Was bedeutet Bonusfamilie: Definition, Bedeutung, Herkunft und Ursprung
„Sie ist mein Bonuskind!“ – mit diesem Satz fühlen sich viele junge Leute, die vor wenigen Wochen noch durch die Clubs zogen und nun mit der Tochter des neuen Partners einen Familienausflug machen, wohler als mit der Bezeichnung „Stiefkind“. Dennoch benötigt der Satz oftmals noch eine Erklärung. Woher dieser neue Präfix „Bonus-“ stammt und was er bedeutet, wird im Folgenden ausgeführt.
Inhalt
Bonusfamilie: Ursprung und Definition
„Bonusfamilie“ ist ein Neologismus, also eine Wortneuschöpfung, der so noch nicht in der deutschen Sprache gebräuchlich ist. In Deutschland erst seit kurzem aus einer ursprünglich schwedischen Serie bekannt, existiert das Wort im Skandinavischen seit etwa 15 Jahren.
Jüngst verwendete Bundesfamilienministerin Anne Spiegel von den Grünen diesen Begriff in der Talkshow Markus Lanz im ZDF. Gemeint ist eine Stieffamilie. Entsprechend werden Stiefkinder als Bonuskinder betitelt, während die Stiefeltern zu Bonuseltern werden.
Was bedeutet Bonusfamilie: Definition und Bedeutung
Der herkömmliche Präfix „Stief-“ ist im Sprachgebrauch mittlerweile sehr negativ behaftet. Dies zeigt sich insbesondere an Redewendungen wie „etwas oder jemanden stiefmütterlich behandeln“ – gemeint ist eine lieblose und notgedrungene Behandlung. Da dieser Trend häufig nicht zur tatsächlichen Beziehung zwischen Kindern und Eltern in einem Patchwork-Verhältnis passt, bietet das Wort „Bonus“ eine positive Lösung! Diese sprachliche Aufwertung fühlt sich für Betroffene oft wie eine Anpassung an die tatsächliche Qualität der (Bonus-)Eltern-(Bonus-)Kind-Verbindung an.
Um dies weiter zu verdeutlichen, bietet sich ein Vergleich zwischen den Begriffen der Stiefmutter und der Bonusmutter an: Die Stiefmutter klingt wie im Märchen oft nach verstorbener leiblichen Mutter, deren Rolle nun durch neue Heirat ersetzt wurde. Doch dies entspricht heute nicht mehr der Lebensrealität: Die meisten Patchwork-Familien entstehen durch Trennung der Eltern und beide wollen weiterhin für das Kind sorgen.
Der Bonus trifft dies viel besser: Das Extra, das Zusätzliche. Es steckt so viel Schönes in ihm! Ein Bonus ist etwas Unverdientes und positiv Zusätzliches im Leben. Es gibt eine Bonus-Person und für sich selbst eine Bonus-Rolle. Dazu muss die neue Partnerin nicht mit Mama oder Papa verheiratet sein – auch dies trifft viel stärker auf moderne Familienmodelle zu.
Der Bonus impliziert, dass es neben der Bonusmama auch eine leibliche Mutter gibt. Nicht nur den Kindern erleichtert dies die Einordnung und Abgrenzung.
Kritik
Die Entwicklung der Sprache gefällt nicht jedem! Besonders in den Sozialen Medien wird das Wort „Bonusfamilie“ harsch kritisiert: So fragen sich einige User und Userinnen, ob die heteronormative Familie dadurch automatisch in einem Mangel lebt, weil sie – bestehend aus leiblicher Mutter, leiblichen Vater und leiblichen Kind (oder Kindern) – eben ohne Bonus leben muss?
Zudem wird auch die Aufwertung gegenüber des Präfix „Stief-“ hinterfragt. Ein viraler Twitter-Kommentar fragt dazu ironisch, ob es einen Unterschied mache, ob der Stief- oder der Bonusvater einen in der Kindheit verprügelt habe? Ein User betitelt es sogar als Unwort.
Weitere Bezeichnung für moderne Familienmodelle
Nicht nur die Bezeichnung „Bonusfamilie“ wurde in letzter Zeit medial geklärt und diskutiert: Die sogenannte „Verantwortungsgemeinschaft“ versucht moderne Familienmodelle zu erfassen, wie zwei Alleinerziehende mit ihren Kindern, oder zwei homosexuelle Paare, die zum Co-Parenting zusammenleben. Ob Liebesbeziehungen existieren, ist irrelevant. Kurzgefasst meint es ein Miteinander von Menschen, die Verantwortung füreinander übernehmen – eben ähnlich wie in einer Bonusfamilie.