Skip to main content

Muttermilch: Entstehung und Bedeutung für Mutter und Kind


Muttermilch ist extrem wichtig für dich und dein Baby.
Doch die meisten Frauen beginnen erst während ihrer Schwangerschaft über das Thema Stillen nachzudenken.
Was für Vorteile hat es für das Baby? Wird es überhaupt funktionieren? Und wenn nicht, was dann?

Sicher ist….
Stillen versorgt dein Kind mit allen wichtigen Nährstoffen, die es nach der Geburt und in den ersten Monaten benötigt. Es schützt das Baby außerdem vor Krankheitserregern und ermöglicht eine erste, enge Bindung zwischen Mutter und Kind.

Im Folgenden zeige ich dir, wie es zur Bildung von Muttermilch kommt und gehe genauer auf ihre positiven Auswirkungen und Vorteile ein.

Woraus setzt sich Muttermilch zusammen?

In erster Linie besteht Muttermilch mit fast 90 % aus sehr viel Wasser.
Das ist toll, da sie dadurch den Durst des Säuglings optimal stillen kann.

Zudem sind Eiweiße (Proteine), Fette, Kohlenhydrate sowie Vitamine und Mineralstoffe enthalten.
Antikörper sorgen obendrein für eine Abwehr von Viren und Bakterien.

Was ganz wichtig ist…
Zu welchem Anteil die einzelnen Bestandteile in der Muttermilch vorhanden sind, hängt immer von der Lebensphase ab, in der sich das Kind befindet. Seine Bedürfnisse ändern sich fortlaufend, weshalb sich die Konzentration immer wieder anpassen muss.

Welche Hormone führen zur Veränderung der weiblichen Brust in der Schwangerschaft?

Die weibliche Brust kann sich enorm verändern.
Jede Frau, die schon einmal schwanger war, wird dies bestätigen.
Nach dem Eintreten der Schwangerschaft werden die Hormone Progesteron und Östrogen in der Plazenta gebildet. Diese sind dafür verantwortlich, dass das Drüsengewebe in der Brust zu wachsen beginnt und sich auf die Milchbildung vorbereitet.
Es entsteht dabei jedoch noch keine fertige Muttermilch!

Wie kommt es zum ersten Ausstoß der Muttermilch?

Nachdem du dein Kind geboren hast, wird die Plazenta (deutsch: Mutterkuchen) ausgestoßen.
Infolgedessen sinkt die Konzentration des Hormons Progesteron, welches zuvor die Milchproduktion gehemmt hat.

Durch das Saugen des Babys an der Brust der Mutter kommt es in deinem Gehirn zu einer Ausschüttung von Prolaktin und Oxytocin. Das Prolaktin veranlasst, dass in den Bildungszellen (Alveolen oder auch Milchbläschen) die Muttermilch produziert wird. Oxytocin wiederum bewirkt das Zusammenziehen der sich um die Alveolen befindenden Muskeln. Die Milch gelangt daraufhin durch die Milchgänge (lat.: Ductus lactiferi) bis zum Milchsee. Dieser liegt hinter dem Brustwarzenhof und dient als eine Art Sammelbecken für die Milch.

Die Phasen der Muttermilchbildung

So nun weißt du, wie Muttermilch entsteht und welche Hormone dabei beteiligt sind.
Dennoch gibt es drei verschiedene Phasen des Stillens bzw. drei verschieden Kategorien von Muttermilch.

Phase 1: Kolostrum

Die erste Nahrung für dein Baby wird als Kolostrum oder auch Anfangs- oder Vormilch bezeichnet.
Ihre Bildung beginnt bereits in den letzten Schwangerschaftsmonaten und direkt nach der Geburt.
Im Vergleich zur späteren Muttermilch kannst du einige Unterschiede erkennen:

  • Sie ist dickflüssig, fast schon cremig
  • Aufgrund der hohen Anzahl von Carotinoiden (einem natürlichen Farbstoff) ist die Anfangsmilch etwas gelblich.
  • Vormilch setzt sich überwiegend aus Lymphozyten und Antikörpern zusammen.
    Dies dient zum Schutz vor Darm- und Lungeninfektionen.
  • Außerdem besitzt das Kolostrum einen hohen Protein- und Vitamin A Gehalt.
  • Und Vormilch hat einen geringeren Zucker-, Fett- und Kohlenhydratgehalt

Der Vorteil des Kolostrums ist, dass er für dein Kind äußerst leicht verdaulich ist.
Die Ausscheidung des sogenannten Kindspechs (der erste grünlich-schwarze Stuhlgang) wird gefördert und der Magen-Darm-Trakt auf die Verdauung vorbereitet. Dafür sorgen der geringe Fett- und Zuckeranteil der Vormilch. Dein Kind wird somit ganz sanft auf die echte Muttermilch vorbereitet.

Es ist außerdem besonders wichtig, dass dein Baby diese Vormilch erhält, da sie viele Immunglobulin A enthält. Mit einem Anteil von 80 % ist dieser Immunabwehrstoff für den Kampf gegen Krankheitserreger hauptsächlich zuständig.

Phase 2: Übergangsmilch

Drei bis fünf Tage nach deiner Geburt erfolgt der Milcheinschuss.
Solange stillst du dein Baby mit Vormilch und durch diesen Vorgang stellt sich dein Körper von selbst um.

Durch den erhöhten Blutfluss und die Ansammlung von Lymphflüssigkeit kann es passieren, dass deine Brust warm, rötlich und hart wird. Dieser Zustand hält teilweise bis zu 24 Stunden an.

Dieser Phase ist jedoch wichtig, da sich deine Muttermilch nun verändert und sich an die Bedürfnisse deines Neugeborenen anpasst. Der Anteil an Kohlehydraten und Fett sowie die Menge im Allgemeinen steigen.
Die Übergangsmilch erscheint bläulich-weiß und ist wässriger als das Kolostrum.

Phase 3: Reife Muttermilch

Die Entwicklung zur tatsächlichen, weißen Muttermilch dauert ab Entbindung in der Regel zwei bis drei Wochen. Da dein Baby jetzt immer hungriger wird, besitzt sie sehr viel Fett und Eiweiß.
Zusätzlich verfügt sie über Vitamine, Folsäure und ungesättigte Fettsäuren.

Warum kommt es nicht schon während der Schwangerschaft zur Produktion von Muttermilch?

Das hängt mit dem Hormon Progesteron zusammen.
Über Rezeptoren an den Milchdrüsen hemmt es die Bildung der Milch. Dies wird erst aufgehoben, wenn der Progesteronspiegel nach dem Ausstoßen der Plazenta abnimmt.

Was sind die Vorboten der Muttermilch in der Schwangerschaft?

Während der Schwangerschaft kommt es zu keiner effektiven Milchbildung, jedoch sind die Milchbildungszellen bereits ab der 2. Hälfte bereit.

Und das macht auch Sinn!
Würdest du ein Frühchen bekommen, könntest du somit auch dieses ab der Geburt mit Vormilch versorgen.

Woran merkst du aber, dass Milch produziert werden kann?
Zum einen definitiv daran, dass deine Brüste wachsen. Dies kommt nämlich nicht durch Fett zustande, sondern durch die Entwicklung der Milchdrüsen. Deine Brust nimmt bis zu 50 % an Größe zu.
Darüber hinaus kann lange Zeit vor der Geburt Kolostrum aus deinen Brustwarzen austreten. Dies ist kein Grund zur Sorge, sondern ein positives Zeichen, dass du in der Lage bist dein Kind zu ernähren.

Warum ist Muttermilch so wichtig für das Baby und die Mutter?

Natürlich gibt es viele Frauen, die sich ein Stillen nicht vorstellen können und das Füttern mit der Flasche bevorzugen. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Jedoch gibt es auch viele Vorteile, wenn das Kind von der Mutter gestillt wird.

Muttermilch enthält wichtige Enzyme

In der Muttermilch sind mehr als 40 verschiedene Enzyme enthalten.
Diese helfen dem Baby bei seiner Verdauung und dem Aufbau seines Immunsystems. Hinzu kommt, dass die Eisenaufnahme verbessert wird. Das ist wichtig, da Eisen für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich ist.

Muttermilch stärkt das Immunsystem

Es wurde nachgewiesen, dass Stillkinder später weniger anfällig für Allergien sind.
Es wird angenommen, dass es unter anderem an dem hohen Antikörperanteil des Kolostrums liegen kann. Diese Vormilch gilt aufgrund dessen auch als die erste Schutzimpfung des Kindes.
Nach einem Monat beginnt das Immunsystem dann selbst Krankheitserreger abzuwehren.

Muttermilch schafft schlauere Kinder

Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass das Stillen die Kinder klug machen würde.
Jedoch spielen in die Untersuchungen zu viele Faktoren (Umwelteinflüsse, Erziehung usw.) mit ein, wodurch der positive Effekt nicht alleine auf die Muttermilch zurückgeführt werden kann.

Muttermilch schafft eine bessere Mutter Kind Beziehung

Das Stillen fördert die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind.
Durch den Haut-zu-Haut Kontakt wird bei beiden das (Bindungs-) Hormon Oxytocin ausgeschüttet, was ihre innige Beziehung stärkt. Mit dem Stillen empfindet dein Kind ein unvergleichliches Gefühl der Geborgenheit und Ruhe.

Welche Hormone der Muttermilchproduktion bewirken Mutterliebe

Dass Mütter ihr Kind so abgöttisch lieben, hängt mit dem Prolaktin zusammen.
Es wird auch als Mütterlichkeitshormon bezeichnet, da es dafür sorgt, dass die Mutter entspannt und Beschützergefühle in ihr ausgelöst werden.

Das sogenannte Bonding, die enge Beziehung zwischen Mutter und Kind, erfolgt außerdem durch das Saugen an der Brust und dem dadurch ausgeschütteten Hormon Oxytocin.
Nun ist Liebe ein äußerst komplexes Gefühl. Dennoch hat die Natur mit diesem Hormon eine Mutter-Kind-Liebe geschaffen, welche einen evolutionären Vorteil gegenüber verschiedenen Tierarten darstellt.

Welche Komplikationen können bei dem ersten Stillen auftreten?

Leider ist es nicht immer so, dass das Stillen sofort beim ersten Mal einwandfrei klappt.
Hier sind einige Komplikationen, welche beim Stillen immer wieder auftreten können.

Schmerzen

Hat die Mutter zu große Schmerzen beim Füttern ihres Kindes, möchte sie oft sofort abstillen.
Dabei verschwinden die meisten Probleme schon nach kurzer Zeit.

Häufig kommt es in Folge der Kontraktionen der Gebärmutter zu Bauchschmerzen.
Dies geschieht durch das beim Stillen ausgeschüttete Oxytocin und ist überaus sinnvoll. Dies ist der erste Schritt der Rückbildung, damit die Gebärmutter wieder ihre ursprüngliche Größe erhält.

Schmerzen an den Brustwarzen verspüren die meisten Mütter am Anfang, da der Körper das Saugen des Babys nicht gewöhnt ist. Außerdem sorgen die vielen Hormone für extrem empfindliche Brustwarzen.
Des Weiteren kann es zu einem Ansaugschmerz kommen. Dieser besteht in den ersten Sekunden des Stillens und lässt nach, sobald die Muttermilch tatsächlich austritt. Vorbeugen kannst du durch Massagen, die den Milchspendereflex auslösen und somit dafür sorgen, dass die Milch gleich zu Beginn fließt.

Verschlucken

Verschluckt sich dein Baby häufig beim Stillen, liegt dies häufig an einer Hyperlaktation.
Dabei wird mehr Milch produziert, als dein Kind zu sich nehmen kann.
Aber dies wird sich ebenfalls einpegeln, da die Milchbildung auf das Saugen und die Ernährung deines Babys reagiert.

Der Prozess des Abstillens

Gründe für das Abstillen gibt es viele. Vielleicht musst du wieder in deinen Beruf einsteigen oder du hast gesundheitliche Probleme, wie zum Beispiel immer wiederkehrende, schmerzhafte Brustwarzenentzündungen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät dazu Babys mindestens die ersten 6 Monate ausschließlich mit Muttermilch zu füttern.
Gibt man ihm zusätzlich Beikost, kann es bis zu 2 Jahre weitergeführt werden.
Wann das beste Ende der Stillzeit ist, ist dabei immer einzig und allein die Entscheidung der Frau.

Wie funktioniert das Abstillen?

Am besten klappt das Abstillen, wenn du es schrittweise und langsam auslaufen lässt.
Versuchst du es von einem Tag auf den anderen, können deine Milchgänge blockieren und einen Milchstau auslösen. Auch Brustdrüsenschwellungen und –entzündungen sind möglich.

Besser ist…
Ersetze nur nach und nach eine Mahlzeit durch die Säuglingsnahrung.
Sind deine Brüste dabei zu voll, versuche sie ein wenig abzupumpen. Achte aber darauf, dass es keine zu große Menge wird, da sonst die Milchbildung erneut angeregt wird.

Hast du unbegrenzte Zeit zum Abstillen, kannst du auch darauf warten, dass dein Kind diesen Prozess von alleine beginnt. Es wird mit der Zeit seltener kommen und nach Milch verlangen und deswegen die Rückbildung deiner Drüsengewebe anregen.

Wodurch wird die Produktion der Muttermilch nach der Stillzeit verhindert?

Hast du es eilig mit dem Abstillen, bieten sich ein Prolaktinhemmer an.
Dieses Medikament blockiert die Ausschüttung des Hormons, das für die Milchproduktion ausschlaggebend ist.

Am besten funktioniert dieses Verfahren jedoch, wenn du direkt nach der Geburt abstillen möchtest. Nach ein paar Wochen ist für die Bildung der Milch nämlich kein allzu hoher Prolaktingehalt mehr notwendig und das Medikament wäre unwirksam.

Mögliche Komplikationen beim Abstillen

Auch wenn das Abstillen eine größere Freiheit für die Mutter bedeutet, können dadurch auch viele Probleme entstehen.
Die Zubereitung des Essens wird selbstverständlich sehr viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als es beim Stillen der Fall war. Zudem werden auch höhere Kosten auf dich zukommen.

Der wichtigste Punkt ist aber der psychologische Faktor, dass die Mutter im Laufe des Abstillens das erste Mal von ihrem Baby loslassen muss. Ebenso kann es aufgrund des Abfalls des Oxytocinspiegels zu einem starken Traurigkeitsgefühl kommen. Und auch das Kind wird möglicherweise Anzeichen von Unruhe und Schlafschwierigkeit zeigen.
Deshalb ist es in jedem Fall empfehlenswert das Abstillen so langsam und angenehm wie möglich zu gestalten.

Bleibt zu sagen….
Säugetiere, zu denen auch der Mensch zählt, sind die am höchsten entwickelten Lebensformen.
Warum dies so ist, hat etwas mit unserem Sozialwesen und den damit eintretenden Gehirnaktivitäten zu tun.

Wir sind nicht die am höchsten entwickeltste Lebensform, weil wir das größte Gehirn haben.
Nein! Wir wurden zudem, was wir sind – weil wir die sozialste Lebensform sind.

  • Gesichter und Stimmungen beim anderen zu erkennen, erfordert enorme Gehirnleistung
  • Zwischenmenschliche Beziehungen zu durchschauen oder sich merken zu können – wie x-beliebig viele Menschen zueinander stehen – erfordert noch mehr Leistung
  • Sich Gefühle merken und wieder abrufen zu können – ist noch komplexer
  • Konflikte auf x-beliebig viele Arten lösen zu können, erfordert Vorrausicht, Vorstellungsvermögen und Kreativität

Alles was uns Menschen so großartig macht und natürlich auch unsere Negativseiten, rühren aus einem sozialen Gehirn.
Und mit der Muttermilch hat die Natur nicht nur ein Ernährungskonzept geschaffen, sondern dieses Sozial- und Entwicklungskonzept gleich mit integriert.

Muttermilch hat somit auch eine evolutionäre Bedeutung und sorgt für riesige Vorteile beim Kind.


Über den Autor

wissen
Folge Sciodoo und bleibe stets auf dem Laufenden. Schließ dich uns an und abonniere unseren Instagram-Kanal ein. Wir stellen täglich neue Artikel für dich rein.
Weiter zum Kanal>>>
     

Ähnliche Beiträge