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5 Gründe, warum Piraten einen Papagei haben


In sämtliche Piratenfilmen unserer Zeit trägt mindestens ein Seeräuber einen Papageien mit sich herum. Das Tier sitzt dann auf seiner Schulter, spricht mit seinem Besitzer, ist oftmals vorlaut, plaudert Geheimnisse aus oder warnt die Piraten vor einem Überfall.

Einige Beispiele….
Captain Hooks Papagei, namens Short Tom, ist dem Piraten Käpt’n so ans Herz gewachsen, dass er ihm auch jeden vorlauten Kommentar verzeiht. Cotton, der Rudergänger auf der Black Pearl in Fluch der Karibik, besitzt ebenfalls einen Papageien. Da Cotton selbst nicht sprechen kann, spricht der Papagei für ihn.

  • Aber hatten Piraten tatsächlich Papageien auf ihrer Schulter?
  • Hatten nur die Kapitäne der Seeräuber Papageien oder auch die einfache Besatzung?
  • Und aus welchem Grund führten Freibeuter Papageien mit sich?

Diese Fragen möchte ich in diesem Beitrag beantworten.

Die Vorstellung vom Piraten und seinen Papagei entstand 1881

Eigentlich stammt die Vorlage aus einem Buch.
Denn das wohl bedeutendste und wichtigste Abenteuerbuch über Piraten trägt den Namen „Die Schatzinsel“. In diesem erzählt der Autor Louis Stevenson, wie ein Expeditionsteam aufbricht, um einen geheimen Schatz zu finden. Eine der Hauptfiguren ist Long John Silver, welcher einen Papageien auf der Schulter trägt.

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Das 1881 erschienene Buch hatte so einen Erfolg, dass ein richtiger Piratenhype entstand – welcher bis heute anhält. In anderen Büchern, von anderen Autoren, wird die Schatzinsel immer wieder erwähnt. Und auch die Figuren des Long John Silver und die seines Ziehsohnes Jim Hawkings wurden oft kopiert. Selbst in Fernsehserien, wie Black Sails findet der Pirat Silva eine Rolle.

Long John Silva wurde zur Vorlage des Standard Piraten in Film und Fernsehen.
Den ausgefuchsten und cleveren Freibeuter, welchen wir heute als Jack Sparrow oder Vallo den roten Kosar bewundern – wurde mit Stevensons Vorlage erschaffen.

Denn die Figur vereint alle Facetten, welche man einem Piraten anheftet. So ist die Figur der moderne Antiheld, welcher mordet, plündert und intrigiert – aber dennoch eine Liebenswürdigkeit besitzt, welche der Leser und Zuschauer mag. Jack Sparrow und alle anderen Piraten gelten heute als liebenswürdige Helden, obwohl diese ebenfalls egoistisch, gierig, intrigant und berechnend sind. Der Zuschauer mag den Piraten, obwohl dieser eigentlich auf der moralisch falschen Seite steht.

Und da die Figur des Long John Silva immer seinen Papageien mit sich führte, wurde dieser ebenfalls in die Vorlage des modernen Piratenhelden integriert. Der Grund, weshalb heute sämtliche Piraten mit Papageien dargestellt werden, liegt also in der Vorlage, welche Stevenson mit der Schatzinsel schuf.

Aber dennoch gibt es auch Anhaltspunkte aus der Geschichte, welche belegen – dass Piraten tatsächlich Papageien an Bord ihrer Schiffe hatten.

Papageien und andere Vögel auf Seeräuberschiffen haben Tradition

Piraterie gab es schon in der Antike.
Richtig effektiv wurde sie allerdings erst mit der Entwicklung von Trieren. Denn nun war es auch möglich, Schiffe auf See zu verfolgen.

Einen wichtigen Höhepunkt hatte die Piraterie im 8 Jahrhundert nach Christus.
Denn mit der Plünderung des englischen Klosters Lindisfarne begann im Jahr 793 n. Chr. die Wikingerzeit. Und die Wikinger gelten in unserer Kulturwelt als die Vorfahren der Piraten und Freibeuter.

Zwischen dem 8 und 11 Jahrhundert kam es fast jedes Jahr zu Plünderungen von Ortschaften oder Schiffen, weshalb die nordischen Piraten zu einem gewissen Ruhm gelangten, welcher bis heute überdauert. Wikinger bedeutet Mann der Bucht, weil diese sich in den Buchten versteckten, um dann auslaufende Schiffe zu überfallen. Die Drachenboote der Wikinger drangen weniger tief in das Wasser ein, wodurch es weniger Wiederstand gab und dadurch schnellere Verfolgungsjagden garantierten.

Die Wikinger waren aber auch große Entdecker, obwohl sie keine brauchbaren nautischen Systeme hatten. Stattdessen hatten sie, laut Berichten, Rabenvögel an Bord ihrer Schiffe. Diese ließen sie fliegen, um dann abzuwarten, ob diese wiederkehren. Flogen die Vögel zurück zum Schiff, bedeutete dies, dass kein Land in der Nähe war. Kamen die Vögel allerdings nicht zurück, wusste die Besatzung, dass der Kurs stimmte.

In den Ahnenbüchern von Island, den sogenannten Landnámabók, gibt es Aufzeichnungen darüber, dass Floki Vilgerðarson so Island entdeckt haben soll. Die Piraten, welche in Zentralamerika bzw. der Karibik im 16. bis 18. Jahrhundert agierten – hatten bereits Navigationssysteme. Die Tradition, dass Vögel auf ihren Schiffen waren – haben sie allerdings beibehalten.

Papageien als Maskottchen auf Piratenschiffen

Kenneth Kinkor war ein amerikanischer Historiker, welcher sich eingehend mit der Piraterie Amerikas in der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert befasste.
Laut ihm sollen Piraten tatsächlich tropische Vögel gehalten und diese als Souvenir nach Europa importiert haben.

Die Vögel hatten den Vorteil, dass sie sprechen lernen konnten und leicht zu halten waren.
Piraten verbrachten einen Großteil ihres Lebens auf See, wodurch es sehr eintönig gewesen sein musste. Die Papageien versprachen eine gewisse Beschäftigung, waren farbenfroh und konnten in Käfigen gehalten werden. Affen, welche nachweislich ebenfalls als Souvenir gehalten wurden – waren nicht so pflegeleicht.

Papageien als Handelsware der Seeräuber

Nachdem Amerika 1492 entdeckt wurde, war das Interesse an der neuen Welt riesig.
Die Menschen im alten Europa hatten keine Vorstellung von dem Leben dort. Dementsprechend groß war die Neugier auf exotische Früchte und Tiere.

Importierte Vögel, welche noch dazu so bunt sind, waren somit eine beliebte Handelsware im 16 und 17 Jahrhundert. Piraten, welche zwischen Zentralamerika und Europa pendelten, nutzten den Vogelimport, um Geld auf legalem Weg dazu zu verdienen. Reine Vogelmärkte in London und Paris gibt es heute noch, welche ihren Ursprung in dieser Zeit hatten.

William Dampier (1651 bis 1715) war ein englischer Freibeuter, aber auch Weltumsegler – sowie Geograph.
Von diesem Piraten existieren Aufzeichnungen und Tagebücher, welche er auf seinen Landgängen anfertigte. So war Dampier auf Sumatra, in Vietnam oder Malakka. Er studierte dort die Flora und Fauna und gab wissenschaftliche Analysen. In seinen Tagebüchern beschreibt Dampier auch, wie das Piratenleben tatsächlich war. Unter Anderem erwähnt er dort den Vogelhandel als lukrative Einnahmequelle.

Papageien als Bestechungsmittel

David Cordingly ist ein englischer Militärhistoriker, welcher seine Arbeit ebenfalls dem „Goldenen Zeitalter der Piraten“ widmet.

Er fand heraus, dass Regierungsberichte aus der Elisabethanischen Zeit (1558 – 1603) existieren – welche eine Bestechung von Beamten dokumentiert. Demnach sollen die Amtsträger nicht nur mit Gold und Schmuck bestochen worden sein, sondern auch mit exotischen Tieren. Darunter befinden sich Berichte, dass Kakadus, Sittiche, Aras oder Neuweltaffen dazu benutzt wurden, um die Piraterie voranzutreiben bzw. nicht zu behindern.


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