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2 Gründe, wieso Europa Europa heißt: Wortherkunft, Ursprung, Bedeutung


Es gibt für die Bezeichnung des Kontinents Europa zwei Erklärungsmodelle: eines aus der Sagenwelt und ein sprachwissenschaftliches, das sich auf die bloße Wortherkunft bezieht. Beiden gemein ist ein Ursprung des Namens im Nahen Osten, von wo er nach Griechenland gelangte. Ein griechischer Gelehrter führte den Begriff dann auch allgemeingültig für den gesamten heutigen europäischen Kontinent ein.

Die Sage von Europa

Der Name Europa soll einen mythologischen Ursprung haben und der griechisch-römischen Mythologie (von altgriechisch μῦθος mythos = „Erzählung, Rede“) entstammen. Es gibt verschiedene Fassungen der Sage von Europa, die aus den Federn von Homer, Moschos und Ovid stammen.

Alle drei waren wichtige Dichter des Altertums. In Homers Ilias ist Europa die Tochter des Phoinix, in Ovids Metamorphosen die dessen Vaters König Agenor und der Telephassa. Gemein ist Europa in allen Fassungen, dass sie die Tochter des phönizischen Königs ist.

Die Phönizier waren ein semitisches Volk, das den östlichen Mittelmeerraum bewohnte. Das Siedlungsgebiet der Phönizier befand sich auf den heutigen Gebieten Israels, des Libanons und Syriens. Als große Seefahrernation sollten die Phönizier später Handelsrouten rund ums Mittelmeer etablieren. Zu Zeiten der sagenhaften Europa besiedelten sie jedoch nur das Stammland im Nahen Osten.

Da sich die Namen der Götter in der griechischen und römischen Mythologie unterscheiden, obwohl die Geschichten im Wesentlichen übereinstimmen, werden im Folgenden die griechischen Namen verwendet und die römischen bei der Erstnennung in Klammern angegeben.

In allen Fassungen des Mythos verliebt sich der Göttervater Zeus (Jupiter) in die hübsche Königstochter Europa. Zeus war berüchtigt für seine vielen Liebeleien mit Göttern und Sterblichen gleichermaßen, weshalb seine Gemahlin Hera (Juno), die zudem die Göttin der Ehe war, berechtigter maßen eifersüchtig und leicht reizbar war.

Zeus musste also einen Weg finden, den argwöhnischen Blicken seiner Frau zu entgehen, wollte er mit Europa zusammenkommen. So verwandelte Zeus sich in einen prächtigen weißen Stier mit kleinen Hörnern, um sowohl Männlichkeit als auch Friedfertigkeit auszustrahlen. In dieser Gestalt mischte sich der Göttervater unter eine Herde königlicher Stiere, die Hermes (Mercurius) zuvor am Strand von Sidon, einer Küstenstadt im heutigen Libanon, zusammengetrieben hatte.

Hier spielte Europa mit ihren Freundinnen. Zeus näherte sich Europa vorsichtig an und gewann so ihr Vertrauen. Als die Furcht der Königstochter vor dem Stier einmal überwunden war, spielte sie mit ihm, fütterte und streichelte ihn und band sogar Blumen um seine Hörner. Irgendwann stieg sie dann gar auf den Rücken des Stieres, der daraufhin mit Europa aufs Meer hinausschwamm.

Zeus brachte Europa bis nach Kreta, wo er seine Stiergestalt ablegte und sich ihr offenbarte. Die beiden schliefen miteinander und zeugten drei Söhne: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Diese wurden später von Europas kinderlosen Ehemann Asterios, dem kretischen König, adoptiert. Alle drei wurden später selbst mächtige Herrscher und nach ihrem Tod Richter in der Unterwelt, wobei Sarpedon hierbei manchmal durch seinen Halbbruder Aiakos ersetzt wird. Das Land, an dem Europa und Zeus angelandet waren, trug von da an ihren Namen: Europa.

Etymologie des Wortes Europa

Unter Etymologie versteht man die Wortherkunft, denn natürlich gibt es nicht nur eine mythologische, sondern auch eine sprachwissenschaftliche Herleitung für das Wort „Europa“ als Bezeichnung für den Kontinent.

Zunächst einmal heißt Europa im Altgriechischen eigentlich Εὐρώπη (Eurṓpē). Europa ist der eingedeutschte Name der mythologischen Figur und des Kontinents. Man geht davon aus, dass der Name aus Sicht der Griechen als ein Kompositum (Wortzusammensetzung) aus εὐρύς (eurýs = „weit, breit“) und ὄψ (óps = „Sicht, Gesicht“) aufgefasst wurde und demnach mit „die mit der weiten Sicht“ oder „die Breitgesichtige“ übersetzt werden könnte.

Allerdings ist dies vermutlich nicht die eigentliche Herkunft und das Wort wurde in Wahrheit nur gräzisiert, also aus einer fremden Sprache in die griechische eingegliedert. Sprachwissenschaftler vermuten, dass sich „Europa“ aus einer semitischen Sprache ableitet. Dies würde auch zum Ursprung der mythologischen Europa in Phönizien passen. So existiert im Phönizischen das Wort erob, was „Abend“ oder „Westen“ bedeutet. Es wäre somit wohl ein Verweis auf das Abendland, also den heutigen europäischen Kontinent.

Aber auch eine Herleitung aus dem Akkadischen wäre denkbar. Akkadisch war eine im Nahen Osten bis ins erste nachchristliche Jahrhundert weitverbreitete Sprache und wurde im heutigen Syrien und in Mesopotamien gesprochen. Mesopotamien war das von Alexander dem Großen (eigentlich: Alexander III. von Makedonien; 356 v. Chr. bis 323 v. Chr.) so benannte Land zwischen Euphrat und Tigris – griechisch: μέσο ποταμοι (méso potamói = „zwischen den Flüssen“). Man spricht im Deutschen auch vom Zweistromland.

Im Akkadischen existiert das Wort erebu = „untergehen“, was darauf verweisen könnte, dass im von Mesopotamien aus westlich gelegenen Europa scheinbar die Sonne unterging. In beiden Fällen könnte man Europa also frei mit „Abendland“ übersetzen.

Geschichte der Verwendung des Begriffs

Bei den alten Griechen war der Begriff „Europa“ bzw. „Eurṓpē“ zunächst nur eine Bezeichnung für die Peloponnes, eine Halbinsel im Süden Griechenlands, nordwestlich vom im Mythos so bedeutenden Kreta.

Erst der griechische Schriftsteller, Historiker und Geograf Hēródotos von Halikarnassos (vermutlich 490 v. Chr. bis 430 v. Chr.), eingedeutscht Herodot, gab dem Begriff seine heutige Bedeutung. Als Geograf bezeichnet man Personen, die die Welt vermessen und kartografieren, also in Form von Landkarten festhalten.

Herodot führte die Bezeichnung „Europa“ bzw. „Eurṓpē“ für die gesamte Landmasse nördlich des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres ein. So grenzte er sie von Asien (altgriechisch: Asía) und Afrika (altgriechisch: Libýe) ab.


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