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Entstehung des Christenkreuz: Von Thors Hammer, Ankh und weiteren Vorlagen


Das Kreuz ist das wichtigste Symbol im Christentum. Obwohl, oder auch gerade weil Jesus am Kreuz starb, war es aber nicht von Beginn an Teil der Religion. Bis heute ist nicht genau geklärt, ob das Kreuz den Christen als Spottsymbol aufgedrängt wurde oder sie sich selbst dafür entschieden.

Das Kreuz als Symbol im Christentum

Jede Religion hat mehrere wichtige Symbole. Eins sticht dabei meistens deutlich hervor. Im Islam ist es der Halbmond. Zum Judentum gehört die Menora, der siebenarmige Leuchter. Buddhisten vereint das Sonnenrad.

Das Kreuz ist wiederum aus dem Christentum nicht wegzudenken. Jesus starb am Kreuz und so wurde es zum Erkennungsmerkmal für Christen. Allerdings nicht von Beginn an, wie du noch feststellen wirst.

Das Kreuz steht dabei für die Qualen und das Sterben Jesu am Kreuz. Die Hinrichtung durch Kreuzigung konnte Tage dauern. Es symbolisiert daher gleichzeitig sein Leid und seine Auferstehung und damit die Überwindung des Todes.

Dadurch ist es auf der einen Seite sehr negativ konnotiert. Es erinnert ständig an eine brutale Hinrichtung. Die Kreuzigung war zum Todeszeitpunkt Jesu außerdem eine Hinrichtungsmethode, die den Verurteilten demütigen sollte.

Auf der anderen Seite verbinden Christen mit dem Kreuz die göttliche Auferstehung. Denn Jesus starb unter Qualen, brachte dadurch jedoch ein Opfer für seine Anhänger und wurde von Gott ins Leben zurückgeholt.

Die Verbundenheit von Leben und Tod, Irdischem und Göttlichem, ist im Kreuz verbildlicht. Die waagerechte Achse steht dabei für das irdische Dasein. Das Göttliche wird durch die senkrechte Achse symbolisiert. Man könnte also auch sagen, das Kreuz vereint die beiden Seiten der Schöpfung: den Himmel und die Erde.

Außerdem wird es häufig als Symbol für die Verbindung von Körper und Geist, bzw. Seele herangeführt. Denn durch seine zwei Achsen könnte es auch für Mann und Frau stehen. Und die Zahl 2 wird im Christentum mit den beiden Geschlechtern, bzw. mit Adam und Eva, in Verbindung gebracht.

Auf Gräbern symbolisiert das Kreuz im Christentum gleichzeitig den Tod an sich sowie den Sieg über ihn.

Das Kreuzsymbol ist keine Erfindung des Christentums

Da das Christentum nur ein Ort für Kreuze nahezu aller Art ist, seien nachfolgend noch einige andere Kreuze aufgezählt.

Anch

Das Anch ist eine alt-ägyptische Hieroglyphe. Es symbolisiert die Wiedergeburt und das Leben im Jenseits. In der heutigen Zeit ist es außerdem häufig in der Esoterik zu finden. Dort steht es unter anderem für Unsterblichkeit.

Hakenkreuz

Das Hakenkreuz ist ein Symbol des Hinduismus, Jainismus und Buddhismus. Dort wird es noch heute mit Glück verbunden. Auch im Christentum existierte dieses Symbol, bis es von anderen Kreuzen abgelöst wurde.

In westlichen Ländern verbindet man das Hakenkreuz heute meistens mit der NSDAP, die es mit diagonalen Balken zu ihrem Parteizeichen machte.

Lauburu

Das Lauburu ist ein Kreuz aus dem Baskenland (heute Teil von Frankreich und Spanien). Es ist ab dem 15. Jahrhundert nachgewiesen und sieht aus wie vier Kommas, die ähnlich dem Hakenkreuz angeordnet sind.

Forscher sind sich über seine Bedeutung nicht einig. Das Lauburu könnte je nach Richtung, in die es zeigt, entweder Tod oder Leben symbolisieren. Es könnte auch eine Sonne darstellen.

Sonnenrad

Das Sonnenrad ist ein Kreuz aus der nordischen Kultur. Es ist bereits seit der Bronzezeit nachgewiesen und symbolisiert den Weg der Sonne über den Himmel.

Keltenkreuz

Das Keltenkreuz ist dem Sonnenrad ähnlich. Es besitzt zusätzlich einen verlängerten Balken und gehört zum keltischen Gott Taranis. Dieser entspricht den Göttern Donar, Thor oder auch dem römischen Gott Jupiter.

Heute ist das Keltenkreuz in seiner gleichschenkligen Form außerdem ein Symbol der rechtsextremen Szene. Seine Verwendung ist in Deutschland strafbar.

Die Entstehung des Kreuzsymbols im Christentum

Das Kreuz war nicht von Beginn an Teil des Christentums. Tatsächlich scheuten Christen sich zu Anfang davor, die Kreuzigung Jesu zum Symbol ihrer Religion zu machen.

Die älteste bekannte Darstellung datiert auf das zweite oder dritte Jahrhundert. Vermutlich kam es erst kurz darauf zur Abschaffung der Kreuzigung im Römischen Reich durch Konstantin den Großen. Er verbot 320 n. Chr. diese Hinrichtungsmethode, da sie im Christentum als Sühnetod galt. Als Todesstrafe eignete sie sich daher nicht mehr.

Erst danach fand das Kreuz langsam ins Christentum. Zuvor war es schon vereinzelt versteckt getragen worden. Spätestens mit der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion 391 n Chr. konnten Christen sich auch öffentlich zu ihrem Glauben bekennen.

Eine bekannte frühe Kreuzigungsdarstellung stammt aus dem Jahr 432. n Chr. Sie findet sich am Portal der Basilika Santa Sabina, einer römisch-katholischen Kirche in Rom. Dabei handelt es sich jedoch um eine Darstellung ohne Kreuz. Auf ihr ist lediglich Jesus als Gekreuzigter zu sehen.

Es ist denkbar, dass Christen ursprünglich das Kreuz als ihr Symbol nicht direkt selbst wählten. Kreuze waren zu dieser Zeit in vielen Kulten und Strömungen bekannt. Ein am Kreuz gestorbener Sohn eines Gottes war mit der damaligen Vorstellung der Macht eines Gottes jedoch nicht vereinbar.

Daher war das Christenkreuz zunächst vermutlich ein Spottsymbol. Ein überliefertes Graffito zeigt sogar einen an ein Kreuz genagelten Mann mit dem Kopf eines Esels. Davor kniet eine betende Person.

Das Christenkreuz und Kruzifixe im Mittelalter

Während des Mittelalters kamen neben dem Kreuz vermehrt Kruzifixe hinzu. Kruzifixe nennt man Kreuze, an denen der verstorbene oder leidende Jesus Christus genagelt ist. Bis ins 12. Jahrhundert waren Kruzifixe trotzdem relativ friedliche Darstellungen. Erst mit dem Wechsel ins 13. Jahrhundert änderte sich das stark.

Die Kruzifixe zeigten nun Jesus unter Qualen. Bei dem Kreuz handelt es sich in vielen Fällen um ein sogenanntes Gabelkreuz. Es erinnert in seiner Form an ein Y oder einen Baum.

Die Jesusfiguren waren, bzw. sind bunt bemalt. Von den Nägeln in Händen und Füßen läuft Blut. Außerdem ist der Körper Jesu häufig stark abgemagert oder zeigt weitere (blutende) Wunden. Diese Darstellung soll den Sohn Gottes so stärker in seiner menschlichen Form zeigen. Zeitgleich soll sie den Betrachter erschrecken oder schockieren. Der Bischof von London ließ 1306 sogar ein solches Kruzifix entfernen, weil es die Christen zu sehr ängstigte.

Im Mittelalter änderte sich außerdem die Anzahl der Nägel, die zur Kreuzigung Jesu genutzt wurden. Zunächst waren es vier, also zwei für die Hände und zwei für die Füße. Ab dem 12. Jahrhundert findet man auch Kruzifixe, bei denen die Füße übereinanderliegen und nur einen Nagel brauchten. Das könnte mit einem Kreuzzug zusammenhängen, bei denen angeblich die drei Nägel gefunden wurden, mit denen Jesus gekreuzigt wurde. Dieser Kreuzzug fand allerdings erst 1204 und damit gute 50 Jahre später statt. Vermutlich sollten die übereinanderliegenden Füße das Leid verstärken, da Jesus dadurch eher hängend wirkt.

Des Weiteren hingen nun in vielen Kirchen prächtige Triumphkreuze. Diese Kreuze sind sehr groß und reich geschmückt. Sie zeigen neben Jesus noch weitere Figuren wie Engel, die Jungfrau Maria oder Johannes. In manchen Fällen ist das Kreuz als mehrere Äste gestaltet, um es als Lebensbaum darzustellen.

Verwendung des Christenkreuzes

Neben dem Platz über dem Altar in der Kirche taucht das Kreuz im Christentum noch an vielen anderen Orten auf. Christen tragen es beispielsweise als Schmuck um den Hals oder hängen es in ihrem Zuhause auf. Auch auf der Bibel und dem Umschlag von Gesangsbüchern findet man es. Von christlichen Friedhöfen oder Wallfahrten ist es ebenfalls nicht wegzudenken. Vor allem Katholiken machen noch heute das Kreuzzeichen, indem sie sich mit einer Handbewegung auf Stirn, Brust und Schultern tippen. Dieser Brauch hat seinen Ursprung im 3. Jahrhundert, als öffentliche Darstellungen von Kreuzen noch selten geduldet waren.

Das Kreuz ist außerdem Bestandteil vieler mittelalterlicher Wappen. Es hat sich bis heute auf Flaggen von Staaten gehalten, die in Folge der Christianisierung, bzw. im Zusammenhang mit dem Christentum, gegründet wurden. Als Beispiele wären die skandinavischen Länder sowie Griechenland und Georgien zu nennen.

Die Wikinger und das Christenkreuz – von Thors Hammer zum Kreuz

In vielen Teilen Europas dauerte die Christianisierung nur wenige Generationen. So ließ sich Childerich von Tournai, ein fränkischer Kleinkönig, im Jahr 481 oder 482 noch „heidnisch“ bestatten. Bereits sein Sohn konvertierte hingegen zum Christentum. Auch gewaltsame Bekehrungen von ganzen Völkern dauerten selten lang.

Anders war es bei den Wikingern. Diese ließen sich nicht so leicht von ihrem alten Glauben abbringen. Dadurch gab es über Jahrhunderte eine Koexistenz zwischen den alten nordischen Göttern und dem Christentum. Die Christianisierung Skandinaviens begann Anfang des 9. Jahrhunderts durch Missionare. In vielen Teilen Skandinaviens war sie auch im 11. oder 12. Jahrhundert noch lange nicht abgeschlossen.

So kommt eine Vielzahl an archäologischen Funden zustande, die neben dem christlichen Kreuz heidnische Symbole zeigen. Man fand beispielsweise Sleipnir, das achtbeinige Pferd Odins, oder auch einen Eber, der zur Göttin Freyr gehört.

Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Christen den Wikingern zugestanden, sich nicht sofort vollständig von ihrem Glauben zu lösen. Es reichte ihnen wohl eine ganze Zeit lang aus, dass neben den heidnischen Göttern auch das Kreuz seinen Weg auf Schilde, Helme und Wandteppiche gefunden hatte.

Darüber hinaus kam es ab dem Jahr 1000 zu einem Wandel im Schmuck: Mjölnir, der Hammer Thors, wurde nun gerne als Anhänger an einer Kette getragen. Auffallend ist dabei seine optische Ähnlichkeit zum Kreuz.

Es ist möglich, dass das öffentliche Tragen dieser Ketten eine Art Trotzreaktion der Wikinger war. Auf den ersten Blick trugen sie ein christliches Symbol. Sah man aber genauer hin, handelte es sich um ein getarntes Zeichen ihrer eigenen Religion. Dass gerade durch diese Anhänger tatsächlich eine Annäherung zwischen den Religionen stattgefunden hat, lässt sich ebenfalls nicht ausschließen.

Dagegen spricht, dass sie hauptsächlich in Gräbern von Frauen gefunden wurden. Möglicherweise war der Hammer eher ein Zeichen für Fruchtbarkeit und damit nur mit den nordischen Göttern verbunden.

Der Islam und das Christenkreuz

Der Prophet Mohammed verabscheute das Christenkreuz. Er entfernte daher, laut Überlieferungen, die auf seine Frau zurückgehen, alle Darstellungen eines Kreuzes aus seinem Haus. Dabei war es auch nicht wichtig, ob sie direkt mit dem Christentum zusammenhingen oder nicht. Sogar aus Kleidung ließ er die aufgenähten Kreuze herausschneiden.

Als sich der Islam weiter ausbreitete, verbot man öffentlich sichtbare Kreuze oder schränkte ihre Darstellung zumindest ein. In Syrien war es beispielsweise nur einmal im Jahr bei einer Prozession zugelassen, ein Kreuz zu zeigen. Das allerdings auch nur außerhalb von Städten und muslimischen Siedlungen.

Das Kreuz war also, obwohl erst seit Kurzem öffentlich im Christentum genutzt, schon über christliche Grenzen hinweg mit ihm verbunden.


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