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Was ist Kampagnenjournalismus: Definition und Bedeutung


Kampagnenjournalismus ist eine Form der öffentlichen Berichterstattung, bei welcher der Journalismus dazu dienen soll, die öffentliche Meinung zu formen bzw. zu verändern.

Weltweite Bedeutung des Kampagnenjournalismus

Um sich mit dem Begriff „Kampagnenjournalismus“ zu befassen, ist ein Blick auf die aktuelle weltweite Presselandschaft nützlich. Insbesondere der Blick nach Amerika ist erhellend.

Wo immer es sich um journalistische Meinungsmache, um verbale Hetzjagden oder einseitige mediale Berichterstattung im Sinne eines Für oder Wider handelt, ist möglicherweise Kampagnenjournalismus im Spiel. Dabei handelt es sich um eine gezielt eingesetzte kommunikative Strategie, die sich für eine begrenzte Zeit einem Aufreger-Thema als Aufmacher widmet. Im momentanen Verständnis ist Kampagnenjournalismus tendenziöser und schlechter Journalismus und steht dem sogenannten Qualitätsjournalismus gegenüber.

Die Berichterstattung ist bei Kampagnenjournalismus unsachlich, parteilich und tendenziös. Sie beruht nicht auf seriösen Fakten und sachlicher Recherche, sondern auf einer bestimmten Haltung zum Thema. Die medial vertretene Position ist deutlich einseitig. Es kann sich bei Kampagnenjournalismus aber auch um engagierten Journalismus handeln, der sich einer guten Sache widmet. In diesem Fall ist der Stil jedoch erkennbar sachlich. Die Inhalte sind gut recherchiert. Die Berichterstattung berücksichtigt viele unterschiedliche Positionen. Ob diese in einem Artikel oder durch einen nachfolgenden Artikel mit einer anderen Position geleistet wird, ist unterschiedlich.

Ex-US-Präsident Donald Trump verkehrte diese Merkmale des guten Journalismus absichtsvoll allerdings ins Gegenteil: Er diffamierte die seriösen Presseorgane Amerikas pauschal als Lügenpresse und „Fake News“ – und unterstützte ganz bewusst die Presseorgane, die seiner Politik uneingeschränkt unkritisch gegenüberstanden. Was daraus werden kann, kann man an der tiefen Spaltung Amerikas sehr gut beobachten. Die politischen Folgen dieser Strategie sind immens.

Was ist Kampagnenjournalismus: Definition

Der Vorwurf des Kampagnenjournalismus wird in neuerer Zeit immer häufiger geäußert. Es geht dabei meist um eine für einseitig oder unliebsam gehaltene Berichterstattung. Man könnte auch mediale Hetzjagden so bezeichnen.

Der Begriff „Kampagnenjournalismus“ ist bisher nicht eindeutig definiert worden. Er ist daher relativ beliebig nutzbar. Eine mögliche Definition dieses Begriffs stammt vom Buchautor Vasco Boenisch. Boenisch beschreibt Kampagnenjournalismus als eine komplexe, von einflussreichen Massenmedien eingesetzte Kommunikationsstrategie. Diese beinhaltet bestimmte journalistische Verfahrensweisen und eine taktische Vorgehensweise.

Boenisch unternahm für sein Buch eine Untersuchung, um aufzuzeigen, wie manche Journalisten eine zunehmende Bereitschaft zu derartiger Berichterstattung entwickelt haben. Ihn interessierte außerdem, welche Folgen Kampagnenjournalismus für die politische Kultur haben kann.

Journalisten sind eigentlich verpflichtet, kritisch, sachlich und wahrheitsgetreu die Realität zu beschreiben. Dabei darf der Blickwinkel durchaus persönlich eingefärbt sein. Kampagnenjournalismus ist es jedoch, wenn ein Journalist sich durch Hetze und Meinungsmache anmaßt, zum gesellschaftspolitischen Sprachrohr einer bestimmten Klientel zu werden.

Als typischen Kampagnenjournalismus werden beispielsweise die Bild-Zeitung oder die tendenziös berichtende amerikanischen Fox-News immer wieder genannt. Damit ist aber nicht alles, was dort zu lesen ist, gleichermaßen als Kampagnenjournalismus abzutun. Die typischen Merkmale des Kampagnenjournalismus müssen erfüllt sein. Oder anders gesagt: Die typischen Merkmale seriöser journalistischer Arbeit fehlen. Stattdessen wird eine gezielte mediale Kampagne erkennbar.

Wenn Journalismus von Massenmedien zunehmend durch Meinungsmache, einseitige oder tendenzielle Berichterstattung, journalistische Hetze und Kampagnenjournalismus abgelöst wird, wie es zunehmend geschieht, steht es schlecht um die Glaubwürdigkeit und Seriosität journalistischer Inhalte. Laut dem kürzlich entlassenen Bild-Journalisten Julian Reichelt könne auch Kampagnenjournalismus objektiv sein, ohne dabei neutral zu bleiben. Das sehen andere Journalisten aber sicher anders.

Was bezweckt Kampagnenjournalismus?

Kampagnenjournalismus geht über das pure Beobachten und Beschreiben einer Situation hinaus. Der Journalist ergreift Partei. Das Presseorgan, für das er schreibt, wird damit zum einflussnehmenden Kommunikator, dessen Berichterstattung einen direkten oder indirekt formulierten Aufruf an andere beinhaltet, auf eine bestimmte Weise zu handeln.

Unabhängig davon, ob die journalistische Berichterstattung einer guten oder einer schlechten Sache dient, ist Kampagnenjournalismus ebenso nicht neutral oder objektiv. Er will zum Einflussfaktor werden, der das politische Handeln in eine bestimmte Richtung steuert. Kampagnenjournalismus stellt sich konsequent für oder gegen etwas. Sei es, dass es um die AfD geht, sei es das Thema Donald Trump, sei es Wladimir Putins Vorgehen oder der Wunsch Marine Le Pens, französische Präsidentin zu werden: All diese Themen sind politische Aufreger.

Viele Presseorgane tun sich verständlicherweise bei der Suche nach einer objektiven Haltung dazu schwer. Dumm ist nur, dass die eben genannten Personen der Presse immer einen Schritt voraus zu sein scheinen. Sie wissen die journalistischen Medien bewusst für sich nutzen. Früher oder später nehmen manche Medien eine klare Position für oder gegen solche Parteien, Politiker oder Institutionen ein. Im Grunde werden sie damit zu Lobbyisten derer, über die sie eigentlich wertfrei und sachlich berichten sollen.

Ein politischer Akteur, so sagt es Stern-Autor Tim Sohr in einem Interview, sei eben kein Freund oder Feind, sondern lediglich ein Akteur. Entsprechend sollte die Berichterstattung über ihn ausfallen. Sohr schließt: „Brandstifter wollen es brennen sehen. Tun wir ihnen nicht den Gefallen, ihnen auch noch das Holz dafür anzureichen.“ Damit ist bereits gesagt, wohin Meinungsmache und Kampagnenjournalismus führen können.

An welchen Merkmalen erkennt man Kampagnenjournalismus?

Kampagnenjournalismus nutzt eine absichtsvoll einseitige und tendenziöse Berichterstattung, um Volkes Meinung zu beeinflussen. Die Berichterstattung geht über die sachliche Information hinaus. Sie bezieht im Rahmen einer Kampagne vehement Stellung für oder gegen etwas. Kampagnenjournalismus zielt darauf ab, gesellschaftlichen Druck zu erzeugen. Er fordert ein bestimmtes politisches Handeln ein. Damit mischt sich die Presse massiv in gesellschaftliche und politische Entscheidungsfindungen ein. Sie macht sich zum Sprachrohr, zum Lobbyisten oder Anwalt einer Sache oder einer Partei, eines Großunternehmens oder anderer Instanzen, über die berichtet wird.

Eine Kampagne ist immer mit gezielter Agitation in eine Richtung verbunden. Jeder kennt Wahlkampagnen oder Werbekampagnen und erkennt deren Ziele: Beeinflussung für oder gegen etwas – mit dem Ziel, dass die angepeilte Klientel daraufhin tätig wird. Man könnte den Begriff „Kampagnenjournalismus“ mit „strategischer Kommunikation“ übersetzen.

Diese Übersetzung würde dem Sinn des Teilbegriffs „Kampagne“ gerecht werden. Dieser Begriff stammt nämlich aus dem Militärischen. Er beschreibt ursprünglich die Dauer einer Aktion oder eines Feldzuges, einer „Campagna“. So gesehen, ähnelt Kampagnenjournalismus einem journalistischen Feldzug. Dieser benutzt bewusst manipulative, strategische Begriffe und führt ein verbales Gefecht für oder gegen etwas.

Im Englischen entwickelte sich aus dem rein militärischen Verständnis des Kampagnenbegriffs der Begriff „Campaign“ für politische Kampagnen. Heutzutage haben wir es mit einer Vielzahl kommunikativer Kampagnen zu tun, darunter

  • Medien- oder Informationskampagnen
  • Hass- und Hetzkampagnen
  • Produkt- oder Werbekampagnen
  • Wahlkampagnen
  • Mobilisierungskampagnen
  • oder Sozialkampagnen.

Kampagnenjournalismus zielt auf eine breite Öffentlichkeit ab. Das gewählte Thema dient der öffentlichen Meinungsmache und Beeinflussung. Es wird durch eine entsprechende Berichterstattung bedient. Ein wichtiges Element von Kampagnenjournalismus ist die mangelnde Neutralität. Das zweite Merkmal ist die fehlende journalistische Distanz und Sachlichkeit. Kritische Haltungen, die gegen die vertretene Sichtweise sprechen, fehlen.

Auch eine zeitliche Befristung muss bei einer journalistischen Kampagne erkennbar sein. Dem Thema wird eine prominente Stelle in der Presse zugewiesen. Eine klare verbale Dramaturgie ist erkennbar. Ziel derselben ist es, die maximale Aufmerksamkeit beim angesprochenen Publikum und/oder bei den gesellschaftlichen und politischen Instanzen zu erreichen.

Letztendlich geht es bei Kampagnenjournalismus auch um die Steigerung der Auflage. Doch das ist nicht das eigentliche Ziel, sondern ein Nebeneffekt. Der eigentliche Hintergrund solcher journalistischen Haltungen besteht darin, sich zu einem Feldzug oder einer Hetzkampagne berechtigt und legitimiert zu fühlen.

Kampagnenjournalismus findet auch deshalb immer häufiger sein Publikum, weil vieles an der modernen Politik undurchsichtig bleibt. Er findet seine Themen, weil Personen des öffentlichen Lebens Skandale verursachen, aber ihre Sünden nicht öffentlich eingestehen. Außerdem spiegelt und beeinflusst Kampagnenjournalismus die öffentliche Meinung.

Fazit: Die Verkehrung der Dinge

Der ehemalige amerikanische Präsident Donald Trump bezeichnete jeglichen kritisch berichtenden und seriösen Journalismus, der sich gegen ihn stellte, als mediale Hexenjagd gegen seine Person. Er bezeichnete seriöse Presseorgane pauschal als „Fake News“ und Lügenpresse. Dadurch diffamierte er im Grunde jeglichen seriösen Journalismus als Kampagnenjournalismus. Den tatsächlichen Kampagnenjournalismus begrüßte, begünstigte und benutzte er für seine politischen Interessen.

Tatsächlich müsste der Begriff „Kampagnenjournalismus“ aber keine negative Konnotation erhalten. Er könnte sich auf seriöse journalistische Weise ausschließlich positive Zielen widmen. Er könnte das in Form einer medialen Kampagne tun, um positive politische Ziele einer Regierung mit sachlicher Berichterstattung zu unterstützen. Genau darum geht es aber dem Kampagnenjournalismus aber nicht. Solche Inhalte sind – neben anderen – das Thema seriöser Journalisten.


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