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Unterschiede zwischen Bedürfnis und Wunsch


Bedürfnisse und Wünsche werden oft auf eine Stufe gesetzt. Dabei unterscheiden sie sich in ihrer Substanz. Denn Wünsche sind konkrete Dinge, welche auf ein oder mehrere Bedürfnisse abzielen. So kann der Wunsch nach einer neuen Hose, das Bedürfnis nach Wärme befriedigen.

Da die Unterscheidung zwischen Wunsch und Bedürfnis oftmals nicht ganz klar ist, zeige ich dir ein paar Beispiele und nenne dir die Grundbedürfnisse – welche dahinter stehen.

Was sind Bedürfnisse, und woran sind sie zu erkennen?

Bedürfnisse sind nach Definition erst einmal das, was wir zum Überleben, und dann für eine gesunde Entwicklung und Ausgeglichenheit brauchen. Der Psychologe Maslow hat in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts hierzu die sogenannte Bedürfnispyramide aufgestellt. Dies ist die bis heute am häufigsten genutzte Art und Weise, Bedürfnisse einzuteilen und zu erklären.

unterschiede zwischen bedürfnis und wunsch

Die Bedürfnispyramide hat unten, an der breitesten Stelle die physiologischen Bedürfnisse, also die die wir zum unmittelbaren Überleben benötigen. Dazu gehören dann Essen, Trinken, Schlafen und so weiter.

Als nächste Stufe kommen die Sicherheitsbedürfnisse. Das sind ein Platz zum Schlafen, und eine Versorgung. Heute würde man sagen das sind zum Beispiel Arbeit und eine Wohnung. Obwohl man ohne diese Dinge nicht direkt stirbt, benötigen wir sie. Ohne diese Sicherheit können Menschen sogar krank werden, da sie unter ständigem Stress und Angst stehen. Dies kann Folgen wie einen Herzinfarkt oder ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich ziehen.

Die nächste Stufe der Bedürfnispyramide sind die sozialen Bedürfnisse. Das sind also zum Beispiel Freundschaft, Liebe und eine Gruppenzugehörigkeit. Auch diese braucht man nicht direkt zum Überleben, doch Einsamkeit kann einen auf ähnliche Art und Weise krank machen wie fehlende Sicherheit.

Dann kommt die Stufe der ICH-Bedürfnisse. Wir haben das Bedürfnis, wahrgenommen zu werden und zu Geltung kommen zu dürfen, sowie Anerkennung für unsere Taten zu kriegen.

Die höchste und letzte Stufe ist die der Selbstverwirklichung bzw. Selbstentfaltung. Die Menschen haben das Bedürfnis, sich selbst ausleben zu können. Zum Beispiel künstlerisch oder im Beruf. Man kann das Bedürfnis nach Selbstentfaltung auch mit dem Streben nach individueller Freiheit gleichsetzen.

Unterschied zwischen Bedürfnisse und Wünsche

Das Problem mit Bedürfnissen ist, dass wir oft gar nicht so richtig wissen, was wir eigentlich gerade brauchen. Und hier kommen die Wünsche ins Spiel. Mit den Wünschen benennen wir unsere Bedürfnisse indirekt.

So sagen wir zum Beispiel: ich möchte nicht mehr arbeiten, ich will in mein Bett. Das Bedürfnis hier ist klar, es ist das Bedürfnis nach Schlaf. Aber vielleicht ist es auch das Bedürfnis nach Sicherheit, da wir uns in unserem Bett oft am Sichersten fühlen. Ein Wunsch kann also verschiedene Bedürfnisse ausdrücken.

Ein weiteres Beispiel: Schau dir meine Arbeit an! Wer diesen Satz sagt, hat höchstwahrscheinlich den Wunsch nach Anerkennung für das, was er geschaffen hat. Aber es kann auch das Bedürfnis nach Sicherheit sein. Denn indem jemand Anderes diese Arbeit begutachtet, geht man sicher – dass man diese zufriedenstellend erledigt hat.

Oder…
Ein etwas indirekteres Beispiel: ich möchte genau DIESE Jacke haben. Erst einmal wollen wir natürlich nicht erfrieren. Doch oft ist der Grund, warum wir ein bestimmtes Kleidungsstück möchten, dass wir gerne zu einer Gruppe dazugehören wollen. Dafür wollen wir auch als Teil dieser Gruppe wahrgenommen werden, was eben oft über bestimmte Kleidung passiert.

Demnach wird der Wunsch nach der Jacke geäußert, um die Bedürfnisse:

  • nach körperlichen Wohlbefinden (physiologische Bedürfnis)
  • oder um anderen zu gefallen (soziales Bedürfnis)
  • oder um Anerkennung für sein Äußeres zu erhalten (Ich-Bedürfnis)

Oder wir wollen uns anderweitig darstellen, zum Beispiel als verantwortungsvoll und erwachsen mit einem Anzug, oder als sportlich, indem wir bestimmte Sportmarken und Sportschuhe wie Sneaker tragen. Das trifft so natürlich nicht auf alles zu, erklärt aber trotzdem, wie man Wünsche und Bedürfnisse differenzieren, also auseinander halten kann.

Unterschied zwischen Bedürfnis und Wunsch in der Kindererziehung

Gerade in der Erziehung ist der Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis sehr präsent. Es ist nämlich sehr wichtig für Eltern und Erzieher(innen), diesen Unterschied zu lernen. Wenn ein Kind also zum vierten Mal am Tag Schokolade essen möchte, kann es diesen Wunsch zwar formulieren, wird aber wahrscheinlich trotzdem Bauchschmerzen davon bekommen.

In erster Linie kann das Bedürfnis Hunger sein, vielleicht braucht es also eigentlich einfach eine vollwertige Mahlzeit. Aber vielleicht benötigt es gerade auch eher die Aufmerksamkeit des Menschen, der die Schokolade herausgibt oder ihm ist langweilig.

Kinder die schon früh lernen ihre Bedürfnisse zu erkennen, haben es auch später im Erwachsenenalter leichter. Doch auch als erwachsene Person ist es nicht verkehrt, sich bei einem Wunsch noch einmal zu fragen, was gerade dahinter steckt.

So lernt man nicht nur sich selbst besser kennen, sondern spart vielleicht sogar Geld, wenn man einen teuren Wunsch als eigentliches Bedürfnis nach etwas ganz anderem enttarnt.

Bedürfnisausgleich in der Gruppe

Man geht davon aus, dass alle Menschen die gleichen Bedürfnisse haben, nämlich die aus der Maslowschen Bedürfnispyramide. Natürlich nicht zur selben Zeit und mit der selben Gewichtung, aber in diesem Punkt ähneln wir uns alle sehr.

Das Ziel sollte es natürlich sein, allen Menschen alle ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Dass das nicht immer möglich ist, ist klar. Geringfügig sollte es jedoch möglich sein. In einer Familie zum Beispiel hat das Kind nachts plötzlich das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung, die Eltern haben aber das Bedürfnis nach Schlaf.

Natürlich lässt sich jetzt nicht unbedingt auf den ersten Blick sagen, das Bedürfnis von Eltern oder von dem des Kindes ist wichtiger, sondern es muss ein Kompromiss gefunden werden.

Und auch in der Gesellschaft lassen sich nicht die Bedürfnisse von allen gleich gut erfüllen. Besonders das Bedürfnis nach Anerkennung oder Gruppenzugehörigkeit ist gerade für Menschen, die sich in Gesellschaften schwer zurechtfinden, nicht einfach zu stillen.

Doch die Bedürfnisse nach Sicherheit, Nahrung und Selbstverwirklichung in der Arbeit sind in einer guten Gesellschaft möglich zu erfüllen. Besonders wenn alle versuchen, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu trennen und so zu erfüllen, dass die Bedürfnisse Anderer nicht darunter leiden.

Falsche Wünsche erkennen

Wünsche sind also imaginierte Bedürfnisse. Bedürfnisse, die wir in Worte fassen, um sie uns dann zu erfüllen. Richtige Wünsche sollten möglich sein, zu erfüllen, ohne dass andere darunter leiden, und ohne Hexerei.

Man kann sich natürlich wünschen, fliegen zu können. Doch ohne Hilfsmittel ist das nicht möglich, und somit unerfüllbar. Vielleicht möchte man sich ja auch einfach freier bewegen können oder wünscht sich etwas mehr Unabhängigkeit? Oder vielleicht verlangen wir von anderen etwas unmögliches, wie ungebrochene und ständige Aufmerksamkeit, ohne selbst etwas zurückzugeben?

Solche falschen Wünsche zu erkennen ist nicht immer leicht, und manchmal gehört auch eine gute Portion Selbstwahrnehmung und -eingeständnis dazu. Doch haben wir falsche Wünsche erkannt, die uns plagen, können wir die Bedürfnisse dahinter leichter erkennen und befriedigen.


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