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Religion und Kulte in der Steinzeit


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Souskiou von heute

Im Südwesten Zyperns existierte bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. die Totenstadt (Nekropole) Souskiou-Vathyrkakas. Die Stadt Souskiou entstand während der Kupfersteinzeit. Das Besondere ist, dass neben dem Friedhof, auch ein gesonderter Heldenfriedhof existiert – welcher auf einem Berg – also in Himmelsnähe – angelegt worden ist. Neben zahlreicher Keramik fanden Archäologen auch Kreuze, welche als Schmuck getragen oder als Symbol aufgestellt worden.

Nach 3000 v.Chr. stirbt die Kultur der Steinzeitmenschen in Zypern aus und erst circa 1000 Jahre später begannen im Alten Ägypten vergleichbare Bestattungen. Das Kreuz als Symbol des Christentums gewinnt erst nach der Zeitenwende, also rund 3000 Jahre später, an noch größerer Bedeutung.

Religionsgeschichte der Steinzeit

Man kann mehrere große Abschnitte in der steinzeitlichen Religionsgeschichte ausmachen:

  • Vor mindestens 35.000 Jahren kam es zu den ersten Bestattungen, also einer bewussten Niederlegung der Toten – um diese für das Jenseits vorzubereiten.
  • Vor mindestens 12.000 Jahren entstanden mystische Rituale, wie Jagdzauber, Schamanismus oder Medizinzauber.
  • Venusfigurinen entstanden bereits in der Altsteinzeit. Ihre Ausbreitung nimmt etwa 8000 v.Chr. zu.
  • Etwa 5000 v.Chr. entstanden Zeichnungen von Personen, Symbolen – welche heute als gottähnlich interpretiert werden.
  • Etwa ab 5000 v.Chr. stellten Menschen an mehreren Orten sogenannte Hinkelsteine bzw. Megalith auf, welches wohlmöglich als Grabmal dienen sollten.
  • Ab 4000 v.Chr. differenziert sich die Glaubenskultur allmählich zu Opferkulturen mit unterschiedlichen Göttern bzw. geistigen Vorreitern.

Nun muss man bedenken, dass sich Kultur und Trends – nicht so wie heute – in wenigen Tagen oder Wochen ausbreiten, sondern über Jahrhunderte. Demnach sind die Zeitpunkte vom Ursprungs bzw. Ausbreitung eines neues Kults nicht zu vereinheitlichen, sondern können sich regional stark unterscheiden und demnach zeitlich kaum dimensioniert werden.

Erste Rituale und Religionspraktiken bereits bei Homo erectus

Der Fundplatz Bilzingsleben in Thüringen wurde auf ein Alter von etwa 400.000 Jahren datiert. Zu dieser Zeit war an Homo sapiens noch nicht zu denken. Doch Homo erectus breitete sich bereits über Asien und Europa aus.

In Bilzingsleben errichtete ein Gruppe von Homo erectus bereits erste Wohnbauten aus Stangen mit Fellen überzogen. Außerdem errichtete sie einen kreisrunden Bereich, welcher mit Steinen gepflastert wurde und einen Durchmesser von 9 Metern hatte. Im Nordwesten dieses Bereichs befand sich ein Amboss aus Stein, an welchem man mehrere Schädelreste und Knochensplitter fand.

Zwischen dem Steinamboss und dem Kreisplatz existiert eine Steinreihe, welche wohlmöglich ein Weg gewesen sein könnte. Laut dem deutschen Archäologen Dietrich Mania könnte der kreisrunde Bereich ein Ritualplatz gewesen sein. Ob Homo erectus dort tatsächlich Schädel von anderen Menschen aufschlug, um den Inhalt zu essen oder zu opfern – bleibt ungewiss.

Das Faszinierende an Bilzingsleben ist nicht der Kannibalismus, welcher dort stattgefunden hat oder nicht – sondern dass es wohlmöglich vor 400.000 Jahren ein Bewusstsein gab. Der Homo erectus von Bilzingsleben kannte ein planvolles Verhalten, nutzte verschiedene Strategien zur Ressourcennutzung, schuf ein Gemeindewesen mit Wohnbauten, war zum abstrakten Denken fähig und verfügte wohlmöglich bereits über eine Sprache.

Der Glaube an Gott als angeborene Idee

Laut dem französischen Philosophen René Descartes ist die Idee von einem Gott angeboren und wurde nicht im Laufe der Menschheitsgeschichte erworben.

In der Archäologie versucht man die Entstehung der Gottesidee zu rekonstruieren. Da diese Idee allerdings älter als die Schrift ist, gibt es keine Dokumente – welche belegen können, wo und wann diese Vorstellung gereift ist oder ob diese tatsächlich immer Teil der menschlichen Gedankenwelt war. Somit bietet der Ursprung einer Gottesidee sehr viel Raum für Interpretationen und Spekulationen.

Als Indiz, dass bereits in der Steinzeit die Vorstellung von Gott existierte – dienen Venusfigurinen. Diese Figuren bzw. Statuen stellen Frauenkörper dar und entstanden in der jüngeren Altsteinzeit vor 35.000 Jahren. Einige Historiker nehmen an, dass die Statuen eine Muttergöttin verkörpern.

Diese Muttergöttin bzw. Große Mutter soll die Schöpferin der Erde und all ihrer Bewohner gewesen sein. Sie soll Macht und Einfluss auf ihre Geschöpfe ausüben und demnach die Welt kontrollieren.

Die späteren Hochkulturen des Altertums verehrten ebenfalls Göttinnen, welche eine Abwandlung oder auch Weiterentwicklung der Großen Mutter gewesen sein könnten. So existiert in der nordischen Mythologie der Germanen und Wikinger eine Urkuh, namens Audhumbla, welche als Urgöttin betrachtet wird. Diese Urgöttin leckte die ersten Riesen und Vorfahren der Asengötter aus einem Salzstein und ließ diese dann von ihrer Milch trinken.

In der griechischen Mythologie verkörpert Gaia die Erde selbst. Sie ist die einzige Urgöttin – welche ohne Befruchtung aus dem Chaos entstand. Die Römer verehrten die Magna Mater (deutsch: Große Mutter). In der finnischen Mythologie wird Ilmatar, ein weibliches Geistwesen erwähnt, welches die Welt erschuf. Als Mutter der Schöpfung wird in der sumerischen Mythologie die Göttin Nammu genannt, welche gleichzusetzen ist mit Tiamat aus der babylonischen Schöpfung.

Demnach war Gott kein Mann, sondern eine Frau. Diese Interpretation liefert zugleich die Grundlage für eine weitere Diskussion, wonach die Urgesellschaft ein Matriarchat gewesen sein könnte mit Steinzeitfrauen an der Machtspitze. Allerdings sind sowohl die Venusfiguren-Deutungen, diverse Mythologien, als auch die Matriarchat-Hypothese durchaus umstritten.

Schöpfungskult wird zum Bestattungskult

Die Vorstellung eines Gottes ist gleichzusetzen mit Schöpfung, also mit der Frage: Wo komme ich her? Und dies führt unweigerlich zur nächsten Frage: Wo gehe ich nach meinem Tod hin?

Für Historiker und Archäologen sind Bestattungen immer ein Indiz für ein Bewusstsein, welches auf das Jenseits konzentriert ist. Die ältesten bewusst vorgenommenen Bestattungen fanden vor mindestens 90.000 Jahren, aber vielleicht sogar vor 120.000 Jahren, in Israel statt.

Die Orte dieser prähistorischen Bestattungen waren die Kafzeh-Höhle, südlich vom heutigen Nazareth gelegen und die Skhul-Höhle, welche südlich von Haifa liegt. Für beide israelischen Höhlen nimmt man an, dass die Bestattungsriten vom Cro-Magnon-Menschen (Homo sapiens-Linie) abgehalten wurden.

Allerdings sind ähnliche und sogar gleiche Bestattungsformen auch vom Neandertaler bekannt. In der Shanidar-Höhle im Irak, fand man zwischen 1957 und 1960 die Überreste von 9 Neandertalern, deren Alter zwischen 45.000 und 60.000 Jahren beträgt.

Zudem stieß man auf eine hohe Konzentration von Blütenpollen, weshalb einige Archäologen annahmen – dass es zu Blumenbestattungen unter den Neandertalern gekommen war. Im Jahr 2023 bekam man allerdings heraus, dass die Pollen von Wildbienen in die Höhle getragen werden. Und in der Sedimentschicht der Neandertalerzeit fand man ebenfalls Bienennester, weshalb eine Blumenbeerdigung ausgeschlossen werden kann.

Im Jahr 2020 fand man weitere Neandertaler-Überreste in Shanidar, die die Vorstellung untermauern, dass die Leichen absichtsvoll bestattet worden. So wurde bspw. die linke Hand einer Leiche unter dem Kopf platziert und die rechte war zur Faust geballt.

Ein ähnlicher Fund ist bereits seit 1945 bekannt. Damals fand man in der Teschik-Tasch-Höhle in Usbekistan die Überreste eines männlichen Neandertaler, welche im Alter von 8 oder 9 Jahren gestorben und bestattet sein musste.

Eine Datierung des Neandertaler-Jungen ergab ein Alter von etwa 70.000 Jahren. Aufgrund des Jungen datiert man heute, dass der Neandertaler vor 70.000 Jahren damit begann, seine Toten zu bestatten.

Ob es sich um das Grab eines Homo sapiens oder eines Neandertalers handelt, erkennen Archäologen oftmals an den Grabbeigaben.

Grabbeigaben und Bestattungsformen in der Steinzeit

Grabbeigaben in den Steinzeitgräbern lassen die Vermutung zu, dass eine Jenseitsvorstellung bereits damals existierte. Als Grabbeigaben dienten Werkzeuge, Waffen, Schmuck und Lebensmitteln – welche wohlmöglich dem Toten mitgegeben wurden, damit dieser im Jenseits eine Ausstattung hätte, um dort seine irdischen Bedürfnisse zu befriedigen.

älteste Grabstätte in Deutschland

Das älteste Grab bzw. die älteste Bestattung, die in Deutschland stattfand, befand sich in der Klausenhöhle in Bayern. Dort entdeckten die Prähistoriker Hugo Obermaier, Ferdinand Birknert und Paul Wernert am 4. Oktober 1913 das männliche Skelett eines anatomisch modernen Menschen. Eine Datierung ergab ein Alter von 20.269 bis 439 v.Chr., wodurch das Skelett zum ältesten Bestattungsakt auf deutschen Boden wurde.

Die Leiche war zum Zeitpunkt des Todes zwischen 30 und 40 Jahre alt. Niedergelegt wurde der Tote in gestreckter Rückenlage. Der linke Arm war angelegt und der rechte Arm aufs Becken positioniert wurden. Umhüllt war die Leiche mit Rötelstein, welches die Bandkeramische Kultur in der Jungsteinzeit zur Einfärbung von Verstorbenen nutzte. Als Grabbeigabe erhielt der Tote einen Glätter aus der Rippe eines Huftiers.

Das Doppelgrab von Oberkassel

Im Jahr 1914 entdeckten Steinbrucharbeiter die Überreste eines 50-jährigen Mannes und einer 20 bis 25-jährigen Frau bei Oberkassel (Bonn). Im Grab wurde außerdem ein Hundeskelett und einige bearbeitete Tierknochen entdeckt. Eine Datierung ergab ein Alter der Skelette von etwa 12.000 – 11.350 v. Chr..

Eine nähere Untersuchung des Hundeskeletts brachte Erkenntnisse darüber, wann der Wolf in Europa zum Haushund domestiziert wurde.

Als Grabbeigaben wurde ein Schaber – der sich unter dem weiblichen Schädel befand – und deshalb als Haarpfeil (Schmuckstück) fehlinterpretiert wurde, mitgegeben. Außerdem wurde eine aus Geweihschaufeln geschnitzte Figur eines Tierkopfes und der Penisknochen eines Bären mitgegeben. (unten mehr)

Das Grab der Red Lady of Paviland

Im Jahr 1823 entdeckte man in einer Kalksteinhöhle auf der Gower-Halbinsel (Wales, Großbritannien) das Skelett eines modernen Menschen (Homo sapiens), welcher vor 30.000 Jahren dort bestattet wurde.

Der Fundort war Paviland und die Knochen waren vom Ocker rotgefärbt. Dies führte zur Namensgebung des Fossils.

Als Grabbeigaben wurde Elfenbein und Perlen zugegeben, weshalb der Finder des Skeletts, namens William Buckland, glaubte – dass es sich um einen Frauenkörper gehandelt haben muss. Später kam heraus, dass die Red Lady eigentlich ein Mann war – welcher zum Zeitpunkt seines Todes ungefähr 21 Jahre alt war.

Der Goldrausch von Warna

Warna ist ein Ort in Bulgarien. Bedeutend ist dieser Ort wegen eines Gräberfeldes, welches in der Kupfersteinzeit angelegt wurde und dass sich aufgrund von Goldbeigaben von anderen Grabstätten deutlich abhebt.

Das Gräberfeld von Warna wurde 1972 von einem Bauarbeiter bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt. Zwischen 1972 und 1991 fanden diverse Ausgrabungen statt. Insgesamt wurden Anhaltspunkte für über 294 Einzelgräber gefunden, welche auf ein Alter von 4590–4340 v. Chr. datiert werden konnten.

Über 300 Schmuckstücke konnten sichergestellt, darunter Armreifen, Stirnreifen und Halsketten. Viele der Schmuckstücke sind aus Gold oder Kupfer gefertigt wurden. Außerdem wurden über 600 Keramikstücke sichergestellt, welche teilweise mit Goldfarben verziert wurden.

Das als Nr. 43 gekennzeichnete Grab sticht aus der Masse heraus. Dort lag das Skelett eines 1,7 m großen Mannes, welcher zwischen 40 und 50 Jahre alt war. Umgegeben ist die Bestattungsstelle mit 990 Schmuckstücken aus Gold, sowie Knochenschmuck und Tongefäßen. Man nimmt an, dass dies das Grab des Anführers oder des Priesters gewesen sein muss. Beerdigt wurde der Mann mit einem Zepter aus Gold. Auf seinem Penis befand sich ein goldener Aufsatz.

Infolge des Fundes kam es zu einem Rausch an Meldungen, zu TV-Dokumentationen und Berichten im National Geographic Magazin. Die Goldobjekte wurden Archäologischen Museum in Warna und im National Historischen Museum in Sofia ausgestellt. In den 1980er Jahren wurden einzelne Goldobjekte in Museen nach Deutschland, Frankreich, Kanada, Israel und Italien verliehen.

Aufstellen von Grabmälern als Erinnerung und Achtung der Toten

Ein Grabmal kann ein Stein, eine Tafel oder irgendetwas anderes sein, um das Grab eines Verstorbenen zu markieren. Dadurch kann die Bestattungsstelle wiedererkannt werden und Angehörigen können am Grabmal den Toten gedenken bzw. sich an ihn/sie erinnern.

Angetrieben von der Jenseitsvorstellung entstanden bereits in der Steinzeit erste Grabmäler. Belegbar sind diese für die Jungsteinzeit (etwa 6000 v.Chr.). So gilt die Aufstellung von Hinkelsteinen bzw. Menhiren als eine Form der Grabmalkultur. In einigen Regionen, wie bspw. dem Alpenraum, wurden Lochsteine als Grabmäler aufgestellt.

Zu den ältesten Megalithen gehören jene vom Hochrhein. Diese wurden vor 7000 Jahren aufgestellt. Der Menhir von Degernau (Baden-Württemberg) ist ein Großsteingrab, dessen Aufstellung wahrscheinlich in die Epoche der Horgener Kultur während der Jungsteinzeit fällt.

Tierkult und Höhlenmalerei

Die ersten Höhlenmalereien entstanden vor etwa 35.000 Jahren. Als eine der ersten Gemäldehöhlen Europas wird die spanische Höhle El-Castillo genannt. Viele prähistorische Künstler verwendeten Tiersymbole. Und sehr häufig wurden besonders starke Tiere als Motiv gewählt. So etwa Bison, Löwen, Mammuts, Wildpferde, Stiere oder Nashörner.

Man nimmt an, dass die Motivwahl einen Grund gehabt haben muss. So wird darüber spekuliert, dass die Steinzeitmenschen diese Tiere malten, um diese zu bannen. Durch den Zauberbann der Malerei sollten diese dann leichter zu fangen sein. Da aber circa 60 % aller gemalten Tiere nicht vom Steinzeitmenschen wirklich gejagt und gefressen wurden, ist die Jagdzauber-Hypothese äußerst umstritten.

Eine zweite Hypothese beschreibt, dass die Höhlenmalerei dazu diente, den Tieren zu huldigen. Demnach könnten die Tiere als gottähnlich angesehen wurden sein. Da auch Mischwesen als Tier-Mensch-Hybride gezeichnet wurden, welche sicherlich Schamanen darstellen sollten, könnten diese Priester oder Zauberer als tierähnlich bzw. gottähnlich innerhalb der Gemeinde angesehen wurden sein.

Eine dritte Theorie beschreibt, dass die Menschen in der Steinzeit von der Natur lebten und enger mit ihr verbunden waren. Immer dann, wenn sie ein Tier töten mussten, malten sie es an die Wand – um ihre Dankbarkeit, Wertschätzung auszudrücken. Vielleicht hat in der Vorstellung der Steinzeitmenschen das Malen des getöteten Tieres auch dazu beigetragen, dass sich die Tierwelt wieder erholt – dass das getötete Tier ins Jenseits übergeht oder wiedererwacht.

Alle eben aufgeführten Theorien sind durchaus umstritten. Und so auch die Theorie, dass die Kunst in den Höhlen lediglich dazu diente, die Menschen zu unterhalten. Aber die Kino-Hypothese hat sogar ein internationales Forschungsprojekt angestoßen. Das Forscherteam untersucht dabei die Felsbilder von Valcamonica unter der Leitung von Frederick Baker (Regisseur und Archäologe).

Bärenkult

Als Bärenkult bezeichnet man religiöse Riten und Gebräche, welche einen Bären entweder physisch (Opferung) oder gedanklich (Verehrung, Anbetung, Opferdarbietung) einbeziehen. Einige Theorien zur frühmenschlichen Religionsausübung beschreiben, dass sowohl Homo sapiens als auch der Neandertaler einen Bärenkult nachgingen. Aber auch diese Theorien sind umstritten.

Ein Befürworterin des Bärenkults war der rumänische Religionswissenschaftler Mircea Eliade. Als Indiz für einen Kult um Bären wird von Befürwortern immer wieder genannt, dass in Steinzeithöhlen neben Menschenskeletten auch Bärenskelette gefunden wurden.

In diversen Mythologien der Frühgeschichte existieren zudem Erzählungen, dass die Menschheit vom Bären abstammt oder dass einzelne Götter von einem Bären aufgezogen wurden. In der nordischen Mythologie kennt man bspw. den Berserker, einen überaus starken Krieger, welcher mit Bärenfell behangen ist. Der Urspung des Berserker als Mischwesen zwischen Mann und Bär wird allerdings ebenfalls diskutiert.

Schamanismus in der Steinzeit

Ein Schamane ist ein spiritueller Spezialist, welcher eine Verbindung zur Geisterwelt herstellen kann, über kultisch medizinische Fähigkeiten verfügt und dessen Wahrnehmung über das Menschliche hinausgeht. Je nach Kultur werden Schamanen auch als Seher, Medizinmann, Geister- oder Totenbeschwörer bezeichnet.

Ob die Vorstellung eines Gottes tatsächlich in der Steinzeit bereits existiert hat, ist wissenschaftlich nicht vollends belegbar. Dass die Menschen allerdings eine Vorstellung von Mischwesen hatten, welche als Hybrid zwischen Mensch und Tier auftraten, beweisen die Höhlenmalereien und angefertigte Kleinkunst – wie der Löwenmensch von Hohlenstein-Stadel.

Mitunter wird auch eine direkte Verbindung zwischen dem prähistorischen Schamanismus und der Höhlenmalerei diskutiert. Denn auch prähistorische Schamanen konnten einen Trance-Zustand herstellen, um in die sogenannte Geisterwelt einzutreten. Die Erlebnisse dieser Bewusstseinsänderung wurden – laut den Anhängern dieser Theorie – als Visionen gedeutet, welche dann an den Felsbildern der Höhlen gemalt wurden.

Umwälzung der steinzeitlichen Kultur am Ende der Jungsteinzeit

Unter einigen Historikern und Sprachwissenschaftlern wird eine Vermutung diskutiert, wonach das steinzeitliche Europa bis 4400 v.Chr. oder 2200 v.Chr. friedlich existierte. Dann kamen die sogenannten Kurganvölker aus dem Gebiet des heutigen Russlands, brachten den Krieg nach Westeuropa und veränderten die Kultur nachhaltig.

Eine bedeutende Anhängerin dieser Kurgan-Hypothese war Marija Gimbutas. Laut ihr existierte vor der kurganischen Expansion eine sogenannte Urheimat bzw. ein Ureuropa mit einem Matriarchat (Mutterherrschaft) als Gesellschaftsform.

Die Kurganvölker des Osten sprachen die indogermanische Sprache, wurden als Patriarchat (Männerherrschaft) geführt und hatten bereits das Pferd domestiziert. Als berittene Krieger überfielen sie dann in mehreren Expansionswellen das friedliche Westeuropa und unterwarfen dieses bis 2.200 v.Chr.

Laut Gimbutas kam so die indogermanische Sprache nach Westeuropa und verdrängte die Protosprache Ureuropas. Außerdem wurde die Bestattungskultur verändert. Denn die Megalithkultur, welche auf ein Familienbegräbnis unter den Steinbrocken ausgerichtet wurde, musste den Hügelgräbern mit nur einer Person weichen. Außerdem kam es zu einer mythologische und religiösen Expansion durch die Indogermanen.

Zusammenfassend formuliert die Kurgan-Hypothese, einen sehr rapiden und schnellen Umsturz europäischer Gesellschaftsstrukturen zwischen 4400 und 2200 v.Chr., dem die 7000 Jahre alte jungsteinzeitliche Kultur Westeuropas zum Opfer fiel.

Ausdifferenzierung der Götterwelt

Ab 4000 v.Chr. kam es zu einer Differenzierung der indogermanischen Opferkultur. So basiert die frühe slawische Mythologie auf eine Verehrung von Naturgeistern. Die keltische Mythologie stellt Schamanen (Druiden), Opferkulte und Helden in den Mittelpunkt, ähnlich wie die nordische Mythologie in Nordeuropa.

Im Baltikum wurde die Verehrung einer Muttergöttin länger erhalten mit Saule als Sonnengöttin und Žemyna als Erdmutter.


Weitere Artikel zur Steinzeit, findest du auf unsere Übersichtsseite. Außerdem werden dort die wichtigsten Fragen und Antworten zur Steinzeit beschrieben.


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