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Mindestlohn: 7 Vorteile und Nachteile, Bedeutung und Auswirkungen


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Um in unserer Gesellschaft ein Leben mit genug Lebensqualität führen zu können, ist eine zuverlässige Einkommensquelle praktisch unabdingbar. Wenn man nicht gerade reich geerbt oder in der Lotterie gewonnen hat, dann besteht für die meisten Menschen in der Regel die Notwendigkeit, sich eine Arbeitsstelle zu suchen. Sie werden somit zu „Arbeitnehmern“ und sind dabei überwiegend Festangestellte oder Hilfskräfte bei diversen Unternehmen. Die Höhe des Lohns variiert dabei bekanntermaßen stark von Beruf zu Beruf. Während die einen sich für einen verhältnismäßig geringen Lohn in der Pflege den Körper kaputt arbeiten, werden vielen anderen Leuten in der Finanzbranche jeden Monat vergleichsweise horrende Geldsummen ausgezahlt.

Was ist ein Mindestlohn

Egal wie viel Geld man selbst als Angestellter am Monatsende auf dem Konto hat – die Hauptsache ist dabei für viele, dass sie von ihrem verdienten Geld auf lange Sicht auch gut leben können. Zumal heutzutage nicht einmal mehr dieses Minimum an Erwartungen in jedem Job erfüllt werden kann.

Um sicherzugehen, dass die hierzulande beschäftigten Arbeitnehmer von ihrem Beruf auch einigermaßen leben können, wurde von der deutschen Regierung vor einigen Jahren der „gesetzliche Mindestlohn“ beschlossen. Hierbei handelt es sich um ein Gesetz, welches besagt, dass Arbeitnehmer in Deutschland das Anrecht auf einen Stundenlohn haben, der im Vorfeld als dieser gesetzliche Mindestlohn festgelegt wurde. Nach der Einführung des Mindestlohns in Deutschland zu Beginn des Jahres 2015 belief sich dieser Betrag auf einen Stundenlohn von 8,50 € Brutto. Zu Beginn des Jahres 2022 wurde dieser Betrag auf 9,82 € Brutto angehoben und soll noch einmal, vielleicht auf 12 Euro, gesteigert werden.

Doch sowohl in der Politik, als auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen gehen die Meinungen über den gesetzlichen Mindestlohn teilweise stark auseinander. Bei Diskussionen darüber wird aber jedes Mal deutlich, dass solch ein gesetzlicher Mindestlohn sowohl mehrere Vor- als auch Nachteile mitbringt.

Vorteile des Mindestlohns

Die Regierung eines Staates beschließt einen Mindestlohn, da sie sich etwas erhofft. Der klare Vorteile, welcher eine Anpassung des Stundenlohns haben soll, ist soziale Gerechtigkeit. Jemand, der 40 Stunden pro Woche arbeitet, soll entsprechend belohnt werden, damit sich die Mühe auszahlt. Denn letztlich ist ein Arbeitseinkommen auch ein Ausgleich, da die erwerbstätige Person auf Freizeit verzichtet. Weiterhin verrichtet ein Lohnarbeiter bzw. eine Lohnarbeiterin auch ein Tätigkeit, welche der Allgemeinheit nutzt. Demnach erbringt sie oder er eine Leistung für die Gesellschaft, welche entsprechend belohnt werden muss. Deshalb sollte die Anhebung des Stundenlohns auf eine gesetzlich verankerte Mindesthöhe einige Vorteile für das Individuum, aber auch für die Gesellschaft erbringen.

Weniger Lohnarmut

Je mehr man arbeitet, desto mehr Geld möchte man hinterher auch als Lohn ausgezahlt bekommen. Insofern sollte es eigentlich auch selbstverständlich sein, dass man durch einen Vollzeitjob sämtliche Lebensunterhaltungskosten decken kann. Außerdem sollte man mit solch einem Gehalt auch dazu in der Lage sein, einen gewissen Lebensstandard pflegen zu können. Leider kommt es in unserer Arbeitswelt nicht gerade selten vor, dass selbst vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer trotz ihrer geleisteten Arbeitszeit nicht genug Gehalt bekommen, um ihr Leben vollumfänglich zu bezahlen. Und genau dieser Problematik soll der gesetzliche Mindestlohn entgegenwirken, in dem der Mindestbetrag, der an die Vollzeitbeschäftigten ausgezahlt wird, an das festgelegte Mindestlohn-Niveau angehoben wird.

Höhere Kaufkraft soll Nachfrage steigern

Falls Menschen mehr verdienen, verändert sich ihre Erwartungshaltung in die Zukunft. Und die Erwartungshaltung der privaten Haushalte ist eine wesentliche Größe bei der Prognose des zukünftigen Wirtschaftswachstums. Denn sobald Menschen mehr Geld zur Verfügung haben, sinkt die Sparquote. Das Geld wird somit ausgegeben und nicht gespart, was sich wiederum auf die Nachfrage auf Konsumgüter auswirkt. Demnach profitieren auch Unternehmen und ganze Branchen von einem Mindestlohn, da sich das Kaufverhalten der Menschen ändert und der Geldumschlag innerhalb einer Volkswirtschaft erhöht wird.

Bessere Altersvorsorge

Wer mit einem Vollzeitjob genug Geld für den eigenen Lebensstandard verdient, der tut sich auch um einiges leichter, während des Arbeitslebens ausreichend Geld in die Altersvorsorge zu investieren. In den vergangenen Jahrzehnten ist in Deutschland die Altersarmut konstant angestiegen. Vor allem bei den Menschen, die während ihres ganzen Lebens eigentlich mehr als genug in Vollzeit gearbeitet haben, um sich eine tragfähige Altersvorsorge aufzubauen. Schuld an dieser Entwicklung sind eben unter anderem zu niedrige Löhne. Und es sind unter anderem genau diese niedrigen Löhne, denen man mit dem Konzept des gesetzlichen Mindestlohnes entgegenwirken möchte.

Weniger Kosten für den Staat

Durch den gesetzlichen Mindestlohn soll vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern ein bezahlbares und lebenswertes Leben ermöglicht werden. Das ist auch der Grund dafür, warum der gesetzliche Mindestlohn genauso hoch gesetzt ist, dass ein Mindestlohn-Empfänger nach Möglichkeit keine staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen muss. Somit liegt es ganz in der Verantwortung der jeweiligen Firmen, ihren Arbeitnehmern einen Lohn auszuzahlen, mit dem sich das Leben im Großen und Ganzen bestreiten lässt – ohne dabei auf finanzielle Hilfen vom Staat angewiesen zu sein.

Mehr Arbeitsplätze im Staatswesen

Weil viele Unternehmen den gesetzlichen Mindestlohn nicht zahlen können oder wollen, verzichten diese Firmen oft schlichtweg auf diese Regelung, und bezahlen stattdessen (verbotenerweise) lediglich den Betrag, den sie selbst für angemessen halten – und zwar völlig ohne die Beachtung von geltenden Mindestlohn-Gesetzen. Nicht wenige Unternehmen setzen aus diesem Grund sogar auf Schwarzarbeit. Diese genannten Punkte führen dazu, dass die Finanzkontrolle beim Zoll wesentlich mehr zu tun hat, um weiterhin sicherzustellen, dass die geltenden Mindestlohn-Gesetze eingehalten werden. Und da somit beim Zoll mehr Arbeit anfällt, werden bei der Zoll-Finanzkontrolle auch um einiges mehr Arbeitskräfte gebraucht, wodurch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden.

Mehr Gerechtigkeit bei den Geschlechtern:

Es ist in Deutschland schon lange ein bekanntes Problem, dass die Lohnverhältnisse zwischen Männern und Frauen oft alles andere als fair gestaltet sind. In vielen Berufen (gerade im Niedriglohnbereich) werden Männer einfach besser bezahlt als Frauen – obwohl diese betroffenen Frauen genau den gleichen Job machen und dieselben Herausforderungen in ihrem Arbeitsalltag bewältigen müssen. Und gerade in Berufen, die sich finanziell vergleichsweise weniger lohnen als andere, soll der gesetzliche Mindestlohn dieses Problem bekämpfen. Der Mindestlohn schreibt nämlich einen absoluten Mindestverdienst für Arbeitnehmer vor, und ist zu keinem Zeitpunkt an das Geschlecht des Arbeitnehmers gekoppelt.

Eine bessere Orientierung

Viele Arbeitnehmer, die sich erst seit kurzer Zeit in der Berufswelt zurechtfinden müssen, haben aufgrund ihrer Unerfahrenheit oft noch gar keine Ahnung, ab wann ein Job unterbezahlt ist. Aufgrund dieser mangelnden Kenntnisse üben eine Menge Arbeitnehmer Berufe aus, die oft so unterbezahlt sind, dass sie sich von diesem Lohn kein anständiges Leben leisten können. Ein Mindestlohn schafft daher eine gewisse Orientierung für diese noch unerfahrenen Menschen. Da ein Mindestlohn dafür sorgen soll, dass Arbeitnehmer von diesem Gehalt auch leben können, können Berufstätige viel besser einschätzen, ab welchem Stundenlohn ein vernünftiges Leben schwierig wird. Somit wird durch einen gesetzlichen Mindestlohn für zahlreiche Menschen viel schneller ersichtlich, welcher Betrag ein annehmbares Gehalt darstellt, und welcher nicht.

Nachteile des Mindestlohns

Neben den zahlreichen Vorteilen des Mindestlohns existieren genauso viele Nachteile. Denn jeder Vorteil birgt auch immer einen Nachteil in sich. So kann eine höhere Lohngerechtigkeit dazu führen, dass das Gefälle zwischen Arbeitern und Leistungsempfängern (Bürgergeld, Hartz) größer wird. Dadurch verschiebt sich automatisch die Armutsgrenze. Denn diese richtet sich am Median (Mittelwert) der Einkommen einer Volkswirtschaft aus. Verschiebt sich dieser Mittelwert nach oben, gelten mehr Menschen darunter als arm.

Dienstleistungen kosten mehr

Wenn es einen gesetzlichen Mindestlohn gibt (bzw. wenn dieser steigt), dann führt dies in der Regel auch zu einer Erhöhung von Preisen für unterschiedliche Dienstleistungen, wie beispielsweise von Taxifahrten. Doch auch physische Güter wie Getränke und Speisen werden meist teurer, wenn ein großer Teil der Bevölkerung spürbar mehr Geld zur Verfügung hat.

Weniger Investitionen für Unternehmen

Das bedeutendste Argument der Mindestlohn-Gegner ist, dass dessen Einführung Arbeitsplätze zerstören würde. Denn Unternehmen sind gezwungen ihre Lohnkosten zu steigern. Dadurch fehlen finanzielle Mittel für den Ausbau des Unternehmens, die Errichtung neuer Standorte oder die Erforschung von Innovationen.

Kosten fallen in einem Unternehmen immer für die Aufrechthaltung des Unternehmensbetriebs an. Demnach dienen die Löhne der Arbeiter dazu, dass ein Unternehmen funktioniert, seine Produkte herstellen kann und sozusagen am Leben gehalten wird. Mehr machen Kosten allerdings nicht.

Aber Kosten verschlingen Geld, welches an anderer Stelle fehlt. Dieses Geld könnte investiert werden, um das Unternehmen auszubauen. In diesem Fall handelt es sich nicht um Kosten, da dies nicht den Unternehmenserhalt betrifft, sondern um Investitionen in die Zukunft. Und diese Zukunftsinvestitionen können aufgrund des Geldmangels nicht getätigt werden, was zukünftige Arbeitsplätze gefährden würde.

Mehr Bürokratie

Die Finanzkontrolle des Zolls kann zwar durch einen gesetzlichen Mindestlohn mehr Arbeitsplätze schaffen – allerdings bedeutet das im Umkehrschluss, dass die sogenannte „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ (FSK) sämtliche Arbeitgeber daraufhin kontrollieren muss, ob sich die Firmen auch an die neuen gesetzlichen Vorgaben zum Thema Mindestlohn halten. Dadurch erhöht sich der bürokratische Aufwand der FSK, was durchaus auch zu Unannehmlichkeiten bei den Unternehmen führen kann.

Familien gehen leer aus

Das Konzept des gesetzlichen Mindestlohns richtet sich ausschließlich auf einzelne Personen. Der Mindestlohn ist also so kalkuliert, dass durch ihn ein einzelner Bürger eines 1-Personen-Haushalts sein Leben bestreiten kann. Wenn ein Arbeitnehmer allerdings von seinem Gehalt eine ganze Familie ernähren muss, oder alleinerziehend ist, dann wird der Mindestlohn-Betrag nicht an diese Notwendigkeit angepasst. Somit reicht der gesetzliche Mindestlohn in den seltensten Fällen dafür aus, um nicht nur sich selbst, sondern auch einer ganzen Familie einen annehmbaren Lebensstandard zu ermöglichen.

Schwere Rückkehr in den Beruf

Eine weitere negative Begleiterscheinung des gesetzlichen Mindestlohns ist die Tatsache, dass neu eingestellte Menschen in einem Unternehmen die ersten sechs Monate ihrer Beschäftigung keinen Mindestlohn gezahlt bekommen – sofern es sich bei ihnen vor dieser Einstellung um Langzeitarbeitslose gehandelt hat. Somit erschwert ein derartiger Mindestlohn vielen Menschen die Rückkehr in ein vernünftiges Beschäftigungsverhältnis, in dem auch ein angemessener Lohn gezahlt wird.

Weniger Praktika-Stellen

Sollte es sich bei einem Praktikum in einem Unternehmen lediglich um ein „gewöhnliches“ Praktikum handeln, so greift auch theoretisch für diese Beschäftigungsverhältnisse der gesetzliche Mindestlohn. Normalerweise steht es den Unternehmen völlig frei, ihren Praktikanten auch eine Vergütung zu bezahlen. Mit einem gesetzlichen Mindestlohn ändert sich dies, weshalb diese Lohnregelung viele Unternehmen dazu veranlasst, keine Stellen mehr für handelsüblichen Praktika anzubieten. Für Pflichtpraktika (wie beispielsweise fürs Studium) gelten jedoch keine Mindestlohn-Regelungen, sodass heutzutage viele Firmen (wenn überhaupt) nur noch Stellen für Pflichtpraktika anbieten.


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