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Wie ist Aids entstanden: Entstehung, Ursachen und Entwicklung


Viele Menschen gehen fälschlicherweise davon aus, dass die Krankheit Aids in den 1980er Jahren entstanden ist. Die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung weisen jedoch darauf hin, dass Aids bereits seit den 1930ern existiert und sich durch die Übertragung des SI-Virus vom Affen auf den Menschen entwickelt hat.

Was bedeutet Aids

Aids, das in der medizinischen Fachsprache großgeschrieben wird (AIDS), ist die Kurzform für „acquired immune deficiency syndrome“. Im Deutschen spricht man vom „Akquirierten Immun-Defizienz-Syndrom“. Aids ist demnach eine Immunschwächekrankheit, die mit mehreren spezifischen Krankheitssymptomen einhergeht.

Ausgelöst wird Aids durch eine Infektion mit dem HI-Virus, das in der Regel mit „HIV“ abgekürzt wird. Die Frage nach der Entstehung von Aids muss also genau genommen lauten: Wie ist das HI-Virus entstanden?

Verschiedene Entstehungstheorien zu AIDS

In der wissenschaftlichen Forschung existieren verschiedenen Theorien zur Entstehungsgeschichte des HI-Virus. Die Mehrheit der Aids-Forscher geht davon aus, dass das HI-Virus aus dem bei Affenarten vorkommende SI-Virus (simiane Immundefizienz-Virus) hervorgegangen ist. Das SI-Virus wiederum ist zwischen 32.000 und 75.000 Jahre alt. Wie und wann genau sich das HI-Virus aus dem SI-Virus entwickelt, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt.

Die am häufigsten vertretene Hypothese (die sogenannte Cut-Hunter-Hypothese) geht davon aus, dass sich Menschen bei der Schlachtung oder dem Verzehr von Schimpansenfleisch mit dem SI-Virus infiziert haben. Während das Immunsystem des Menschen das SI-Virus normalerweise abwehren und neutralisieren kann, ist es in wenigen Fällen vermutlich zu einer Anpassung des SI-Virus an den menschlichen Wirt gekommen. Im Zuge dieser Anpassung hat sich das SI-Virus, so die Hypothese, zum heute bekannten HI-Virus entwickelt.

Fälschlicherweise wird heutzutage oft angenommen, dass sich das HI-Virus in den 1980er Jahren entwickelt hat. Während dieser Zeit kam es zwar in den westlichen Ländern zu mehreren Aidsepidemien, über die in den Massenmedien breit berichtet wurde. Allerdings ist es inzwischen wissenschaftlicher Konsens, dass die Übertragung des SI-Virus auf den Menschen und damit die Entstehung des HI-Virus bereits zwischen 1890 und 1930 stattgefunden hat. Als Entstehungsort gelten Westafrika bzw. das zentralafrikanische Land Kamerun.

Allerdings bestehen weiterhin Zweifel, ob es sich tatsächlich nur um einen oder um mehrere Virusherde handelte, aus denen etwa zur gleichen Zeit verschiedene Typen des HI-Virus hervorgegangen sind. Die erste Infektion eines Menschen mit dem HI-Virus erfolgte nach heutigem Wissensstand 1959 bei einem Mann aus der kongolesischen Stadt Kinshasa.

Zu dieser Erkenntnis gelangte man dank einer erhalten gebliebenen Blutprobe des Mannes, bei deren Analyse Antikörper gegen das HI-Virus festgestellt werden konnten. Weitere vor den 1980ern mittels Blut- und DNA-Proben nachgewiesene HIV-Fälle betreffen eine kongolesische Frau (1960), einen amerikanischen Jugendlichen (1969) und einen norwegischen Matrosen und dessen Familie(1976).

Durch den Vergleich der Blutproben dieser vier Fälle kam man zu dem Ergebnis, dass sich der kongolesische Mann und die norwegische Familie mit unterschiedlichen Typen des HI-Virus infiziert hatten, die auf einen gemeinsamen Vorgängervirus zurückgehen mussten. Diesen Vorgängervirus datierte man auf die Zeit zwischen 1940 und 1950. Andere Forscher gehen jedoch von einer noch früheren Entstehung des HI-Virus aus.

Die Genetikerin Bett Corber vom Los Alamos National Laboratory etwa geht davon aus, dass HIV bereits 1931 entstanden ist. Ihr Kollege Michael Worobey, ein Evolutionsbiologe der University of Arizona, glaubt hingegen, dass die Gründung der Kolonialstädte eine wesentliche Ursache für den Spillover (die Übertragung eines Krankheitserregers von Tieren auf Menschen) sind. Seiner Einschätzung nach entwickelte sich der HI-Virus bereits zwischen 1884 und 1924.

Verschwörungstheorien zur Entstehung von Aids

Im Rahmen des Kalten Krieges wurde sowohl vom sowjetischen KGB als auch von der Stasi, dem Geheimdienst der DDR, das Gerücht verbreitet, HIV sei von amerikanischen Forschern künstlich hergestellt worden. Das HI-Virus, so die Behauptung, stamme aus dem amerikanischen Militärlabor Fort Detrick, wo man an Möglichkeiten zur biologischen Kriegsführung arbeite.

In diesem Zusammenhang hätten die US-Forscher versucht, Viren aus Afrika genetisch zu verändern. Bei diesen Versuch sei schließlich das HI-Virus aus einem amerikanischen Labor entwichen und habe sich rasch in der Bevölkerung verbreitet. Diese Theorie gilt heute als Desinformationskampagne des Warschauer Paktes und spielt in der medizinischen Forschung keine Rolle.

Aids als Krankheit

Es ist wichtig zu verstehen, dass alle oben beschriebenen HIV-Fälle nachträglich festgestellt wurden. Die Aids-Forschung bzw. die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem HI-Virus begann erst in den 1981 mit einem Bericht des amerikanischen Arztes und Immunologen Michael S. Gottlieb, der sich Sorgen um eine seltene Form der Lungenentzündung machte, die er bei fünf seiner Patienten diagnostiziert hatte.

Nachdem Kollegen Gottliebs ähnliche Berichte vorlegten und sich herausstelle, dass alle erkrankten Patienten homosexuelle Männer waren, gingen die Wissenschaftler von einer sexuell übertragbaren Immunschwäche als Ursache für die seltene Lungenentzündung aus.

Obwohl es noch keine offizielle Bezeichnung für das neue Krankheitsbild gab, wurde allgemein von „Gay Related Immune Deficiency“ (GRID) oder von „Gay People´s Immuno Deficiency“ (GIDS). Durch die Erhebung weiterer epidemiologischer Daten stellte man jedoch fest, dass die neue Krankheit auch heterosexuellen Menschen auftrat, die entweder drogensüchtig waren oder im Rahmen einer medizinischen Behandlung Blut empfangen hatten.

Die Hypothese von der ausschließlichen sexuellen Übertragung musste also korrigiert und um die parenterale Übertragung (die Übertragung durch eine Infusion oder eine Injektion) ergänzt werden. Aus diesem Grund wurden die Bezeichnungen GRID bzw. GIDS verworfen und 1982 die bis heute offizielle Bezeichnung AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) eingeführt.

Erste Isolation des HI-Virus

Die erste Isolierung des HI-Virus erfolgte 1983 durch eine französische Forschergruppe unter der Leitung des Virologen Luc Montagnier. Als Virusisolierung wird in der Medizin eine Methode zum Nachweis eines Krankheitserregers bezeichnet, bei der der betreffende Erreger im Labor gezielt vermehrt wird, um eine eindeutige Identifizierung und Charakterisierung des Erregers vornehmen zu können.

Montagnier und seine Kollegin Françoise Barré-Sinoussi bezeichneten den isolierten Erreger zunächst als Lymphadenopathie-Virus (LAV) und vermuteten eine kausale Beziehung zwischen LAV und der Krankheit AIDS. Ein Jahr später wurde von amerikanischen Krebsforschern ein weiteres Virus entdeckt, das als Ursache für Aids infrage kam.

Dieses bei mehreren an Aids erkrankten Patienten nachgewiesene Virus wurde als Human T-cell Lymphotropic Virus-III, kurz HTLV-III, bezeichnet. Allerdings fand man bereits 1985 heraus, dass es sich bei LAV und HTLV-III um ein identisches Virus handelt. Daraufhin wurde 1986 der bis heutige gültige Terminus HI-Virus bzw. HIV eingeführt.


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