Individuum
Das Individuum (lateinisch: unteilbar, Einzelding, einzeln) ist ein mehrdeutig verwendeter Begriff aus der Umgangssprache, den Naturwissenschaften, der Philosophie und den Sozialwissenschaften.
Umgangssprachlicher Individuen-Begriff
Umgangssprachlich wird der Begriff dazu verwendet, um vornehmlich einen einzigartigen Menschen zu erfassen, diesen zu beschreiben und herauszustellen. Es handelt sich somit um eine Bezeichnung, welche auf genau einen Menschen und dessen Wesensmerkmalen abzielt.
Individuum in Philosophie und Geschichte
In der antiken Philosophie wird der Begriff Individuum für einen Menschen gebraucht, um ihn aus der Tierwelt abzuheben. Demnach ist jedes Individuum ein Träger von Moralvorstellungen, zivilen Umgang und Pflichtbewusstsein. Dies grenzt ihn von tierischen Lebewesen, aber auch von historisch verwendeten Menschenbezeichnungen, wie dem Barbaren, den Unzivilisierten oder dem Wilden ab.
Innerhalb dieser historischen Debatte ist das Individuum die niederste und unteilbarste Form des Menschseins, welches der Barbar nicht erreichte. Auch die Bezeichnung Sklave, grenzt diese Form des Menschseins ab, da dieser kein Recht auf eigenes Leben besitzt und demnach an Kultur, Zivilisation nicht selbstbestimmend teilnehmen oder erschaffen konnte.
Der Begriff Untermensch, welchen die Nationalsozialisten für die Juden gebrauchten, zielte ebenfalls darauf ab, dass die jüdische Gemeinschaft außerhalb des menschlichen Individualbegriffes liegt. Demnach wurde eine ganze Bevölkerungsgruppe auf den Stand des Nichtmenschlichen, fast schon Tierischem herabgesetzt, wodurch eine systematische Massenvernichtung – außerhalb der gesellschaftlichen Moralvorstellungen – vollzogen werden konnte.
Individuum in Sozialwissenschaften und Medizin
Alle Wissenschaften entstammen der ursprünglichen Philosophie und wurden, aufgrund des zunehmenden Wissensumfangs und der Spezialisierung, irgendwann von dieser Allgemeinwissenschaft getrennt. Durch die Trennung wurde das philosophische Individuum durch bestimmte Merkmale ergänzt.
In den Sozialwissenschaften ist das Individuum ein Mensch, welcher sich innerhalb einer sozialen Gruppe aufhält, von dieser Gruppe beeinflusst wird und die Gruppe ebenfalls prägt. In der Psychologie ist das Individuum ein Mensch, welcher sich durch Verhalten, Handeln und Erleben von anderen Menschen abgrenzt.
Die Medizin sieht das Individuum als Menschen, welcher durch das Auftreten von Krankheiten sich gegenüber seiner Umwelt abgrenzt. Deshalb sucht die Medizin nach differenzierten Wegen, um diese Krankheiten für den Einzelnen auszuschließen, zu kurieren oder zu mildern.
Abgrenzung zur Person und zum Bürger
Durch die Zuschreibung eines Charakters, Persönlichkeitsmerkmalen, Abstammung, Familienzugehörigkeit und weiteren (individuellen) Wesensmerkmalen wird aus einem Individuum eine Person, welche all diese Eigenschaften verkörpert.
Die Rechtswissenschaft führt dazu noch den Begriff des Bürgers ein, welcher das Individuum oder auch die Person um weitere Eigenschaften ergänzt. Denn durch das Besitzen von Rechten und Pflichten, welche in einem Rechtsstaat gelten, wird aus einem Individuum oder einer Person – ein Bürger bzw. Staatsbürger.
Biologisches Individuum
Im biologischen Kontext ist das Individuum jedes Einzelding, welches die Eigenschaft „lebendig“ besitzt. Demnach wird es gleichbedeutend mit Lebewesen oder Organismus verwendet. In einem speziell angewandten Sprachgebrauch gelingt es allerdings das einzelne Lebewesen besser herausstellen, als die Begriffe Organismus oder Leben es können.
So nutzt man, auch in der Fachsprache, Ausdrücke wie: „Individuen einer Art“ und stellt damit das ganz spezielle Lebewesen heraus. Demnach wird der Begriff Individuum dazu verwendet, um den speziellen Einzelfall besser vom allgemeinen Oberbegriff (Art, Familie, Gattung) zu trennen.
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