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14 Vor- und Nachteile des Fleischkonsums


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Jeder Deutsche isst im Schnitt etwa 57 Kilo Fleisch im Jahr. Das Essen von Fleisch hat Tradition, steht aber vor allem in letzter Zeit zur Diskussion, auch aus gesundheitlichen Gründen. Insgesamt gibt es 14 Vor- und Nachteile des Fleischkonsums, davon sechs Vorteile und acht Nachteile.

Seit wann isst der Mensch Fleisch?

Fleisch steht seit 2 bis 3 Millionen Jahren auf dem menschlichen Speiseplan. Zunächst verzehrten unsere Vorfahren dieses roh und zerkleinerten es vorher mit Werkzeug in mundgerechte Stücke. Damit sparten sie sich Kaubewegungen, was den Energieverbrauch verringerte und das Fleisch zu einer energiereicheren Nahrungsquelle machte.

Als der Mensch das Feuer bändigte, wurde Fleisch noch wertvoller. Gegartes Fleisch ist viel leichter verdaulich, weicher und auch im Geschmack besser. Selbst Tiere bevorzugen häufig gegartes Fleisch, obwohl sie dieses in der Natur selbstverständlich nicht finden würden.

Vorteile des Fleischkonsums

Eiweißquelle

Muskelfleisch hat im Durchschnitt 22 % Eiweiß. Das macht Fleisch zu einer hervorragenden Eiweißquelle. Eiweiß benötigt der menschliche Körper für viele Stoffwechselvorgänge.

Muskeln, Knochen und Teile von Haut und Haaren bestehen aus Eiweißen. Außerdem benötigen wir diese für unser Immunsystem und für die Blutgerinnung. Bei Eiweißmangel kommt es daher zu Haarausfall, dünner Haut, einer gesteigerten Krankheitsanfälligkeit und einer geringeren Knochendichte.

Vitamine und Eisen

Fleisch enthält Vitamin A und die Vitamine der B-Gruppe. Letztere sind durch pflanzliche Ernährung kaum in ausreichender Menge vorhanden. Lediglich durch bakterielle Gärung, etwa bei Sauerkraut, entstehen sehr geringe Mengen an Vitamin B12. Ohne Vitamin A und B12 kommt es zu Muskelschwund, Schlafstörungen, Blutarmut und sogar Herzinsuffizienz.

Zusätzlich enthält vor allem rotes Fleisch, also speziell Rind und Lamm, viel Eisen. Eisen ist ebenfalls an diversen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Wir benötigen es für die Produktion von Blut und zur Aufrechterhaltung unseres Immunsystems. Zu wenig Eisen sorgt für Müdigkeit und ein geschwächtes Immunsystem.

Leber enthält am meisten Eisen. Es gibt allerdings auch ausreichend pflanzliche Alternativen, die einen hohen Eisenanteil haben.

Bioverfügbarkeit

Die Inhaltsstoffe von Fleisch besitzen eine hohe Bioverfügbarkeit. Das bedeutet, dass der menschliche Körper diese Stoffe schneller, besser und leichter verwerten kann. Fleisch ist deshalb besonders energiereich und liefert diese Energie in kürzerer Zeit.

Das führt auch dazu, dass Mineralien und Spurenelemente aus Fleisch besser vom Körper aufgenommen werden, als solche aus pflanzlichen Quellen.

Fleischindustrie ist Lebensgrundlage vieler Menschen

Die Fleischwirtschaft in Deutschland ist die umsatzstärkste Branche in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Jährlich setzt sie etwa 45 Mrd. Euro um. Allein in Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben sind über 150.000 Menschen angestellt.

Das bedeutet, dass diese sowie weitere Personen in der Produktionskette (Landwirte, Lieferanten, Fahrer, etc.) finanziell vom Fleischkonsum der Bevölkerung abhängig sind.

Umweltschutz bei richtiger Produktion

Meist hört man eher davon, dass die Fleischindustrie schlecht für die Umwelt und das Klima ist. Tatsächlich kann sie sich aber, sofern die Tiere richtig gehalten werden, sogar positiv auf die Umwelt auswirken.

Dafür sollten die Tiere in Weidehaltung leben. Rinder können sich ausschließlich von Pflanzen ernähren, die auf unfruchtbaren Böden wachsen. Zum Anbau von Nutzpflanzen für den Menschen ist dieser ungeeignet. Sie düngen den Boden gleichzeitig, was ihn zukünftig fruchtbarer und damit besser nutzbar macht.

Gras besitzt die Fähigkeit, Kohlenstoff im Boden zu binden. Je besser es wächst, desto mehr Kohlenstoff wird dabei gebunden. Die grasenden Rinder erhöhen das Graswachstum, sodass durch die Weidehaltung die Menge des gebundenen Kohlenstoffs erhöht wird. Gleichzeitig produzieren die Tiere aus den für den Menschen ungenießbaren Pflanzen nährstoffreiche Nahrung in Form von Fleisch.

Konjugierte Linolsäure

Konjugierte Linolsäure ist eine Fettsäure, sie fast ausschließlich von Wiederkäuern produziert wird. Nimmt der Mensch sie auf, hilft die Fettsäure beim Fettab- und Muskelaufbau. Konjugierte Linolsäure könnte dadurch beim Abnehmen helfen und die Trainingsergebnisse im Kraftsport verbessern. Zusätzlich gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass die Fettsäure das Tumorwachstum hemmt.

Rinder produzieren konjugierte Linolsäure allerdings nur, wenn sie in Weidehaltung leben. Werden sie mit Getreide oder Kraftfutter gefüttert, geht die Fettsäure verloren. Bereits zwei Wochen später ist sie nicht mehr nachweisbar.

Nachteile des Fleischkonsums

Schlecht für die Umwelt

Sieht man von der reinen Weidehaltung mit korrektem Verhältnis zwischen Rindern und Weideplatz ab, ist Fleischkonsum umweltschädlich. Wälder, vor allem Regenwälder, müssen weichen, um enorme Flächen für die Futtermittelproduktion bereitzustellen. Das vertreibt nicht nur einheimische und häufig vom Aussterben bedrohte Tiere. Die Natur leidet allgemein unter den Monokulturen, Düngemitteln und Insektiziden, die dabei eingesetzt werden, um den Ertrag zu erhöhen.

Ineffiziente Produktion

Um ein Kilo Fleisch herzustellen, benötigen Rinder zehn Kilo Getreide. Je Kilo Fleisch entstehen gleichzeitig 36 Kilo Kohlendioxid. Der Kohlenstoffdioxidausstoß entspricht dabei fast einer Autofahrt von Hamburg nach Berlin.

Das verfütterte Getreide kommt etwa auf 37.000 Kalorien, während ein Kilo Rindfleisch lediglich etwa 1.500 Kalorien hat. Das bedeutet, dass sich ein einzelner Mensch problemlos zwei Wochen lang von dem Getreide ernähren könnte. Erhält er stattdessen das dadurch gewonnene Rindfleisch, gibt ihm dieses nicht einmal für einen ganzen Tag ausreichend Energie.

Fett

Fleisch enthält meist mehr Fett als pflanzliche Alternativprodukte. Vor allem gesättigte Fettsäuren finden sich in Fleischprodukten. Sie erhöhen den Cholesterinspiegel und wirken sich dadurch schädlich auf das Herz und den Kreislauf aus.
Zusätzlich kann ein hoher Fleischkonsum durch das viele Fett zu Übergewicht führen. Je mehr Fleisch ein Mensch isst, desto weniger Obst und Gemüse nimmt er normalerweise zu sich.

Begünstigt Erkrankungen

Fleischkonsum begünstigt Herzerkrankungen, Gicht und Diabetes. Vor allem rotes Fleisch scheint sich negativ auf die Gesundheit des Menschen auszuwirken. Der Kreislauf leidet unter zu viel rotem Fleisch auf dem Speiseplan. Dadurch kommt es häufiger zu Herzinfarkten oder krankhaft erhöhtem Blutdruck. Ebenso gibt es vermutlich einen Zusammenhang zwischen rotem Fleisch und Darmkrebs.

Antibiotika

In den Viehställen leben die Nutztiere mehrheitlich sehr dicht auf engem Raum. Krankheiten verbreiten sich dadurch in rasender Geschwindigkeit. Handelt es sich um gefährliche Keime, muss häufig der gesamte Bestand ungenutzt getötet werden. Das ist zum einen eine enorme Verschwendung. Zusätzlich ist diese Gefahr eine finanzielle Belastung für die Landwirte.

Daher werden die gesamten Viehbestände mit Antibiotika behandelt, wenn es nur einen bestätigten Fall gibt. Die prophylaktische Gabe ist in Deutschland verboten. Dennoch ist Fleisch dadurch stark mit Antibiotika belastet. Das kann in Zukunft dazu führen und hat bereits dazu geführt, dass Keime gegen die Medikamente resistent werden.
Am stärksten mit Antibiotika belastet sind Schwein und Pute.

Skandale

In der Vergangenheit gab es immer wieder Skandale in der Fleischindustrie. BSE, umgangssprachlich auch Rinderwahn genannt, kam in den 1990er Jahren in Deutschland auf. Ernst genommen wurde es allerdings erst einige Jahre später. Die erkrankten Rinder wurden in der Zwischenzeit, obwohl sie auffällig waren, zur Weiterverarbeitung freigegeben.

Einige Jahre später gab es Fälle von erhöhten Dioxinwerten in Hühnerfutter. Dioxine sind hochgiftig und lagern sich im Körper ein. Hühner, die das belastete Futter gefressen hatten, waren dadurch eine gesundheitliche Gefahr für alle Menschen, die ihr Fleisch aßen. Dioxine können Krebs auslösen, ungeborene Kinder schädigen, die Fruchtbarkeit einschränken sowie Nerven- und Immunsystem beeinträchtigen.

2005 wurden 131 Tonnen Rind- und Putenfleisch sichergestellt, die für den Verkauf vorgesehen, aber dafür nicht geeignet waren. Der Vorfall ging als „Gammelfleischskandal“ in die Geschichte ein. Insgesamt konnte man etwa 400 Tonnen Gammelfleisch einem Fleisch-Großhändler zuordnen, der anschließend zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.

2013 kam es zum Pferdefleischskandal. Dabei wurde nachgewiesen, dass tiefgekühlte Fertiglasagnen und Burgerpattys, die laut Deklaration mit Rindfleisch zubereitet waren, stattdessen Pferdefleisch enthielten. Teilweise war dieses zusätzlich mit dem Medikament Phenylbutazon belastet. Dieses Medikament wird in der Humanmedizin aufgrund schwerer Nebenwirkungen so gut wie gar nicht mehr eingesetzt.

Erst 2019 kam es zu mehreren Todesfällen durch mit Listerien belastetes Fleisch der Firme Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren. Im selben Jahr kam heraus, dass in Polen kranke Kühe als gesund deklariert und geschlachtet wurden.
Darüber hinaus kam es in der Vergangenheit noch zu vielen weiteren Skandalen rund um die Fleischindustrie.

Tierwohl

Der Großteil des im Supermarkt angebotenen Fleisches stammt aus Massentierhaltung. Die Tiere werden auf engem Raum ohne Auslauf oder Tageslicht gehalten. Kraftfutter lässt sie unnatürlich schnell wachsen und Gewicht zulegen. So wiegt ein Schwein bereits nach einem halben Jahr 125 Kilo und ist schlachtreif. Seine Lebenserwartung beträgt normalerweise etwa zehn Jahre. Mit sechs Monaten sind Sauen gerade einmal geschlechtsreif.

Die Intensivmast wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Tiere aus. Sie leiden an Gelenkproblemen und gerade Schweine, die ähnlich intelligent wie Hunde sind, leiden auch psychisch.

Sogar beim Transport in den Schlachtbetrieb verenden viele Tiere durch Stress, Hitze oder Sauerstoffmangel im Transporter. Diese Verluste sind einkalkuliert und werden in Kauf genommen. Verendete Tiere sind von der Verwertung ausgenommen.

Damit die Tiere schneller an Gewicht zunehmen, werden Jungtiere viel zu früh von ihrer Mutter getrennt. Teilweise erfolgt die Trennung sogar direkt nach der Geburt. Das sorgt bei der Mutter für enormen Stress und wirkt sich negativ auf die Gesundheit des Nachwuchses aus, der mit alternativer Milchnahrung aufgezogen wird.

Allgemein ist der Fleischkonsum ein kontrovers diskutiertes Thema. In vielen Teilen der Erde ist es völlig unnötig, Fleisch zu essen. Es gibt genügend pflanzliche Alternativprodukte, die ähnliche Nährwerte besitzen, und eine viel bessere CO₂-Bilanz haben. Lediglich Geschmack und Gewöhnung bleiben als Argumente für den weiteren Konsum übrig. Es handelt sich also auch um eine moralische Frage, ob man hinter dem Fleischkonsum steht oder nicht.

Zusammenfassung

  • Fleisch ist seit zwei bis drei Millionen Jahren Teil der menschlichen Ernährung.
  • Fleischkonsum bringt sechs verschiedene Vorteile mit sich.
  • Fleisch enthält viel Eiweiß, das der Körper für Muskeln, Knochen, Haut, Haare, das Immunsystem und die Blutgerinnung benötigt.
  • Fleisch enthält Vitamin B12, was in pflanzlichen Lebensmitteln fast völlig fehlt.
  • Fleisch verfügt über eine hohe Bioverfügbarkeit, was seine Energie schnell verfügbar sowie leichter und besser verwertbar macht.
  • An der Fleischindustrie hängen sehr viele Arbeitsplätze, die vom Fleischkonsum in der Gesellschaft abhängig sind.
  • Bei richtiger Weidehaltung kann sich die Rinderhaltung positiv auf die Umwelt auswirken, indem CO₂ im Boden gebunden und energiereiche Nahrung aus ungenießbarem Gras hergestellt wird.
  • Konjugierte Linolsäure ist eine Fettsäure, die ausschließlich in Wiederkäuern vorkommt und das Tumorwachstum hemmt.
  • Fleischkonsum bringt acht Nachteile mit sich.
  • Um ausreichend Futter für die Nutztiere herzustellen, wird Regenwald gerodet.
  • Um ein Kilo Fleisch herzustellen, muss ein Rind zehn Kilo Getreide fressen, was viel mehr Energie bereitstellt, als das Fleisch.
  • Fleisch ist fettreich, was Übergewicht und daraus folgende Gesundheitsschäden begünstigt.
  • Starker Konsum von rotem Fleisch führt offenbar zu vermehrten Herzinfarkten, Bluthochdruck und Darmkrebs.
  • Fleisch ist häufig mit Antibiotika belastet, was diese für den Menschen später unbrauchbar macht.
  • In der Vergangenheit gab es viele Skandale, die mit der Fleischindustrie zusammenhingen (BSE, Gammelfleischskandal, Pferdefleischskandal, …).
  • Die Tiere, die für die Fleischproduktion gezüchtet werden, leben großteils unter schlechten Bedingungen, sind krank und werden sehr jung geschlachtet.
  • Es ist eine moralische Frage, ob man ein Tier essen darf, nur weil es einem schmeckt, obwohl man sich auch ohne Einschränkungen von pflanzlichen Alternativen ernähren könnte.

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