17 Unterschiede zwischen Hase und Kaninchen
Echte Hasen und Kaninchen sind jeweils eigene Gattungen der Familie der Hasen. Sie unterscheiden sich im Körperbau und ihrem Sozialverhalten stark voneinander, obwohl sie häufiger miteinander verwechselt werden. Die wichtigsten Unterschiede sind die koloniale Lebensweise und die Nesthockerjungtiere der Kaninchen gegen den Hasen als Einzelgänger und seinen nestflüchtenden Nachwuchs. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal sind die Beine, welche beim Hasen länger sind. Hinzu kommen aber 16 weitere Unterscheidungsmerkmale, welche wir jetzt vorstellen werden.
Inhalt
Was sind Hasen und Kaninchen?
Die Echten Hasen (Lepus) sind eine Gattung innerhalb der Familie der Hasen (Leporidae). In dieser Familie befinden sich auch die Gattungen der Kaninchen (Oryctolagus). Es handelt sich hierbei um kleine Säugetiere, die sich, bis auf die Antarktis, auf allen Kontinenten verbreitet haben.
Von den Echten Hasen gibt es etwa 30 verschiedene Arten. Die Kaninchengattungen umfassen neun verschiedene Arten.
Die Begriffe „Kaninchen“ und „Hase“ werden teilweise synonym verwendet, obwohl es sich dabei um zwei verschiedene Gattungen handelt.
Innerhalb dieser Gattungen haben die Tiere zwar viele Gemeinsamkeiten, aber auch diverse Unterschiede. So handelt es sich bei allen Kaninchen und Hasen um pflanzenfressende Fluchttiere. Sie unterscheiden sich aber in allen Lebensbereichen voneinander. Teilweise fallen dabei richtige Gegensätze in Verhalten oder Lebensweise auf.
Unterschiede im Körperbau
Körpergröße und -gewicht
Fast alle Arten der Echten Hasen sind größer und schwerer als die Arten innerhalb der Gattung der Kaninchen. So wiegen beispielsweise Feldhasen bis zu 7 kg, während Wildkaninchen lediglich 1 bis 3 kg auf die Waage bringen.
Es gibt zwar auch kleinere Hasenarten, wie beispielsweise den Burmesischen Hasen. Dieser wiegt durchschnittlich 2 bis 2,5 kg. Insgesamt sind Hasen aber schwerer als Kaninchen.
Das höhere Körpergewicht von Hasen zeigt sich auch in ihrer Körpergröße. Die meisten Hasen werden 50 bis 70 cm lang. Kaninchen bleiben normalerweise darunter. Sie messen lediglich 20 bis 40 cm Körperlänge.
Körperform
Der auffälligste Unterschied im Körperbau ist der lange, schlanke Körper der Hasen. Während Kaninchen rundlich und gedrungen aussehen, haben Hasen lange Beine, mit denen sie sich auch gehend fortbewegen. Kaninchen hoppeln hingegen hauptsächlich, weil es ihnen mit ihren kurzen Vorder- und Hinterbeinen gar nicht anders möglich ist.
Löffel
Kaninchen und Hasen haben lange Ohren, die man Löffel nennt. Die Ohren der Hasen sind aber um einiges größer und länger als die der Kaninchen. Die des Feldhasen werden 8 bis 13 cm lang. Mit 6 bis 8 cm bleiben die Löffel des Wildkaninchens leicht darunter.
Zuchtvarianten des Kaninchens sind hierbei ausgenommen. Den Weltrekord für die längsten Ohren hielt nämlich ein Widderkaninchen aus England. Seine Löffel waren 79 cm lang. Die Ohren dieser Kaninchenrassen sind allerdings extra länger gezüchtet.
Blume
Die Blume bezeichnet das Schwänzchen von Hasen und Kaninchen. Es hat häufig eine helle oder weiße Unterseite, während die Oberseite der restlichen Fellfarbe (meist bräunlich oder grau) angepasst ist.
Die Blume der Hasen ist hierbei deutlich größer als die der Kaninchen. Zusätzlich kann sie mit einem schwarzen Rand umrahmt sein und wird nach unten geklappt getragen.
Bei Kaninchen ist die Blume kleiner und nach oben geklappt. Der schwarze Rand fehlt.
Hinterbeine
Sowohl Hasen als auch Kaninchen verfügen über kräftige Hinterbeine. Die der Kaninchen sind hierbei allerdings deutlich kürzer und sehen nicht so leistungsstark aus. Dem Hasen sieht man seine Schnelligkeit hingegen direkt an.
Ein Hase hat lange Hinterbeine, mit denen er Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h erzielt. Das Kaninchen bleibt knapp dahinter. Trotz seiner kurzen Beine läuft es bis zu 50 km/h.
Unterschiede beim Lebensraum
Standorttreue
Kaninchen bleiben häufig ein Leben lang an einem Standort. Hasen wechseln ihren Lebensraum häufiger. Zusätzlich begrenzt sich der Umkreis, in dem sich ein Kaninchen bewegt, auf wenige 100 m. Hasen legen deutlich längere Wege zurück.
Offene Felder vs. Deckung
Während man Kaninchen in deckungsreichen Gebieten findet, bevorzugen Hasen das offene Feld. Dies sind bei Weitem nicht die einzigen Lebensräume der Säugetiere. Sie sollen hier nur zum Demonstrieren der Unterschiede dienen.
Neben offenen Flächen kommen für sie noch Waldränder infrage. Kaninchen halten sich lieber in hügeligen Gebieten und Parks auf.
Sand vs. Wiesen
Obwohl sich Kaninchen und Hasen von Pflanzen ernähren, leben Kaninchen gern auf trockenen Sandböden. Hasen zieht es dort nicht hin. Sie bleiben auf Wiesen. Von diesen halten sich wiederum die Kaninchen fern. Nur, wenn sie dort ausreichend Deckung vorfinden, lassen sie sich doch dort nieder.
Unterschiede in der Ernährung
Baumrinde vs. Gemüse
Kaninchen und Hasen sind Pflanzenfresser. Sie ernähren sich von allen genießbaren Pflanzen, die in ihrem Lebensraum vorkommen. Ihre unterschiedlichen Vorlieben dabei führen gleichzeitig zu einer leicht unterschiedlichen Ernährung.
So fressen Hasen gerade im Herbst und Winter die Rinde junger Bäume ab. Weil sich Kaninchen kaum im Wald aufhalten, steht Baumrinde nicht auf ihrem Speiseplan.
Dafür leben sie gern in der Nähe der Menschen. Sie halten sich in Gärten auf und fressen dort angebautes Gemüse weg. Gemüse, bis auf auf Äckern angebautes, fressen Hasen hingegen weniger, weil sie kaum Zugang dazu haben.
Unterschiede im Sozialverhalten
Einzelgänger vs. Kolonie
Hasen leben als Einzelgänger und finden sich nur zur Paarungszeit zusammen. Dabei kommt es zu Kämpfen, weil normalerweise eine Häsin von mehreren Rammlern verfolgt wird. Diese treten und boxen sich, bis alle bis auf einen das Feld räumen. Nach der Paarung gehen die Tiere wieder getrennte Wege.
Kaninchen leben ganzjährig in großen Kolonien zusammen. Zehn bis 20 Tiere sind dabei keine Seltenheit, wobei für gewöhnlich mehr weibliche Tiere zu finden sind. Die Kaninchen folgen dabei einer klaren Rangordnung. Ein Rammler dominiert über die anderen Männchen, eine Häsin über die anderen Weibchen. Während der Paarungszeit kann es trotzdem dazu kommen, dass die übrigen Männchen einer Kolonie versuchen, ein Weibchen zu decken. Da sowohl Hasen als auch Kaninchen sehr fruchtbar sind, führt eine Paarung besonders häufig zu einer Trächtigkeit.
Auch außerhalb der Paarungszeit pflegen Kaninchen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie putzen einander, schlafen oder ruhen gemeinsam und spenden einander Wärme.
Domestizierung
Alle lebenden Hauskaninchen stammen vom Wildkaninchen ab. Dies ist die einzige Art, die sich domestizieren lässt. Selbst die Deutschen Riesen, Rassen, die über 7 kg wiegen können, sind auf das Wildkaninchen zurückzuführen. Man erkennt das, trotz ihrer Größe, die eher an Hasen erinnert, an ihrem plumpen Körperbau mit den kurzen Hinterbeinen.
Hasen lassen sich nicht zähmen und als Haustiere halten. Vermutlich hängt das unter anderem mit ihrem Sozialverhalten zusammen.
Unterschiede in der Lebensweise
Lebenserwartung
Die Lebenserwartung von wild lebenden Hasen und Kaninchen variiert stark. Sie ist vom Futterangebot, den Witterungen und der Dichte der Fressfeinde wie Raubvögeln und Füchsen oder Mardern abhängig. Dadurch sterben viele Jungtiere bereits in ihrem ersten Lebensjahr.
Schaffen sie es darüber hinaus, können Hasen in der Wildnis bis zu zwölf Jahre alt werden. Kaninchen schaffen es normalerweise nur auf etwa neun Jahre. Die Hauskaninchen unterscheiden sich da kaum in ihrer Lebenserwartung von ihren wilden Verwandten.
Bau vs. Mulde
Ein auffälliger Unterschied ist der der Behausung. Kaninchen bauen unterirdische Tunnel mit mehreren Höhlen. Hasen graben lediglich Mulden, in die sie sich legen, um sich zu tarnen.
Die Kaninchen verbringen viel Zeit unterirdisch. Ihre Baue verfügen über mehrere Ausgänge, durch die sie bei Bedarf flüchten können. Sie entfernen sich normalerweise nicht weiter als 200 m von ihrem Bau und graben bis zu 3 m tief.
Flucht vs. Versteck
Nähert sich ein Fressfeind, ergreifen sowohl Hasen als auch Kaninchen die Flucht. Kaninchen rennen dabei aber direkt zu ihrem Bau und suchen Schutz in ihren unterirdischen Gängen. Hasen versuchen, den Räuber durch eine lange Flucht, bei der sie sich hakenschlagend fortbewegen, abzuschütteln. Dabei springen sie auch plötzlich hoch in die Luft, um ihren Angreifer zu verwirren.
Das Kaninchen bevorzugt also das Versteck gegenüber der Flucht übers offene Feld. Mit seinem weit verzweigten Bau hat es dafür auch gute Voraussetzungen. Dringt ein Feind in den Bau ein, bringt das Kaninchen sich und seinen Nachwuchs durch einen Ausgang in Sicherheit. Raubtiere, die in Kaninchenbaue eindringen können, sind beispielsweise Schlangen und Frettchen, die es auf die Jungtiere abgesehen haben.
Unterschiede bei Trächtigkeit und den Jungtieren
Häufigkeit
Hasen und Kaninchen sind dafür bekannt, sich stark zu vermehren. Dabei hilft ihnen die Fähigkeit, mehrere Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien gleichzeitig auszutragen. Die Häsin, sowohl beim Hasen als auch beim Kaninchen, hat in ihrer fruchtbaren Phase alle paar Tage einen Eisprung. Dadurch, wenn sie regelmäßig gedeckt wird, finden die Spermien häufiger eine befruchtungsfähige Eizelle in der Gebärmutter vor.
Beide Gattungen kommen so auf mehrere Würfe pro Jahr. Hasen haben drei bis viermal jährlich Nachwuchs. Bei Kaninchen können es vier bis sechs Würfe sein.
Die häufigen Würfe sind nur durch eine kurze Tragzeit möglich. Bei Hasen beträgt diese etwa 40 Tage. Kaninchen bringen ihren Nachwuchs bereits nach 30 bis 32 Tagen zur Welt.
Wurfplatz und -stärke
Der Wurfplatz ist bei Kaninchen unterirdisch. Die Häsin nutzt eine Höhle im Bau der Kolonie oder gräbt sich selbst eine. Sie verschließt diese und bringt dort geschützt ihre Jungen zur Welt. Der Hase bleibt oberirdisch und benutzt für die Geburt die gegrabene Mulde im Boden.
Bei Kaninchen sind Würfe mit drei bis acht Jungtieren normal. Selten können es auch deutlich mehr, bis zu 15 Tiere, umfassen. Hasen haben deutlich weniger Nachwuchs. Pro Wurf sind es ein bis drei Jungtiere.
Lebensweise der Jungtiere nach der Geburt
Nach der Geburt unterscheiden sich die Jungtiere von Hase und Kaninchen enorm. Die des Hasen haben Fell, ihre Augen sind geöffnet und sie können hören. Bereits Minuten nach ihrer Geburt bewegen sie sich laufend fort und verlassen die Mulde, in der sie geboren wurden. Dennoch bleiben sie von ihrer Mutter abhängig, die die Jungen mehrere Wochen säugt.
Kaninchen bringen völlig hilflose Jungtiere zur Welt. Sie sind nackt, blind und taub. Die ersten drei Lebenswochen verlassen sie die Höhle, in der sie geboren wurden, nicht. Sie sind abhängig von der Körperwärme ihrer Mutter und ihrer Geschwister, sonst würden sie erfrieren.
Die Mutter kommt zur Dämmerung ins Nest zurück und säugt ihren Nachwuchs. Mit etwa vier Wochen wird dieser entwöhnt und sucht selbstständig nach Nahrung.
Zusammenfassung
- Die Echten Hasen (Lepus) und die Kaninchen (Oryctolagus) sind zwei unterschiedliche Gattungen der Familie der Hasen (Leporidae).
- Hasen und Kaninchen sind pflanzenfressende Säugetiere, die viele Gemeinsamkeiten, aber auch auffällige Unterschiede haben.
- Hasen und Kaninchen unterscheiden sich im Körperbau in fünf Bereichen.
- Hasen sind größer und schwerer (50 bis 70 cm lang; bis zu 7 kg schwer) als Kaninchen (20 bis 40 cm lang; 1 bis 3 kg schwer).
- Hasen haben einen schlanken Körperbau mit langen Beinen, während Kaninchen rundlich gebaut sind und kurze Beine haben.
- Hasen haben längere Löffel (8 bis 13 cm) als Kaninchen (6 bis 8 cm), wobei Zuchtformen der Hauskaninchen deutlich längere Ohren haben können (Widderkaninchen; Rekord liegt bei 79 cm).
- Kaninchen tragen ihre Blume, ihr Schwänzchen, nach oben geklappt, während das der Hasen nach unten geklappt ist.
- Die Hinterbeine des Hasen sind lang, schlank und kräftig, während die des Kaninchens kürzer und rundlich sind.
- Hasen und Kaninchen unterscheiden sich bei ihrem bevorzugten Lebensraum in drei Bereichen.
- Kaninchen sind standorttreu und bleiben häufig ihr ganzes Leben an einem Ort, während Hasen ihren Lebensraum häufiger wechseln und größere Entfernungen überwinden.
- Hasen bevorzugen offene Felder und Waldränder als Lebensraum, während Kaninchen mehr Deckung benötigen und Hügel oder Parks vorziehen.
- Hasen leben auf Wiesen, Kaninchen mögen trockene Sandböden.
- Hasen und Kaninchen unterscheiden sich in einem Bereich in ihrer Ernährung.
- Hasen ernähren sich im Herbst und Winter von Baumrinde, während sich auf dem Speiseplan der Kaninchen mehr Gemüse findet, was durch ihre unterschiedlichen Lebensräume zu erklären ist.
- Hasen und Kaninchen unterscheiden sich in ihrem Sozialverhalten in zwei Bereichen.
- Kaninchen leben ganzjährig in Kolonien mit zehn bis 20 Tieren zusammen, während Hasen nur zur Paarung zusammenfinden.
- Kein Hase, ausschließlich das Wildkaninchen lässt sich vom Menschen domestizieren.
- Hasen und Kaninchen unterscheiden sich in ihrer Lebensweise in drei Bereichen.
- Hasen haben mit zwölf Jahren eine etwas höhere Lebenserwartung als Kaninchen (auch Hauskaninchen) mit neun Jahren, wobei wildlebende Tiere häufig bereits in ihrem ersten Lebensjahr der Witterung oder einem Fressfeind zum Opfer fallen.
- Kaninchen leben in unterirdisch angelegten Höhlen, die mit Gängen miteinander verbunden sind, während Hasen nur eine Mulde in den Boden graben.
- Bei Gefahr flieht das Kaninchen in seinen Bau, während der Hase übers offene Feld rennt und dabei Haken schlägt, um seinen Verfolger loszuwerden.
- Hasen und Kaninchen unterscheiden sich bei Trächtigkeit und ihren Jungtieren in drei Bereichen.
- Hasen und Kaninchen haben häufiger im Jahr Nachwuchs, wobei Kaninchen mit vier bis sechs Trächtigkeiten vor den Hasen mit drei bis vier liegen.
- Kaninchen bringen ihren Nachwuchs (drei bis acht, selten bis zu 15 Tiere) nach etwa 30 Tagen in ihrem Bau zur Welt; Hasen gebären ihre Jungtiere (ein bis drei Tiere) nach etwa 40 Tagen in ihrer oberirdischen Mulde.
- Die Jungtiere der Kaninchen sind Nesthocker, die nackt, blind und taub zur Welt kommen, während die Jungtiere der Hasen Nestflüchter sind und bereits Minuten nach der Geburt selbstständig laufen.