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Warum kann man sich nicht selbst riechen


Der Körpergeruch eines Menschen hat Auswirkungen auf die Partnerwahl, sagt etwas über unseren Gemütszustand aus und wirkt sich auf unseren Gegenüber aus. Aber ein Mensch kann sich, nur schwer, selbst riechen. Dies hat genetische und kognitive Ursachen.

Warum kann man sich nicht selbst riechen?

Folgende Situationen sind dir wahrscheinlich nicht ganz unbekannt:
Du kommst in die Nähe eines anderen Menschen und bemerkst du einen unangenehmen Geruch. Zigarettenqualm? Schweiß? Oder vielleicht Knoblauch? Du fragst dich vielleicht, warum das deinem Gegenüber gar nicht unangenehm zu sein scheint.

Oder du kommst am Abend nach einem langen und anstrengenden Tag müde nach Hause.
Jetzt nur noch schnell umziehen und ab ins Bett. Am nächsten Morgen räumst du die Wäsche vom Vortag weg und stellst fest: sie riecht ganz und gar nicht gut. Und so bin ich herumgelaufen? Wie peinlich…

Die Situationen haben eins gemeinsam…
Es geht um unangenehmen Körpergeruch und darum, dass man ihn offenbar selbst nicht wahrnimmt, andere aber schon. Warum ist das eigentlich so? Das und noch mehr interessantes zum Thema Körpergeruch erfährst du jetzt.

Wo Körpergeruch herkommt und warum jeder anders riecht

Jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Geruch.
Dabei spielen verschiedene Einflüsse eine Rolle. Ein Teil unseres Geruches ist einfach angeboren und kommt allein durch unseren Körper selbst zustande.

Dazu kommen Bakterien, die beispielsweise in unserem Mund oder auf unserer Haut leben und Gerüche produzieren können. So ist es beispielsweise gar nicht unser Schweiß selbst, der unangenehm riecht. Der Geruch entsteht erst, wenn Bakterien ihn zersetzten. Auch äußere Einflüsse beeinflussen, wie wir riechen. Dabei spielt zum Beispiel eine Rolle was wir gegessen haben oder welches Deo wir benutzt haben.

Durch all das was ihn beeinflusst, kann sich der Körpergeruch natürlich immer etwas verändern.
Auch in bestimmten Lebensphasen kann der Körpergeruch anders sein. Das kann beispielsweise bei Jugendlichen oder Schwangeren so sein. Der Körper produziert dann andere und mehr Hormone und die verändern auch den Schweiß. Man hat außerdem bei Forschungen herausgefunden, dass ältere Menschen anders riechen als jüngere. Ihr Körper und ihr Verhalten ändern sich und das beeinflusst den Geruch.

Und warum kann man sich selbst nicht riechen?

„Du stinkst total nach Schweiß!“ – Dass man unangenehm riecht, merkt man meistens erst, wenn es leider schon zu spät ist.

Aber warum bemerken wir nicht gleich, dass mit unserem Geruch etwas nicht stimmt?
Wir sind uns selbst doch schließlich am nächsten. Im Prinzip ist genau das der Grund dafür. Unser eigener Geruch ist immer um uns und genau deshalb nehmen wir ihn nicht mehr bewusst war. Die Gerüche, die bei uns ankommen, landen alle in unserem Gehirn und werden dort verarbeitet. Da jeder und fast alles um uns herum einen Geruch hat, überfluten dabei sehr viele Informationen unser Gehirn.

Gerüche die ständig da sind, werden deshalb vom Gehirn „ausgeblendet“ und ignoriert.
Auf diese Weise muss das Gehirn nicht so viele Reize auf einmal verarbeiten und auseinander halten. Neu hinzukommende Gerüche können dadurch besser wahrgenommen werden.

Das passiert nicht nur beim Eigengeruch, sondern auch bei anderen Gerüchen, die wir länger wahrnehmen. Verlässt du beispielsweise beim Kochen die Küche und kommst nach einer Weile wieder hinein, bemerkst du den Geruch des Essens dann viel deutlicher.
Erst wenn unser Eigengeruch sehr intensiv wird, beispielsweise nach starkem Schwitzen, können wir ihn wieder bewusst bemerken.

Oder du bist auf dem Klo und machst dein großes Geschäft.
In diesem Moment kannst du deinen eigenen Kot nicht riechen. Erst wenn du die Toilette verlässt und später wieder reinkommst, bemerkst du den Gestank. Auch hier funktioniert dein Gehirn so, dass es deinen Geruch ausblendet.

Halten wir fest…
Deinen Körpergeruch kannst du nur wahrnehmen, wenn sich dein Eigengeruch plötzlich ändert.
Das Stinkeschuhe Phänomen zeigt dies auch nochmal deutlich.
Denn dadurch, dass du deine Schuhe die ganze Zeit an hattest, musste dein Gehirn diesen Körpergeruch niemals ausblenden. Und deshalb riechst du es auch an dir selbst, wenn du Käsefüße hast.

Wie kann ich trotzdem herausfinden, ob ich schlecht rieche?

Niemand möchte gern stinken, oder?
Mit ein paar Tricks kannst du deshalb im Zweifelsfall feststellen, ob sich bei dir ein unangenehmer Geruch eingeschlichen hat.

Ziemlich einfach geht das beim Mundgeruch.
Du kannst in deine hohle Hand hauchen und den Atem durch die Nase einziehen oder ein wenig an deinem Handgelenk oder Unterarm lecken und kurz danach daran riechen.

Ob Schweißgeruch besteht, lässt sich prüfen, indem man selbst direkt unter den Achseln schnüffelt.
Dann kann es aber schon zu spät sein, denn wenn man den Geruch selbst wahrnimmt, ist er meist schon recht stark. Du kannst auch deine Kleidung ausziehen und nach einer Pause daran riechen (besonders im Achselbereich).

Eine gute Möglichkeit ist es, jemanden zu fragen, den man gut kennt und der ehrlich zu einem ist.
Andere Menschen nehmen unseren Geruch schließlich besser wahr, als wir selbst.

Übrigens…
Schweißgeruch einfach mit viel Deo zu überdecken ist keine gute Idee. Die Gerüche vermischen sich nur und am Ende riecht es oft noch schlimmer als vorher. Besser ist es, sich zu waschen und die Kleidung zu wechseln.

Körpergeruch bei Partnerwahl: Die erotische Anziehungskraft zwischen zwei Menschen wird über den Geruch bestimmt

Der Geruch kann entscheiden, ob zwei Menschen sich mögen.
Dass zwischen Menschen „die Chemie stimmen“ muss oder dass man jemanden „nicht riechen kann“, sind Redensarten, in denen viel Wahres steckt.

Der Körpergeruch wird nicht nur einfach über die Nase wahrgenommen, sondern auch vom Gehirn verarbeitet. Dort erhalten wir dann unbewusst viele Informationen über den Menschen, den wir riechen. Das ist beispielsweise bei der Partnerwahl von Bedeutung. Forscher haben herausgefunden, dass Menschen sich tatsächlich gegenseitig „riechen mögen“ müssen, um zusammen zu kommen.

Gerade der Geruch des Achselschweiß wirkt manchmal auch erotisierend. Denn die Substanz, aus welchem der Achselschweiß besteht, ist gleichzeitig ein Abbauprodukt des Testosterons. Das Sexualhormon sorgt somit dafür, dass die richtige Partnerin, zum richtigen Zeitpunkt den eigentümlichen Männergeruch höchst anziehend findet.

Wie jemand anderes riecht, kann aber nicht nur dafür von Bedeutung sein, ob wir ihn mögen.
Manchmal bestimmt es auch darüber, wie wir uns fühlen. Vielleicht hast du schon mal gehört, wie jemand gesagt hat, dass zum Beispiel ein Raubtier Angst riechen kann. Das klingt erstmal merkwürdig. Ein Gefühl soll man riechen können? Wissenschaftliche Forschungen zeigen aber, dass sich die chemische Zusammensetzung von Schweiß – und damit der Geruch – bei Angst wirklich verändert. Und das nehmen offenbar nicht nur Tiere wahr, sondern sogar Menschen. Bewusst riechen können wir den Unterschied nicht, aber unbewusst reagieren wir auf den Angstgeruch anderer Menschen.

Wissenschaftler haben festgestellt, dass der Geruch von Angstschweiß das Furchtzentrum in unserem Gehirn aktiviert und uns damit in „Alarmbereitschaft“ versetzt. Riechen wir also Angstschweiß unseres Nachbarn, steigt unsere eigene Aufmerksamkeit sprunghaft an. Da Menschen soziale Wesen sind und schon immer in Gruppen lebt, wird der Körpergeruch des Nachbarn zum unbewussten Alarmsignal für uns. Man kann also sagen, dass Angst „ansteckend“ ist. Evolutionär betrachtet, macht dies auch durchaus Sinn, oder?

Vom Körpergeruch zum Familiengeruch

Der individuelle Körpergeruch eines Menschen ist einzigartig und genetisch festgelegt. Man kann dies mit einem Fingerabdruck vergleichen, welcher nur einmal vergeben wird. Nur eineiige Zwillinge haben einen identischen Körpergeruch.

Gleichzeitig kann man anhand des Körpergeruchs auch den Verwandtschaftsgrad messen. Je gleicher der genetische Code zweier Menschen ist, desto ähnlicher ist der Körpergeruch. Deshalb spricht man auch von einem Familiengeruch.

Dieser Familiengeruch hat natürlich auch evolutionäre Ursachen. Der Grund besteht darin, dass ein Mensch seine Sexualpartner über den Geruch wählt. Und wenn dieser potentielle Partner einen ähnlichen Geruch, wie man selbst hat, wirkt dies nicht sonderlich anziehend.

Denn die Natur will, dass der Genpool möglichst groß bleibt. Evolutionsbiologen sprechen von genetischer Variabilität. Und der Pool bleibt besonders hoch, wenn sich zwei ungleiche Menschen fortpflanzen. Je niedriger der Verwandtschaftsgrad, umso besser ist dies für den Genpool der gesamten Art.

Denn eine große Anzahl an Genkombinationen sorgt dafür, dass mehr Möglichkeiten existieren, um auf Umwelteinflüsse zu reagieren. Würde es beispielsweise nur eine Kombination geben und ein Virus ausbrechen, würde die Menschheit aussterben, wenn die Kombination nicht entsprechend auf den Eindringling reagieren könnte.

Mehr genetische Vielfalt bedeutet demnach, eine höhere Wahrscheinlichkeit auf neue Bedingungen reagieren zu können. Und dies sorgt für das Überleben einer Art.

Der Körpergeruch und die sich daraus ergebenden Fortpflanzungsstrategien wirken demnach wie eine Inzestschranke und verbieten beispielsweise die Fortpflanzung unter Geschwistern.

Krankheiten und Körpergeruch: Warum Hunde manchmal gute „Ärzte“ sind

Manche Krankheiten können den Körpergeruch beeinflussen.
Mandelentzündungen oder Erkältungen können zum Beispiel den Geruch des Atems verändern. Das liegt an den krankheitserregenden Bakterien und Viren, die dann in Mund und Hals aktiv sind.

Bei Diabetes („Zuckererkrankung“) kann der Atem nach Aceton (also wie Nagellackentferner) riechen. Riecht die Haut leicht nach Urin, kann es sein, dass die Nieren nicht mehr richtig funktionieren. Körpergerüche können deshalb auch dazu beitragen, Krankheiten schneller zu erkennen.

Eine besondere Hilfe können dabei Hunde sein.
Sie haben einen viel besseren Geruchssinn als wir Menschen und können deshalb schon sehr früh Krankheiten am Geruch erkennen, die wir noch gar nicht bemerken. Es gibt beispielsweise Hunde, die zur Früherkennung von verschiedenen Krebsarten eingesetzt werden. Manche Hunde haben auch eine spezielle Ausbildung als „Diabetikerhunde“. Sie leben bei den Erkrankten und erkennen an deren Geruch, wann es den Menschen nicht gut geht – und das noch bevor die Betroffenen selbst etwas merken. Diese Hunde sind darauf trainiert, dann rechtzeitig zu warnen.

Übrigens….
Auch die Angst davor schlecht zu riechen kann zur Krankheit werden.
Es gibt eine psychische Erkrankung, die man „Eigengeruchswahn“ nennt. Betroffene leiden unter der zwanghaften Vorstellung zu stinken. Sie riechen ständig an sich selbst und waschen sich übertrieben oft. Manche trauen sich nicht mehr in die Öffentlichkeit, weil sie glauben zu schlecht zu riechen und dadurch unangenehm aufzufallen.

Wie man sieht, ist unser Körpergeruch ganz schön wichtig für uns und unser Leben…


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