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Abhängige und unabhängige Variablen in der Psychologie


Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. Das bedeutet, dass sich die Schlussfolgerungen und Ergebnisse der Forschung auf beobachtbare beziehungsweise wahrnehmbare Erfahrungen stützen. Daher werden in der psychologischen Forschung Methoden genutzt, von denen auch in anderen Naturwissenschaften Gebrauch gemacht wird.

Um Zusammenhänge zwischen bestimmten Sachverhalten zu untersuchen, werden in Experimenten abhängige und unabhängige Variablen benötigt. Was genau du dir darunter vorstellen kannst und wofür man diese Variablen braucht, erfährst du in den folgenden Absätzen.

Was sind abhängige und unabhängige Variablen?

In der Psychologie gibt es zwei Sorten von Zusammenhängen. Korrelative Beziehungen beschreiben, dass zwischen einer Variable A und einer Variable B ein Zusammenhang besteht. Allerdings sagt dieser Zusammenhang noch nichts darüber aus, welche Variable die Ursache für die andere ist.

Nehmen wir folgendes Beispiel, um die Sache etwas anschaulicher zu machen: Du vermutest einen Zusammenhang zwischen aggressivem Verhalten und dem Konsum von Filmen, in denen viel Gewalt gezeigt und verherrlicht wird. Eine Fragebogenstudie könnte nun zeigen, dass es einen Zusammenhang gibt. Allerdings klärt dieser bloße Zusammenhang die folgende Frage nicht: Machen die Filme aggressiv oder neigen aggressive einfach Menschen dazu, sich vornehmlich solche Filme anzusehen. Um diese Frage zu beantworten, benötigst du ein entsprechendes Untersuchungsdesign und musst deine Variablen bestimmen.

Was ist ein Untersuchungsdesign?

Damit ist die Art und Weise gemeint, auf welche du deine Daten sammelst. Um einen Zusammenhang beziehungsweise eine Korrelation nachzuweisen, reicht zum Beispiel die oben genannte Fragebogenstudie. Dabei lässt du eine bestimmte Anzahl von Personen einen Fragebogen ausfüllen und wertest anschließend die Daten aus. Der Fragebogen könnte Items beziehungsweise Fragen enthalten, die sich auf das Verhalten der Person beziehen – zum Beispiel wie aggressiv sie sich in bestimmten Situationen verhalten.

Zusätzlich gibt es Fragen, die auf den Filmgeschmack der Leute abzielen. Dabei könnte sich zeigen, dass Personen mit aggressiven Verhaltenstendenzen auch eine Vorliebe für gewaltverherrlichende Filme haben. Die Korrelation ist demnach gegeben. Doch die Korrelation sagt nichts über die Wirkrichtung der einzelnen Variablen aus. Ein kausaler Zusammenhang fehlt an dieser Stelle.

Um über die Kausalität eine Aussage machen zu können, brauchst du allerdings ein anderes Untersuchungsdesign. Eine Kausalität ist nur dann gegeben, wenn verschiedene Kriterien in deinem Untersuchungsdesign vorhanden sind. Zunächst musst du deine abhängige und unabhängige Variable bestimmen. So könntest du die Filme als unabhängige Variable nehmen und das aggressive Verhalten als abhängige Variable.

Auf diese Weise würden dir Informationen über die Ursache-Wirkungs-Richtung vorliegen. Außerdem muss die unabhängige Variable der abhängigen zeitlich vorausgehen. Tritt das aggressive Verhalten schon vor dem gewalthaltigen Film ein, kann es also nicht auf den Film zurückgeführt werden.

Unterschied zwischen unabhängiger und abhängiger Variable

Die unabhängige Variable ist die, von der du annimmst, dass sie die Ursache für die abhängige Variable sein könnte. Falls du vermutest, dass die Filme das aggressive Verhalten verursachen, sind sie demnach deine unabhängige Variable. Das aggressive Verhalten wäre die abhängige Variable, da sie sich abhängig von der unabhängigen Variable verändert.

Das hieße für unser kleines Experiment: Wenn die Testpersonen einen gewalttätigen Film sehen, verhalten sie sich anschließend aggressiver. Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass sie sich nach dem Anschauen eines neutralen Films nicht aggressiver verhalten würden.

Nochmal zusammengefasst: Die unabhängige Variable wird manipuliert oder verändert (gewalttätiger vs. neutraler Film) und die abhängige Variable wird beobachtet (wie verändert sich das Verhalten?). Außerdem muss die unabhängige Variable zeitlich vor der abhängigen liegen.

Stör- oder Drittvariablen als weiteres Kriterium

Wichtig ist allerdings auch das Ausschalten von Störvariablen. Diese Variablen können auf beispielsweise das Geschlecht oder die Erziehung zurückzuführen sein. So könnte es in deiner Untersuchung so sein, dass sich Frauen und Männer allgemein in ihrem Filmkonsum stark unterscheiden und Männer mehr gewalthaltige Filme sehen.

Diesen Umstand müsstest du vor der Erhebung und in deiner anschließenden Datenauswertung berücksichtigen. Eine Methode zum Ausschalten von Störvariablen ist die Randomisierung. Dabei werden die Versuchspersonen zufällig auf die einzelnen Versuchsgruppen eingeteilt. Damit sollen die unterschiedlichen Merkmale von Personen möglichst gleichmäßig auf die Untersuchungsgruppen verteilt werden.

Da im Vorhinein nie alle potenziellen Störvariablen bekannt sind, werden auch diese unbekannten Variablen relativ gleichmäßig auf die Gruppen verteilt.

Wozu braucht man abhängige und unabhängige Variablen?

Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt. Um in deinem Experiment zuverlässig eine Kausalität nachweisen zu können, brauchst du nicht nur eine abhängige und eine unabhängige Variable. Du solltest außerdem am besten auch mindestens zwei Versuchsgruppen haben.

Die eine Gruppe würde in diesem Beispiel den gewalthaltigen Film sehen und die andere Gruppe ein neutrales Video anschauen. Im Anschluss würden beide Gruppen nochmals auf ihr aggressives Verhalten untersucht. Ist eine Gruppe mit der unabhängigen Variable konfrontiert, wird sie auch als Experimentalgruppe bezeichnet. Das wäre hier die Gruppe, die den gewalthaltigen Film sieht. Die Gruppe ohne die unabhängige Variable (hier: der neutrale Film) stellt die Kontrollgruppe dar.

Welche Variable gehört zur x- und welche zur y-Achse?

Wenn du nun deine Untersuchung durchgeführt und das Ergebnis visuell darstellen möchtest, kannst du zum Beispiel ein Koordinatensystem nutzen. In diesem wird die abhängige Variable auf der vertikalen Achse – also der Ordinate beziehungsweise y-Achse – abgetragen. Für die unabhängige Variable nutzt du die x-Achse. So zeigst du, dass das aggressive Verhalten vom Anschauen des gewalthaltigen Films abhängt uns nicht umgekehrt.

Zusammenfassung

  • Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft, die datenbasiert arbeitet.
  • Bloße Zusammenhänge zwischen Sachverhalten sind zunächst nur Korrelationen und keine Kausalitäten.
  • Abhängige und unabhängige Variablen gehören zum Untersuchungsdesign des Experiments.
  • Die unabhängige Variable muss der abhängigen zeitlich vorausgehen, damit eine Wirkrichtung bestimmt werden kann.
  • Während die unabhängige Variable manipuliert wird, beobachtet man die abhängige Variable.
  • Die Gruppe mit der unabhängigen Variable nennt man Experimentalgruppe. Bei der Kontrollgruppe liegt eine andere Variante der unabhängigen Variable vor. Die Ausprägung der abhängigen Variable lässt so Rückschlüsse auf die Wirkung der unabhängigen Variable zu.
  • Störvariablen müssen ausgeschaltet werden. Ansonsten könnte die Veränderung der abhängigen Variable nicht mit der unabhängigen, sondern mit einer Störvariable zusammenhängen.
  • In einem Koordinatensystem wird die abhängige Variable auf der y-Achse abgetragen und die unabhängige auf der x-Achse.

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