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Quantitative und qualitative Methoden der Psychologie

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Methoden werden innerhalb der wissenschaftlichen Psychologie dazu verwendet, um einen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Dazu nutzt die Psychologie entweder qualitative oder quantitative Methoden.

Denn der „Werkzeugkasten“ der psychologischen Forschung ist gefüllt mit diversen Messinstrumenten. Welche davon allerdings zum Einsatz kommen, wird durch das für eine Studie verwendete Forschungsparadigma bestimmt.

Was heißt das?
Bei einem quantitative Paradigma besteht bereits ein Modell bzw. Theorie, welche anhand von statistischen Daten überprüft oder bestätigt werden soll. Bei einem qualitativen Paradigma existiert dies noch nicht und soll anhand der Forschungsmethode gefunden werden.

Wird ein qualitatives Vorgehen unternommen, werden offene Interviews (Psychologie) oder Feldbeobachtungen eingesetzt. Das quantitative Paradigma hingegen geht mit Laborexperimenten oder psychologischen Tests einher.

Aber…
Aus dem früheren Paradigmenstreit um die größere Bedeutsamkeit für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn ist mittlerweile eine Zusammenarbeit beider Paradigmen geworden. Durch die Kombination verschiedener Methoden können die jeweiligen Vorteile genutzt werden, um ein vollständigeres Bild über einen bestimmten Forschungsgegenstand zu gewinnen.

Was sind wissenschaftliche Methoden und warum müssen diese auf die Ziele der Psychologie ausgerichtet sein?

Wissenschaftliche Methoden bilden einen Konsens und schaffen Vergleichsmöglichkeiten.
Denn mit wissenschaftlichen Methoden sind einheitlich definierte Vorgehen gemeint, die zum Erkenntnisgewinn genutzt werden können. In der Psychologie werden verschiedenste Forschungsmethoden zur Datenerhebung genutzt. Dabei wird ebenfalls zwischen dem quantitativen und qualitativen Paradigma unterschieden.

Vom Allgemeinen zum Speziellen

Das quantitative Forschungsparadigma geht von objektiv erfassbaren Gesetzmäßigkeiten aus und ist an die naturwissenschaftliche Forschungstradition angelehnt.

Die Erfassung und Messung einzelner Elemente soll zum Verständnis von deren Zusammenhängen führen. Am Anfang stehen dabei Theorien, aus denen Hypothesen abgleitet werden. Letztere werden mithilfe von quantitativen Untersuchungsmethoden geprüft.

Durch das Ergebnis der Hypothesenprüfung können Rückschlüsse auf die Korrektheit der Theorie gezogen werden. Bestätigen sich die hypothetischen Annahmen, gilt die Theorie vorläufig als bestätigt. Bei einer Ablehnung der Hypothese wird die Theorie falsifiziert, also als nicht haltbar bewertet.

Aus allgemeinen Theorien werden enger definierte Hypothesen abgleitet und geprüft. Es findet also eine Annäherung vom Allgemeinen zum Speziellen statt. Zum Einsatz kommen hauptsächlich standardisierte Fragebögen, Laborexperimente, psychometrische Tests und physiologische Messungen.

Der Forschende selbst kann in dieser standardisierten und eng durchstrukturierten Methode der Datenerhebung und -auswertung zum Störfaktor werden, da seine eigenen Erfahrungen und Interpretationen die Ergebnisse der Messungen beeinflussen können. Dieser Einfluss betrifft das Kriterium der Objektivität. Dazu findest du weiter unten im Text mehr.

Vom Speziellen zum Allgemeinen

Dem gegenüber steht das qualitative Forschungsparadigma.
Hierbei stehen keine einzelnen Elemente im Fokus, sondern die Ganzheit eines Sachverhalts. Es handelt sich also um eine holistische Sichtweise auf den Untersuchungsgegenstand.

Die Annahme des qualitativen Forschungsparadigmas besteht darin, dass psychische und soziale Phänomene nicht auf Basis von künstlich geschaffenen Laborsituationen untersucht werden können.

Stattdessen muss das jeweilige Phänomen in dessen Kontext betrachtet werden und auch die Sichtweisen der Betroffenen spielen eine wichtige Rolle. Zudem findet die Forschung hier weniger theoriegeleitet statt. Idealerweise sollen die Forscher vollkommen offen in die zu Situation gehen, um sämtliche Einflussfaktoren zu beachten.

Eine vorab festgelegte Theorie könnte den Blick zu sehr auf einen bestimmten Faktor einschränken, woraufhin andere übersehen werden. Die speziellen Beobachtungen in der alltäglichen Lebenswelt der Betroffenen dienen dann als Grundlage für allgemeine Theorien.

Der Forschende hat in diesem Paradigma nicht die Rolle eines Störfaktors, sondern er sollte möglichst Teil der individuellen Lebenswelt des Beforschten sein. Durch die so gewonnenen Eindrücke entsteht ein umfassenderes Bild.

Kombinierte Wege zum Ziel

Die Ziele wissenschaftlichen Psychologie sind das Beschreiben, Erklären, Vorhersagen und Verändern des menschlichen Erlebens und Verhaltens.

Um diese Ziele verfolgen zu können, bieten sich beide Forschungsparadigmen an. Doch auch eine Kombination aus beiden ist sinnvoll. Vor einigen Jahrzehnten herrschte noch ein Paradigmenstreit darüber, welche Methoden sich am besten für den Erkenntnisgewinn eigenen. Da alle Methoden sowohl Stärken als auch Schwächen haben, wird mittlerweile auch eine Kombination aus qualitativem und quantitativem Paradigma verwendet.

Dabei handelt es sich um den sogenannten Mixed-Methods-Ansatz. Durch die Integration verschiedener Ansätze ist der Forschungsaufwand zwar größer, doch gleichzeitig kann eine umfassendere und bessere Absicherung der Ergebnisse erzielt werden. Die Betrachtung eines Sachverhalts aus mehreren methodischen Perspektiven kann nun einmal auch mehr Informationen für die Ziele der Beschreibung und Erklärung liefern.

Die Schritte für die Ziele der Vorhersage und der Veränderung können im Forschungsprozess erst nach der Erhebung und Analyse der Daten unternommen werden. Mit welchen Methoden die Daten nun letztendlich erhoben wurden, ist erst einmal irrelevant.

An dieser Stelle kommt in der quantitativen Forschung die Inferenzstatistik zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe wird aus den erhobenen Daten die Wahrscheinlichkeit errechnet, mit der das in der Stichprobe untersuchte Phänomen auch auf die Population zutrifft.

Durch beispielsweise die Erkenntnisse aus Laborstudien können Aussagen über bestimmte Ursachen-Wirkungszusammenhänge gemacht werden. Wenn diese bekannt sind, lassen sich aufgrund dessen auch zum Beispiel verschiedene Therapiemaßnahmen oder Interventionen entwickeln. Diese Schritte richten sich an die Ziele des Vorhersagens und Veränderns.

Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften anhand der Ziele Verstehen und Erklären

Die Natur soll erklärt, die Seele verstanden werden.
Die qualitative und die quantitative Herangehensweise haben unterschiedliche Ursprünge. Während die Wurzeln der quantitativen Methoden eindeutig in der Naturwissenschaft liegen, setzen sich die Methoden der qualitativen Forschung aus vielen verschiedenen Ansätzen der Geisteswissenschaften zusammen.

Die Methoden des quantitativen Paradigmas zeichnen sich daher durch ein strukturiertes und standardisiertes Verfahren aus sowie durch die Erhebung numerischer Daten und deren statistischer Auswertung. Die quantitative Forschung startet bei einer Theorie, wohingegen die qualitative offen in die Forschung startet und erst aus den gemachten Beobachtungen heraus eine Theorie über den Sachverhalt bildet.

Zur Gewinnung von aussagekräftigen Daten werden in der qualitativen Forschung zum Beispiel Feldforschung oder Biografieforschung betrieben. Bei der ethnografischen Feldforschung befindet sich der Forschende selbst im Feld, welches den natürlichen Lebensraum der Untersuchungsperson darstellt. Er versteht das Alltagsleben der untersuchten Personen dadurch, dass er direkt daran teilnimmt.

Einzelne Elemente versus ganzheitliches Bild

Sowohl der naturwissenschaftliche als auch der geisteswissenschaftliche Ursprung machen sich in den Annahmen über den Erkenntnisgewinn bemerkbar.

Das spiegelt sich in den Methoden wider, jedoch auch in den Vorstellungen über den Sachverhalt an sich. Das quantitative Paradigma nimmt an, dass psychische Prozesse auf ihre einzelnen Elemente und Inhalte heruntergebrochen werden können.

Aufgrund dessen können sie in Experimenten untersucht und so auch kausale Wirkrichtungen entdeckt werden. Diese Entdeckungen können die Mechanismen psychischer Vorgänge erklären. Die qualitativen Annahmen beinhalten hingegen, dass diese Phänomene nur in ihrer Ganzheitlichkeit erfasst und verstanden werden können.

Was das Ziel des Erklärens angeht, so scheint dies eher eines der naturwissenschaftlichen Haltung zu sein. Der Philosoph und Psychologe Wilhelm Dilthey drückte die Trennung zwischen den beiden Wissenschaftszweigen folgendermaßen aus: „Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir“.

Warum ist die Psychologie auf eine Vielzahl wissenschaftlicher Methoden angewiesen?

Das menschliche Erleben und Verhalten ist zu komplex, um mit nur einer Methode erklärt werden zu können.
Die quantitativen Forschungsmethoden sind historisch älter und standardisierter als die des qualitativen Paradigmas. Hier werden Methoden zur Erhebung numerischer Daten genutzt, welche anschließend mittels statistischer Analyseverfahren ausgewertet werden.

Die Auswertung und Analyse der Daten erfolgt in der Regel computergestützt. Dabei kommt meistens eine Statistik-Software zum Einsatz. Erhoben werden die Daten anhand von möglichst repräsentativen Stichproben. Diese sollen möglichst alle Eigenschaften einschließen, die auch in der entsprechenden Population zu finden sind beziehungsweise vermutet werden.

Soll zum Beispiel ein bestimmtes psychisches Phänomen unter Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren (das wäre hier die Population) untersucht werden, wird auch nur eine Stichprobe mit Jugendlichen in diesem Alter zur Untersuchung herangezogen. Die aus den Stichprobendaten gewonnenen Schlussfolgerungen sollen dann auf die Population übertragen werden. Dabei handelt es sich um inferenzstatistische Schlüsse. Dabei wird eine Wahrscheinlichkeit berechnet, mit welcher der in der Stichprobe beobachtete Effekt auch auf die Population zutrifft.

Da die menschliche Psyche nicht mechanisch funktioniert und Vertreter des qualitativen Paradigmas die unzulängliche Übertragbarkeit von Laborerkenntnissen auf den Alltag kritisieren, bietet eine Kombination aus beiden Forschungsparadigmen ein breiteres Spektrum an Untersuchungsmethoden als nur ein Paradigma allein.

Während die quantitativen Erhebungsmethoden die kausalen Ursachen-Wirkungszusammenhänge aufzeigen, können die qualitativen Methoden das Bild über den Untersuchungsgegenstand vervollständigen. So kann beispielsweise im Forschungsprozess zunächst eine qualitative Vorstudie durchgeführt werden, an deren Ergebnisse dann eine quantitative Studie anknüpft.

Die qualitative Forschung bildet erst nach der Datenerhebung und -auswertung Theorien und Hypothesen. Da diese bei der Quantitativen am Beginn des Forschungsprozesses stehen, kann eine weitere Studie die aus der qualitativen Vorstudie stammenden Hypothesen statistisch überprüfen.

Prinzipien des methodischen Vorgehens in der wissenschaftlichen Psychologie

Das methodische Vorgehen in der Psychologie folgt bestimmten Gütekriterien. Diese bestehen aus Objektivität, Reliabilität und Validität und bauen hierarchisch aufeinander auf.

Die Objektivität in einem Forschungsprozess bezieht sich auf den Forschenden selbst. Wird beispielsweise ein psychologischer Test durchgeführt, muss der Testleiter sich (zumindest im quantitativen Paradigma) genau an die vorgegebenen und standardisierten Vorgaben zum Testablauf halten.

Das hat den Sinn, dass die Daten nicht durch die persönlichen Interpretationen des Testleiters beeinflusst werden. Andernfalls würden die Daten nicht das gemessene Konstrukt (zum Beispiel eine bestimmte Persönlichkeitseigenschaft) des Studienteilnehmers widerspiegeln, sondern wäre durch den subjektiven Einfluss des Testleiters verfälscht.

Es würden also verschiedene Werte bei der Messung herauskommen, wenn verschiedene Testleiter dasselbe Merkmal bei derselben Versuchsperson messen würden. Kurz gesagt: Ein Test objektiv, wenn er das zu messende unabhängig vom Testleiter misst.

Sofern die Objektivität gewährleitet ist kann sich der Reliabilität gewidmet werden. Diese gibt Auskunft über die Genauigkeit oder die Zuverlässigkeit des Messinstruments. Es stellt sich hier also die Frage, ob die Daten fehlerfrei erhoben werden oder ob irgendetwas die Erhebung beeinflusst.

Die Validität gründet sich auf der Objektivität und der Reliabilität. Werden diese beiden Gütekriterien erfüllt, stellt sich die Frage nach der Gültigkeit. Die Validität kann auch folgendermaßen definiert werden: Misst der Test wirklich, was er zu messen vorgibt? Es kann nämlich sein, dass ein Test zwar objektiv und reliabel ist und dennoch nicht das angestrebte Untersuchungsmerkmal erfasst.

So könnte bei einem Intelligenztest fälschlicherweise die Konzentrationsfähigkeit erhoben werden. Der Testleiter kann sich vorbildlich an die Vorgaben gehalten und der Test kann fehlerfrei gemessen haben – nur leider das falsche Konstrukt. Neben dieser Konstruktvalidität spielt auch die Kriteriumsvalidität eine nicht unbedeutende Rolle. Damit ist die praktische Anwendbarkeit gemeint: Lässt sich das Ergebnis der Messung vom Labor auf die Außenwelt übertragen?

Diese Gütekriterien sich notwendig, um brauchbare Datensätze zu generieren. Ohne verwendbare Daten können psychologische Phänomene nicht wissenschaftlich untersucht werden. Zusammenhänge blieben ungesehen oder würden fehlinterpretiert. Eine hohe Güte der verschiedenen Messinstrumente und -verfahren erlaubt demnach zuverlässige Schlussfolgerungen über psychologische Phänomene und damit auch das Verfolgen der psychologischen Ziele.


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