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Raben und Krähen: Unterschiede & Gemeinsamkeiten


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Auf den ersten Blick mögen Rabe und Krähe sich sehr ähnlich sehen. Die meisten denken bei den Begriffen an große, schwarze Vögel mit einem auffälligen Krächzen. Und eigentlich scheint auch niemand so wirklich zu wissen, wo genau der Unterschied zwischen Raben und Krähen denn jetzt liegt – und gibt es überhaupt einen?

Was sind Raben und Krähen: Gemeinsamkeiten und Einordnung

Raben und Krähen gehören zur Gattung der Sperlingsvögel. Der Begriff Gattung ist ein Überbegriff, der verschiedene Tierarten zusammenfässt. Es ist sozusagen eine Einteilung der Tierarten in bestimmten Kategorien.

Die Sperlingsvögel sind mit 5700 einzelnen Arten die größte Gattung aller Vögel. Sie haben alle ähnliche Grundmerkmale. Zur Gattung der Sperlingsvögel gehören neben Raben und Krähen aber zum Beispiel auch Elstern, natürlich Sperlinge und Meisen oder Schwalben, aber sogar Paradiesvögel.

Sie alle zeichnen sich durch eine ähnliche Ernährungsweise aus und sind oft Zugvögel. Raben und Krähen gehören in dieser Einordnung zur Familie der Rabenvögel. Rabenvögel gelten als sehr klug und sprachbegabt.

Was ist der Unterschied zwischen Raben und Krähen?

Letztendlich gibt es gar keinen festgelegten Unterschied zwischen Raben und Krähen. Im Umgangssprachlichen unterscheidet man sie eher durch ihre Größe. Wenn man also von Raben und Krähen spricht, sind meistens Kolkraben genauso gemeint wie Aaskrähen oder Nebelkrähen. Ist von Krähen die Rede, denken die meisten eher an die kleineren Vertreter der Rabenvögel.

Und warum gibt es dann trotzdem zwei unterschiedliche Worte für die Raben und Krähen?

Der Unterschied zwischen Raben und Krähen ist also umgangssprachlich. Eine biologische Einteilung gibt es in dem Sinne gar nicht. Letztendlich sind es Rabenvögel, wobei einige den Namen Krähe, und andere den des Rabe abbekommen haben.

Vielleicht liegt der Unterschied also eher in der Geschichte des Namens oder dem Sprachstamm? Der Sprachstamm ist eine Einteilung der Sprache, in der Wörter mit ähnlicher Herkunft, die sich ähnlich anhören eingeteilt werden. Oft kommen Wörter aus älteren Sprachen, und als die Menschen, die die Sprache sprachen sich auf der Welt verteilten, verteilte und veränderte sich auch die Sprache selbst.

Das Wort Krähe ist lautmalerisch, ähnelt also dem Geräusch, das die Krähe selbst macht. Wenn du das Wort mal auf verschiedene Arten aussprichst, fällt dir die Ähnlichkeit mit dem Krah Krah einer Krähe bestimmt auf. Dieser Wortstamm kommt in fast allen indogermanischen Sprachen vor. Und das sind viele Sprachen in Europa wie Deutsch oder Griechisch, aber zum Beispiel auch Hindi, das viel in Indien gesprochen wird.

Rabe kommt ursprünglich aus dem altenglischen, niederländischen und altisländischen. Es ist ebenfalls lautmalerisch, und die ursprünglichen Versionen machen ein kratzendes, oder eben krächzendes Geräusch nach. Rabe und Harke haben einen ähnlichen Wortstamm, was auch vom scharrenden und krächzenden Geräusch kommt.

Man kann also davon ausgehen, dass die Wörter Rabe und Krähe ursprünglich sehr ähnlich entstanden sind. Menschen sahen und hörten die Vögel, und benannten sie nach ihrem auffallenden Geräuschen. Die beiden Worte verbreiteten sich in Deutschland, und existieren parallel nebeneinander weiter.

Warum unterscheidet die Biologie nicht zwischen Raben und Krähe?

Wie oben bereits beschrieben, werden Krähen und Raben nach den Lauten benannt, welche sie abgeben. Alle Rabenvögel sind Singvögel, deren Gesang zur Partnersuche, Kommunikation oder zur Abgrenzung von Reviergrenzen eingesetzt wird. Anhand ihres Gesangs werden Singvögel aber nicht in Gattungen oder Familien eingeteilt. Stattdessen wird das genetische Material einzelner Vogelarten untersucht, um daraus eine gemeinsame Stammesgeschichte herzuleiten.

Der genetische Abstand zwischen zwei Arten muss dabei so klein, dass man eine gemeinsame Urform bzw. Urart ausmachen kann. Lassen sich mehrere Tierarten einer gemeinsamen Urart zuordnen, werden diese Spezies in Gattungen zusammengefasst. Artähnliche Gattungen in Familie und artähnliche Familien schließlich in Tierordnungen. Die Rabenvögel bilden somit eine Tierfamilie innerhalb der Ordnung der Singvögel. Zu den Rabenvögeln gehören verschiedene Gattungen, wie bspw. die Elstern, die Häher (Eichelhäher) und eben die Raben und Krähen.

Die Stammesgeschichte bzw. die Evolution der Arten ist bei Krähen und Raben weitestgehend gleich, weshalb beide eine Gattung bilden – zu welcher verschiedene Krähen- und Rabenarten zugeordnet werden.

In der mtDNA, also der DNA der Mitochondrien innerhalb der Zellen, gibt es allerdings Unterschiede. Diese Unterschiede lassen auf eine unterschiedliche Stammesentwicklung ab einem bestimmten Zeitpunkt schließen. Nun muss man wissen, dass unterschiedliche Artentwicklungen immer dann entstehen, sobald sich eine Population aufteilt und als zwei oder mehr Populationen weiterexistieren, wobei es dann zu keinem Gen-Austausch mehr kommt.

Das bedeutet: Zwischen den Individuen der einzelnen Populationen gibt es keine Fortpflanzung bzw. Reproduktion mehr, weshalb es zu unterschiedlichen Entwicklungen kommen kann. Die verschiedenen Populationen entwickeln sich isoliert voneinander.

Auf dem einstigen Urkontinent Pangaea, welcher Asien, Afrika, Europa, Amerika, Antarktika und Australien umfasste – lebten die Landtiere nicht isoliert voneinander. Am Ende des Perms, vor 150 Millionen Jahren, kam es zum größten Massenaussterben der Erdgeschichte, bei dem circa zwei Drittel aller Landtiere ausstarben. Dieses Großereignis wird als Perm-Trias-Grenze bezeichnet und dauerte selbst mindestens 200.000 Jahre.

Aus dem Superkontinent lösten sich Landmassen ab, welche die heutigen Kontinente sind. Mit der Loslösung kam es zu einer Isolation der verbliebenden Tier- und Pflanzenarten. Die Populationen einer Art verteilten sich nun auf verschiedene Kontinente und waren durch die Meere voneinander isoliert und entwickelten sich unterschiedlich.

Vor mehr als 2 Millionen Jahren trennten sich der sogenannte Holarctic-Rabe vom Chihuahua-Raben. Ersterer lebte in Asien, Europa und Nordamerika, wobei der Ahne noch in Südamerika und Mittelamerika verbreitet war. Der südamerikanische Chihuahua-Rabe verbreitete sich bis Kalifornien, wobei es wieder zu einer Isolation von Populationen kam, woraus schließlich der sogenannte der California-Rabe hervorging.

Nun muss man sagen, dass Unterarten sich untereinander fortpflanzen können und dadurch auch fruchtbare Nachkommen entstehen. Zwei Tierarten der gleichen Gattung können sich mitunter ebenfalls paaren, allerdings sind die Nachkommen unfruchtbar. Da aber der genetische Abstand des California-Raben so gering zum Holarctic-Raben war, konnten sich Kreuzungen ergeben, deren Reproduktion fruchtbare Nachkommen hervorbrachen.

Man nimmt an, dass die Eurasischen Raben – also Nachkommen der Holarctic-Raben, sich mit California-Raben vor circa 10.000 Jahren paarten, wodurch die heutigen Kolkraben hervorgingen. Messbar wird so etwas, indem das genetische Material von heutigen Spezies mit Fossilien verglichen wird. Der Kolkrabe ersetzte den Holarctic-Raben und ist heute auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. Man spricht von einer rückwärtigen Evolution, welche zustande kommt, wenn sich zwei Populationen zuerst vereint, dann isoliert und schließlich wieder geografisch vereint entwickeln können.

Doch wie kam es zur Vereinigung vor 10.000 Jahren?
Die letzte Eiszeit endete vor etwa 11.700 Jahren. Die Meere waren zugefroren. Und auf Nahrungssuche konnten sich einzelne Individuen verschiedener Tierarten so über die Meere ausbreiten.

Das unverdient negative Bild von Raben und Krähen

Namen wie Aaskrähe lassen es schon erahnen. In der westlichen neueren Geschichte werden Raben und Krähen oft sehr negativ gesehen. Sie gelten als böses Omen, sind die dunklen Helfer von Hexen oder überbringen schlechte Nachrichten.

Vielleicht hast du schon einmal den abwertenden Begriff „Galgenvögel“ gehört. Dieser kommt daher, dass Raben und Krähen auch Aasfresser sind, und sich deshalb gerne auf den Galgen von Gehängten niederließen. Schaut man jedoch weiter in die Vergangenheit zurück, hatten die Menschen ein ganz anderes Bild von ihnen.

Raben galten bei den Germanen als Göttervögel. Für den Gott Odin waren sie Gedächtnis und Gedanke. In der Antike gab es bei den Römern sogar ein Vogelorakel. Dort wurden, je nachdem in welche Richtung ein Rabe flog, wichtige Entscheidungen getroffen. Man sagte Raben also Intelligenz, Weisheit und Voraussicht nach und sie wurden sehr geschätzt.

Und tatsächlich sind Raben sehr lernfähig und klug. Sie können wie ein Hund einfache Befehle verstehen, Werkzeuge benutzen und sich menschliche Gesichter merken.

Die Intelligenz von Raben und Krähen

Einige Raben und Krähen knacken Nüsse, indem sie diese aufnehmen und aus einer bestimmten Höhe wieder fallen lassen. Auch auf Straßen und Schienen werden Nüsse platziert, damit diese von Autos oder Zügen zerdrückt werden. Schließlich sammeln die intelligenten Tiere das Fruchtfleisch der Nüsse bei Rotphasen wieder ein, um es zu verspeisen.

Forscher fanden zudem heraus, dass diese Lernfähigkeit nicht auf ein Individuum beschränkt ist. Denn kurz nachdem ein neues Verhalten bei einem Individuum erlernt wurde, breitete sich diese Fähigkeit bei sämtlichen Raben und Krähen in einem bestimmten Radius aus.

Als Kulturfolger des Menschen leben Raben und Krähen in der Nähe von menschlichen Siedlungsräumen, fressen Abfälle und Saatgut. Auch als Begleiter von größeren Prädatoren, wie Wölfen und Bären, werden Raben und Krähen beobachtet – welche sich einen Teil von erlegten Beutetieren stehlen.

Im Jahr 2006 betrieb das Forscherteam um Heather Cornell an der Universität von Washington ein aufwendiges Experiment. Das Forscherteam verkleidete sich mit Masken und griff Raben und Krähen an. Die Tiere erkannten später ihre Angreifer an der Maske und ergriffen die Flucht, sobald sie diese wiedererkannten. Diese Wiedererkennung blieb allerdings nicht auf die Individuen des Experiments beschränkt, sondern wurde an andere Artgenossen weitergegeben. Sogar Nachkommen der Individuen erkannten die Masken, wodurch auch bei ihnen ein Fluchtverhalten ausgelöst wurde.

Aufgrund von Beobachtungen und Experimenten nimmt man heute an, dass Raben und Krähen hochintelligent sind. Sie können Vorausplanen, was die Beobachtungen mit den Nüssen beweisen. Sie setzten Autos, Busse und Züge als Werkzeuge ein, um an Nahrung zu gelangen. Außerdem können sie erlernte Verhaltensweisen und Fähigkeiten an Nachkommen weitergeben und an Artgenossen übertragen.

Beispiele für einige Raben und Krähen, und wie man sie unterschiedet

Es gibt also zwar nicht den Unterschied zwischen Rabe und Krähe, sondern verschiedene Arten, die entweder Rabe, oder Krähe genannt werden. Das ist dann eher von der jeweiligen Art und davon, wer den Vogel benennen durfte abhängig, anstatt dass es eine klare Trennung durch unterschiedliche und gemeinsame Merkmale gibt.

Der typischste Vertreter der Rabenvögel ist die Rabenkrähe. Sie ist komplett schwarz mit glänzendem Gefieder.

Ihre Zwilligsart ist die Nebelkrähe. Sie ähnelt der Rabenkrähe, hat aber ein hellgraues Gefieder. Nur ihr Kopf und ihre Flügel sind schwarz wie bei der Rabenkrähe. Falls dir eine der beiden Arten bekannt vorkommt, die andere aber nicht, liegt das daran, dass die Grenze ihrer Verbreitung sich einmal durch Deutschland zieht. Während die Rabenkrähe eher in Süd- und Westdeutschland auftritt, ist die Nebelkrähe östlich des Flusses Elbe und in Noddeutschland auffindbar.

Außerdem gibt es da noch die Saatkrähe. Sie ähnelt der Rabenkrähe sehr, auch wenn ihr Gefieder einen violetten Glanz hat. Ein weiteres Merkmal ist die weiße Haut am Schnabel.
Ebenfalls oft als Rabe oder Krähe bezeichnet ist der Kolkrabe. Er ist der größte Vertreter der Rabenvögel und gleicht ansonsten den anderen schwarzen Mitgliedern der Familie. Seine Federn schimmern typischerweise grünlich oder bläulich. Der obere Teil seines Schnabels ist stark nach unten gekrümmt.

Die Dohle ähnelt von der Gefiederfärbung der Nebelkrähe stark. Sie ist allerdings kleiner und schlanker. Durch den kurzen, dicken Schnabel wirkt sie trotzdem etwas gestaucht.
Die Alpendohle gehört ebenfalls zur Familie der Rabenvögel, hebt sich durch den gelben Schnabel und die roten Beine trotzdem stark von den anderen ab. Sie trifft man ausschließlich in den Alpen.


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