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Wie funktioniert die Wahl in den USA


Freie und gleiche Wahlen bieten Menschen die Chance zu entscheiden, wer ihr Land regieren und ihre Interessen vertreten soll. Die Wahl des Präsidenten in den USA findet weltweit große Beachtung. Die Wahlen in den USA verlaufen jedoch anders, als z. B. die Wahlen in Deutschland.

Unterschiede zwischen den Wahlen in den USA und in Deutschland

Alle vier Jahre wird in Deutschland der Bundestag gewählt. Dazu gibt jeder wahlberechtigte Bürger eine Stimme ab. Die Stimmen werden ausgezählt und auf die entsprechenden Parteien verteilt. So erhält jede Partei – in Abhängigkeit von ihrer Stimmzahl – eine bestimmte Anzahl von Sitzen im Bundestag.

Die meistgewählten Parteien, welche eine 2/3 Mehrheit besitzen – bilden die Bundesregierung. Falls diese Zwei-Drittel-Mehrheit nicht erreicht wird, gehen sie eine Koalition mit einer anderen Partei ein. Dann wird deren Stimmanteil dazugezählt, um die 2/3 zu erreichen.

In den USA sind die Wahlen etwas anders. Denn jeder Bundesstaat wählt für sich. Haben dann beispielsweise die Menschen im Bundesstaat Hawaii überwiegend republikanisch gewählt, entsenden die Republikaner dort alle Wahlmänner nach Washington. Die Stimmen der Demokraten in Hawaii sind nutzlos.

Bei einer Präsidentschaftswahl in den USA geht es somit darum, besonders viele Bundesstaaten zu überzeugen – um alle Wahlmänner aus den Staaten nach Washington zu entsenden. Die Wahlmänner wählen dann einen neuen Präsidenten.

Was ist genau der Unterschied zu Deutschland?
Die Zusammensetzung im deutschen Bundestag spiegelt die Wählerstimmen der Bevölkerung wieder. Anders ist es in den USA. Die Zusammensetzung der Wahlmänner spiegelt die Anzahl der Bundesstaaten wieder, in denen entweder republikanisch oder demokratisch gewählt wurde. Und erst diese Wahlmänner wählen dann einen neuen Präsidenten.

Was passiert am Wahltag in den USA?

Anfang November, wenn die Menschen zur Wahl gehen, wählen sie den Präsidenten nicht direkt. Stattdessen sagen die Wähler dem Staat, wen sie gerne als Präsidenten hätten.

Somit findet die Wahl des Präsidenten in den USA nicht Anfang November statt. Stattdessen trifft sich danach das Electoral College (538 Wahlmänner) Anfang Dezember. Sie wählen dann den nächsten Präsidenten der USA.

Was ist das Electoral College?

Das Electoral College (Wahlkollegium) ist eine Gruppe von Wahlmännern (Männern und Frauen). Sie wählen den Präsidenten. Jeder Bundesstaat (Kalifornien, Florida, etc.) hat eine bestimmte Anzahl von Wahlmännern.

Das Parlament der Vereinigten Staaten besteht aus zwei Häusern: dem Repräsentantenhaus und dem Senat. Die Anzahl der Wahlmänner jedes Staates entspricht der Anzahl von Senatoren plus der Anzahl der Mitglieder des Repräsentantenhauses.

Insgesamt sind es 538 Wahlmänner. Jedem Wahlmann steht eine Stimme zur Verfügung. Der Kandidat für das Amt des Präsidenten, muss von den Wahlmännern mindestens 270 Stimmen bekommen. Dann gewinnt er und wird Präsident der USA. Der neu gewählte Präsident und sein Vizepräsident kommen am 20. Januar ins Amt.

Wie viele Wahlmänner im Electoral College bekommt ein Staat?

Jeder Staat darf so viele Wahlmänner entsenden, wie er Vertreter im Senat und im Repräsentantenhaus hat. Die Bevölkerung jedes der 50 Bundesstaaten (egal wie groß) wählt nur zwei Senatoren in den Senat. Das heißt, dass Kalifornien zwei Senatoren entsendet und auch der Staat New York.

Neben den zwei Senatoren werden aber auch Vertreter des Repräsentantenhauses versandt. Und wie viele Vertreter im Repräsentantenhaus ein Bundesstaat hat, berechnet sich anders.

Warum?
Das Ziel des Repräsentantenhauses ist es, Wähler aus jeder Region des Landes durch ein Mitglied in der Regierung zu vertreten.

Jeder Bundesstaat ist deshalb in Distrikte aufgeteilt. Die Anzahl der Distrikte hängt von der Bevölkerung jedes Bundesstaates ab. Jeder Distrikt wählt einen Repräsentanten. Das riesige Alaska mit seiner kleinen Bevölkerung hat einen Distrikt, wählt also einen Vertreter in das Repräsentantenhaus. Deshalb stehen Alaska drei Wahlmänner zu. Zwei Wahlmänner für zwei Senatoren (wie jedes Bundesland) und einen Wahlmann für einen Repräsentanten.

Kalifornien ist der bevölkerungsreichste Staat der USA. Er ist in 53 Distrikte aufgeteilt. Er hat also 53 Vertreter im Repräsentantenhaus. Insgesamt stehen Kalifornien 55 Wahlmänner zu: Je einen für die zwei Senatoren und 53 für die 53 Mitglieder des Repräsentantenhauses).

Die Wahlmänner eines jeden Bundesstaates setzen sich demnach:

  • aus den zwei festen Senatoren
  • und der Anzahl der Distrikte (je nach Bevölkerungszahl) zusammen

Warum hat das Electoral College 538 Mitglieder?

Bis 1964 waren es nur 535 Mitglieder. Bewohner des District Columbia konnten bis 1964 nicht den Präsidenten wählen. Der District Columbia ist ausdrücklich kein Staat. Die Menschen dort, wollten ihre Hauptstadt frei von Politikern halten.

1964 beschloss man, dem District Colombia genauso viele Stimmen zu geben, wie dem bevölkerungsärmsten Staat Wyoming. Drei Stimmen – und seither umfasst das Electoral College 538 Mitglieder.

Warum gibt es überhaupt das System der Wahlmänner in den USA?

Weil das Wahlsystem im 17. Jahrhundert entwickelt wurde. Damals war das Pferd das schnellste Transportmittel, auch für Informationen. Da das Land so riesig war, wurden alle Wahlmänner nach Washington geschickt. Dort bekamen sie die neuesten Informationen.

Auf dem Land erfuhren die Menschen alles viel später. Jetzt, da Informationen mit ungeheuren Geschwindigkeiten reisen, ist dieses System überholt.

Sind die Wahlmänner verpflichtet, einen bestimmten Kandidaten zu wählen?

Tatsächlich nein. Wahlmänner müssen nicht den Kandidaten wählen, den die Wähler möchten. Wahlmänner sind frei, zu wählen, wen sie wollen.

Es hat zwar noch nie eine Wahl entschieden, aber in 87 Fällen haben Wahlmänner anders entschieden, als die Menschen in dem jeweiligen Bundesstaat gewählt hatten.

Wer kann Präsident der USA werden?

Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika legt drei Anforderungen fest. Ein Kandidat muss in den USA geboren sein. Er muss wenigstens 35 Jahre alt sein. Außerdem muss er seit mindestens 14 Jahren in den USA wohnen.

Wer wird Kandidat für das Amt des US-Präsidenten?

Die zwei wichtigsten Parteien nominieren jeweils einen Kandidaten. Republikaner und Demokraten suchen in zahlreichen Vorwahlen (Primaries) einen geeigneten Bewerber. Diesen nominieren sie bei einem riesigen Parteitag als Präsidentschaftskandidaten. Der Kandidat entscheidet sich für seinen Vize-Präsidenten. Das Team wird auch Ticket genannt.

Die Kandidaten der beiden Parteien beginnen ihre Wahlkampagnen. Sie versuchen, so viele Wähler wie möglich für sich zu gewinnen. Sie reisen durch das ganze Land und halten riesige Wahlveranstaltungen ab. Dort erklären sie ihre Politik und ihre Ideen für das ganze Land.

Diese Kampagnen kosten viel Geld. Deswegen haben beide Kandidaten Teams, die versuchen, Millionen von Dollar an Spenden zu sammeln, um ihre Kampagne am Laufen zu halten.

Kann in den USA ein Präsident die Wahl gewinnen ohne die Mehrheit der Wählerstimmen erreicht zu haben?

Ja, das hängt mit dem Wahlsystem zusammen. Nehmen wir Kalifornien, der Staat hat 55 Wahlmänner. Wählt eine Mehrheit der Bevölkerung in Kalifornien den Kandidaten der Republikaner, dann bekommt dieser alle 55 Stimmen der Wahlmänner.

Der andere Kandidat (der Demokraten) bekommt keine einzige Stimme. Gewinnt ein Kandidat “einfach” in genügend Staaten mit genügend Wahlmännern dann hatte der unterlegene Kandidat vielleicht insgesamt mehr Wählerstimmen – aber in Staaten mit weniger Wahlmännern.

Bevorzugt das Electoral College Staaten mit vielen Wahlmännern?

Das kann man so nicht sagen. Viele Präsidentschaftskandidaten möchten bevölkerungsreiche Staaten wie Texas, Florida oder New York gewinnen. Mit den Wahlmännern dieser drei Staaten (38, 29 und 29) hätte man bereits 96 Wahlmännerstimmen. Gewinnt ein Kandidat North Dakota, South Dakota, Montana, Wyoming, Vermont, New Hampshire, Connecticut, und Virginia, bekäme er nur 31 Stimmen von den Wahlmännern.

Es ist möglich, dass ein Kandidat in 39 Staaten (und dem Distrikt von Columbia) keine einzige Stimme bekommt und trotzdem zum Präsidenten gewählt wird. Wenn er nämlich in elf Staaten mit vielen Wahlmännern gewonnen hat.: California, New York, Texas, Florida, Pennsylvania, Illinois, Ohio, Michigan, New Jersey, North Carolina, Georgia, oder Virginia.

Bevölkerungsreiche Staaten spielen also eine große Rolle bei den Kandidaten. Andererseits schützt das Electoral College kleine Staaten, wie Rhode Island, Vermont, New Hampshire. Oder geographisch große Staaten mit kleiner Bevölkerung wie Alaska, Wyoming oder North und South Dakota. Denn: Kein Kandidat kann kleine Staaten oder Staaten mit geringer Bevölkerung komplett ignorieren. Ist die Wahl knapp, zählt die Stimme jedes Wahlmannes.

Was sind Swing States?

Swing States sind Staaten, die zwischen zwei Parteien hin und her wechseln. Bestimmte Staaten wählen seit vielen Jahren dieselbe Partei. Das sind die sogenannten Safe States. 1996, 2000, 2004 und 2008 wurden Demokraten gewählt von Oregon, Maryland, Michigan, und Massachusetts. Die Republikaner gewannen Mississippi, Alabama, Kansas und Idaho. Florida ist ein typischer Swing State.


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