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Fleischfressergebiss vs. Pflanzenfressergebiss: 4 Unterschiede


Die Ernährung eines Tieres prägt den Aufbau seines Gebisses. Während die Zähne der pflanzenfressenden Säugetiere meistens breit und flach sind, sind die der Fleischfresser eher scharf und spitz. Es gibt in der Tierwelt allerdings auch Ausnahmen.

Die Zahnformel beim Säugetiergebiss

Das bleibende Gebiss bei Säugetieren ist häufig ähnlich aufgebaut. Viele Säugetiere, egal ob sie Pflanzen- oder Fleischfresser sind, haben drei Schneidezähne in jedem Quadranten ihres Kiefers. Ein Quadrant ist dabei ein Kieferviertel. Hinzu kommt ein Eckzahn, bzw. Fangzahn, vier vordere Backen- oder Mahlzähne (Prämolare) sowie drei hintere (Molare).

Insgesamt kommt man so auf 11 Zähne pro Quadrant, also zusammen auf 44 Zähne. Das menschliche Dauergebiss besteht übrigens aus 32 Zähnen. Darunter je Quadrant zwei Schneidezähne, ein Eckzahn, zwei Prämolare und drei Molare.

Unterschiede zwischen Pflanzen- und Fleischfressergebiss

Fleisch- und Pflanzenfressergebisse bestehen aus Schneide-, Eck- und Backenzähnen. Fleischfresser besitzen zudem noch Fang- und Reißzähne.

1. Die Schneidezähne

Die Schneidezähne sind die vordere Zähne im Gebiss eines Fleischfressers und eines Pflanzenfressers. Schneidezähne eines Pflanzenfressers sind häufig breiter und flacher als die eines Fleischfressers. Mit ihnen reißen die Tiere Gras, Blätter und andere pflanzliche Nahrung ab. Einige, beispielsweise Pferde, benutzen dafür auch ihre Lippen.

Die Schneidezähne eines Fleischfressers sind hingegen klein und schmal. Sie können außerdem schon spitze Kanten haben. Ein Fleischfresser nutzt seine Schneidezähne kaum. Daher sind diese häufig so weit zurückgebildet, dass sie kaum noch zu sehen sind. Wenn du eine Katze hast, kannst du das erkennen. Katzen als reine Fleischfresser haben winzige Schneidezähne. Der Verlust einzelner fällt Haltern oftmals gar nicht auf, da die Lücken auch die Katze nicht stören.

2. Die Eck- oder Fangzähne

Pflanzenfresser haben in der Regel keine Eckzähne oder diese brechen nicht durch den Kiefer. Sind sie doch angelegt, sind sie klein und verkümmert.

So entsteht eine Lücke, in welcher beim Pferd auch das Gebiss (der Teil einer Trense, welchen das Pferd ins Maul nimmt) verschwindet. Zusätzlich ist das Gebiss von Pflanzenfressern an der Stelle, wo eigentlich die Eckzähne sitzen, verlängert. Selbst wenn sie noch Eckzähne hätten, würden diese die Lücke kaum ausfüllen können. Das erleichtert ihnen, an die am Boden wachsenden Gräser oder an die Baumkronen zu gelangen.

Pflanzenfresser benötigen ihre Eckzähne nicht. Daher sind sie durch die Evolution langsam verschwunden. Beim Fleischfresser sind sie dafür umso präsenter.

Hinter den zurückgebildeten Schneidezähnen prangt bei ihnen in jedem Kieferquadranten ein großer, scharfer Fangzahn. Mit ihm halten Fleischfresser ihre Beute fest. Dafür rammen sie ihre Fangzähne durch die Haut des Beutetiers bis ins Fleisch. Allein um das zu bewältigen, müssen ihre Fangzähne ihre übrigen Zähne deutlich überragen.

In Relation zu seiner Körpergröße besitzt der Nebelparder die größten Fangzähne. Sie werden etwa 4 cm lang.

3. Die Backen- oder Mahlzähne

Pflanzenfresser haben häufig breite Mahlzähne im hinteren Bereich ihres Kiefers. Mit ihnen zerkauen sie ihre Nahrung, bis sie zu einem Brei geworden ist. Erst dann schlucken sie. Hinzu kommt, dass die Mahlzähne aus verschiedenen Materialien bestehen, welche sich unterschiedlich schnell abnutzen. Dadurch entsteht mit der Zeit eine Art winziges Gebirge auf den Backenzähnen. Beim Kauen, bzw. Mahlen arbeitet dieses Gebirge für die Pflanzenfresser.

Dafür müssen sie ihren Kiefer anders bewegen als Fleischfresser. Pflanzenfresser reiben ihre Mahlzähne beim Kauen transversal, also quer verlaufend, übereinander. Dabei kommt die typische Kaubewegung zustande, die man auf Weiden bei Kühen oder Schafen beobachten kann. In geringerer Ausprägen tust du das auch. Deine Backenzähne schließen nicht perfekt ab. Um Nahrung zu zerkauen, bewegst auch du deinen Unterkiefer beim Essen leicht hin und her.

Anders ist es bei reinen Fleischfressern. Sie zerkauen ihre Nahrung häufig nicht, sondern schlucken sie am Stück. Dafür reißen sie mithilfe ihrer Fangzähne Fetzen aus ihrer Beute heraus. Die Fetzen schlucken sie direkt, wenn sie nicht zu groß sind. Deswegen sieht es häufig ein wenig unbeholfen aus, wenn Hunde Trockenfutter zerkauen.

Die Backenzähne der Fleischfresser sind außerdem keine Mahlzähne. Auch sie haben Spitzen, mit denen sie härtere Stücke aus ihrer Beute beißen können. Dafür sind ihre Backenzähne deutlich schmaler. Bei Hunden kannst du beobachten, dass sie ihre Backenzähne auch zum Abnagen oder zerkleinern von Kauknochen nutzen.

4. Nachwachsende Zähne

Dass die Nagezähne von Kaninchen oder Meerschweinen ständig nachwachsen, dürfte dir bekannt sein. Tatsächlich verfügen aber die meisten Pflanzenfresser über nachwachsende Zähne. Solche Zähne heißen auch hypsodonte Zähne. Sie verfügen über besondere Zahnwurzeln, die sich nicht schließen. Aus diesem Grund wachsen sie ein Leben lang und können zu Problemen führen, wenn das Tier sie nicht nutzen muss.

Bei Nagetieren, die als Haustiere gehalten werden, ist das oftmals der Fall. Sie erhalten zu wenig hartes Material, mit dem sie ihre Zähne abnutzen können. In Freiheit kommt dieses Problem normalerweise nicht vor.

Pflanzenfresser brauchen hypsodonte Zähne, weil sich in ihrer Nahrung viel Kieselsäure befindet. Kieselsäuren sind Bestandteil von Silicium, welches Pflanzen vor Fressfeinden schützen soll. Es bildet eine Art Panzer, sodass die Pflanze ungenießbar wird.

Im Laufe der Evolution kam es dadurch zu einer Art Wettrennen. Pferde fraßen die Gräser mit wenig Kieselsäure, weil sie so ihre Zähne schonen konnten. Die Gräser, die reich an Kieselsäure waren, konnten sich so verbreiten. In der nächsten Generationen überlebten dadurch nur die Pferde, die mit dem höheren Anteil Kieselsäure zurechtkamen. Unter anderem, indem sie nachwuchsen. So entstanden langsam die breiten, nachwachsenden Mahlzähne bei Pflanzenfressern und gleichzeitig der enorm hohe Gehalt an Kieselsäure in Gräsern.

Fleischfresser haben dieses Problem nicht. Ihre Zähne wachsen daher nicht nach. Sie machen lediglich wie alle Säugetiere einen Zahnwechsel in ihrem Leben durch. Ihre bleibenden Zähne behalten ihre Größe. Eine Ausnahme sind Zahnlücken, bei denen der gegenüberliegende Zahn Kontakt sucht und ein Stück weiter aus dem Kiefer tritt. Dabei wird jedoch keine Wurzel nachgebildet. Insgesamt bleibt der Zahn daher gleich groß. Das ist auch bei starker Abnutzung oder wenn er abbricht der Fall.

Weitere Unterteilungen der Gebisse von Fleischfressern

Es gibt verschiedene Arten von Fleischfressern. Sie können auf sehr unterschiedliche Beutetiere spezialisiert sein. Diese Spezialisierung schlägt sich auch in ihren Zähnen nieder.

Insektenfresser haben ein auf ihre Nahrung angepasstes Fleischfressergebiss. All ihre Zähne sind sehr ähnlich aufgebaut. Sie sind klein, spitz und haben enorm scharfe Kanten. Mit ihnen zerteilen sie die harten Panzer von Insekten mühelos. Ihre Kiefer sind außerdem häufig länglich, sodass sie ihre Beute einfacher aufnehmen können. Ein Beispiel für Insektenfresser sind Igel.

Vampirfledermäuse ernähren sich hingegen ausschließlich von Blut. Um dort heranzukommen, nutzen sie ihre scharfen Schneide- und Eckzähne und beißen damit in die Haut ihres Spenders. Zuvor betäuben sie mit ihrem Speichel die Körperstelle. Anschließend lecken sie das Blut auf. Sie benötigen daher ihre Backenzähne kaum, um sich ernähren zu können. Diese sind deshalb klein, allerdings ebenso scharf wie ihre übrigen Zähne. Eine Kaufläche haben sie nicht.

Ausnahmen

Einige Pflanzenfresser haben dennoch Gebisse, welche Reiß- oder Fangzähne aufweisen. So zum Beispiel der Gorilla und das Flußpferd.

Warum haben Gorillas Reißzähne?

Gorillas sind, wie viele andere Affen auch, Pflanzenfresser. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Blättern, Früchten und Mark. Es kommt vor, dass die Tiere Termitenhügel aufbrechen und die Insekten verspeisen, allerdings ist das eher selten der Fall.

Siehst du dir jedoch das Gebiss eines Gorillas an, hat dieses deutlich mehr Ähnlichkeit zu dem eines Fleischfressers. Gorillas besitzen große Eckzähne und im Vergleich dazu deutlich kleinere Backenzähne, welche außerdem nicht die typische Oberfläche von Mahlzähnen haben.

Gorillas nutzen diese Eckzähne nicht zur Nahrungsaufnahme. Sie dienen als Waffe oder sollen dem Konkurrenten imponieren. Möglich ist daher, dass sie auch attraktiv auf Weibchen wirken. Die Eckzähne männlicher Gorillas sind nämlich deutlicher ausgeprägt.

Warum haben Flusspferde Eckzähne?

Auch Flusspferde sind reine Pflanzenfresser. Sie besitzen in ihrem Unterkiefer dennoch riesige zu Hauern umentwickelte Eckzähne. Im Oberkiefer fehlt die charakteristische Lücke zwischen Schneide- und Backenzähnen daher, wie sie sonst bei Pflanzenfressern üblich ist. Im Unterkiefer ist sie vorhanden, da er nach außen verbreitert und verlängert ist. So ragen die Eckzähne links und rechts am Oberkiefer vorbei. Auf diese Weise behindern sie das Tier nicht, wenn es sein Maul schließen möchte.

Die Schneidezähne von Flusspferden sind hingegen breit, eignen sich aber dennoch weniger zur Nahrungsaufnahme. Die Tiere nutzen dafür eher ihre Lippen, mit denen sie Gräser abrupfen.

Ihre Eckzähne dienen nicht der Nahrungsaufnahme. Auch sie tragen damit Kämpfe aus.


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