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Lebensbaum: spirituelle Bedeutung aus Psychologie, Mythologie, Religion und Geschichte


lebensbaum Anhänger

Lebensbaum Anhänger, Bildquelle: Amazon*

Der Lebensbaum, auch als Baum des Lebens, Paradiesbaum oder als Weltenbaum bezeichnet, ist ein Symbol in der Mythologie von Germanen, Wikingern und Kelten gewesen. Er tritt auch als Symbol der Schöpfung und Fruchtbarkeit in anderen Naturreligionen auf.

Heute hat der Lebensbaum eine spirituelle Bedeutung, steht für Liebe, Verbindung oder Familie. Entlehnt wurde diese Symbolik aus den Mythologien und dann vermutlich in verschiedenen Religionen eingebettet, wodurch sich die Symboldeutung weiter festigen konnte. Aufgrund von Völkerwanderung, Kulturmischung und Fremdherrschaften kam es zu symbolischen Überschneidungen.

Heutige Lebensbaumanhänger finden sich an Ketten sowie anderen Schmuckstücken und sollen Schutz, Wille und Verbindung stärken. Die spirituelle Wirkung entfacht sich durch den Glauben. Im Kinofilm „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ verehren die Na’vi, eine humanoide Spezies des Planeten, einen Baum – in welchem sie das Zentrum der Welt erkennen.

Spirituelle Bedeutung des Lebensbaumes

Früher glaubten die Menschen, dass in den Bäumen der Sitz der Götter sei. In sogenannten Hainen wurden die Götter verehrt. Das Wort Haine stammt aus dem Mittelhochdeutschen, ist abgeleitet von „hagen“ und bedeutet „gehegter bzw. gepflegter Wald“. Gemeint ist ein kleines Waldstück, welche für heilig erklärt wurde.

In den Götterhainen kamen die Menschen zusammen, brachten Opfer für ihre Götter oder sprachen Gebete. Einige Ortsbezeichnungen, wie Friedenshain oder Totenhain sind veraltete Begriffe für Friedhöfe. Es wird angenommen, dass in einem Heiligen Hain auch die Toten begraben wurden, um die Nähe zu den Göttern zu bewahren.

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Ein geschnitztes Relief aus einer Wand im Ramesseum-Tempel mit dem Gott Horus und dem Baum des Lebens, Theben, Luxor, Ägypten

Als spirituelles Symbol stand der Lebensbaum für etwas Göttliches, für die Verbindung zwischen Mensch und Gott – dem Erschaffer der Welt. Davon abgeleitet zeigt der Lebensbaum auch eine Verbindung zwischen Mensch und Natur, da bei den Naturreligionen die Natur personifiziert und mit Gott gleichgesetzt war.

Das Konzept von Göttern, welche hochgestellt sind und räumlich über den Menschen existieren, wurde in diversen Religionen übernommen (z.B. im Christentum mit dem Himmelreich als Gottessitz). Dementsprechend blieb auch der Baumkult in den Weltreligionen erhalten.

Neben der göttlichen Verbindung zwischen Mensch und Umwelt steht der Lebensbaum auch für Wachstum, Kraft, Unerschütterlichkeit, Glaube, Gesundheit, ganzheitliche Natur und Kreislauf des Lebens.

In einigen Motiven soll der Lebensbaum als Symbol für die Familie dienen und dort ebenfalls die Verbindung der einzelnen Familienmitglieder untereinander stärken. Auch die Ganzheitlichkeit der Familie mit jedem einzelnen Familienmitglied, als Teil eines größeren Verbunds, soll der Lebensbaum symbolisieren.

Bedeutung des Lebensbaumes in der Psychologie

Die Psychologie ist ein sehr junge Wissenschaft, welche zum Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Sie spaltete sich als eine der letzten Wissenschaften von der Philosophie ab. Ein Wegbereiter war der österreichische Arzt Sigmund Freud, welcher als Begründer der Tiefenpsychologie angesehen wird.

Freud studierte zwar Medizin und Physiologie, baute sich aber während seines Studiums ein breites Wissen im Bereich der Naturphilosophie auf. Jene Fachrichtung versucht die Natur in ihrer Gesamtheit zu verstehen und zu deuten, stellt eine lebensweltliche Naturauffassung auf, welche auf Abhängigkeit von Umwelteinflüssen basiert. Aus diesem Wissensschatz heraus, begründete Sigmund Freud weitaus später seine Strukturmodelle der Psyche, seine Triebtheorie und die Psychoanalyse.

Freud untersuchte die menschliche Psyche, indem er diese in Strukturen einteilte. Die Einteilung erfolgte in ein Unbewusstsein, Vorbewusstsein und ein Bewusstsein. Um das Unbewusstsein untersuchen zu können, bediente Freud sich der Traumdeutung und Symbolik. Einer seiner Schüler war Carl Gustav Jung, welcher zum Begründer der analytischen Psychologie werden sollte.

Durch Freuds Traumdeutung wurden erstmals die Symbole, welche in der Religion und in früheren Mythologie manifestiert wurden, aufgenommen und psychisch gedeutet. Und Freud konnte nach Analyse der Träume von verschiedenen Personen feststellen, dass einige Symbole für alle Probanden eine übergreifende Funktion erfüllen. So symbolisiert ein Baum in einem Traum: Beständigkeit, Lebenskraft, Wachstum und Struktur.

Freuds Schüler, C.G. Jung, untersuchte später selbstständig die Macht der Symbole. Er konnte erkennen, dass einige Komplexe mit einer gewissen Symbolik verknüpft waren, welche aus Volksmythen entnommen wurden. Er begründete ein Konzept, welches er als kollektives Bewusstsein bezeichnete. Laut Jung existiert diese gemeinsame Bewusstseinsform deshalb, weil die Menschheit auf eine gemeinsame Religion, Erziehung, Kultur, Mythologie und deren Symbolik zurückblickt.

Die psychische Bedeutung eines Baumes gleicht seiner spirituellen Bedeutung. Dass der Baum als übergeordnetes Symbol bis heute eine solche Strahlkraft hat, ist kulturell angelegt wurden. Angelegt wurden diese Symbolik durch Religionen, Mythen, Sagen, Märchen und Legenden – welche größtenteils auf vergangene Mythologien basierten.

Mythologie, Religion und Geschichte des Lebensbaumes

Der Lebensbaum bzw. Zweige eines immergrünen Baumes wurden nachweislich als Schmuckstücke in Ägypten, bei den Chinesen und den Israeliten getragen.

In vielen Naturreligionen ist der Lebensbaum auch mit der Sonne bzw. mit den Sonnengöttern verknüpft. Zur Sonnenwende wurden Mistelzweige gesammelt und über Türen deponiert. Dieser Brauch geht auf die Kelten, Germanen und Wikinger zurück und hat seinen Ursprung wahrscheinlich im Sonnengott Baldur.

Eine Weiterentwicklung verschiedene Göttergaben an Heilige Bäume zu hängen, blieb im Christentum erhalten – indem heutzutage Christschmuck (Opfergabe) zur Wintersonnenwende am Weihnachtsbaum gehangen wird.

Symbolik und Bedeutung des Lebensbaums im Alten Ägypten

Im Alten Ägypten wurde der Isched-Baum verehrt, welcher mit dem Sonnengott Re verknüpft wurde. In der altägyptischen Mythologie galt Re als Erschaffer, Erhalter und Herrscher der geschaffenen Welt. Laut dem ägyptischen Polytheismus war Re ein Ursprungsgott, der dem Urhügel entstieg, um die Menschheit zu erschaffen.

Belegt ist, dass Re während der 11. Dynastie des Mittleren Reichs (2137 bis 1781 v. Chr.) mit dem Wind- und Fruchtbarkeitsgott Amun verschmolzen ist. Fortan war Amun-Re ein Hauptgott der ägyptischen Mythologie in Ober- und Unterägypten.

Thutmosis III wird vom Lebensbaum gesäugt

Felszeichnung in KV34, Thutmosis III. wird vom Heiligen Baum (Isched-Baum) gesäugt


Der Isched-Baum wurde spätestens seit der 18. Dynastie als Lebensbaum verstanden. Denn Thutmosis III. (1486 – 1425 v.Chr.) war der sechste König der 18. Dynastie und in dessen Grabkammer, im Tal der Könige, ist eine Felszeichnung gemalt – welche Thutmosis zeigt, der vom Isched-Baum gesäugt wird. Das Säugen gilt als Zeichen der Lebens und dem Übermitteln von Lebenskraft.

Symbolik und Bedeutung des Lebensbaumes in Mesopotamien

Mesopotamien war ein historisches Vielvölkergebiet zwischen Euphrat und Tigris im heutigen Irak und Syrien. Die Besiedlung des Kulturraums begann etwa 11.000 v.Chr.

In der Folgezeit entstanden in Mesopotamien die Hochkulturen der Sumerer, der Akkader, der Babylonier, der Assyrer und der Meder, bevor die Perser – unter Führung der Achämeniden – dieses Gebiet ab 550 v.Chr. besetzten. Das Achämenidenreich wurde zum größten Reich aller Zeiten und steht auch im Guinness Buch der Rekorde.

Auch das Alte Ägypten wurde vom persischen König Kambyses II. (558 -522 v.Chr.) fremdbeherrscht. Dieser bildete die 27. Dynastie in der sogenannten Spätzeit (664 – 332 v.Chr.). Eine weitere Fremdherrschaft durch die Perser erfuhr Ägypten zwischen 341 bis 332 v. Chr. durch Artaxerxes III.

Es kam also zu einer Durchmischung der Kulturen Nordafrikas, des Nahen Ostens, Vorder- und Zentralasiens. Und ähnlich wie die ägyptische Vorstellung von der Geburt der Welt war auch die mesopotamische geprägt.

Im Zentrum der Welt stand, laut mesopotamischer Mythologie, ein Weltenberg – ähnlich dem ägyptischen Urhügel. Auf diesem Weltenberg steht ein Baum, dessen Wurzelwerk in den Berg hineindringt und dessen Krone bis in den Himmel reicht. Die Baumkrone wurde zum Sitz der Götter erklärt. Der Baum verbindet somit die Unterwelt mit der Götterwelt. An dessen Fuße befinden sich die vier Reiche der irdischen Welt.

Das Konzept des mesopotamischen Himmelsbaumes entstand in der sumerischen Stadt Eridu, im damaligen Süd-Mesopotamien. Dort wurde der Heilige Baum von Eridu zwischen dem 6. und 4. Jahrtausend v. Chr. verehrt, dessen Baumkrone die Sonne trug und dessen Wurzeln bis ins Totenreich reichten.

Als später Babylonien zur aufstrebenden Macht in Mesopotamien wurde, verlagerte sich das religiöse Zentrum nach Babylon (Babel) – wodurch die mythologische Vorstellung eines Lebensbaumes nicht mehr nur auf einen Ort fixiert war.

Symbolik und Bedeutung des Lebensbaumes im antiken Griechenland

In der Antike wurden kleinere Waldstücken (Haine) einem bestimmten Gott geweiht. Solche Götterhaine gedachten an Zeus, Athene oder Apollon. Gespeist wurden diese Götterhaine durch eine Wasserquelle.

Später wurden die Lehr-Gärten der griechischen Philosophen diesen Hainen nachempfunden. Heute pflanzt man Gedenkbäume, welche zwar nicht an Götter erinnern sollen, aber das Gedenken an bestimmtes Ereignis oder eine Person aufrechthalten sollen.

Im Zentrum des griechischen Baumkults stand ein Baum, welcher goldene Äpfel trug. Laut griechischer Mythologie ließ Gaia, auch als Mutter Erde bekannt, den Baum wachsen. Sie verschenkte den Baum dann als Hochzeitsgeschenk an Zeus und Hera. Behütet wurde der Baum und seine Früchte durch die Hesperiden – welche Nymphen bzw. Naturgeister waren.

Durch einen Seitensprung mit Alkmene zeugte Zeus einen Halbgott, namens Herakles. Als Hera davon erfuhrt, ließ sie Herakles verrückt werden. In seinem Wahnsinn brachte er seine Familie um. Als Herakles wieder bei Besinnung war, bereute er seine Tat. Um sich zu Entsündigen, musste der Heros fortan 12 Aufgaben für König Eurystheus erfüllen. Eine Aufgabe war es, die Äpfel vom Baum der Hesperiden zu pflücken.

Als Hera von der Aufgabe erfuhr, ließ sie den Baum durch den Drachen Ladon bewachen. Doch Herakles überredete den Titanen Atlas, welcher Vater der Hesperiden war, ihm zu helfen. Nachdem Herakles die Äpfel beisammen hatte, übergab er diese an Eurystheus, welcher sie weiterreichte an Athene, die sie dann zurückbrachte.

herakles kampf ladon beim diebstahl der äpfel der Hesperiden

Herakles Kampf gegen Ladon, der Wächterschlange im Garten der Hesperiden, Cornelis Cort, nach Frans Floris (I), im oder nach 1563


Mehr dazu im Hauptartikel: Die 12 Aufgaben des Herkules aus der griechisch-römischen Mythologie

Symbolik und Bedeutung des Lebensbaumes in der persischen Mythologie

Der Urbaum, aus welchen alle Pflanzen entspringen sollen, war nach Vorstellung der Perser ein im Meer wachsender Baum. Bewacht wurde der Baum durch einen Esel mit weißem Fell, sechs Augen, drei Beinen, einem goldenen Horn und neun Mäulern. Dieser Esel soll alle Feinde des Baumes fernhalten.

Der Baum beherbergt ein Nest des Schutzvogels Simurgh. Dieser Vogel taucht im mystischen Dichtwerk „Die Konferenz der Vögel“ von Fariduddin Attars auf. Dort wird Simurgh als König aller Vögel darstellt. In anderen Quellen wird Simorgh dem Saēna-Vogel gleichgestellt, welcher auf dem Baum sitzt und durch seine Flügelschläge die Samen des Baumes verteilt. Dadurch gelingt es, dass alle anderen Pflanzen aus dem Simorgh-Baum entstehen können.

In der persisch-iranischen Religion steht der Saēna-Simorgh-Baum für ewiges Leben, für Wachstum, Heilung und Unsterblichkeit.

Bedeutung des Lebensbaumes in der nordischen Mythologie

Im Zentrum der nordischen Mythologie steht der Weltenbaum Yggdrasil. Dieser ist eine Esche und soll die gesamte Welt verkörpern. Ähnlich wie der Heilige Baum von Eridu in Mesopotamien, verbindet auch Yggdrasil die Unterwelt mit der Götterwelt.

Yggdrasil nabel der welt

Der Weltenbaum Yggdrasil und die 9 Reiche


Insgesamt 9 Reiche befinden sich um die Weltenesche herum. So befindet sich im Wurzelwerk die Unterwelt

  • mit Schwarzalbenheim (Reich der Schwarzalben),
  • Niflheim (Dunkelwelt) mit Nebeln und Eis
  • Helheim (Totenreich), in welchem Hel herrscht und in welches alle Straffälligen nach ihrem Tod einkehren müssen

Die zweite Ebene am Baum Yggdrasil bildet die Erde, wo die Menschen in Midgard leben, aber auch die Riesen in Jötunheim ihre Heimat haben. In Muspellsheim leben die Feuerriesen.

An der Oberwelt, also den Baumkronen des Weltenbaums, befindet sich Asgard (Sitz der Asengötter), Wanenheim (Sitz der Wanengötter) und Albenheim (Sitz der Lichtalben).

Am Stamm von Yggdrasil treffen sich die Götter, um Gericht zu halten. Die Nornen beschützen den Baum und bestimmen gleichzeitig das Schicksal der Menschheit. Der Baumschutz ist ähnlich wie in der griechischen Mythologie angelehnt, wo die Hesperiden den Baum mit den goldenen Äpfeln beschützen. In der nordischen Mythologie existiert außerdem ebenfalls ein Apfelbaum mit goldenen Äpfeln. Diese Äpfel sorgen dafür, dass die nordischen Götter unsterblich bleiben. Beschützt wird der Baum von Idun, Göttin der Jugend.

Yggdrasil gilt in der Mythologie der Germanen und Wikinger als Verkörperung der Schöpfung. Alles und jede erdenkliche Welt ist mit der Esche verknüpft. Der Baum gilt als Sinnbild des Lebens, verkörpert Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich. Drei Nornen besprengen die Esche permanent mit Wasser, wodurch der Baum immergrün und unsterblich bleibt. Diese Symbolik ist ähnlich wie der Saēna-Simorgh-Baum aus der persischen Mythologie.

Laut der nordischen Mythologie steht das Weltenende (Ragnarök) bevor, sobald Yggdrasils Blätter zu welken beginnen. Dann wird eine vernichtende Schlacht zwischen Göttern und Riesen entfacht werden. Um die Auseinandersetzung mit den Riesen gewinnen zu können, schuf Odin ein Heer mit gefallenen Kriegern. Die Walküren holten die ruhmreich Gefallenen vom Schlachtfeld, um diese in die Ruhmeshalle Valhall zu führen. Dort aßen und tranken die Krieger am Abend zusammen mit Odin. Und tagsüber trainierten sie für die Auseinandersetzung zum bevorstehenden Ragnarök.

Valhall wurde somit zum Reich der ruhmreichen Toten. Das Gegenstück stellt Helheim dar, wo die Verbrecher einkehren mussten. Wahrscheinlich ist das christliche Konzept der Hölle (englisch; hell von hel) davon hergeleitet wurden. Da Valhalla ein Teil von Asgard ist, befindet es sich in den Baumkronen. Somit konnten die Ruhmreichen -nach ihrem Tod – gen Himmel fahren, wo ein verheißungsvolle Zukunft auf sie wartet. Abgeholt wurden sie von Walküren, welche Flügel – ähnlich wie Engel – hatten.

Der Lebensbaum war somit ein Konzept für Gut und Böse, irdisches und nichtirdisches Leben und die Verbindung zu allen Vorfahren. Dadurch wurde der Kreislauf des Lebens skizziert und ein Verständnis von Ganzheitlichkeit entstand.

Der Lebensbaum als Konfliktsymbol zwischen Christen und Germanen

Karl der Große (747 – 814) hatte sich selbst als den Schutzherrn des Christentums ausgegeben. Demnach wollte er das Christentum in Europa verbreiten und vor dem Einfluss anderer Religionen schützen.

Der germanische Stamm der Sachsen gehörte zum nordischen Mythologie- und Kulturkreis, welche an Odin und Thor glaubten. Und die Sachsen besaßen eine Eiche, namens Irminsul, welche die Heiden als Heiligtum verehrten.

Um den Sachsen zu beweisen, dass deren Götter nutzlos und schwach seien – ließ Karl der Große den Baum fällen. Laut den fränkischen Annalen soll Irminsul im Jahr 772 gefällt wurden sein und zwar unter dem Schreien von Sachsen, welche gezwungen wurden, zuzuschauen.

In der Glaubenswelt der Germanen verloren diese nicht nur den Zugang zu ihren Göttern, sondern auch zu ihren Vorfahren. Demnach konnten sie niemals mit ihren geliebten Menschen wiedervereint werden, sobald der Lebensbaum zerstört war. Die Zerstörung von Irminsul markiert den Beginn der Sachsenkriege (772 – 804).

Irminsul weltenachse weltenbaum

Darstellung von Irminsul, der Weltachse des Weltenbaumes durch die nordisch-mythologische Community

Die Chatten, ebenfalls ein germanischer Stamm, verehrten eine Donareiche, welche ihrem Donnergott Thor (germanisch: Donar) gewidmet war. Um auch die Chatten von der Sinnlosigkeit ihres Glaubens zu überzeugen, ließ der Missionar Bonifatius, unter dem Schutz von fränkischen Soldaten, die Donareiche fällen. Dies geschah im Jahr 723 und es wird vermutet, dass sich die Eiche im hessischen Fritzlar befand.

Durch das Baumfällen wollten die Christen beweisen, dass die germanischen Götter keine Macht haben würden, es verhindern könnten und somit ohnmächtig seien. Gleichzeitig war diese Prozedur auch Teil einer Zwangschristianisierung. Denn sobald sich einige Germanen für den Christengott und sein Himmelreich als Beschützer entscheiden würden, müssten deren Familien nachziehen – um nach dem Tod wiedervereint zu sein. (siehe Christentum unten)

Statue des Bonifatius in der Nähe des Doms der deutschen Kleinstadt Fritzlar

Statue des Bonifatius am Stamm der gefällten der Donareiche in der deutschen Kleinstadt Fritzlar. Die Ausstellung der Statue löste ab 2012 immer wieder Proteste aus, da sie den gewaltsamen Akt der Christianisierung unter Zwang verherrlicht

Der Lebensbaum im Judentum

Im Alten Testament der Bibel, welche Glaubensgrundlage für Juden und Christen gleichermaßen ist, lässt Gott zwei Bäume im Garten Eden wachsen. Der Baum des Lebens bietet den Menschen unendliches Leben. Aber der Baum der Erkenntnis lässt die Menschen erkennen, was die Wirklichkeit ist.

Gott versprach Adam und Eva ein ewiges Leben im Paradies, verbot ihnen aber vom Baum der Erkenntnis zu essen. Doch eine Schlange verführte Eva, von den Früchten des Baumes zu essen. Nachdem Eva aß, gab sie Adam ebenfalls eine Frucht. Beide erkannten nun, dass sie nackt waren, wodurch sich Schamgefühl einstellte. Beide versteckten ihre Blöße vor Gott.

sündenfall verbotene frucht

Darstellung des biblischen Sündenfalls als Adam und Eva von der verbotenen Frucht kosteten, Relief an einer Außenfassade der Kathedrale Orvieto (Dom), Umbrien, Italien

Als Gott dann Adam zur Rede stellte, schob er die Schuld auf Eva und Eva auf die Schlange. Beide wurden für immer aus dem Paradies verbannt und verloren ihr Anrecht auf ewiges Leben. Stattdessen musste Eva unter Schmerzen Kinder gebären und Adam eine mühselige Arbeit verrichten.

Laut der Bibel ist jeder Mensch ein Nachkomme von Adam und Eva, wird mit der Ursünde der beiden geboren und hat das Recht auf ewiges Leben für immer verloren. Im Judentum wartet man auf einen Erlöser, welchen die Christen in Jesus Christus sehen. Mit der Anerkennung von Jesus Christus lösten sich die Urchristen vom Judentum ab.

Der Lebensbaum im Christentum

Das Christentum erzählt die Geschichte von Adams und Evas Ursünde dort weiter, wo das Judentum aufhört. Denn im Christentum glaubt man, anders als im Judentum, dass Jesus von Nazareth als Erlöser aller Menschen auftrat. Durch seine Kreuzigung nahm er jegliche Schuld von Adam und Eva, sowie von allen anderen Menschen auf sich. Dadurch wurde der Mensch von der Ursünde befreit, muss sich allerdings zum Christentum bekennen. Als Beweis des ewigen Lebens gilt im Christentum die Auferstehung von Jesus von Nazareth, welcher zu Ostersonntag wiedergeboren sein soll.

Ein überzeugter Christ hat nach seinem Tod ein Anrecht auf den Eintritt ins Paradies. Dafür muss er allerdings zu Lebezeiten Jesus Christus als seinen Herrn anerkennen und sich von allen Sünden befreien. Was als Sünde zählt, gibt die christliche Glaubensgemeinschaft vor. Durch Beichte und Buße erfolgt die Sündenvergebung vor Gott, wodurch jedem Gläubigen der Weg ins Paradies offen steht.

Nach dem irdischen Ableben erscheint der Tote vor dem Gottesgericht. Diese Totengerichte gab es ebenfalls schon in alten Kulturkreisen, wie in Babylon oder Ägypten. Beim Gottesgericht wird entschieden, ob der Tote gottesfürchtig und im Einklang mit der Lehre Jesu gelebt habe. Bei erfolgreicher Freisprechung von allen Sünden (auch der Ursünde) steht der Weg ins Paradies offen, wo der Lebensbaum und ewiges Leben wartet.

Jesus Worte an seinen Mitgekreuzigten waren bereits Versprechungen an das Paradies: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ (Lukas 23,43 EU).

Allen Menschen, welche sich nicht zu Gott und Jesus Christus als Erlöser bekennen, bleibt der Weg ins Paradies nach dem Tod verwehrt. Somit bleibt die Ursünde, mit der jeder geboren wird, ein Leben lang haften. Das Neue Testament der Bibel enthält die Botschaften von Jesu und wurde geschrieben, um den Pfad für die Gläubigen zu auszugestalten. Somit sind die Bücher im Neuen Testament – anders als jene im Alten Testament – lediglich für Christen bestimmt.

Der Lebensbaum im Islam

Im Islam glauben die Menschen, dass ein Tubabaum existiert, der im Paradies steht. Der Baum steht auch in dieser Religion für Lebenskraft, Wachstum und die Verbindung zu Gott. Laut islamischen Mythen soll der Baum so groß sein, dass sich ein Reiter in dessen Schatten über 100 Jahre befinden könnte.

Der Stamm von Tuba steht im Palast der Propheten und die Äste reichen bis in die Häuser aller Gläubigen. An den Ästen befinden sich Früchte, welche die Gläubigen ernähren sollen. Dadurch entsteht die Verbindung zwischen Gott, den Propheten und den anderen Menschen.

Der Lebensbaum im Buddhismus

Die Pappel-Feige (Ficus religiosa) wird auch als Heiliger Feigenbaum, Buddhabaum, Bodhibaum oder Aswatthabaum bezeichnet. Unter einem Feigenbaum sitzend erlebte Siddhartha Gautama eine Erleuchtungserfahrung (Bodhi), wodurch er seine Lehre (Dharma) ausformulieren und verbreiten konnte. Dadurch wurde er zum Begründer des Buddhismus und erhielt die ehrende Bezeichnung Buddha (der Erwachte). Seitdem gilt die Pappelfeige als ein buddhistisches Symbol für Buddha.

Buddhabaum, Bodhibaum oder Aswatthabaum

Die Pappel-Feige (Ficus religiosa) unter welcher Buddha seine Erkenntnis gewonnen haben soll


Im Buddhismus existiert der Erkenntnisbaum und ist mit dem Lebensbaum gleichgesetzt. Dort bedeutet dieser vor allem Weisheit, Erleuchtung und Erwachen.


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