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Was sind Familienmodelle: Definition, Typen und ihre Bedeutung


familienmodelle

Der Begriff Familienmodell beschreibt, wie eine Familie zusammenlebt, also wie Rollen, Rechte und Pflichten darin verteilt sind und wie die Beziehungen der Familienmitglieder sich ins Gesamtsystem Familie eingliedern. Durch gesellschaftliche Entwicklungen wie die Industrialisierung, die Berufstätigkeit der Frau und die Anerkennung aller sexuellen Ausrichtungen haben sich gerade in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Familienmodelle gebildet.

Was bedeutet Familienmodell?

Das Familienmodell beschreibt, aus welchen Mitgliedern eine Familie besteht und wie ihre Beziehungen zueinander sind. Früher gab es nur ein Familienmodell: Väter arbeiteten und sicherten das Einkommen der Familie, Mütter waren für häusliche Aufgaben und die Erziehung der Kinder zuständig. Obwohl Frauen heutzutage genauso einer Berufstätigkeit nachgehen, zeigen Statistiken, dass häusliche Arbeiten übrigens auch heute noch oft an der Frau hängen und die Männer zwar mitarbeiten, aber weniger Verantwortung als die Frauen tragen.

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Dass frühere Familienmodelle so waren, hat vor allem mit der Evolution zu tun. Männer waren Jäger und sorgten dafür, dass die Familie zu essen hatte, während die Frauen Sammler waren und Beeren und Obst sammelten, vor allem aber das soziale Gefüge in der Familie in der Hand hatten. Die ersten großen Umbrüche gab es mit wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen während der Industrialisierung.

Natürlich haben sich schon vorher die Rollen der Frauen je nach Epoche leicht verändert. Jedoch mussten gerade in ärmeren Schichten nun auch die Frauen oft einer bezahlten Tätigkeit nachgehen, um die Familie zu ernähren. Außerdem gab es auch alleinstehende Frauen mit Kindern, da sie verwitwet waren, ihre Männer in Kriegen verloren hatten oder verlassen wurden und sich nun selbst finanzieren mussten. Somit gab es schon das zweite Familienmodell der alleinerziehenden Mutter.

Die folgenden gesellschaftlichen Entwicklungen wie die Emanzipation der Frau sorgten dafür, dass das klassische Familienmodell mit Vater, Mutter und Kind nicht mehr die Regel war. Scheidungen und Trennungen waren zwar gesellschaftlich verpönt, aber sie passierten. Hinzu kam die Anerkennung weiterer sexueller Ausrichtungen als der Heterosexualität. Homosexuelle können Kinder bekommen und eine Familie gründen, die nicht aus Mann und Frau besteht.

Heutzutage ist längst nicht mehr die Rede von Mann, Frau und Kindern, wenn von einer Familie gesprochen wird. Statistisch betrachtet bestehen die meisten Familien zwar immer noch aus den biologischen Eltern des Kindes oder die Eltern leben voneinander getrennt. Jedoch gibt es eine Vielzahl von Familienmodellen, die genauso anerkannt sind.

Warum gibt es Familienmodelle?

In früheren Jahrhunderten musste über das Familienmodell nicht nachgedacht werden, denn es war klar, dass zu einer Mutter auch ein Vater ihrer Kinder gehörte. Die einzige Ausnahme bestand darin, dass dieser bereits verstorben war oder sie verlassen hatte. Letzterer Fall war jedoch auch schon die Begründung, dass mehr als nur ein Familienmodell berücksichtigt werden musste. Die Anerkennung Alleinerziehender als eigenständige Familie war ein großer gesellschaftlicher Schritt – ganz zu schweigen von den anderen Familienmodellen, die darauf folgten.

Doch warum gibt es eigentlich das Familienmodell?
Zunächst ist es wichtig, auch andere Formen als die klassische Familie anzuerkennen und sie mit den gleichen Rechten auszustatten. Denn wer nicht als Familie gilt, weil beispielsweise ein Elternteil fehlt und nur noch der andere das Kind erzieht, kann beispielsweise auch nicht die staatlichen Leistungen beantragen, die einer Familie zustehen und die gerade in solchen Fällen wichtig sind. Soziologisch betrachtet ist das Bewusstsein über die verschiedenen Familienmodelle wichtig, um ihre individuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu verstehen und diese politisch sowie durch gezielte praktische Unterstützungsangebote lösen zu können.

Weiterhin ist die Anerkennung eines Familienmodells auch für das Selbstbewusstsein der Familie wichtig. Andernfalls würde die beteiligten Personen zwar zusammenleben, sich aber ständig fragen müssen: Wer sind wir eigentlich und auf welcher Grundlage leben wir zusammen? Das Bewusstsein, eine Familie zu sein, sorgt dafür, dass ihre Mitglieder sich gegenüber den anderen Familienmitgliedern so verhalten, Verantwortung für Sie übernehmen und Sicherheit und Geborgenheit geben.

Psychologisch wichtig kann das Familienmodell werden, wenn Probleme auftreten. Der Familientherapeut beginnt damit, zu verstehen, wie genau sich diese Familie zusammensetzt, wer zu ihr gehört und wie es dadurch zu Konflikten kommen kann. Eine Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil und neuem Partner hat beispielsweise ganz andere Sorgen und Nöte als ein gleichgeschlechtliches Paar mit Kindern.


In der Familientherapie wird häufig auf die systemische Therapie zurückgegriffen, bei der alle beteiligten Personen durch eine Schachfigur oder einen anderen Gegenstand repräsentiert und so auf eine Oberfläche gestellt werden, dass ihre Beziehungen deutlich werden. Ein abwesender Vater beispielsweise würde dabei ganz an den Rand der Familie gestellt werden, während ein liebevoller neuer Partner der Mutter viel näher bei der Familie aufgestellt würde. Auf diese Weise kann der Familientherapeut erkennen, in welchem Familienmodell sich seine Klienten befinden.

Wie haben sich Familienmodelle entwickelt?

In den meisten vorangegangenen Jahrhunderten gab es nur ein Familienmodell. Der Vater sorgte für das Überleben der Familie, indem er in der Steinzeit jagen ging und sich in späteren Jahrhunderten um das Einkommen der Familie kümmerte. Es kam durch den Tod des Vaters natürlich vor, dass eine Frau mit den Kindern alleine war – jedoch musste sie sich dann meist gezwungenermaßen schnell einen neuen Partner suchen, der sie versorgte. Auf Freiwilligkeit beruhte dieses Familienmodell nicht, es gab keine andere Wahl – vor allem nicht für Frauen.

Mit dem gesellschaftlichen Fortschritt gewann der freie Wille der Menschen an Bedeutung. Nun, da wichtige Aspekte des Überlebens wie die Ernährung, Behausung und Gesundheit ab dem Zeitpunkt der Industrialisierung immer weiter und besser sichergestellt waren, hatten Menschen sich Freiraum erkämpft, darüber nachzudenken, wie sie wirklich leben wollten.

In adeligen Kreisen war das natürlich schon davor so, wo sich Männer beispielsweise eine Geliebte nehmen konnte. Dennoch war die Industrialisierung der erste wichtige gesellschaftliche Fortschritt, der die Gesellschaft so absicherte, dass sie sich mehr Freiheiten auch für ärmere Schichten der Bevölkerung leisten konnte. In vielen Ländern bekamen Frauen beispielsweise die Witwenrente, wenn ihre Männer im Krieg fielen. Fiel diese hoch genug aus, konnten sie damit eine Weile sogar alleine überleben, wenn sie das wollten.

Genau gegenteilig verhält es sich in Kulturen, in denen noch konservative Einstellungen über das Familienleben vorherrschen. So ist es beispielsweise in manchen arabischen Ländern undenkbar, dass eine Frau lange unverheiratet bleibt oder ein anderes Familienmodell als das klassische wählt. Hier gibt es aus gesellschaftlichen Gründen weiterhin nur das klassische Familienmodell, in dem der Mann die Rolle des Versorgers annimmt und die Frau häusliche Aufgaben übernimmt.

Welche Familienmodelle gibt es?

Durch die gesellschaftlichen Freiheiten, die die meisten Länder in Europa genießen, kennen wir auch viele verschiedene Familienmodelle. Manche gibt es schon seit Jahrzehnten, etwa das Modell mit dem alleinerziehenden Elternteil. Selbst dann, wenn eine Familie aus Vater, Mutter und den Kindern besteht, kann es innerhalb dieser Konstellation verschiedene Familienmodelle geben.

Vater, Mutter und Kinder

Immer noch am häufigsten vertreten sind Familien, in denen sich der Vater und die Mutter gemeinsam um ihren Nachwuchs kümmern. Wir gehen für diesen Fall davon aus, dass es sich bei den Eltern in diesem Fall auch um die biologischen Eltern der Kinder handelt. Bei diesem Familienmodell kommen folgende Konstellationen vor:

  • Verheiratetes Ehepaar mit gemeinsamen Kindern
  • Unverheiratetes Paar mit gemeinsamen Kindern
  • Paare mit gemeinsamen, aber auch Kindern der Eltern aus früheren Beziehungen
  • arbeitender Vater und Hausfrau oder arbeitende Mutter und Hausmann
  • 50:50-Modell

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Eine Entwicklung der Neuzeit ist die Umverteilung der Familienarbeit. Es ist zwar noch eher die Ausnahme, aber es gibt Männer, die lieber voll in Elternzeit gehen, während die Mutter das Einkommen erwirtschaftet. Wollen hingegen beide arbeiten, kann das 50:50-Modell sinnvoll sein. Hier arbeiten beide Eltern zu gleichen Teilen und kümmern sich somit auch zu gleichen Teilen um die Familien. Auf diese Weise bleibt die Karriere des Elternteils nicht auf der Strecke, der die Familienarbeit allein übernimmt, da beide Eltern gleichermaßen Pflichten in der Familie haben.

Familien mit mehreren Generationen unter einem Dach

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Zur erweiterten Familie gehören auch die Großeltern. Früher war es normal, dass mehrere Generationen unter einem Dach lebten. In manchen Kulturen gilt es auch heute noch als üblich, dass pflegebedürftige Eltern bei ihren erwachsenen Kindern einziehen und auf keinen Fall ins Heim gehen. Das kann in getrennten Wohnungen passieren, es gibt jedoch auch Mehrgenerationenhäuser mit Gemeinschaftsräumen und privaten Bereichen. Hierzulande ist es eher selten, dass Familien über mehrere Generationen hinweg zusammenleben. Wenn, dann meist in einem größeren Haus, indem jede Kernfamilie ihren eigenen Wohnbereich hat. Häufig kommt das zustande, wenn die Eltern pflegebedürftig werden und es günstiger ist, sie zu Hause innerhalb der Familie zu pflegen.

Alleinerziehende


Alleinerziehende hat es schon immer gegeben, denn in früheren Jahrhunderten trat der Fall dann ein, wenn die Männer im Krieg fielen, an Krankheiten starben oder die Frau verließen. Sie hatten damals eine ganz andere Stellung als heute, denn jetzt werden sie anerkannt und staatlich besonders unterstützt und gefördert. Frauen, die mit Kindern aus einer Ehe hinterblieben waren, konnten je nach Jahrhundert und Land noch auf eine Witwenrente hoffen. Schwieriger war es für Frauen mit unehrlichen Kindern. Sie wurden schlimmstenfalls sogar gezwungen, ihre Kinder zur Adoption frei oder ins Kloster zu geben, um selbst nicht gesellschaftlich geächtet zu werden.

Patchwork-Familie

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Das Familienmodell Patchwork besteht aus einem Liebespaar, das jeweils eigene Kinder aus früheren Beziehungen mitgebracht hat. Es handelt sich entweder um das klassische Vater-Mutter-Modell oder auch um ein gleichgeschlechtliches Paar. Kennzeichnend ist, dass nicht alle Familienmitglieder miteinander verwandt sind, sondern durch die Beziehung des Elternpaars zueinander gehören. Häufig ist bei den neuen Partnern der Eltern von „Bonuseltern“ die Rede, da die biologischen Eltern ebenfalls eine Beziehung zu ihren leiblichen Kindern haben, aber nicht mehr als Familie zusammen leben und auch gar nicht durch den neuen Partner ersetzt werden sollen. Das Modell gibt es aber auch dann, wenn der Partner und das Elternteil der Kinder verstorben ist und nun ein neuer Partner da ist.

Gleichgeschlechtliche Paare mit Familien


Der einzige Unterschied besteht bei diesem Familienmodell darin, dass das Paar gleichgeschlechtlich ist. Es handelt sich also um zwei Frauen oder zwei Männer. Sie können miteinander verheiratet sein oder unverheiratet miteinander leben. Haben sie Kinder, können das entweder die biologischen Kinder eines oder beider Partner sein oder auch Adoptivkinder. In konservativen Kreisen wurde dieses Familienmodell lange kritisch gesehen, da sie die Frage aufwarfen, wie die Kinder damit zurechtkommen, zwei Mamas oder Papas zu haben. Tatsächlich aber wird Gleichberechtigung in allen Erziehungseinrichtungen mittlerweile so akzeptiert, dass selbst die Kleinsten schon das Modell der gleichgeschlechtlichen Familie kennen.

Adoptivfamilien


Familien entstehen nicht nur durch biologische Verwandtschaft, sondern auch durch Adoption. Meistens werden dabei die Kinder so früh wie möglich von einem Paar adoptiert. Adoptionen im Erwachsenenalter sind eher selten. Adoptionen gibt es auch in der Patchwork-Familie, wenn der neue Partner eine so wichtige Rolle für die Kinder einnimmt, dass er zum Elternteil werden möchte.

Wie sind die Familienmodelle vertreten?

In Deutschland ist das klassische Familienmodell bestehend aus Vater, Mutter und Kindern nach wie vor am häufigsten. Es gibt in Deutschland rund 8 Millionen Familien, davon sind bei 5,5 Millionen Familien die Eltern auch miteinander verheiratet und rund 843.000 Paare sind nicht verheiratet. Zudem gibt es 1,6 Millionen Familien, in denen ein Elternteil die Kinder alleine erzieht. In 1,5 Millionen Fällen ist das die Mutter – weitaus seltener entscheiden die Kinder, dass sie beim Vater leben wollen. Hinzu kommen rund 7000 gleichgeschlechtliche Paare.

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Über die Hälfte dieser Familien hat nur ein Kind. Familien mit zwei Kindern machen immerhin noch 36% der Familien aus, während Familien mit drei und mehr Kindern eher selten sind. Somit sind auch Großfamilien selten geworden, bei denen mehrere Generationen miteinander unter einem Dach leben. Es gibt noch rund 209.000 Familien, bei denen das der Fall ist – die Zahlen sinken, der Trend geht immer mehr zu kleinen Familiengemeinschaften unter dem gleichen Dach.
kind familien in deutschland

(Quelle: https://www.deutschland.de/de/topic/leben/wie-familien-in-deutschland-leben)

Fazit: Familienmodelle sind mehr als Vater, Mutter, Kind

Familien bestehend aus Vater, Mutter und Kindern sind das klassische Familienmodell.
Die Rollenverteilung innerhalb des klassischen und am häufigsten vorkommenden Familienmodells sieht meist immer noch die Frau in der Rolle der Familienarbeit.

Innerhalb von Familien mit Eltern und Kindern gibt es weitere eigenständige Familienmodelle.
Hinzu kommen Familienmodelle wie gleichgeschlechtliche Elternteile oder alleinerziehende Elternteile.


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