Althochdeutsche und mittelhochdeutsche Sprache im Vergleich: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch gelten als die zwei ältesten überlieferten Sprachformen des Deutschen, wie wir es heute wahrnehmen. Dabei ging das Althochdeutsche voraus und wurde einige hundert Jahre später vom Mittelhochdeutschen abgelöst. Davor fehlen uns wichtige Überlieferungen, um die Entwicklung der deutschen Sprache nachvollziehen zu können.
Diese Übersicht soll zeigen, wie sich die Sprache zwischen diesen beiden Stufen verändert hat. Dazu werden verschiedene Merkmale zur Rate gezogen: zeitlicher und geschichtlicher Rahmen, die größte Veränderung der Sprache, Wortarten und Grammatik, Schriftbild und Aussprache und überlieferte Texte. Es sollte immer bedacht werden, dass das Mittelhochdeutsche eine Weiterentwicklung des Althochdeutschen ist.
Inhalt
Merkmale und Veränderungen
Um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten besser verstehen zu können, nehmen wir uns die vorher festgelegten Kategorien zur Hand. Es wird zuerst immer auf das Althochdeutsche und dann auf das Mittelhochdeutsche eingegangen. Dadurch werden die Veränderungen innerhalb des Sprachbildes deutlich.
Zeitlicher und geschichtlicher Rahmen
Das Althochdeutsche lässt sich im Zeitraum von 750 bis 1050 nachweisen, mit der ersten Erwähnung des Wortes „deutsch“ im Jahre 786. Damit wurde die damals entstehende Sprache von Latein als eigenständige abgegrenzt. Es ist die erste Schrift, welche mit den uns bekannten lateinischen Buchstaben verfasst wurde. Davor fand die Überlieferung oftmals nur in Runeninschriften statt, welche nur in Teilen überliefert wurden. Die Zeitspanne umfasst ungefähr das Frühmittelalter.
Um das Jahr 1050 wurde das Althochdeutsch dann abgelöst und das Mittelhochdeutsch etablierte sich im breiteren Sprachraum. Natürlich geschah dieser Prozess nicht von heute auf morgen, sondern hat sich über längere Zeit herausgebildet. Weiter unten wird dann auf genauere Veränderungen eingegangen. Das Mittelhochdeutsche blieb bis ungefähr 1350 bestehen und begleitete somit vor allem den Zeitraum des Hochmittelalters.
Durch verschiedene Völkerwanderungen und Tumulte innerhalb des damaligen europäischen Gebietes ist es schwer festzustellen, wie weitreichend beide Sprachen wirklich waren. Fakt ist jedoch, dass sie sich nicht nur auf das uns heute als Deutschland bekannte Gebiet bezogen haben. Viele Sprachformen gingen auch darüber hinaus, vor allem in Richtung Belgien, Frankreich und der Schweiz. Im Norden wurden meist andere Varianten gesprochen, die sich mehr mit dem Niederländischen verknüpfen lassen.
Größte Veränderung (im Vergleich zur vorherigen Sprachperiode)
Sprachliche Epochen werden größtenteils dadurch abgegrenzt, dass es größere Sprünge und Veränderungen innerhalb des Sprachgebrauchs gibt. Für das Althochdeutsche war das die zweite Lautverschiebung. Dabei handelt es sich um eine Änderung der Aussprache bestimmter Konsonanten und Konsonantenverbindungen. Die betrifft die Konsonanten p, t, k welche in Kombination mit darauffolgenden Buchstaben zu pf, tz, ch/kx werden können. Es fand außerdem eine Lautverhärtung statt.
Eine der größten Veränderungen vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen ist eine Abschwächung von Neben- und Endsilben. Diese wurden nun sehr viel weniger betont und das Klangbild änderte sich stark. Daraus bildete sich später der Schwa-Laut am Wortende. Auch die Ausbreitung von Umlauten ist ein Merkmal für das Mittelhochdeutsche und grenzt sich so vom Althochdeutschen ab.
Wortarten und Grammatik
Im Althochdeutschen gibt es einige grammatikalische Merkmale, welche es von späteren deutschen Sprachformen unterscheidet. Eine Charakteristik sind die vokalen und volltönenden Endungen der Worte. Die Deklination von Substantive in Fälle ist ebenfalls noch vorhanden. Dies geschah auch in den uns heute bekannten vier Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ).
Verben sind wie heute auch schon in schwache und starke Formen unterschieden, wobei letztere vielfältiger waren als heute. Für alle gab es bestimmte Flektierungsregeln, wobei vor allem die Endungen der Verben je nach Personalpronomen verändert wurden. Das Althochdeutsche hatte aber nur zwei Zeitformen: Präsens und Präteritum. Ansätze von anderen Zeitformen gab es, wurden aber erst im Mittelhochdeutschen umgesetzt.
Ein großer Unterschied vom Althochdeutschen zeigt sich im Mittelhochdeutschen vor allem bei den Endungen. Diese werden nun sehr viel weicher ausgesprochen und dies ist eines der Merkmale, welche beide Sprachformen deutlich voneinander unterscheidet.
Wie bereits erwähnt, haben sich im Mittelhochdeutschen auch die Zeitformen verändert. Viele davon wurden aus dem Lateinischen übernommen (Perfekt, Futur 1 und 2 und Plusquamperfekt). Die Deklination von Substantiven und Konjugation von Verben hat sich ebenfalls angepasst, obwohl sich größtenteils trotzdem nur auf Präsens und Präteritum bezogen wurde.
Schriftbild und Aussprache
Wie bereits am zeitlichen und geografischen Rahmen offensichtlich wird, wurde das Althochdeutsche nicht einheitlich und überall im damals deutschem Gebiet gesprochen. Wie auch heute haben sich Dialekte und Mundarten herausgebildet, welche sich teilweise stark unterschieden haben. Eine komplett einheitliche Sprache wie heute gab es damals nicht, was die Kommunikation zwischen den einzelnen Teilgebieten schwer machte.
Trotzdem war Althochdeutsch eine der ersten sprachlichen Entwicklungen, welche Schrift und Aussprache zumindest mitunter vereinheitlicht hat. Das Althochdeutsche zeichnet sich aber vor allem durch kurze Vokale und eine recht einheitliche und wurzelbetonte Aussprache aus.
Auch im Mittelhochdeutschen blieb die Aussprache je nach Region unterschiedlich, aber fügte sich langsam zu einem einheitlichen Sprachbild zusammen. Es gab jedoch weiterhin große Unterschiede zwischen einzelnen Gebieten, welche auch nicht alle zu dem uns heute bekannten Deutschland gehören. Die Schrift wandelte sich ebenfalls stark, aber wurde weiterhin aus dem Lateinischen abgeleitet. Die Betonung der Wortsilbe blieb weiterhin bestehen. Jedoch wurde die Aussprache der Vokale komplexer und war nicht immer nur kurz.
Überlieferte Texte
Das Althochdeutsche war die erste Sprachform des Deutschen, welche das lateinische Alphabet benutzte. Bekannte Werke sind der Abrogans (ein Glossartext), verschiedene weltliche Dichtungen (Hildebrandslied) und vor allem geistliche und kirchliche Texte. Seltener wurden offizielle Dokumente in Althochdeutsch verfasst.
Im Mittelhochdeutschen kam vor allem höfische Literatur hinzu, welche in dieser neuen Sprachform formuliert wurde. Dies galt in jedem Falle für die Herrschaft der Staufer, welche durch die am Hof genutzte Sprache das Mittelhochdeutsche auch überregional verbreitet haben. Es sind nicht die einzig überlieferten Texte und auch nicht der einzige Ausgangspunkt der Sprachentwicklung, aber haben dennoch stark dazu beigetragen.
Fazit
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen dem Althochdeutschen (750-1050) und dem Mittelhochdeutschen (1050-1350). Die Weiterentwicklung der Sprache ist in vielen verschiedenen Aspekten zu erkennen. Es zeigt, wie sich das Deutsche zu dem entwickelt hat, was uns heute bekannt ist. Trotzdem war das damalige Sprachsystem weitestgehend zerklüftet und es gab nur selten einheitliche Schrift und Aussprache. Dies passierte erst im 16. und 17. Jahrhundert. Viele der sprachlichen Veränderungen passieren nicht schnell, sondern setzen sich erst nach Jahrzehnten durch.