Wie groß ist die Gedächtnis-Spanne bei einem Goldfisch
Die Gedächtnisspanne bei einem Goldfisch beträgt 3 Monate. Zoofachgeschäfte haben in den 60-ziger Jahren ein Gerücht verbreitet, wonach ein Goldfisch lediglich eine Gedächtnisspanne von 3 Sekunden haben soll. Daraus haben sich verschiedene Witze abgeleitet, welche die Dummheit von Goldfischen herausstellen sollten.
Doch tatsächlich wurde dieses Gerücht lediglich gestreut, um Goldfische in viel zu kleinen Aquarien verkaufen zu können. Man hat die Tierliebhaber damit zufriedengestellt, dass der Fisch keine größere Behausung braucht, da er die Reize sowieso nicht verarbeiten könnte.
Und seitdem sind viele Goldfische in kleinen Rundaquarien auf Schreibtischen, als Gegenstand, gelandet – um einen Raum zu zieren. Doch Goldfische sind ähnlich intelligent wie Hunde, vielleicht sogar wie Menschen.
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Die Gedächtnisspanne eines Goldfisches ist ähnlich groß wie bei einem Hund
Goldfische verfügen über komplexe Lernstrategien, ähnlich wie Hunde. Das Lernen erfolgt bei Hunden und bei allen anderen höheren Lebewesen über einen Reiz. Erstmals wissenschaftlich gezeigt wurde dies bei den Experimenten des russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow.
Seine Hundeexperimente gingen in die Geschichte der Psychologie als die: Hunde Pawlows ein. Dazu hat Pawlow seinen Hunden etwas zum Fressen gegeben und dazu eine Glocke geläutet. Die Glocke diente als akustischer Reiz, wonach die Hunde – nach kurzer Zeit – wussten, dass es Fressen gibt.
Als er dann die Glocke später ohne Fressen geläutet hatte, konnte er einen erhöhten Speichelfluss – wie bei der Nahrungsaufnahme üblich – bei den Tieren feststellen. Die Hunde haben demnach gelernt, wenn die Glocke läutet, gibt es Nahrung.
Bei der Hundeerziehung findet dies heute noch Anwendung. Der Hund bekommt einen Befehl für Sitz und als Belohnung gibt es einen Leckerbissen. Oft genug gemacht, hat sich das akustische Reizwort „Sitz“ eingeprägt, wobei der Hund nun auf Nahrung wartet. Am Speichelfluss des Hundes könnte man dies ebenfalls nachweisen.
Die Lernstrategie des Hinzufügens eines bestimmten Reizes oder Reizwortes bezeichnet man in der wissenschaftlichen Psychologie als Konditionierung. Auch Menschen sind konditioniert. Denn schon im Kindesalter wird dem Menschen beigebracht, was gut und was schlecht ist. Dazu bedient man sich des Lobes oder des Tadels. Lob als Belohnung und Kritik als Strafe sind demnach Reize, welche bei Erlernen gewisser Fähigkeiten nützlich sind.
Diese Konditionierung bleibt eine längere Zeit bestehen, weshalb man daran eine Gedächtnisspanne messen kann. Bei Menschen bleibt eine Konditionierung meistens ein Leben lang bestehen und muss nicht immer förderlich sein. So gibt es Menschen, welche Angst vor bestimmten Tieren oder Umständen haben. Meistens wurden diese Ängste unbewusst antrainiert, da sie Schauergeschichten (Reiz), Verhaltensweisen ihrer Bezugspersonen (Reiz) oder Warnungen (Reiz) vernommen haben und dies unbewusst verknüpft haben.
Nicht nur bei Hunden, sondern auch bei Goldfischen und anderen Tieren kann man durch Hinzufügen eines Reizes ebenfalls ein bestimmtes Verhalten erlernen. So kann man den Goldfisch – während der Fütterung – eine rote Karte vor das Aquarium stellen. Nach einer bestimmten Zeit wird man feststellen, dass der Goldfisch nach Futter sucht, sobald er die rote Karte erblickt.
Dies ist der Beweis dafür, dass der Goldfisch den Reiz der roten Karte mit Nahrungsaufnahme verknüpft hat. Gleichzeitig ist es ein Beweis dafür, dass die Gedächtnisspanne eines Fisches länger als 3 Sekunden ist.
Die Gedächtnisspanne eines Goldfisches testen
Wenn du die Gedächtnisspanne des Goldfisches testen möchtest, muss du den Reiz der roten Karte zuerst tief verankern. Du kannst beispielsweise einen Monat lang den Fisch füttern und ihm die rote Karte zeigen. Nachdem der Fisch beides verknüpft hat, kannst du die Gedächtnisspanne testen.
Dazu zeigst du die rote Karte, ohne zu füttern und beobachtest sein Verhalten. Schwimmt er nach oben und sucht Futter, existiert der Reiz weiterhin in seinem Kopf. Du fütterst den Fisch nun ohne Karte, damit der Reiz sich nicht weiter verstärkt. Denn dies würde das Lernen nur fortsetzen.
Ohne den Reiz weiter zu trainieren, misst du, wie lange der Kartenreiz aufrechterhalten wird. Ähnliche Untersuchungen machten Forscher, als sie feststellten, dass Goldfische eine Gedächtnisspanne von 3 Monaten haben.
Experimente zur Konditionierung von Goldfischen
Forscher an der Plymouth Universität in England haben einen ähnlichen Test gemacht. Statt eines visuellen Reizes (rote Karte) integrierten sie einen auditiven Reiz (Tonsignal). Außerdem mussten die Fische einen Hebel bzw. eine Klappe umlegen, wenn sie Futter wollten.
Der Ton war somit der Reiz, wonach die Fische ein gewisses Verhalten (Hebel umlegen) ausüben mussten, um an Futter zu kommen. Dieses gelang den Fischen, wodurch ihre Merkfähigkeit bewiesen wurde.
Später wurde ein zweiter Reiz hinzugefügt, um deren komplexeren Fähigkeiten zu testen. Dies war ein visueller Reiz. Denn der Hebel bzw. die Nahrungsklappe ließ sich fortan nur noch zu einer bestimmten Tageszeit umlegen.
Immer wenn es hell war, das Tonsignal ertönte, schwammen die Fische zum Hebel und bekamen Futter. Wenn es stattdessen dunkel war, konnte der Ton sie nicht zur Nahrungsaufnahme bewegen. Dies war der Beweis, dass man Goldfischen auch komplexere Lernstrategien beibringen kann.