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Was bedeutet Zwangsmaus: Definition und Bedeutung


Der Begriff „Zwangsmaus“ ist ein Neologismus (eine Wortneuschöpfung), die auf den ehemaligen Chefredakteur der Bild-Zeitung, Julian Reichelt, zurückzuführen ist. Dieser benutzte den Begriff im Zuge einer über den Kurznachrichtendienst Twitter am 27. März 2022 von ihm verbreiteten Kritik an Sendeinhalten der Sendung mit der Maus, einer seit 1971 in der ARD ausgestrahlten Kinderserie. Konkret kritisierte Reichelt die Thematisierung von Transsexualität im Zuge einer Folge.

Was bedeutet Zwangsmaus?

Der Begriff Zwangsmaus ist eine Wortneuschöpfung, die sprachwissenschaftlich auch als Neologismus bezeichnet wird. Zwangsmaus setzt sich zum einen aus dem Wort Zwang zusammen, welches eine Anspielung auf den aus Kritikersicht vorherrschenden Zwang zum Zahlen der Gebühren des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist; zum anderen bezieht sich der Begriff Maus auf die Kinderserie „Die Sendung mit der Maus“, welche regelmäßig im Fernsehprogramm der ARD ausgestrahlt wird.

Warum wird die Sendung mit der Maus als Zwangsmaus bezeichnet?

Die Sendung mit der Maus wird von Julian Reichelt als Zwangsmaus bezeichnet, da sie im Fernsehprogramm der ARD, welche zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehört, ausgestrahlt wird. Die ARD finanziert sich, genauso wie das ZDF, diverse Lokalsender wie WDR oder MDR sowie Radioprogramme wie 1LIVE oder die Deutsche Welle über die sogenannten Rundfunkbeiträge. Umgangssprachlich wird die Abgabe auch als GEZ-Gebühr bezeichnet, da die Einzugsstelle früher den Namen GEZ trug.

Diese Beitragshöhe beträgt 18,36 Euro monatlich und ist von jedem in Deutschland lebenden Inhaber einer Wohnung (definiert als Mieter einer Wohnung bzw. Hausbesitzer) zu entrichten. Die Rundfunkabgaben sind unabhängig davon, ob sich überhaupt Empfangsgeräte wie Fernseher oder Radio in der Wohnung befinden und ob man die Sendeangebote der Rundfunkanstalten wahrnimmt, zu zahlen. Begründet wird dies durch das Bundesverfassungsgericht (die höchste juristische Instanz in Deutschland) mit dem Vorteil, den Bürger durch die Möglichkeit haben, sorgfältig recherchierte, verlässliche und objektive Informationen über ARD, ZDF und Co. zu beziehen.

Wieso wird der Rundfunkbeitrag von Kritikern als Zwang angesehen?

Kritiker sehen die Begründung des Bundesverfassungsgerichts aus mehreren Gründen als unzutreffend an. Folgende Argumente werden besonders häufig aufgeführt:

  • Durch vielfältige Informationsangebote im Internet habe die Relevanz von Nachrichtensendungen im Fernsehen abgenommen. Jeder habe somit die Möglichkeit, sich umfassend selbstständig zu informieren, weswegen niemand mehr auf den öffentlichen Rundfunk angewiesen sei.
  • Die Berichterstattung sei nicht neutral, da die in den Nachrichten transportierten Sichtweisen insbesondere bei umstrittenen Themen (bspw. Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie) oftmals denen der Bundesregierung entsprechen würden.
  • Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten würden sich vor allem durch ihre Internetangebote einen unfairen Vorteil gegenüber privaten Medien wie Bild, der FAZ oder Spiegel verschaffen, welche sich durch Werbung und freiwillig zahlende Kunden finanzieren müssen.
  • Zudem sei es unfair, für etwas zahlen zu müssen, was man möglicherweise gar nicht in Anspruch nehmen wolle. Fairer sei ein Angebot, welches mit Streamingdiensten wie Netflix vergleichbar sei und nur dann bezahlt werden müsste, wenn es auch angesehen oder angehört werden würde.

In welchem Zusammenhang wurde der Begriff Zwangsmaus benutzt?

Julian Reichelt war bereits in seiner Zeit als Chefredakteur der Bild-Zeitung als Kritiker der öffentlich-rechtlichen Sender bekannt. Dies lag wohl auch daran, dass er die Bild bewusst als allgemein populistisch wahrgenommenen Gegenpol zu den staatsfinanzierten Medien aufgebaut hat, um Leser zu gewinnen, die sich durch ARD, ZDF und Co. nicht (mehr) vertreten fühlten. Doch auch nach seiner Entlassung äußert sich Reichelt über das soziale Netzwerk Twitter zu tagesaktuellem politischem Geschehen. Am 27. März kritisierte er Folge der Sendung mit der Maus, in der das Thema Transsexualität aufgegriffen wurde.

Konkret schrieb er Folgendes: „Die Zwangsmaus ist ganz sicher nicht dafür da, die Früherziehung der anti-toleranten totalitären Woke-Bewegung zu betreiben. Genau wegen sowas fordern Eltern Gesetze wie in Florida, damit ihnen die Erziehung ihrer Kinder nicht von Ideologen entrissen wird.“ Ferner führte er aus: „Die Zwangsmaus und die Öffentlich-Rechtlichen wollen, dass wir uns nicht mehr trauen, Dinge zu sagen, von denen wir wissen, dass sie wahr sind. Sie wollen uns einschüchtern und erziehen, bis wir aus Furcht Fakten verleugnen: Jungs sind Jungs, Mädchen sind Mädchen.“

Reichelt kritisierte die aus seiner Sicht unangemessene Frühsexualisierung von Kindern. Eltern werde die Möglichkeit genommen, selbst zu entscheiden, wann sie die Konfrontation ihrer Kinder mit sexuellen Themen als angemessen ansehen würden. In diversen Kommentaren (etwa im Tagesspiegel) wurden Reichelts Auslassungen von anderen Medienschaffenden missbilligt. So wurde ihm Intoleranz und eine Verleugnung der Existenz sowie der Lebensrealität transsexueller Menschen vorgeworfen. Der Bild-Zeitung wurde unter seiner Regie schon des Öfteren eine Nähe zu rechtspopulistischen Positionen zu Last gelegt.


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