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Warum sagt man Himmel, Arsch und Zwirn: Herkunft und Bedeutung


Der Fluch „Himmel, Arsch und Zwirn“ wird bei stärkeren Missgeschicken oder bei größerem Ärger verwendet. Seinen Ursprung hat das Sprichwort im Mittelalter. Wie es sich zusammengesetzt hat, ist nicht genau bekannt. Es existieren allerdings 3 Theorien, woher der Ausdruck stammen könnte.

Was bedeutet Himmel, Arsch und Zwirn

Wer „Himmel, Arsch und Zwirn“ benutzt, flucht. Das Sprichwort ist durch das Wort „Arsch“ obszön. Es ist als stärker als „Verdammt noch mal“, „Verflixt und zugenäht“ oder ein schlichtes „Scheiße“ zu verstehen. In erster Linie wird es im negativen Kontext verwendet.

Eine beispielhafte Situation wäre, wenn jemand an einem Autounfall beteiligt ist und sich über den Schaden ärgert. Auch bei stärkeren Missgeschicken im Beruf oder Privatleben eignet sich der Fluch: „Himmel, Arsch und Zwirn, ich habe dich jetzt dreimal darum gebeten!“ oder „Himmel, Arsch und Zwirn, warum funktioniert das immer noch nicht?“.

Ursprung der Redensart

Wie und wann genau sich „Himmel, Arsch und Zwirn“ zusammengesetzt hat, ist nicht bekannt. Warum es aber zu dieser Kombination kam, lässt sich gut erklären.

„Himmel“ als Sitz der Götter

Mit dem Begriff „Himmel“ ruft man etwas Göttliches an. Ähnlich ist es in Sprichwörtern wie „Gott verdammt“ oder wenn jemand auf Englisch nur „Jesus Christ!“ ausruft. Damit möchte man entweder die Götter für sein Dilemma verantwortlich machen oder um ihre Unterstützung bitten. In jedem Fall erhofft man sich, dadurch einfacher mit seinem Problem umgehen zu können.

„Arsch“ als Schutz vor bösen Mächten

Das zweite Wort des Sprichworts, der „Arsch“, wirkt auf den ersten Blick wie ein Gegensatz zum „Himmel“. Das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich war der Begriff ursprünglich positiv behaftet.

Ein nackter Hintern, so glaubten die Menschen des Mittelalters, schützt vor bösen Mächten und Dämonen. Schon allein das ausgesprochene Wort enthielt, dem Aberglauben nach, eine gewisse Macht. Um diese zu verstärken, benutzte man einen derben Begriff wie „Arsch“.

„Zwirn“ als sexuell benutztes Wort

Ein Zwirn ist eigentlich nur ein verstärkter Faden. Er entsteht, wenn man zwei einzelne Fäden miteinander verdreht. Das Wort wurde aber auch im sexuellen Kontext als Tabuwort verwendet. „Zwirn spinnen“ meinte in diesem Fall schlicht „Sex haben“.

Im Mittelalter gab es viele verschiedene Bezeichnungen für Mädchen und Frauen. Diese wurden gemäß ihres Standes, Berufs und vor allem auch gemäß ihrer sexuellen Verfügbarkeit genutzt. Eine verheiratete Frau bezeichnete man daher meist anders als eine unverheiratete.

Wollte man unauffällig darauf aufmerksam machen, dass eine Frau leicht zu haben war, sprach man davon, dass sie guten Zwirn spinne. Diese Umschreibung benutzte man auch, um jemandem Intelligenz zuzusprechen. Vor allem im Zusammenhang mit dem Wort „Dirne“ spielte der „Zwirn“ aber auf etwas Sexuelles an. „Dirn“ oder „Dirne“ meinte damals noch nicht zwingend „Prostituierte“, gleichzeitig bezeichnete man so aber auch keine angesehenen Frauen. Das Wort war eine Berufsbezeichnung und bedeutete „Magd“ oder „Dienerin“.

„Zwirn“ als Verstärker

Eine weitere, mögliche Bedeutung des Zwirns ist die als schlichter Verstärker, ohne sexuelle Bedeutung. Da der Zwirn aus zwei einzelnen Fäden gesponnen wird, ist er stärker und haltbarer. Indem man ihn ans Ende des Sprichworts setzte, wollte man eventuell den beiden vorangegangenen Wörtern weitere Kraft verleihen.

Damit hätte der Zwirn gar keine eigene Bedeutung, sondern dient in dem Sprichwort dazu, „Himmel“ und „Arsch“ miteinander zu verspinnen. Sprichwörtlich verdreht man die beiden damit zu einem eigenen Zwirn.

Bauernsprache

Neben „Himmel, Arsch und Zwirn“ existiert noch eine weitere Form des Sprichworts: „Himmel, Arsch und Wolkenbruch“. Diese kommt aus der Bauernsprache. Die Bauern machten damit ihrem Ärger über schlechtes Wetter Luft, weil es ihre Arbeit verlangsamte oder sogar ihre Ernte gefährdete.

Der Zwirn könnte bereits hier dank der Bauern in das Sprichwort eingefügt worden sein: Damit der Regen aufhört, könnte man den Himmel einfach zunähen. Mit einem doppelt gesponnenen Zwirn hält diese Naht besser als mit einem einfachen Faden.
Sicher ist diese Erklärung jedoch nicht.

Himmel, Arsch und Zwirn vollständig zusammengesetzt

Alle drei Wörter in dem Sprichwort „Himmel, Arsch und Zwirn“ sind für sich schon stark. Der „Himmel“ ruft die Götter an, mit „Arsch“ hält man sich böse Mächte vom Leib. Der „Zwirn“ ist entweder ein Tabuwort und dadurch auffällig oder durch seine tatsächliche Beschaffenheit als doppelter Faden besonders reißfest.

Das allein könnte gereicht haben, um die drei Wörter zu einem Sprichwort zusammenzusetzen. Sie sind stärker als ein allein stehendes „Verdammt“ oder „Mist“.

Auffällig ist außerdem, dass „Arsch“ mit A und „Zwirn“ mit Z anfängt. Damit könnte man verdeutlichen wollen, dass man mit seinem Fluch alles anruft, was es zwischen Himmel und Erde gibt.

Das Sprichwort deckt obendrein wichtige Aspekte des menschlichen Lebens ab. Das Religiöse findet sich im „Himmel“ und „Arsch“. Der „Zwirn“ beschreibt hingegen körperliche Liebe, einen niederen Trieb, der im Gegensatz zum Religiösen, Überirdischen steht.
Letztendlich ist allerdings nicht eindeutig geklärt, warum wir heute „Himmel, Arsch und Zwirn“ sagen.


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