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Wieso sagt man Rabeneltern: Ursprung und Herkunft des Wortes


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Raben waren bedeutsame Tiere in der nordisch-germanischen Mythologie. In heidnischen Bräuchen huldigte man dem Raben.


Rabeneltern ist ein Schimpfwort für Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen. Dabei sind Raben ausgesprochen fürsorgliche Eltern. Warum wir dennoch Raben für schlechte Eltern halten, könnte auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen sein. Sehen wir junge, tollpatschige Raben, wirkt es auf uns so, als hätten ihre Eltern sie zu früh aus dem Nest gejagt.

Insgesamt gibt es allerdings drei Ursachen bzw. Ursprünge, weshalb man das Schimpfwort „Rabeneltern“ eingeführt hat.

Was bedeutet der Begriff „Rabeneltern“?

Unter „Rabeneltern“ versteht man Eltern, die sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern. Es handelt sich dabei also um ein Schimpfwort. Das Gegenstück dazu könnten die „Helikopter-Eltern“ sein. Mit diesem Wort bezeichnet man Eltern, die ihre Kinder zu sehr verwöhnen und übervorsichtig sind.

Neben „Rabeneltern“ existieren noch die Bezeichnungen „Rabenmutter“ und „Rabenvater“. Am häufigsten wird „Rabenmutter“ verwendet. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass von Müttern eher erwartet wird, fürsorglich mit ihren Kindern umzugehen. Eine Abweichung von der Norm wird bei ihnen also am schnellsten bemerkt.

Die Begriffe werden noch heute verwendet. Mittlerweile versteht man unter einer „Rabenmutter“ sogar eine Frau, die früh nach der Geburt wieder arbeiten geht, anstatt zu Hause bei ihrem Kind zu bleiben. Dabei ist es in der heutigen Zeit kaum noch möglich, eine Familie mit nur einem Einkommen gut zu versorgen. Oftmals bleibt der „Rabenmutter“ also gar keine Wahl.

In der Kritik steht der Begriff „Rabenmutter“ daher auch, da er veraltete Rollenbilder verbreitet. Die Mutter gilt als der fürsorgliche Part. Sie soll daher bei den Kindern bleiben, während der Vater arbeiten geht und die Familie ernährt. Dadurch entsteht automatisch eine finanzielle Abhängigkeit der Frau von ihrem Mann.

Sind Raben schlechte Eltern?

Tatsächlich sind Raben äußerst fürsorgliche Eltern. Ihre Küken schlüpfen blind, nackt und hilflos. Raben sind demnach Nesthocker. Anders als beispielsweise Entenküken, die sofort mit ihren Eltern schwimmen gehen und selbstständig Nahrung suchen können, sind Rabenküken vollständig auf ihre Eltern angewiesen.

Dafür bleibt ein Vogel meistens die ganze Zeit im Nest, wärmt die Jungtiere und schützt sie vor Feinden. Das andere Elternteil fliegt aus und sucht nach Futter. Bis die Küken für sich selbst sorgen können, vergehen mehrere Wochen. Die Elternvögel müssen sich in dieser Zeit voll um ihre Brut kümmern. Täten sie das nicht, wären Raben schon längst ausgestorben.

Wachsen die Jungtiere, wird es langsam eng im Nest. Daher verlassen sie es, halten sich aber meistens noch eine Weile in der Nähe auf. In dieser Zeit füttern ihre Eltern sie weiterhin. Gleichzeitig beginnen die Küken nun, selbst nach Futter zu suchen.

Raben kümmern sich auch um ihren Nachwuchs, wenn ein Küken viel zu früh aus dem Nest fällt. Sie suchen nach dem verlorenen Küken und wenn sie es finden, füttern sie es, auch wenn es am Boden sitzt.

Darüber hinaus schließen Raben einen Bund fürs Leben. Haben sich ein Männchen und ein Weibchen gefunden, bleiben sie sich bis zu ihrem Tod treu.

Die Tiere sind außerdem äußerst intelligent. Sie sind in der Lage, Werkzeuge zu benutzen, zu planen und führen komplexe Beziehungen zu ihren Artgenossen. So merken sie sich beispielsweise, wer sie schlecht behandelt und wer ihnen hilft. In Versuchen, in denen zwei Tiere zusammenarbeiten mussten, um eine Belohnung zu erhalten, weigerten sich Raben, mit Verrätern zusammenzuarbeiten.

Wer ihnen beim ersten Mal die Belohnung weggefressen hat, dem halfen sie kein zweites Mal. Die Forscher stellten auch fest, dass Raben einen Lieblingspartner haben. Mit diesem besten Freund arbeiteten sie am liebsten an den Aufgaben.

Mögliche Ursprünge des Begriffs „Rabeneltern“

3 Ursachen gibt es, weshalb man den Begriff Rabeneltern verwendet. Dabei gilt es, zwischen zoologischen Beobachtungen und historischen Überlieferungen zu unterscheiden.

1. Konrad von Megenberg

Die erste überlieferte Erwähnung des Wortes „Rabenmutter“ geht auf Konrad von Megenberg zurück. Der Weltpriester und Autor veröffentlichte 1350 das „Buch der Natur“, in dem er das Verhalten von Tieren beschrieb.

Bei den Raben spricht er davon, dass diese Vögel ihren Nachwuchs nur ungern füttern würden. Wird ihnen die Arbeit zu anstrengend, würden sie, laut Megenberg, die Küken einfach aus dem Nest werfen.

2. Buch Hiob

Möglicherweise prägte Martin Luther den Begriff „Rabeneltern“, als er die Bibel übersetzte. Im Buch Hiob entsteht der Eindruck, dass Raben ihre Jungen nicht ausreichend versorgen und diese daher Gott um Hilfe bitten müssen.

Kurz darauf heißt es allerdings auch von dem Strauß, dass dieser sich nicht gut um seine Küken kümmert. Der am Boden brütende Vogel setzt seine Jungtiere damit der Gefahr aus, zertreten oder gefressen zu werden. Dennoch scheint der Rabe eher im Gedächtnis geblieben zu sein.
Für diesen Ursprung spricht nämlich, dass anschließend an Luthers Bibelübersetzung der Begriff „Rabeneltern“ vermehrt in der Literatur zu finden ist.

3. Falsche Interpretation von Beobachtungen

Vielleicht brauchte es gar kein Buch, um den Begriff „Rabeneltern“ zu prägen. Oftmals reicht dem Menschen eine kurze Beobachtung aus, um sich ein Bild zu machen. Dass er sich irrt und etwas falsch verstanden haben könnte, daran denkt er häufig nicht.

So könnte es auch in diesem Fall passiert sein. Raben verlassen nämlich das Nest, noch bevor sie fliegen können. Sie klettern dann unbeholfen über Äste, fallen auf den Boden und sehen dadurch hilfsbedürftiger aus, als sie eigentlich sind.

Für den Menschen entsteht so der Eindruck, dass die Eltern sich nicht mehr um ihren Nachwuchs kümmern und dieser daher gezwungen ist, selbst für sich zu sorgen. Die tollpatschigen Bewegungen der jungen Raben lassen es so aussehen, als wäre das Tier dazu noch nicht in der Lage.


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