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3 Gründe, Warum ein Hahn kräht


Kräht der Hahn wirklich nur frühmorgens, sobald ihn die ersten Sonnenstrahlen sanft aus seinen Träumen wecken? Ist das Krähen die letzte Domain der Männer oder hat Gleichberechtigung auch in diesen Bereich Einzug gehalten? Wenn du dich für Hühner begeisterst, solltest du zuerst diesen Artikel lesen. Denn es zeigt sich, rund um das Krähen gibt es einige falsche Mythen.

Krähen des Hahnes: Mythen und falsche Vorstellungen

Der frühe Morgen und das Krähen eines Hahnes – das passt zusammen wie Topf auf Deckel, Faust auf Auge und Kaffee und Kuchen. Doch hier muss mit dem ersten Mythos aufgeräumt werden: Hähne krähen den ganzen Tag. Nur spät nachts legen sie gelegentlich eine Ruhepause ein.

Das frühmorgendliche Krähen fällt besonders stark auf, da es – zumindest auf dem Land – noch schön ruhig ist. Ohne Verkehrslärm, Musik, Menschengewimmel und Tiergeräusche trägt sich das stimmliche Imponiergehabe eines Hahnes über eine weite Entfernung.

Ein weiterer falscher Mythos: Die ersten Sonnenstrahlen entlocken dem Hahn sein Krähen. Der Hahn folgt seiner inneren Uhr. Und deshalb kann das Krähen im Sommer schon einmal um zwei Uhr früh beginnen.

Besonders junge Hähne haben noch den Enthusiasmus, den ganzen Tag und gelegentlich auch tief in die Nacht hinein zu krähen. Wer sich also einen Hahn zulegen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein: Hähne krähen, wann immer es ihnen recht ist.

Krähen Hennen auch?

Auch Hennen können krähen. Besonders häufig beginnen Hennen zu krähen, wenn ihnen ihr Hahn abhandenkommt. In diesem Fall steigt eine Dame aus der Gruppe empor und übernimmt die schwierige Aufgabe, den Gockel wieder anzulocken. Ihr Krähen ist also zuerst einmal ein Lockruf.

Im Weiteren übernimmt die Alphahenne das Gehabe und Gebaren des Hahns. Das führt so weit, dass diese Henne keine Eier mehr lägt und stolz durch die Schar ihrer Damen stolziert. In den meisten Fällen legt sich das Verhalten wieder, sobald der abhandengekommene Hahn zurückkommt oder ein neuer Hahn den Damen vorgestellt wird.

Warum krähen Hähne überhaupt?

Der farbige Kamm stellt sich auf. Der Schnabel öffnet sich zum Balzruf. Das ist das Leben eines Hahns. Krähen und männliches Gebaren sind so stark miteinander verbunden, dass Arnold Berthold 1848 mit nur einem Schnitt das Krähen eines Hahnes unterdrücken konnte.

Es waren die Hoden, die für das erste Experiment seiner Art daran glauben mussten. Als Berthold dem Hahn seine Hoden wiedergab (durch ein Hodenimplantat), stellte sich auch das Krähen wieder ein.

Krähen ist also hormongesteuert. Der Hahn vermittelt durch sein Krähen zuerst einmal seine Anwesenheit, was bei mehr als einem Hahn durchaus problematisch werden kann für Anrainer.

1. Krähen des Hahnes als Paarungsruf

Das Krähen des Hahnes zeigt er den weiblichen Hennen seine Virilität. Wer schreien kann, kann auch noch ganz anderes tun. Dem Weibchen wird signalisiert, dass es sich um ein durchaus gesundes Männchen handelt.

Instinktiv wird das Weibchen sich dann zum Hahn hingezogen fühlen, da es vermutet – dass dessen Genmaterial besonders gut ist, er die Jungtiere versorgen und gegen mögliche Angreifer beschützen kann.

2. Krähen des Hahnes als Dominanzgeste

Männliche Tiere müssen sich gegen Widersacher durchsetzen. Diese machen ihnen ansonsten die Weibchen streitig. In der Evolution werden demnach besonders häufig Gene weitergegeben, welche sich oft vermehren.

Widersacher müssen abgewehrt werden, um möglichst viel des eigenen Genbestandes in die nächste Generation zu bringen. Die Natur ist danach ausgelegt, dass sich jedes männliche Tiere möglichst häufig vermehrt und das Krähen des Hahnes ist eine Strategie.

Prinzipiell ist beim domestizierten Hahn die Bedeutung jedoch abhandengekommen.
Denn Hähne müssen ihr Revier nicht verteidigen, sie müssen in ihrem Hühnerstall die Hühner nicht von ihrer männlichen Stärke überzeugen und sie müssen sich nicht gegen andere Hähne wehren.

3. Krähen des Hahnes als besonderes Zuchtmerkmal

Bei der Domestizierung scheinen Hähne, die laut und viel krähten, einen evolutionären Vorteil gehabt zu haben. Vielleicht war die Weckfunktion des Hahnes von Anfang an eine Überlegung in der Domestizierung.

Aber viel wahrscheinlicher ist, dass man glaubte, dass ein lautes Krähen zu mehr Eiern führt. In jedem Fall siegte der laute Hahn vor dem leisen. Diese wurden zur Zucht auserwählt, wodurch sich das Merkmal bis in die heutigen Generationen durchsetzt.

Wie viel kräht ein Hahn?

Auch wenn es sich mitten in der Nacht länger anhört, ist die durchschnittliche Dauer eines Krährufs nur rund 1,6 Sekunden lang. Verschiedene Hühnergattungen haben jedoch eine unterschiedliche Krähdauer.

Vorsicht vor Langkrähern. Diese Hähne krähen bis zu 20 Sekunden lang. Denn im Selektionsprozess wählten die Hennen vorwiegend Hähne, die besonders lang und kräftig krähten. In wahren Wettkrähwettbewerben durften die Gockel ihre Kunst darstellen. Der Sieger wurde mit dem Überleben seiner Gene belohnt.

Für den einen ist Krähen Teil des urigen Landlebens, für den anderen ein nicht zu ertragender Lärm. Vor allem seit Hühner in Städten Einzug gehalten haben, ist das Krähen zu einer Lärmbelästigung geworden.

Tendenziell scheinen die Gerichte einen Unterschied zu machen, zwischen Krähen am Land und Krähen in der Stadt. Während in der Stadt einer Lärmbelästigung und somit einer Eigentumsbeeinträchtigung schneller stattgegeben wird, ist die Möglichkeit auf dem Land eher gering, seinen örtlichen Bauern zu verklagen.

In Frankreich ist dies (vielleicht) sogar bald unmöglich. Denn dort wurde im Januar 2020 ein Gesetzesentwurf eingebracht, welches das Krähen des Hahnes als Kulturerbe einstuft.

Das Krähen verhindern?

Du hast endlich das idyllische Haus auf dem Land. Du hast den Garten voller Obstbäume und Hochbeeten. Und natürlich hast du die eigenen Hühner. Nur dann ist es vorbei mit der Idylle.

Du denkst bei dem Krähen vielleicht noch an das Spiegelei am Morgen, aber deine Nachbarn hören das Krähen – sonst nichts. Da stellt sich natürlich die Frage: Kann man dem Hahn das Krähen abgewöhnen?

Hier die schlechte Nachricht: Gegen das Krähen ist kein Kraut gewachsen. Einige Besitzer schwören auf Wasser, das dem Hahn jedes Mal über den Kopf gegossen wird, sobald er zu krähen beginnt. Damit wird ein Krähruf im Wasser ertränkt, aber der nächste wartet schon auf sich.

Prinzipiell ist es wichtig, zu wissen, welche Gattung du kaufst. Es gibt Hähne, die überhaupt nicht krähen, solche, die nur frühmorgens und abends krähen und solche, die den ganzen Tag über krähen.

Ebenfalls wichtig ist das Alter eines Hahnes. Je jünger, desto enthusiastischer. Darüber hinaus haben unterschiedliche Hähne unterschiedliche Krährufe. Diese rangieren von melodisch weich zu nervenaufreibend laut.

Viele Hühnerbesitzer in Siedlungsgebieten haben sich deshalb angewöhnt, schalldichte Ställe zu bauen. Diese können ebenfalls mit einer Tür versehen werden, die sich erst zu einer gewissen Tageszeit öffnet.


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