Grund
Der Grund ist ein vielseitig verwendeter Begriff. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Grund gleichzusetzen mit einem Motiv für eine bestimmte Handlung oder der Ursache für das Eintreten eines bestimmten Ereignisses.
Handlungsmotiv und Ereignisgrund
Die Handlung oder das Ereignis finden in der Gegenwart statt. Das Handlungsmotiv oder die Ereignisursache, welche die Gründe für die Handlung und das Ereignis sind, liegen allerdings in der Vergangenheit.
Und zwar selbst dann, wenn sich die Gegenwart durch das Handeln nicht verändert hat und das Handlungsmotiv bzw. der Handlungsdruck weiterhin bestehen bleibt, liegt die ursprüngliche Entscheidung zum Handeln in der Vergangenheit.
Die Suche nach Gründen für bestimmte Ereignisse, Handlungen oder Verhaltensweise ist demnach immer rückwärtsgerichtet. Sie beginnt in der Gegenwart und blickt in die Vergangenheit.
Philosophischer Grund
In der Philosophie ist der Grund eine Möglichkeit, um Erkenntnis über einen Sachverhalt zu gewinnen. Dazu benutzt man die Fragewörter: Wieso, Weshalb, Weswegen, Wieso oder Warum.
Dies führt dann dazu, dass von einem relativ abstrakten Sachverhalt nur noch wichtige Anteile übrigbleiben, welche wiederum im Zusammenhang mit dem Fragewort stehen. Alles für den Moment oder Sachverhalt Unwichtige wird dabei gedanklich abgeschält bzw. ausgeblendet, wodurch es leichter fällt – eine Erkenntnis über das Wesentliche zu erkennen bzw. zu erreichen.
Mitunter stellt man die W-Fragen mehrfach und trennt mit jeder Antwort einen weiteren Teil des Unwichtigen ab. Zum Schluss bleibt der eigentliche Grund über. Dieser Schluss ist dann unumstößlich und weitere Warum-Fragen können nicht mehr gestellt werden.
Redewendungen, wie: „Wir gehen der Sache auf den Grund“ oder Ausdrücke, wie: Grundannahme, Grundmotiv, Grundbegriff, Grundhaltung oder Ähnliches – stammen aus diesem erkenntnistheoretischen Gebrauch.
Da von einer Sache alles Unwichtige getrennt wurde, bleibt demnach nur noch das Entscheidende übrig. Man spricht hier vom kleinsten gemeinsamen Nenner oder dem kleinsten wahren Gehalt einer Sache.
Grundannahme als unterste Ebene der Erkenntnis
Auf diesen Grundannahmen, welche als wahr akzeptiert werden, können dann Theorien aufgebaut werden. Der Grund ist zugleich die niederste Ebene der Wahrheit. Denn sobald die Warum-Fragen nicht mehr gestellt werden können, existiert nur noch eine Richtung. Und zwar der Aufbau nach oben.
Und weil der Grund als unterste philosophische Ebene betrachtet wird, verwendet man im deutschsprachigen Raum auch Ausdrücke, welche dies untermauern.
- Ein Grundbedürfnis innerhalb der Bedürfnispyramide ist das Bedürfnis nach Essen bzw. die Nahrungsaufnahme. Ein hungriger Mensch will keinen Sportwagen, sondern seinen Hunger stillen. Erst wenn dieses unterste Bedürfnis gestillt ist, verlangt der Mensch nach Stillung anderer Bedürfnisse.
- Grundrechte sind angeborene Rechte, welche jeder Bürger automatisch besitzt. Diese können ihm nicht weggenommen werden, da es die unterste Rechtsebene ist. Von dort an können nur weitere Rechte aufgebaut werden.
- Grund und Boden oder das Grundstück sind zwei juristische Begriffe, bei denen die Trennung auf das Wesentliche ebenfalls vollzogen wurde. Beide Begriffe beschreiben einen Besitz oder Eigentumsanspruch, unabhängig ob ein Haus darauf steht, eine Straße in der Nähe ist oder ob der Nachbar einen Zaun gezogen hat. Der Begriff „Grund“ verbrieft hier ein Recht auf ein Landstück unabhängig von äußeren Faktoren.
- Grundfläche, Meeresgrund, Gewässergrund oder Grundwasser sind Begriffe, welche sich ebenfalls aus der tiefsten Ebene der Erkenntnis ableiten lassen.