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Was sind Framing Effekte: Beispiele aus Politik, Medien und Internet


Framing-Effekte tragen einen Teil zu unserer Entscheidungsfindung bei. Ebenso wie Heuristiken oder das Beharren auf unseren Überzeugungen beeinflussen sie unser Denken und Handeln. Zusammen mit den genannten Punkten und einer systematischen Selbstüberschätzung kann der Framing-Effekt zu den Komponenten der Intuition gezählt werden.

Was sind Framing-Effekte?

„Frame“ ist das englische Wort für „Rahmen“. Beim Framing geht es daher sozusagen um einen Rahmeneffekt. Denn die Art der Darstellung eines Sachverhalts beeinflusst unser Denken sowie die daraus entstehenden Einschätzungen und Einstellungen.

Ein Sachverhalt kann beispielsweise positiv oder negativ dargestellt werden. Die durch das Gesagte übertragene Information ist identisch – dennoch interpretieren wir den Sachverhalt anders und daraufhin fällt auch unsere Entscheidung unterschiedlich aus.

Sind 90 Prozent Erfolg besser als 10 Prozent Misserfolg?

Ein Beispiel ist das sprichwörtliche Glas, das zur Hälfte mit Wasser befüllt ist. Wenn eine Person das Glas als halb leer betitelt, wirst du ihre Einstellung anders einschätzen als die einer Person, für die das Glas halb voll ist. Doch auch im gesundheitlichen Kontext bestimmen Framing-Effekte unsere Urteile.

Stell dir vor, dein Arzt erzählt dir von einem neuen Medikament. Dieses soll in 90 Prozent der Fälle wirken und die Krankheit heilen. Er könnte jedoch stattdessen auch sagen, dass die neue Pille mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent keinerlei Wirkung zeigt.

Bei der ersten Aussage würden die meisten Menschen der neuen Medikation zustimmen, bei der zweiten Variante weniger. Ein und derselbe Fakt wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Diese Sichtweisen klingen so, als würden sie sich widersprechen. Dennoch bleibt der Sachverhalt derselbe. Doch mit der genannten Perspektive kann die eigene Einstellung übermittelt werden. Spricht der Arzt von einer 90-prozentigen Heilungschance, glaubt er vielleicht selbst stärker an das Medikament als der Arzt, der die zehnprozentige Wahrscheinlichkeit einer ausbleibenden Wirkung betont.

Im Rahmen einer Studie befragten Linville und Kollegen Studierende nach ihrer Einschätzung in Bezug auf den Schutz gegen eine HIV-Infektion durch den Gebrauch von Kondomen. Sie gaben den Studierenden entweder eine Erfolgsrate von 95 Prozent vor oder eine Fehlerquote von fünf Prozent. Dabei zeigte sich, dass bei der ersten Aussage 9 von 10 Befragte das Kondom für wirksam hielten. Wurde den Studierenden hingegen zuvor die fünfprozentige Fehlerquote genannt, beurteilten nur von 4 von 10 Kondome als geeigneten Schutz vor einer Ansteckung.

Prozente sind nicht besonders greifbar

Wenn wir in Prozentzahlen sprechen, können wir damit manchmal nicht viel anfangen. In Bezug auf das Framing macht es daher einen Unterschied, ob wir mit absoluten Zahlen oder mit Prozentwerten konfrontiert werden.

Wenn es zum Beispiel um die Giftigkeit einer chemischen Substanz geht, vernachlässigen wir das in Prozenten präsentierte Risiko eher als eines in absoluten Zahlen. So fürchten Menschen sich in der Regel stärker vor dieser Chemikalie, wenn zehn von 10 Millionen Personen daran gestorben sind. Ein Sterberisiko von 0,000001 Prozent klingt weniger bedrohlich.

Worte wecken Assoziationen

Sobald wir ein Wort hören, werden gleichzeitig verschiedene Assoziationen in unserem Gehirn aktiviert. Das Wort „zahlen“ kann beispielsweise etliche Verknüpfungen ansprechen und weitere Begriffe wie „kaufen“, „Wirtschaft“, „Rechnen“, „Sparen“ und unzählige andere lostreten.

So ist in kurzer Zeit ein gedanklicher Rahmen entstanden, der unser weiteres Denken und Urteilen beeinflusst. Steuern zu „zahlen“ klingt weniger positiv als sie „beizutragen“. Einen steuerlichen Beitrag leisten wir im Sinne der Gemeinschaft.

Framing in der Politik

Das weiß nicht nur die Werbung, sondern auch die Politik. Framing kann hier auf erfreuliche Weise genutzt werden oder eben auch auf weniger erfreuliche. Studien zeigten, dass mehr Menschen sich für eine präventive Sozialpolitik aussprechen, wenn Kriminalität als „Virus“ betitelt wird und es darum geht, das gesellschaftliche „Immunsystem“ zu stärken.

Allerdings kann auch die Wahrnehmung beeinflusst werden. So erscheinen Begriffe wie „Flüchtlingswelle“ direkt bedrohlich, da wir eine Welle mit einer Naturkatastrophe und Überschwemmungen gleichsetzen können. Die Bezeichnung weckt die Sorge vor etwas Unkontrollierbarem. Gleichzeitig werden die Geflüchteten zu einer Masse gemacht, die nicht mehr aus schutzsuchenden Individuen besteht. Empathie zu entwickeln, fällt dadurch schwerer. Durch ein solches Framing ist es zum Beispiel einfacher, Einwanderungsgesetze zu verschärfen.

Auch ein Begriff wie „Asyltourismus“ weckt den Glauben, dass Flüchtlinge kein Asyl benötigen, sondern eine Urlaubsreise machen und nebenbei Geld bekommen. Diese Begrifflichkeiten sollen in der heimischen Bevölkerung bewirken, dass diese glaubt, dass Asylant eigentlich nicht hilfsbedürftig ist und vielmehr als Ausnutzer des Sozialstaates auftritt. Somit werden in der Politik gewisse Richtungen angestoßen, um den eigenen politische Willen in der Bevölkerung zu verkaufen.

Ständig Gehörtes verfestigt sich

Doch Politiker setzen nicht nur auf Framing, sondern auch auf Wiederholung. Bestes Beispiel dafür ist der Wahlkampf. In den Wochen vor der Wahl, findet eine Kombination aus Framing und Wiederholungen statt. Das Framing setzt den ersten Rahmen, während die Wiederholung von politischen Botschaften zu deren Verfestigung im Gehirn führen. Wie bei anderen Lernprozessen auch, wird bei sprachlichen Wiederholungen die Verbindung zwischen Synapsen gestärkt und die Wahlthematik wird präsenter im Denken.

Zusammenfassung

  • Framing-Effekte bezeichnen einen gedanklichen Rahmen.
  • Dieser Rahmen beeinflusst unsere Entscheidungen und Urteile.
  • Die Art und Weise der Darstellung einer Information setzt einen Frame, welcher als Entscheidungs- und Urteilsgrundlage genutzt wird.
  • Framing-Effekte werden in vielen Bereichen genutzt, zum Beispiel auch in der Politik. Hier werden neben Framing-Effekten auch Wiederholungen eingesetzt.
  • Ein Begriff kann einen Rahmen schaffen, der das Denken auf eine bestimmte Weise beeinflusst.

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