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Minoer und minoische Kultur als erste Hochkultur Europas


Die Minoer bzw. die minoistische Kultur gilt als älteste Hochkultur Europas. Das Zeitalter des Minoikum umfasst die Jahre zwischen 2600 v. Chr. bis 1150 v. Chr.

Minoer: Zeiteinteilung und Epochen

In der Geschichte der Menschheit gab es zu allen Zeiten mehr oder weniger hoch entwickelte Gesellschaften. Völker mit gemeinsamer Sprache und Schrift, Religion, kulturellem Leben und einer organisierten Armee werden heute als Hochkulturen bezeichnet.

Die ältesten Hochkulturen waren in frühester Menschheitsgeschichte in Afrika und Asien angesiedelt. Erst später, im Bronzezeitalter, entstand im Mittelmeerraum die minoische Kultur als älteste Hochkultur Europas.

Das Zeitalter der Minoer kann heute in drei Abschnitte aufgeteilter werden:

  • Frühminoische Epoche von 2600 bis 2000 v. Chr.
  • Mittelminoische Epoche von 2000 bis 1600 v. Chr.
  • Spätminoische Epoche von 1600 bis 1150 v. Chr.

Über eine Spanne von etwa 1500 Jahren herrschten die Minoer auf der griechischen Insel Kreta. Zur Namensgebung diente der kretische König Minos, Sohn des Götterkönigs Zeus, der vermutlich im 15. Jahrhundert v. Chr. auf Kreta regierte. Die Bezeichnung „minoisch“ legten Archäologen im 19. Jahrhundert n. Chr. fest. Wie die Minoer sich selbst nannten, ist nicht überliefert.

Nach vergleichsweise kurzer Zeit verschwand die moderne, technisch fortschrittliche und friedliche Gesellschaft so schnell, wie sie erschienen war. Hinterlassen hat sie nur wenige Relikte, die es heute ermöglichen die Kultur zu erforschen und zu verstehen.

Ursprung der minoischen Kultur: Woher kamen die Minoer?

Noch heute ist unklar, woher die ersten Minoer kamen. Belege für die zahlreichen Theorien gibt es wenige. Lesbare Quellen und übersetzbare Schriftstücke existieren nicht. Eine Theorie besagt, dass es sich um die ursprünglichen Bewohner der Insel Kreta handelte, die seit ca. 9000 v. Chr. auf der Insel siedelten. Sie waren als Jäger und Sammler gekommen und ließen sich als Bauern nieder.

Die Gesellschaft entwickelte sich selbstständig und ohne äußere Einwirkungen zu einer Hochkultur. Ein zweiter Ansatz besagt, dass die Minoer ursprünglich aus Ägypten stammten. Begründet wird die Theorie mit Ähnlichkeiten zwischen kunstvollen Malereien in minoischen Tempelruinen und ägyptischen Tempelmalereien. Zuletzt erkannten Archäologen Parallelen zu anderen Kulturen aus Syrien, Palästina oder Anatolien.

Letztendlich existieren keine soliden Quellen. Selbst Genanalysen anhand minoischer Gräber führen bis heute zu widersprüchlichen Erkenntnissen über die Herkunft der Minoer.

Warum kann die minoische Kultur als Hochkultur bezeichnet werden?

Der britische Archäologe Arthur Evans gilt als Entdecker der minoischen Kultur. Er beschäftigte sich, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eingehend mit der mysteriösen, bisweilen gesichtslosen Gesellschaft. Eingehend untersuchte er, wie sich die Hochkultur im Mittelmeer entwickeln konnte.

Bei seiner Forschungsarbeit stellte Evans fest, dass Kreta eine große Anzahl an Vorzügen bot, die die Ausbildung einer minoischen Gesellschaft begünstigten. Fruchtbare Böden und ein ausgewogenes Klima erleichterten den Ackerbau. Hinzu kamen ein Ressourcenreichtum und eine offenbar große Kreativität der Einheimischen die Ressourcen zu nutzen.

Intellektuelle Bürger entwickelten in kurzer Zeit eine eigene Bilder- und Linearschrift sowie einen eigenen, architektonischen Baustil. Gebäude über mehrere Etagen waren komfortable mit Toiletten, Wasserleitungen und Baderäumen ausgestattet. Luxuriöse Paläste mit farbenfrohen Wandmalereien und Fresken entstanden überall auf der Insel.

Besonders gut erhalten ist heute noch der Palastkomplex von Knossos. Hinzu kam der Aufbau einer Seeflotte, die ihrer Zeit weit voraus war. Mit Hilfe der Flotte konnten die Inselbewohner die Gewässer der Ägäis beherrschen. Auf Augenhöhe trieben sie weitreichenden Handel und pflegten diplomatische Beziehungen zu anderen Völkern des Mittelmeerraums. Die Seeflotte bot zudem einen Schutz vor potentiellen Angreifern über den Seeweg.

Beeindruckend fortschrittlich präsentierten sich die Minoer mit Ihrer Vorstellung von Religion und dem einhergehenden Frauenbild. Nach heutigen Erkenntnissen stand an der Spitze der minoischen Naturreligion eine Schlangengöttin. Sie stellte eine Kombination aus Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttin dar und bekräftigte die hohe, soziale Stellung der Frau.

Ergänzt wurde die Religion durch verschiedene Kulte, wie dem Stierkult (welchem die Sage des Minotaurus entspringt) oder dem Baumkult. Die Überreste der ausgeprägten, kunsthandwerkliche Fähigkeiten zeugen noch heute von der hochentwickelten Kultur der Minor.

Das Ende der Minoer und der Untergang der minoischen Hochkultur

Ebenso unklar wie die Herkunft der Minoer ist ihr schnelles und unerwartetes Verschwinden. Aufgrund von Ausgrabungsfunden an den Ruinen der einstigen Hochkultur gehen Archäologen davon aus, dass es um das 15. Jahrhundert v. Chr. Brände und weitreichende Zerstörungen auf der Insel gab. Vermutlich war ein Ausbruch des Vulkanbergs Santorin und damit verbundene Fluten, Feuer und Erdbeben die Ursache.

Die Flotte wurde in großen Teilen zerstört und die Gesellschaft dauerhaft geschwächt. Dies wiederum erleichterte es mykenischen Heerfürsten um 1400 v.Chr. mit kriegerischen Attacken die Insel zu übernehmen. Die Mykener kamen vom europäischen Festland und übertrugen Stück für Stück ihre eigene Kultur auf die der Minoer.

Bis etwa 1200 v.Chr. lebte die minoische Kultur unter mykenischem Einfluss weiter bis sie nach der feindlichen Invasion der Dorier gänzlich verschwand.


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