Was bedeutet eine Weiße Rose: Bedeutung, Spiritualität, Symbolik
Rosen werden seit jeher als Blumen der Schönheit verehrt. In der Farbe Weiß stehen sie im Kontext mit Reinheit, Unschuld und Vollkommenheit, gleichermaßen auch für Abschied, Neubeginn und Sehnsucht. Ihre weiße Farbe wird je nach Brauchtum auch mit Unnahbarkeit und Ewigkeit in Verbindung gebracht.
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Botanischer Stellenwert der weißen Rose
Alle Zuchtrosen gelten als anspruchsvoll. Sie sind im Garten ein Farbtupfer, der für die stolze Blütenpracht besondere Fürsorge verlangt. Fühlt sich die Strauchpflanze wohl, beschenkt sie ihre Gärtner mit einem üppigen Blütenmeer zwischen Weiß und Schwarz. Dabei überwiegen die Blütenfarben aller Rottöne, während weiße und schwarze Rosen seltener zu finden sind.
Sofort nach der Bestäubung schweben die seidig glänzenden Blütenblätter zu Boden. Bei richtiger Pflege sind weiße Rosen in der Vase lange haltbar. Durch richtiges Trocknen kann der abgeschnittene Blütenzweig sogar ohne weiteres Gießen Monate und sogar Jahre überdauern. Allerdings lässt sich der einzigartige Glanz der frischen Rose am Strauch nicht konservieren.
Verwendet werden weiße Rosen als Handstrauß, Bouquet, lebendig wirkendes Wohnaccessoire oder Geschenk zu besonderen Anlässen. Dabei ist nicht nur wichtig, dass die weiße Farbe in ihrer Symbolik der gewünschten Blumensprache entspricht. Ebenso müssen Gärtner und Schenkende auf die Anzahl der Blüten und die Art des Bindens sowie die Kombination mit anderen Zierblüten achten.
Beispiele für die Bedeutung der weißen Rose
Die weißen Blütenblätter einer Rose sind am begehrtesten im ganz weißen Farbton. Als weiß werden sie auch noch bezeichnet, wenn sie stattdessen elegant in hellen Cremefarben erblühen. Die Dornen des Rosenstrauchs werden seltener erwähnt, überwiegend als Auslöser für eine Farbveränderung der Blüte oder eine Szeneveränderung in der Literatur und darstellenden Kunst. Die Bedeutung der weißen Rose ist historisch sehr unterschiedlich in Traditionen verankert:
Überlieferung der Symbolik weißer Rosen aus heidnischen Bräuchen
Die alten Völker der Kelten und Germanen bauten Rosen zu kulinarischen und Heilzwecken an. Weiß galt schon damals als Farbe der Reinheit und Treue. Deshalb wurden aus den Blütenständen nicht nur Speisen und Getränke zubereitet. Vielerlei heilende Salben und Tinkturen enthielten Essenzen von der weißen Blüte. Dem heidnischen Glauben nach stand die Bedeutung der Reinheit auch für naturgegebene, unbeeinflusste Heilkraft.
Berühmte überlieferte Beispiele für die Verehrung der weißen Rose sind die Gärten des asiatischen Kaisers Shennong der Yan Dynastie. Ramses III. Bevorzugte neben dem reinweißen Blütenmeer auch den betörenden Duft, den die geöffneten Blüten in seiner ägyptischen Pharaonenresidenz verströmten. In vielen antiken Hochkulturen standen Aussehen und Duft im Vordergrund der Bedeutung.
Verwendet wurde wie bei Kelten und Germanen die weiße Rose auch zur Herstellung von Ölen, teilweise mit heilender Wirkung, teilweise mit intensiver Pflegewirkung, vor allem zur frühen Parfümierung mit entsprechenden Duftölen. Als medizinischen Rohstoff lernten jüngere europäische Kulturen die weiße Rose erst viele Jahrhunderte später kennen. Hier sind vor allem von den antiken Griechen mythologische Überlieferungen der weißen Rose bekannt.
Mythologische und heraldische Bedeutung einer weißen Rose
Vom antiken Griechenland ist die weiße Rose aus dem Mythos der Liebespatronin Aphrodite bekannt. Diese wurde als Hüterin der Schönheit und des sinnlichen Begehrens einst aus Meeresschaum erschaffen. Nackt und rein stieg sie aus den Fluten, bis sie sich ihrer Nacktheit gewahr wurde. Sie suchte Schutz hinter einem Busch, der gerade prall von einem Meer weißer Rosenblüten duftete.
Viele mythologische Helden und Herrscher finden in Sagen Schutz in der weißen Rose, überreicht als Treueschwur oder mitgeschickt als Amulett vor Unheil. Zur Ritterzeit galt eine weiße Rose über der Tür als wortlose Anweisung zur Diskretion. Jeder Teilnehmer der Treffen erkannte an der weißen Blüte die Aufforderung, kein Sterbenswörtchen über das Geredete jemals vor die Türschwelle nach außen zu tragen.
Weiße Rosen im religiösen Zusammenhang
Im Gegensatz zur leidenschaftlichen Bedeutung roter Rosen symbolisiert die weiße Rose im Christentum Treue und unerschütterliche Liebe. Niedergeschrieben ist der Zusammenhang in den Evangelien als Zeichen der Liebe Maria zu Jesus, außerhalb der Heiligen Familie als liebender Zusammenhang zwischen Eheleuten bis über den Tod hinaus.
Im Buddhismus wird der weißen Rose Trauer zugeordnet. Dies ist jedoch durchaus keine negative Bedeutung. Denn in dieser wie anderen Religionen verbinden die Gläubigen den Tod mit der Ewigkeit und Wiedergeburt. Am Ende dieses einen Lebens sind weiße Grabrosen deshalb ein Abschiedsgruß und Segenswunsch für eine heile Seelenreise bis zur nächsten Wiederkehr.
Weiße Rose als politisches Statement
Wie viele ihrer Altersgenossen folgten die Geschwister Scholl zunächst begeistert der Ideologie des Nationalsozialismus. Mit zunehmendem Verlauf des Zweiten Weltkriegs widerstrebte es Hans Scholl rasch, dass er ein wohlwollendes Gemeinschaftsgefühl in der Hitlerjugend erfuhr, während Menschen ringsum im Elend versanken. Seine Schwester Sophie Scholl entdeckte ebenfalls rasch die verlogene Philosophie im Bund Deutscher Mädels.
Zusammen mit ihrem russischen Professor, Alexander Schmorell, gründeten sie die Studenten- und Widerstandsbewegung »Weiße Rose.« In Flugblättern prangerten sie die Kriegsgräuel an, die Hans Scholl an der Ostfront persönlich miterleben musste. Ihr Ziel war die schonungslose Aufklärung der Deutschen, damit sich diese massenweise gegen Hitlers zunehmende Brutalität stemmen würden.
Ihre Motivation war ein tolerantes Deutschland, dessen Volk nicht durch Schweigen Mitschuld an so vielen Toten tragen sollte. Bei der sechsten nächtlichen Flugblattaktion wurden die Geschwister und ihr Professor verhaftet, vom NS-Regime verurteilt und sofort hingerichtet. Anschließend wurden weitere Mitglieder an verschiedenen deutschen Standorten ausfindig gemacht und getötet. Weitreichend bekannt wurde ihr letztes Handeln 1943. Britische Bomber warfen gerettete Exemplare des letzten Flugblatts der Gruppe über Deutschland ab.
In Erinnerung an Werte der Widerstandsbewegung wie Wahrhaftigkeit, Unschuld und Toleranz wurde 1987 die »Weiße Rose Stiftung« erinnert. Ihr Logo ist eine abstrahierte, weiße Rosenblüte, ihre Motivation eine Reihe von Veranstaltungen, die sich gegen Vergessen des damaligen Widerstands wehren. Unrecht und das Gegenkonzept der Aufklärung sind auch in heutigen Gesellschaften Gegenpole, gegen deren Wirken vor allem Aufklärung hilft.
Weiße Rose als Symbolik für besondere Lebensabschnitte
Traditionell gehören Sträuße weißer Rosen, einzelne Rosenstängel und die verstreuten Blütenblätter zu vielen klassischen Familienanlässen. Dies sind häufige Bedeutungen im familiären Alltag:
Neubeginn und Unschuld
Als Geburtsgeschenk soll die weiße Rose die Verbindung zwischen dem Neugeborenen und Gott schaffen, den unschuldigen Menschen symbolisch unerschütterlich und treu durchs Leben begleiten. Ebenso ist das Verschenken weißer Rosen zur Taufe gleichbedeutend mit besten Wünschen für Schutz und eine reine Seele. Der Neubeginn wird mit Farbe und Blütenform als unverfälscht und echt gefeiert.
Neubeginn und Abschied
Schmerzlich vermissen Menschen eine verstorbene Person. Jedoch drückt das Ablegen weißer Rosen nicht nur die Sehnsucht aus, sondern auch den Glauben an einen Neubeginn in einem weiteren, spirituellen Lebenskreis. Nicht selten bekommen Menschen beim Wegfahren auf lange Reisen oder zu neuen Wohnorten weiße Rosen geschenkt und ebenfalls, wenn sie zu Besuch eines Tages zurückkehren. Denn außer als Abschiedssymbol drücken weiße Rosen auch ehrliche Wiedersehensfreude aus.
Liebe in Reinform
Platonische Liebe ist für manche Menschen ein surrealer Mythos, für andere leidenschaftliche Realität. Wer platonisch liebt, ist einer seelenverwandten Person lebenslang in unangefochtener Liebe verbunden, allerdings ohne körperliche Erfüllung. Nicht selten sagt eine einzelne, weiße Rosenblüte mehr als tausend Worte, wie es um die Gefühle der schenkenden Person bestellt ist. Die aufrichtige Liebe kann sich dann in menschliche, körperliche Liebe verwandeln – und wird bei einer offiziellen Verbindung ebenfalls mit einem Handstrauß oder ausgestreuten weißen Rosenblüten gefeiert.
Beispiele für die künstlerische Symbolik
Rosen aller Farben ziehen sich künstlerisch durch literarische, darstellende und bildende Kunst. Die weiße Rose spielt darin eine außergewöhnliche, hervorstechende und symbolische Rolle. Dies sind bekannte Beispiele der künstlerischen Ehrung für das schöne Strauchgewächs:
Weiße Rosen oder Rosengärten als roter Faden
Wie sich die weiße Rose durch Gärten rankt, findet sie in der Literatur Einzug als Gleichnis, bedeutsame Geste oder Metapher. Verwendet wurde sie beispielsweise lyrisch von Theodor Storm (»Weiße Rosen«, 1851) und episch in zahlreichen realen und fantastischen Romanen. Die Kraft ihrer Symbolik findet in Verfilmungen solcher Bücher gerne und häufig Verwendung. Weiß in Kombination mit Blüten unterscheidet sich dabei auffällig von der sonstigen Vorstellung eines Blütenmeeres oder Blumengeschenks.
Die Tribute von Panem (Autor Suzanne Collins, Filmdebüt 2008, dystopische Fantasy-Trilogie)
In der Dystopie manipuliert der Haupt-Antagonist mit dem Duft einer weißen Rose sein Umfeld. Ein ganzer Rosengarten voller weißer Rosenblüten ist Kulisse für Diskussionen über die Spiele, Gespräche mit der Protagonistin und stets dem Ziel der Manipulation.
In dieser künstlerischen Verarbeitung wird die Reinheit der Rose missbraucht, um sich Loyalität und Vertraulichkeit anderer Personen durch die scheinbar harmlose und tolerante Symbolik zu erschleichen. Als künstlerischer roter Faden erscheint die weiße Rose mindestens einzeln am Revers des Widersachers, in jeder der drei Folgen.
Die Rosa Blanca (Autor B. Traven, Filmdebüt 1929, Wildwestromanze in Mexiko)
Unter dem Titel »Die weiße Rose« wird in dem romantisch-politischen Filmdrama ein ländliches Idyll von Indianern auf einer mexikanischen Hazienda beschrieben. Allen Widerständen zum Trotz stehen die Bewohner unerschütterlich treu zu ihrem Land und ihren Freunden, bis zum Tod und darüber hinaus.
Die im Film tugendhaft dargestellten Motivationen der Haziendabewohner könnten laut verschiedenen Literaturanalysen Pate für die Namensgebung der gleichnamigen Widerstandsgruppe der Geschwister Scholl gewesen sein. Hans Scholl widersprach auf Nachfrage in seiner Vernehmung einem Zusammenhang. Das Buch und der Inhalt waren ihm allerdings wohlbekannt, der Schriftsteller einer seiner bevorzugten.
Fazit:
Berichte und Poesie zu weißen Rosen ziehen sich durch heidnische, christliche und moderne Kunstwerke. Im Alltag wird das helle Rosengewächs mit dem starken Duft als Symbol für Unschuld, Liebe und Toleranz verschenkt. Gleichzeitig steht das Ablegen einer einzelnen Blüte oder eines Straußes für Abschied mit der Verheißung auf einen Neubeginn.