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Wer war die Moorleiche von Windeby


Die Moorleiche von Windeby wird auch als Junge von Windeby oder Kind von Windeby bezeichnet. Der Ort Windeby liegt in Schleswig Holstein und die Moorleiche gehört zu den bedeutendsten Funden Deutschlands.

Lange Zeit glaubten Forscher, dass der Leichnam der eines Mädchens sei. Die Kleidung und eine Augenbinde untermauerten diese These. Erst im Jahr 2006 fanden Forscher heraus, dass der Leichnam männlich ist.

Moore galten früher und zum Teil auch heute noch für schaurige Orte und immer mal wieder gefundene Moorleichen haben viel dazu beigetragen. Oft sind die Toten aus Mooren viele Jahre, Jahrhunderte oder Jahrtausende alt und immer noch sehr gut erhalten. Haut und Haare, Zähne und Nägel, sogar die Kleidung sind noch gut zu erkennen. Das liegt daran, dass durch die chemische Beschaffenheit des Moores und den Luftabschluss der Verwesungsprozess extrem verlangsamt wird.

Das Dörfchen Windeby und das Geheimnis des Domsland-Moores

Es war im Mai des Jahres 1952. Damals fanden die Brüder Franz und Pavlik Seibert aus dem Dorf Windeby in Schleswig-Holstein beim Torfstechen im Domsland-Moor zufällig einen menschlichen Oberschenkelknochen.

Sie hörten sofort mit dem Graben auf und benachrichtigten den Moorbesitzer und dieser das zuständige archeologische Museum in Schleswig. Dieses setzte eine professionelle Grabung in Gang, bei der das fast vollständige und recht gut erhaltene Skelett eines Menschen (vermutlich eines größeren Kindes) freigelegt werden konnte.

Wie sah die Kinderleiche von Windeby aus?

Das tote Kind aus dem Moor von Windeby lag in einer mit Heidekraut und Wollgras ausgekleideten Grube. Es lag auf der rechten Seite. Sowohl der behaarte Kopf als auch der Rumpf waren recht gut erhalten und auch Kleidungsreste waren vorhanden.

Auffällig war, dass das Kind in eine Art von Pelzumhang gewickelt war und um den Kopf wie eine Augenbinde ein geknotetes Band lag. Zuerst glaubten die meisten Forscher eine Mädchenleiche vor sich zu haben. Der zarte Knochenbau deutete darauf hin.

Erst im Jahr 2006 wurde durch moderne DNA-Untersuchungsmethoden in den USA und in Israel praktisch zweifelsfrei bewiesen, dass es sich bei der Moorleiche von Windeby um einen etwa 15 bis 17 jährigen Jungen handelt.

Ist bekannt, wann der Junge aus dem Moor von Windeby gelebt hat und wie er starb?

Natürlich ist es bei alten Moorleichen nicht einfach diese Fragen zu beantworten und es kommt fast immer auch erst einmal zu verschiedenen Theorien und zu Spekulationen. So war es auch bei der Moorleiche von Windeby.

Das Alter war dabei relativ schnell klar. Durch eine sogenannte Pollenanalyse an der Fundstelle wurde festgestellt, dass die Leiche aus der sogenannten Eisenzeit (etwa 750 vor Christus bis 400 nach Christus) stammen musste.

Anschließend wurde auch noch ein Knochenteil mit der Radiokohlenstoffmethode untersucht und das Sterbedatum auf etwa 40 vor Christus bis 120 Jahre nach Christus eingegrenzt. Untermauert wurde diese Angabe auch durch den Fund weiterer Moorleichenteile im Domsland-Moor aus der gleichen Zeit.

Wie der Junge zu Tode kam, ist natürlich sehr viel schwerer zu erkennen. Nach dem Fund gingen die Forscher zunächst davon aus, dass es sich bei der Leiche um eine junge Frau handeln würde, die möglicherweise von ihrem Mann oder einem anderen Familienmitglied aus Strafe für einen Ehebruch mit verbundenen Augen ins Moor getrieben wurde.

Diese These wurde zuerst durch den Fund einer zweiten menschlichen Moorleiche ganz in der Nähe untermauert. War das vielleicht der Geliebte der jungen Frau, der ihr Schicksal teilen musste? Wie man nun weiß, stimmt diese rührselige Geschichte schon deshalb nicht, weil die zweite in der Nähe gefundene Moorleiche um die 300 Jahre jünger als die erste ist und diese erste Leiche auch männlich ist.

An ihr wurden auch keinerlei sichtbare Verletzungen und keine Gewalteinwirkung festgestellt, die auf einen unnatürlichen Tod schließen lassen. Sehr wahrscheinlich ist der Junge an einer Krankheit gestorben. Darauf deuten auch eine zu Lebzeiten bestehende schwere Kieferinfektion und die Spuren von Mangelernährung hin.

Die Moorleiche von Wendeby gehört zu den bekanntesten Moorleichen Deutschlands und Du kannst sie und auch andere Moorleichen im Schloss Gottorf im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums besichtigen.


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