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Warum kommt der Osterhase? Ursprung, Symbolik und Geschichte


Osterhase

Der Osterhase ist vermutlich auf einen deutschen Brauch aus dem 17. Jahrhundert zurückzuführen. Er gilt als Symbol für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt, wodurch er einen Platz im Christentum fand.

Ursprung des Osterhasen

Erstmals erwähnt wird der Osterhase in einer Dissertation aus dem Jahr 1682. Jean (eingedeutscht auch Johannes genannt) Richier, ein französischer Arzt, dessen Vater nach Deutschland geflüchtet war, erzählt darin von einem Brauch. Demnach pflegten die Menschen Oberdeutschlands, der Pfalz, dem Elsass und in Westfalen, ihren Kindern von einem eierlegenden Hasen zu erzählen. Die Eier versteckte er in Gärten unter Büschen oder in hohem Gras. Von dieser Geschichte angespornt suchten die Kinder nach den versteckten Eiern, während die Erwachsenen sie zum Vergnügen dabei beobachteten.

Im 19. Jahrhundert wurde der Osterhase deutlich bekannter. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass es nun möglich war, Rübenzucker zu sehr günstigen Preisen herzustellen. Die noch heute bekannten Osterhasen und Ostereier aus Schokolade sollen dort ihren Ursprung haben.

Der Osterhase und das Christentum

Der Hase ist sowohl in Kunst allgemein als auch in gezielt christlichen Darstellungen zu finden. Eine eigentlich falsch übersetzte Bibelstelle gilt als Grund für die hohe Symbolkraft des Hasen in der Religion.

Im Buch der Sprichwörter in der Bibel wird von einem hilflosen Tier erzählt, das sich zum Schutz in Felsen versteckt. Bei den Tieren handelt es sich um Klippschliefer. Klippschliefer sind etwa so groß wie Kaninchen, sehen aber eher Meerschweinchen oder Murmeltieren ähnlich.
Das hebräische Wort für Klippschliefer lautet „schafan“. Als Hieronymus ab dem Jahr 385 das Alte Testament ins Lateinische übersetzte, benutzte er für „schafan“ das Wort „lepusculus“. Lepusculus bedeutet jedoch „Häschen“. Dieser Übersetzungsfehler legte den Grundstein für die Hasensymbolik im Christentum.

Frühe überlieferte Ostereier sind mit dem sogenannten „Dreihasenbild“ bemalt. Dabei handelt es sich um drei im Kreis springende Hasen, deren Ohren in der Mitte ein Dreieck bilden. Obwohl auf dem Bild insgesamt nur drei Ohren zu sehen sind, besitzt doch jeder Hase zwei. Erreicht wird das durch ihre Anordnung: Das vordere Ohr des einen Hasen ist gleichzeitig das hintere des anderen. Das Dreihasenbild wurde schnell zu einem Symbol für die Dreifaltigkeit.

Dennoch ist nicht genau geklärt, wie der Osterhase und das christliche Osterfest zusammenfanden. Denkbar wäre, dass der Hase als Auferstehungssymbol galt und daher gut zum christlichen Fest passte. Ambrosius von Mailand, der 374 zum Bischof von Mailand gewählt wurde, ist diese Symbolik zu verdanken. Er sah in Schneehasen, die mit ihrem Fellwechsel auch ihre Fellfarbe verändern, ein Zeichen für Auferstehung.
Auch das Ei gilt sowohl als Fruchtbarkeits-, als auch als Symbol für Neubeginn oder Auferstehung. Das Küken ersteht dabei aus der leblosen Schale des Eis auf und beginnt einen neuen Lebenszyklus.

Eine weitere Geschichte im Zusammenhang mit dem Osterhasen und dem Christentum ist die eines missglückten Osterbrotes. Das Osterbrot hatte traditionell die Form eines Lamms. Ein Brot soll sich aber beim Backen so verzogen haben, dass es am Ende mehr wie ein Hase aussah.

Der Osterhase und die Göttin Ostara

Bei Ostara soll es sich um eine germanische Frühlingsgöttin handeln, die von Hasen begleitet wird. Sie galt lange Zeit als Ursprung für das christliche Osterfest. Vorher soll es sich dabei um ein heidnisches Fest zur Begrüßung des Frühlings an der Tagundnachtgleiche gehandelt haben.
Ostara ist dabei gar nicht ihr richtiger Name. Dieser lautet „Eostrae“ und wurde von Jacob Grimm, dem älteren der Gebrüder Grimm, hergeleitet, damit er zum Deutschen „Ostern“ passt. Der Mönch und Kirchenhistoriker Beda (672-735) war seine Quelle. Dieser leitete das Wort „Ostern“ bereits von der germanischen Göttin ab.

Damit versuchte er, den Streit darum, wann das Osterfest gefeiert werden soll, zu beenden. Er erklärt in seinem Werk „De temporum ratione“, dass die Göttin Eostrae dem „Eosturmonath“ seinen Namen gegeben haben soll. Dieser „Ostermonat“ ist der April. Zur Zeit Bedas wollte man mit der Verbindung von germanischen Traditionen und christlichen Festen die Christianisierung vorantreiben.

Tatsächlich wird die Verbindung zwischen Ostara und Ostern seit einigen Jahren stark angezweifelt. Zuvor galt sie über Jahrhunderte als Entstehungsgeschichte des Wortes „Ostern“. Man ist sich nicht einmal mehr sicher, ob eine Göttin namens Ostara jemals von den Germanen verehrt wurde.

Der Osterhase heute

Mittlerweile gibt es sowohl traditionelle Darstellungen des Osterhasen, als auch moderne Abwandlungen. So geht es in dem Film „Hop – Osterhase oder Superstar?“ um einen Hasen, der kein Osterhase sein will. Stattdessen möchte er als Schlagzeugspieler über eine Castingshow berühmt werden. In dem Roman „The Guardians“ von William Joyce arbeitet der Osterhase mit anderen Figuren wie dem Weihnachtsmann oder der Zahnfee zusammen, um die Kinder vor angsteinflößenden Gestalten zu schützen. Darüber hinaus handeln zahlreiche Kinderlieder vom Osterhasen.

Osterhasen und andere Traditionen zu Ostern auf der Welt

Zu Beginn gab es auch innerhalb Deutschlands nicht nur den Osterhasen. In Bayern versteckten Fuchs und Hahn die Eier, während sie in Thüringen vom Kuckuck kamen. In Tirol wurden sie von einer Osterhenne gelegt. In der Schweiz war das Aufgabe des Storches.

Der Hase setzte sich in den meisten Teilen durch und wurde auch außerhalb Deutschlands bekannt. Grund dafür ist vermutlich, dass er, wie das Ei, ein Fruchtbarkeitssymbol ist. Hinzu kommt, dass Hasen im Frühling näher beim Menschen lebten. Der Winter und die damit verbundene Nahrungsknappheit veranlasste sie dazu. Die eigentlich scheuen Tiere wurde daher in dieser Jahreszeit häufig gesichtet. Diesem untypischen Verhalten gab man durch den Osterhasen eine Geschichte.

In den USA ist der Osterhase besonders beliebt. Zu Ostern werden dort Paraden veranstaltet. Den berühmtesten Ostermarsch gibt es in New York auf der Fifth Avenue. Da man im Englischen meistens vom „Easter Bunny“ statt vom „Easter Hare“ spricht, handelt es sich dabei eigentlich um ein Osterkaninchen.

In Skandinavien gibt es statt eines Osterhasen eine Osterhexe. Der damit verbundene Brauch ähnelt stark dem von Halloween in den USA. Kinder verkleiden sich am Gründonnerstag als Hexe mit langem Kleid, Kopftuch, Kessel und Besen. Sie ziehen von Haus zu Haus und bitten um Süßigkeiten oder andere Gaben. Als Dank hinterlassen die Kinder selbstgemalte Bilder.

In Australien gab es zunächst auch nur den Osterhasen. Um auf eine bedrohte Tierart aufmerksam zu machen, existiert dort seit den 1970er Jahren außerdem das „Easter Bilby“. Ein Bilby, oder Großer Kaninchennasenbeutler, ist ein in Australien heimisches Beuteltier. Eingeschleppte Tierarten wie Füchse und Katzen bedrohen die Bestände ebenso wie Wildkaninchen, die ihnen ihren Lebensraum nehmen. Darüber hinaus schwindet dieser durch landwirtschaftliche Nutzung durch den Menschen immer weiter.

Das „Easter Bilby“ sollte dazu führen, dass sich mehr Menschen über dieses Problem informieren. Gleichzeitig gehen Teile des Gewinns durch den Verkauf von Süßigkeiten an Tierschutzorganisationen.

Ist es schädlich, wenn Kinder an den Osterhasen glauben?

Psychologen halten es nicht für schädlich, wenn Eltern ihren Kindern vom Osterhasen erzählen. Die Vorstellung eines Hasen, der zu Ostern Süßigkeiten, Eier und kleine Geschenke versteckt, regt sogar die Fantasie an.

Meistens verschwindet der Glaube im Grundschulalter. Kinder unterhalten sich in diesem Alter miteinander über Figuren wie den Osterhasen oder den Weihnachtsmann und stellen selbst Ungereimtheiten fest. Eltern sollten ihr Kind dabei unterstützen und sein kritischen Denken fördern, wenn es Zweifel äußert. Gleichzeitig ist es auch normal, wenn ein Kind an dem Glauben festhält, obwohl Gleichaltrige ihm diesen ausreden möchten.
Mit sechs Jahren beginnt der Glaube an den Osterhasen bei den meisten Kindern zu schwinden. Bei manchen bleibt er noch zwei bis drei Jahre länger erhalten.

Osterhasenpostamt

In Deutschland gibt es drei Osterhasenpostämter. Briefe, die vor Ostern an eine der Adressen gesendet werden, werden vom „Osterhasen“ beantwortet und zurückgeschickt. Ähnliche Postämter sind die Weihnachtspostämter, an die Kinder zur Weihnachtszeit schreiben können. Auch da erhalten sie eine Antwort.


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