. Eine spätere Neuinterpretation dieser Ansichten führte zu einer neuen Definition, welche die Begriffe Distress (negativer Stress) und Eustress (positiver Stress) beinhaltete.

Stress (Eustress) wird als positiv empfunden, wenn der Gestresste zwar gefordert wird, das erklärte Ziel aber dennoch erreichen kann. Der Gestresste erreicht dadurch Höchstleistungen, weiß aber zu jedem Zeitpunkt auch, dass das Ziel umsetzbar ist. Falls das gesteckte Ziel zu hoch und unerreichbar scheint, ergibt sich beim Gestressten eine Überforderung. Und sobald jemand mit einer Tatsache überfordert ist, ergibt sich negativer Stress (Distress) – welcher gesundheitsschädlich sein kann.

Somit geht Distress auf negative Auslösereize zurück, während Eustress als Folge von positiven Auslösern gilt. Heute ist der Begriff des Eustresses fast vollständig aus dem Sprachgebrauch verschwunden. An seine Stelle trat ein ähnliches Konstrukt: Das Flow-Erleben. Hierunter wird ein als positiv erlebter Zustand bezeichnet, der beim vollkommenen Aufgehen in einer bestimmten Tätigkeit empfunden wird.

Um diesen Flow-Zustand bzw. Eustress zu erreichen, muss die Arbeit sinnstiftend sein. Falls der Mitarbeiter keinen Sinn in dieser Tätigkeit sieht, verfällt er sofort in Distress sobald die Probleme größer werden. Außerdem muss der Mitarbeiter erkennen, dass die Probleme für ihn lösbar sind – ansonsten ergibt sich der negative Distress, denn egal wie der Mitarbeiter sich dreht und wendet, er wird das Problem nicht lösen können. Und die Auseinandersetzung mit der Unüberwindbarkeit löst Stress aus.

Die Unterscheidung zwischen negativen und positiven Stress lässt sich anhand einer Metapher gut beschreiben. Ein Mitarbeiter steht vor einem Berg Probleme. Falls er diesen oder einen ähnlichen Problemberg schon oft überwunden hat, weiß er – dass durch etwas mehr Mühe – seine Ziele erreicht werden können. Somit wird er in den Zustand des Eustresses bzw. Flow verfallen und über den Problemberg klettern.

Ein Mitarbeiter, welcher einen Problemberg vor sich hat und weiß, dass er diesen niemals besteigen kann – empfindet Distress. Aus seinen bisherigen Berufserfahrungen hat er gelernt, dass diese Probleme nicht zu bewältigen sind. Vielleicht werden ihm Steine in den Weg gelegt oder hat bestimmte Informationen bzw. Kenntnisse nicht, um diese Probleme zu bewältigen. Negativer Stress ist dann vorprogrammiert.

Führungskräfte sollten sich demnach immer Fragen stellen, wie:

  • Kann der Mitarbeiter dieses Probleme lösen?
  • Hat der Mitarbeiter die Informationen und Kenntnisse, um dieses Problem zu lösen?
  • Welche Voraussetzungen und Ressourcen sind für den Mitarbeiter nötig, um dieses Problem zu lösen?

Führungskräfte, welche sich diesen Fragen nicht stellen – sind keine Führungskräfte und handeln nicht im Sinne des Unternehmens. Denn falls der gestresste Mitarbeiter, genau dafür bezahlt wird – um diese Probleme zu lösen und dies nicht kann, wird dessen Gehalt einfach verschwendet. Man bezahlt diesen Mitarbeiter, obwohl er die ihm anvertrauten Probleme nicht löst bzw. nicht lösen kann.

Der Mitarbeiter wird demnach wertlos für die anvertraute Aufgabe und das obwohl er diese wahrscheinlich meistern möchte. Gleichzeitig setzt man dessen Gesundheit aufs Spiel und verschafft ihm nicht die Möglichkeiten, welche er benötigt. Das andauernde Versagen zielt auf den Selbstwert des Mitarbeiters ab, wodurch sich weitere Krankheiten ergeben können.

Aber das eigentliche Versagen liegt deutlich bei der Führungskraft, welcher seine Unzulänglichkeit nicht erkennt. Denn schließlich wird er dafür bezahlt, die Probleme seiner Mitarbeiter zu lösen, das bestmögliche Umfeld zu schaffen. Richtung und Ressourcenbereitstellung sind Führungsaufgaben und nicht Sachaufgaben.

Arbeitsstress als psychische Belastung und gesundheitliche Beanspruchung

Neuere Forschungen zu Stress im Kontext der Erwerbsarbeit befassen sich zudem mit der Beziehung von erlebtem Stress und Belastungsart. Anders als in den frühen tierexperimentellen Studien spielt hier auch die kognitive Bewertung von stressauslösenden Reizen eine bedeutende Rolle. Denn diese hat einen entscheidenden Einfluss auf die psychische Belastung und das Beanspruchungserleben.

Unter psychischer Belastung sind sämtliche Einflüsse zu verstehen, welche von außen auf ein Individuum einströmen und eine psychische Wirkung auf dieses ausüben. Bei der psychischen Beanspruchung hingegen handelt es sich um die Folge der psychischen Belastung. Wie diese Belastung ausfällt, hängt wiederum von situationalen Faktoren ab und ebenso von den persönlichen Strategien der Bewältigung.

Die Folgen von Belastung werden weiterhin unterschieden in unmittelbare und längerfristige. Anspannung, Ermüdung, eine erhöhte Herzfrequenz und die Ausschüttung von Stresshormonen gelten als unmittelbare Belastungsfolgen. Zu den längerfristigen Belastungsfolgen hingegen gehören Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, ein allgemein vermindertes Gesundheitsverhalten und Muskel-Skelett-Beschwerden. Beispiele für diese drei Punkte wären Herzbeschwerden, vermehrte Raucherpausen, weniger Bewegung oder Rückenschmerzen.

Im betrieblichen Gesundheitsmanagement ist das Belastungs-Beanspruchungs-Konzept von großer Relevanz. Schließlich können sich – abhängig von der Art der Organisation, in welcher der Erwerbstätigkeit nachgegangen wird – unterschiedliche Formen von Belastungen ergeben. Diese beziehen sich unter anderem auf die physikalische Umgebung oder das Arbeitsaufkommen.

So zählen Lärm oder Hitze ebenso zu den Belastungsfaktoren wie auch ein hohes Arbeitsaufkommen und Zeitdruck. Allerdings spielt auch die Arbeitszeit eine Rolle. Schichtarbeit kann sich negativ auf den Biorhythmus auswirken und eine Vielzahl an Überstunden sorgt nicht nur für weniger Freizeit, sondern auch für einen Mangel an außerbetrieblichen Kontakten.

Beziehungen als Stressor bei Erwerbsarbeit

Auch die Beziehungen zu Kollegen oder Führungskräften verlaufen nicht immer reibungslos, weshalb sie so manchen Arbeitnehmer psychisch belasten können. Jede Beziehung – egal, welcher Art – muss unterhalten werden. Und dies kostet immer Energie.

Und oftmals sind im Arbeitsumfeld bestimmte Beziehungen notwendig, welche der Mitarbeiter außerhalb niemals eingehen würde. Dennoch muss er zum verhassten Kollegen eine Beziehung aufbauen, von diesem Informationen einfordern und dessen Persönlichkeit aushalten.

Dabei muss es nicht zwingend zum Mobbing kommen. Denn schon die Aufrechterhaltung kostet mehr Kraft, als eine lohnenswerte Beziehung zu führen. Der Ressourcenabbau ist dann – schon aufgrund der schlechten Beziehung – unvermeidlich und kann ebenfalls zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führen.

Arbeitsstress bewältigen und bewerten

Wer einer Erwerbsarbeit nachkommt, sieht sich also mit positiven Faktoren und gleichzeitig auch einer Reihe von Belastungen konfrontiert.

Doch wie gehen Arbeitnehmende mit dieser Tatsache um?
Ein Modell, welches den individuellen Umgang mit Stress beschreibt, ist das Transaktionale Stressmodell. Diese von Lazarus entwickelte Theorie wurde zwar nicht speziell für den Arbeitsbereich konzipiert, kann jedoch trotzdem darauf angewendet werden.

Es handelt sich hierbei um einen Prozess mit mehreren Stufen, welcher Bewertungen und daraus folgende Handlungen umfasst. Der Grundgedanke dieses Modells ist der, dass Stress eine Folge der individuellen Bewertung einer bestimmten Situation ist.

Der Ablauf gestaltet sich folgendermaßen:
Zunächst kommt es zu einer primären Bewertung der Situation. Das Individuum schätzt hierbei ein, ob die Situation für das eigene Wohlbefinden irrelevant, positiv oder negativ ist. Das Urteil „irrelevant“ bedarf keiner näheren Betrachtung.

Fällt die Bewertung positiv aus, wird eine Situation als Herausforderung angesehen. Eine negative Bewertung allerdings verwandelt die situationalen Gegebenheiten in eine potenzielle Bedrohung.

Übertragen auf den Arbeitskontext kann es sich hierbei beispielsweise um einen neuen Auftrag handeln. Mit Blick auf den Faktor Zeit kann die Bewertung demnach positiv ausfallen:
„Oh super, das klingt interessant. Da ich auch gerade sehr viel Zeit für das Projekt habe, kann ich mich in Ruhe in die Thematik einarbeiten“

Oder eben negativ:
„Wie soll ich das denn bitte in der kurzen Zeit schaffen?! Ich habe doch überhaupt keine Ahnung von dem Thema und noch etliche andere Dinge auf der To-Do-Liste stehen. Das schaffe ich nie!“

Im nächsten Schritt erfolgt dann die sekundäre Bewertung. Hierbei wird überprüft, ob die aktuelle Situation mit den vorliegenden Ressourcen bewältigt werden kann. Hier spielen in Bezug auf das obige Beispiel die Ressourcen Zeit, eigene Fertigkeiten und Know-How eine Rolle. Doch auch Unterstützung durch Kollegen kann eine weitere Ressource darstellen.

Der dritte Schritt geht mit dem Bewältigen des Stresses einher. Hier spricht man auch von Coping. Dabei kann entweder auf eine emotionsbezogene Form des Copings gesetzt werden oder eine instrumentelle. Beim instrumentellen Coping zielt die Bewältigungsstrategie auf die Lösung des Problems ab. Die Stresssituation als solche soll folglich verändert werden.

Dazu zählt beispielsweise die Suche nach Informationen oder Hilfe. Auch eine strategische Planung kann Abhilfe schaffen. Egal was, die Situation wird abgeändert. Bei einer erfolgreichen Umsetzung dieser Coping-Form können sich positive Effekte auf das Wohlbefinden zeigen.

Im Gegensatz dazu sollen mit dem emotionsbezogenen Coping die Gefühle beeinflusst werden, welche in der Stresssituation zu Tage treten. Die unangenehmen Emotionen werden zum Beispiel mittels Ablenkung oder den Konsum beruhigender Substanzen zu regulieren versucht. Auch eine veränderte Sichtweise auf das Problem verspricht eine Lösung. So kann die kurzfristige Überlastung auch einen Flow-Zustand hervorrufen, wenn dem Mitarbeiter klar wird, dass er dadurch besser entlohnt (Geld, Anerkennung, freien Tag) wird.

Dennoch…
Diese Bewältigungsstrategie ist langfristig meist weniger erfolgsversprechend als das instrumentelle Coping, kann im akuten Moment allerdings Linderung verschaffen.

Im letzten Schritt findet eine Neubewertung statt. Haben die Ressourcen ausgereicht? Waren die Strategien erfolgreich? Oder ist eine Neuanpassung in künftigen Situationen mit ähnlichem Charakter notwendig?

Der Mitarbeiter bewältigt seinen Stress demnach, wie folgt:

  1. Situation, Problem bzw. aufkommendes Arbeitspensum primär bewerten. (positiv, irrelevant, negativ)
  2. Sekundäre Bewertung anhand zur Verfügung stehender Ressourcen
  3. Bewältigung durch Coping-Strategie
  4. Neubewertung und Auswertung der Strategien.

Job-Demand-Control-Modell

Dabei handelt es sich um ein weiteres Modell, welches sich mit Stress im Arbeitskontext befasst.
Hiernach entsteht Stresserleben durch das Verhältnis von Stressoren zu Ressourcen. Mit Stressoren sind in diesem Modell die Arbeitsanforderungen gemeint, welche hoch oder niedrig ausfallen können. Unter Ressourcen werden die Handlungsmöglichkeiten verstanden, die in der jeweiligen Situation gegeben sind.

Dem Modell nach kommt es zu einer negativen Beanspruchung, wenn die Anforderungen sehr hoch, die Handlungsmöglichkeiten hingegen gering sind. In Folge dessen machen sich Gefühle von Überwältigung und Stress breit. Eine positive Aktivierung hingegen kommt zustande, wenn bei hohen Anforderungen auch hohe Handlungsmöglichkeiten gegeben sind. Hier kann es auch zum Flow-Erleben kommen.

Eine Ergänzung dieses Modells bezieht auch die Ressourcen mit ein, welche soziale Unterstützung oder Leistungsfeedback umfassen. Demnach können diese Ressourcen laut dem Job-Demand-Ressources-Modell einen Puffer-Effekt auf das Stresserleben haben.

Um noch einmal auf das Beispiel von oben zurückzukommen: Jemand soll sich unter Zeitdruck (Stressor) in ein neues Projekt einarbeiten. Das kann diese Person stark unter Druck setzen. Besteht nun allerdings die Möglichkeit, sich zusammen mit anderen Kollegen im Rahmen eines gemeinsamen Kurses (Ressourcenzuwendung) in die Thematik einzuarbeiten, kann dieser Umstand das Stresslevel herabsetzen (Puffer Effekt). Der Arbeitnehmer weiß nun, dass er nicht allein dasteht und sich bei Rückfragen an seine Kollegen wenden kann.

Das Modell kann nochmals um einen weiteren Aspekt erweitert werden: Die Selbstwirksamkeitsüberzeugung als Puffer. Damit ist die individuelle Überzeugung gemeint, sich Herausforderungen erfolgreich stellen zu können. Erzielen können dies Führungskräfte, indem permanentes Feedback (Anerkennung) gegeben wird.

Effort-Reward-Imbalance-Modell

Gratifikationskrisen können gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.
Aus dem medizinsoziologischen Bereich stammt das Effort-Reward-Imbalance-Modell. Der Kern dieses Modells ist die soziale Reziprozität. Damit ist eine Form der Gegenseitigkeit gemeint, welche die Norm beinhaltet „Wenn ich dir einen Gefallen tue, tust du mir auch irgendwann einen“.

Wird diese Norm allerdings verletzt, kann das Stress auslösen und auch auf lange Sicht der Gesundheit schaden. Diese Imbalance kann im Arbeitskontext so aussehen, dass jemand in seinem Job hoch motiviert ist und gute Leistungen erbringt, diese jedoch weder durch eine angemessene Bezahlung noch durch Wertschätzung vergolten werden.

Dieses Ungleichgewicht zwischen dem persönlichen Einsatz und der fehlenden Anerkennung wird als Gratifikationskrise bezeichnet. Sie kann einerseits mit psychosozialen Folgen einhergehen (zum Beispiel Zweifel an den eigenen Fähigkeiten oder gar dem eigenen Wert aufgrund der ausbleibenden Belohnung), sich jedoch auch auf die körperliche Gesundheit negativ auswirken. Das gehäufte Stresserleben führt zu einer ständigen zentralnervösen Aktivierung, welche auf Dauer Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit sich bringen kann.

Zusammenfassung

  • Erwerbsarbeit hat seine Vorzüge, allerdings auch Nachteile.
  • Auf der einen Seite sorgt ein Job für einen geregelten Tagesablauf und im besten Falle auch für finanzielle Sicherheit.
  • Auf der anderen Seite kann die Arbeit allerdings auch mit starkem Stress verbunden sein. Dieser entsteht nach Transaktionalem Stressmodell im Zuge der Bewertung der Situation, gefolgt von der Prüfung der eigenen Ressourcen zum Umgang mit dem vorliegenden Problem. Welche Bewältigungsstrategie anschließend zum Einsatz kommt, ist individuell und kann sowohl Vor- als auch Nachteile bergen.
  • Zu den Ressourcen bei der Stressbewältigung gehören im Arbeitsbereich neben den eigenen Fähigkeiten auch die soziale Unterstützung von Kollegen oder Führungskräften.
  • Auch der Faktor Zeit spielt eine große Rolle im Stresserleben.
  • Wie Stress zustande kommt und welche Bewältigungsstrategien sich als nützlich erweisen, sind Fragen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
  • Die genannten Modelle gelten allerdings nicht nur im Arbeitskontext, sondern sind auch auf andere Lebensbereiche anwendbar. Schließlich ist Stress nicht nur ein alleiniges Phänomen der Erwerbsarbeit.

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