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Woher kommt sich einen Wolf laufen: Herkunft, Ursprung des Sprichworts


Durch das Wundscheuern am Po, Gesäßbacken und Innenseiten der Oberschenkel kann man sich einen Wolf laufen


Der sogenannte Hautwolf ist eine Errötung und Entzündung der Haut, deren Namensgebung wohlmöglich auf einzelne Merkmale des Wolfes zurückgehen.

Was bedeutet es, sich einen Wolf zu laufen

Ursprünglich war damit ein Analekzem gemeint, welches sich am Anus bzw. After ausbreitete. Es handelt sich dabei um eine Entzündung der Analhaut, hervorgerufen durch Feuchtigkeit am After. Die Entstehung eines solchen Feuchtigkeitsmilieus kann verschiedene Ursachen haben, wie bspw. Schwitzen.

In seiner einfachen Form beginnt so ein Analekzem sich als Juckreiz des Afters (
fachlich: Pruritus ani) zu äußern. Die Haut ist großflächig gerötet und juckt. In seiner akuten Form wird Pruritus ani zu einem kumulativ-toxische Analekzem, welches umgangssprachlich als Wolf bezeichnet wird.

Beim Militär, vor allem in Kriegstagen, kam es zu langen Märschen, schlechter Hygiene, Schwitzen und ähnlichem. Durch die langanhaltende mechanische Beanspruchung von Beinen und Po bei einem Marsch verändert sich das Milieu um den After. Oftmals kamen Durchfälle, aufgrund schlechter Ernährung und anhaltender körperlicher Belastung hinzu – welche die Feuchtigkeit am Anus ebenfalls erhöhten.

Diese anhaltende Feuchtigkeit führte letztlich zu einem Ekzem im Po- und Beinbereich, deren Ursache im langen Marsch begründet war – weshalb man sagt: dass man sich einen Wolf gelaufen hat.

Der Intertrigo perinealis ist der Hautwolf, welchen man sich laufen kann

Als Intertrigo bezeichnet man fachlich eine rote und nasse Entzündung auf der Haut. Durch die Feuchtigkeit, bspw. bei Harninkontinenz oder beim Schwitzen wird die Haut aufgeweicht. Durch Reibung mit der Kleidung oder zwei gegenüberliegenden Hautteilen entsteht eine Entzündung, welche rötlich gefärbt ist und oftmals auch brennt.

Wundscheuern bei Babys in Windeln durch Speckfalten, Feuchtigkeit (Harn)

Am Damm (lateinisch: Perineum), den Gesäßbacken und dem Oberschenkel wird das Intertrigo etwas konkretisiert und als Intertrigo perinealis bezeichnet. Dieses Intertrigo perinealis wird umgangssprachlich auch Wolf oder Hautwolf genannt, da die Wundmerkmale und die Ursachen einem kumulativ-toxische Analekzem ähneln, welches – wie oben beschrieben – nach langen Märschen auftrat.

Sich einen Wolf zu laufen, kann demnach entweder durch ein Intertrigo perinealis oder dem anhaltenden Analekzem entstehen. Bei den meisten Menschen geschieht es allerdings durch Schwitzen und der Feuchtigkeit, welche dadurch entsteht. Und dann liegen zwei Hautfalten dicht beieinander, wodurch es zu Reibung und Scheuern kommt. Sobald der Körper dann auch noch dehydriert und Salze ausgeschieden werden, wird ein Scheuern zusätzlich begünstigt. Als Folge entsteht das Wundscheuern, welche man als Wolf bezeichnet.

Was hat das Wundscheuern mit dem Wolf zu tun

Der Ursprung der Redewendung ist nicht eindeutig geklärt, allerdings können verschiedene Wesensmerkmale der Wölfe als Ursache gedient haben.

Wölfe sind Hetzjäger, welche im Rudel vorgehen und größere Beutetiere bis zur Erschöpfung vor sich hertreiben, um diese dann zu töten. Sich einen Wolf zu laufen, kann demnach auch bedeuten, lange Strecken zurückzulegen. Noch heute sagt man, um eine lange Wegstrecke und deren Qualen zu beschreiben: „Da lauf ich mir doch einen Wolf“.

Ein weiteres Indiz liegt im Wolfspelz, welche besonders bei Wikingern und Nomadenvölkern beliebt waren. Früher trugen Menschen den Wolfspelz entweder auf der Haut oder legten diesen als Unterlage in Betten oder auf Schlitten. Laut einem Jagdbericht aus dem Jahr 1711 kommen im Wolfspelz bzw. im Innenfutter eines mit Wolfshaaren gefütterten Kleidungsstücks weniger Maden, Flöhe oder Läuse vor.

Im östlichen Europa bezeichnet man Pelzmäntel aus Wolfshaar als Wildschur, welches sehr häufig von feinerem Fell der Polarwölfe stammt. In Mitteleuropa nutzte man Grauwölfe, fachlich als Eurasischer Wolf (Canis lupus lupus) bezeichnet.

Die Feinheitsklassen des Felles vieler Säugetiere werden in den Stufen seidig, fein, mittelfein, grob und hart vorgenommen. Das Haar des Grauwolfes wird grob und das Haar eines Polarwolfs als fein eingestuft. Die schlechtesten Wolfspelze stammen von kaukasischen Wölfen (Canis lupus campestris), einer Wolfsunterart – die in Vorderasien vorkommt.

Da das Wolfsfell in Europa weitestgehend grob, aber dennoch sehr beliebt war – kann ein Wundscheuern auch mit der Beschaffenheit der Wolfshaare zusammenhängen. Und so kann es durchaus sein, dass sämtliche rötlich gefärbte Hautstellen zuerst dem Wolfsfell zugeschrieben wurde, in welchem man sich kleidete und bettete. Später wurde dann wohlmöglich das Wundscheuern allgemein als Wolf bezeichnet.


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