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Warum war Iwan der Schreckliche so schrecklich, wieso kam es zum Beinamen


Warum war Iwan der Schreckliche so schrecklich

Postkarte der UdSSR, gemalt von Ilya Repin, zeigt Iwan den Schrecklichen und seinen Sohn Ivan vom 19 November 1581, Bildquelle: IgorGolovniov / Shutterstock.com


Iwan IV., auch genannt „der Schreckliche“, verdankt seinen Beinamen seinen eigenen, grausamen Taten. Während seiner Regentschaft ließ er Massenhinrichtungen verüben und ganze Städte niedermetzeln. Der Grund für seine Grausamkeit liegt vermutlich in seiner Kindheit, während der er ebenfalls Grausamkeiten erfuhr.

Die Bedeutung des Beinamen „Grosny“

Iwans Beiname auf Russisch lautet „Grosny“. Übersetzt bedeutet dieser nicht der „Schreckliche“, sondern eher der „Bedrohliche“ oder „Furchteinflößende“. Das Wort stammt vom russischen „grosa“ ab, was „Gewitter“ bedeutet.

Bereits vor Iwans Tod etablierte sich in Europa jedoch die Übersetzung „der Schreckliche“. Seine Taten waren weithin bekannt, sodass dieser Name passender wirkte.

Traumatische Kindheit

Iwan verbrachte den Großteil seiner Kindheit in Angst. Er bekam mit, wie seine Mutter mutmaßliche Konkurrenten und Verschwörer beseitigte. Als man hinter ein geplantes Attentat auf die Regentin kam, verlor Iwan jegliches Vertrauen in andere Menschen. Dieses Misstrauen bestätigte, als seine Mutter am 4. April 1538, als Iwan sieben Jahre alt war, starb. Es ist nicht bewiesen, aber vermutlich wurde sie vergiftet.

Die Bojaren, die nun für Iwan zuständig waren, behandelten ihn schlecht. Sie waren nur an seinem Namen interessiert, nicht an seinem Wohlergehen. Man ließ ihn hungern, schlug ihn zum Spaß, sperrte ihn ein oder demütigte ihn.

Iwan begann, seine Wut und Angst in Form von Sadismus zu verarbeiten. Er folterte und tötete Tiere, wohl weil diese sich gegen ihn nicht wehren konnten.

Ziel der Bojaren mit dieser Behandlung war vermutlich, Iwan zu zerstören und gefügig zu machen. Die Adligen hofften, dadurch Macht zu behalten, wenn Iwan alt genug war und das Amt des Zaren antrat. Stattdessen zogen sie einen gewalttätigen Mann heran, der ohne Gnade Männer, Frauen und Kinder niedermetzeln ließ, und im Wahn auch die Hand gegen seine eigene Familie erhob.

Iwans grausame Taten

Die Liste an Grausamkeiten, die Iwan während seiner Regentschaft beging, bzw. begehen ließ, ist lang. Einige davon gelten als umstritten. Manchmal ist nicht sicher, ob Iwan die Taten wirklich durchführen ließ oder diese nur androhte.

Mit Fortschreiten seiner Regentschaft wuchs auch Iwans Grausamkeit. Möglicherweise wurde er durch militärische Rückschläge beeinflusst und ließ seine Wut darüber an seinem Volk aus.

Iwans eigene Taten

Die meisten Hinrichtungen und Morde befahl der Zar lediglich. Er machte sich allerdings auch mehrmals selbst die Hände schmutzig.
So soll Iwan IV. regelmäßig Frauen vergewaltigt haben. Diese ließ er dafür aus ihren Häusern rauben. Anschließend erwürgte der Zar sie und ließ sie zurück zu ihren Männern bringen.

1563 beging Iwan einen Mord. Er tötete den Fürsten Iwan Schachowskoi während einer Schlacht im Livländischen Krieg.
Ein Jahr später stieß er Dmitri Obolenski ein Messer ins Herz. Dieser äußerte sich zuvor tadelnd gegenüber dem Zaren.

Im November 1581 tötete Iwan höchstwahrscheinlich seinen eigenen Sohn im Streit. Er schlug ihm mit seinem Herrscherstab auf den Kopf, sodass der Zarewitsch ins Koma fiel und einige Tage später starb.

Die Opritschniki

Die Opritschniki waren eine Art grausame Polizei, die Iwan selbst zusammengestellt hatte. Sie bestanden aus 6000 Mann und trugen zwei Erkennungsmerkmale: Einen Besen (Zeichen für die Säuberung) und einen Hundekopf (Zeichen für Unterwürfigkeit).

Die Opritschniki hatten das Recht, jeden Menschen in Russland zu töten, sollte dieser ein schlechtes Wort über den Zaren verlieren. Iwan setzte die Opritschniki mit Vorliebe ein, um seine grausamen Taten zu verüben.

Ihr Name kommt von „Opritschina“ und bedeutet „Vorrecht“. Das Volk nannte die Schlächter auch Kromeschniki, was „Auserlesene“ bedeutet.
Angeführt wurden die Opritschniki zeitweise von einem Mann namens Grigorij Lukjanowitsch Skuratow-Belskij, der sich Maljuta Skuratow nannte. Zuvor machte er sich als Richter und Henker einen Namen.

Nachdem Skuratow den Opritschniki beigetreten war, stieg er schnell an die Spitze auf. Dabei half ihm seine eigene Grausamkeit. Er führte unzählige Hinrichtungen durch, war an Strafexpeditionen beteiligt und kämpfte im Livländischen Krieg.
1573 starb er bei Belagerungskämpfen vor Weißenstein in diesem.

Foltermethoden

Iwan gab sich nicht damit zufrieden, seine Opfer mit bekannten Methoden zu foltern und hinzurichten. Er dachte sich mit Vorliebe eigene Varianten aus und schaute den Menschen im Todeskampf zu. Das Leid der Unglücklichen soll den Zaren dabei belustigt haben.

Er ließ seine Opfer mit Vorliebe zerstückeln oder verbrennen. Als neue Hinrichtungsmethode erfand er eine große Pfanne, in der man einen ganzen Menschen braten konnte.

Ein Arzt versorgte Iwan mit einem eigens hergestellten Gift, das zuverlässig und je nach Dosis zu einem bestimmten Zeitpunkt tötet. Iwan macht sich einen Spaß daraus, den Todeszeitpunkt seiner Opfer zu planen.

Massenhinrichtungen

Eine Massenhinrichtung fand am 25. Juli 1570 statt. Dabei ließ Iwan etwa 200 Menschen auf verschiedene Arten auf dem Hauptplatz von Moskau töten. Die Unglücklichen waren Teilnehmer des Aufstandes von Nowgorod. Bevor die Hinrichtung begann, stellte Iwan alle möglichen Folterinstrumente vor den Verurteilten auf, um ihnen zu zeigen, was sie erwartete. Zu den Hinrichtungsmethoden gehörte das Übergießen mit kochendem und eiskalten Wasser im Wechsel sowie siedendes Pech. Andere Personen wurden lebendig zerstückelt, mit heißen Eisen verbrannt, ihnen wurden Zähne oder Nägel gezogen.

Vermutlich wohnten dieser Massenhinrichtung nicht viele Schaulustige bei. Das Volk hatte lieber die Flucht ergriffen, um nicht selbst der Wut des Zaren zum Opfer zu fallen. Die, die sich in ihren Häusern versteckt hielten, ließ Iwan zum Hauptplatz zerren.

Eine Bemerkung der Schwiegertochter führte zu einer massenhaften Folterung. Die Schwiegertochter beschwerte sich vor Iwan darüber, dass andere Frauen sie auslachten. Iwan ließ daraufhin wahllos Frauen und Mädchen in den Palast holen. Sie mussten sich ausziehen und nackt im hohen Schnee spazieren gehen. Einige ließ es zusätzlich zu Tode peitschen. Die Leichen warf er Bären vor.

Einzelschicksale

Iwan Michailowitsch Wiskowatyj war ein Kanzler und Vertrauter des Zaren. Nikita Funikow war Schatzmeister. Beide fielen der Massenhinrichtung vom 25. Juli 1570 zum Opfer. Ersteren ließ Iwan von den Opritschniki in Stücke sägen. Dafür wurde der Kanzler kopfüber aufgehängt. Auf diese Weise verlor er während der Prozedur weniger Blut und lebte länger. Außerdem verhinderte die Haltung, dass er vor Schmerz ohnmächtig wurde. Funikow ließ er abwechselnd mit kochendem und kaltem Wasser übergießen, bis sich sein Fleisch von seinen Knochen löste.

Anschließend ließ Iwan seine Wut an Funikows Frau aus. Von dieser verlangte er Geld. Da sie keines hatte, ließ Iwan sie nackt auf ein Seil setzen und von einer Seite zur anderen ziehen. Die Frau überlebte die Prozedur.

Den Bischof Leonidas kostümierte er als Bären, indem er ihn in ein Bärenfell nähte. Anschließend ließ Iwan Jagdhunde auf den „Bären“ los. Diese rissen den darin eingenähten Mann in Stücke. Grund für seine Hinrichtung war, dass Leonidas Iwans vierte Ehe nicht hatte segnen wollen.
Den Bojaren gegenüber war Iwan weiterhin gnadenlos. Ein Adliger versuchte, vor dem Zaren ins Kloster zu fliehen. Iwan spürte ihn auf und fesselte ihn auf ein Pulverfass. Bei der Explosion starb der Mann.

Dimitri Iwanowitsch Schewerow und Boris Telepow, ebenfalls Adlige, wurden gepfählt, nachdem sie des Hochverrats für schuldig befunden wurden. Beide lebten noch mehrere Stunden. Letzterer soll insgesamt 15 Stunden bei Bewusstsein auf dem Pfahl verbracht haben. Zusätzlich zu seiner eigenen Folterung musste er mitansehen, wie seine Mutter vergewaltigt wurde.

Wassilissa Malentjewa, Iwans sechste Ehefrau (oder nur Geliebte), soll er ebenfalls hingerichtet haben. Sie ging ihm fremd. Den anderen Mann ließ Iwan pfählen. Wassilissa wurde gefesselt und geknebelt. Anschließend ließ er sie in einen Sarg legen und beerdigen, obwohl die Frau noch lebte. Anderen Quellen nach verbannte er Wassilissa lediglich ins Kloster.

Als Iwan einen französischen Gesandten empfing, vergaß dieser, vor dem Zaren den Hut abzunehmen. Iwan ließ dem Mann daraufhin den Hut auf den Kopf nageln. Einem anderen Gesandten stieß er einen spitzen Stab durch den Fuß und ließ sich anschließend die Nachricht vorlesen.

Wie Iwan IV. zum Beinamen „der Schreckliche“ kam: Nowgorod 1570

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Iwan zu seinem Beinamen kam. Einigen Quellen zufolge trug er ihn als Abschreckung gegen seine Feinde. Der Name soll diesen Quellen nach bereits nach der Eroberung des Khanates Kasan aufgekommen sein.

Andere Quellen nennen ein spezielles Ereignis im Jahr 1570. In diesem Jahr ließ Iwan Nowgorod von den Opritschniki einschließen. Ohne Fluchtweg begannen seine Schergen nun, alle Bürger zu töten. Frauen und Kinder fesselten sie und warfen sie in den Wolchow, einen Fluss, der durch die Stadt fließt. Viele ertranken. Die, die sich ans Ufer retten konnten, töteten die Opritschniki mit Äxten oder drückten sie unter die Eisdecke.

Ist dieses Ereignis der Ursprung des Beinamens, nutzten Iwans Untertanen diesen beschönigend. Aus Angst vor weiteren Grausamkeiten mussten sie auf einen weniger negativen Beinamen zurückgreifen. In Europa war das nicht nötig, sodass sich die freie Übersetzung „der Schreckliche“ etablierte und nicht die wörtliche Übersetzung von „grosny“.

Zusammenfassung

  • Der Beiname „Grosny“ bedeutet übersetzt eigentlich der „Bedrohliche“.
  • Iwan misstraute seit seiner Kindheit jedem Menschen um sich herum.
  • Bojaren, die sich nach dem Tod seiner Mutter eigentlich um ihn kümmern sollten, misshandelten das Kind stattdessen.
  • Iwan wurde durch die Misshandlungen zum Sadisten.
  • Die zweite Hälfte von Iwans Regentschaft ist geprägt von Hinrichtungen und willkürlichen Morden am eigenen Volk.
  • Iwan IV. tötete eigenhändig mehrere Menschen, darunter seinen eigenen Sohn, den Thronfolger Iwan.
  • Für seine Grausamkeiten bildete Iwan eine eigene Truppe, die Opritschniki.
  • Iwan dachte sich neue Foltermethoden aus und beobachtete den Todeskampf seiner Opfer amüsiert.
  • Am 25. Juli 1570 ließ Iwan über 200 Menschen, die er der Teilnahme am Aufstand von Nowgorod bezichtigte, hinrichten.
  • Mehrere Hundert Frauen und Mädchen mussten nackt im Schnee spazieren, weil die Schwiegertochter Iwans ausgelacht worden war.
  • Iwan ließ viele bis heute bekannte Adlige Russlands hinrichten.
  • Möglicherweise fiel auch eine seiner Ehefrauen seiner Grausamkeit zum Opfer.
  • Den Beinamen „der Schreckliche“ bekam Iwan vermutlich, nachdem er mehrere Tausend Menschen in Nowgorod hatte ermorden lassen.

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